Hochgebietender Herr Geheimer Staats Minister
(Ewr)Euer Excellence haben für die Lehranstalten
eine so rege Sorgfalt, und haben dieselbe
auf das Neue bey {zu der} besetzenden
[153v]Lehrstelle in Breslau so lebhaft gezeigt,
dass ich es für meine Pflicht halte,
Ewr Excellenz unterthänigst zu melden,
dass der Doctor Purkinke, Verfasser der
Schrift über das subjective Sehen, und
eines Aufsatzes über den Schwindel, von
dem bey Besetzung jener Stelle die Rede
war, hieher gekommen und noch hier
befindlich ist, so dass ich näher über
ihn berichten kann.
Ich bin sowohl auf dem Museum, als
in meinem Hause viel mit ihm zusammen
gewesen, und habe1 ihn überall, wo von
Anatomie, Physiologie oder Pathologie
die Rede war, sehr tüchtig gefunden. Es
ist ein Mann von sehr ernstem Streben;
Mancher möchte es sogar etwas pedantisch
finden, allein das ist nur der lebendige
Eifer, der so oft durchbricht: wollte
Gott, alle Gelehrten wären in dem Sinn
pedantisch. Er spricht gut, und hat schon
[154v]einen Professor suppliren müssen, hält auch
lateinische und deutsche Vorlesungen, und ist schon
zweymal zu einer Professur (der Physiologie in
Pesth) (und der Anatomie in Grätz) in Vorschlag gewesen.
Auf jeden Fall würde die Stelle in Breslau
durch ihn sehr gut besetzt, falls (Ewr)Euer Excellence
nicht schon andere Absichten deshalb hegen. Er ist 35 Jahre alt.2
(Ewr)Euer Excellence dieses mein gehorsamstes Schreiben
nur als einen Beweiss der Verehrung ansehen
werden, mit der ich die Ehre habe zu seyn
(Ewr)Euer Excellence
untertänigsterDKARudolphi
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- TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 25. Oktober 1822. Rudolphi an Altenstein. Z_1822-10-25_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk âZur Farbenlehreâ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001B-FB0E-A