1809, 14. Januar.


Mit Charlotte von Schiller

Sonst sah ich [Abeken] Goethe... bei Johannes Falk, dem bekannten Satiriker... einmal in einer komischen Situation. Falk nämlich, der damals immer seltsame Dinge im Kopfe hatte und in die Gesellschaft Geistreiches zu bringen bemüht war, ließ, um eine große, bei ihm versammelte Gesellschaft zu unterhalten, in einem selbsterfundenen chinesischen Schattenspiel Scenen aus Goethe's »Faust« darstellen, wozu hinter dem, die Schattenbilder aufnehmenden Vorhange von ihm und einer damals reisenden Virtuosin, Fräulein v. Winkel, aus dem Gedichte declamirt wurde. Da kam [52] es mir nun äußerst komisch vor, wie diese aus schwarzem Papier geschnittenen, fingerlangen Püppchen, die Gretchen, Valentin, Faust und Mephistopheles vorstellen sollten, vor Goethe's Augen sich hin und her bewegten. Er sah das ganz ruhig an; am andern Tage sagte er zu Frau v. Schiller: es sei ihm vorgekommen, als ob er schon hundert Jahre todt gewesen.

[53]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1809. 1809, 14. Januar. Mit Charlotte von Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A714-E