[210] [...] Maler Raabe hat aus Neapel geschrieben, woselbst er durch unseres Gesandten von Ramdohr Fürsprache die Erlaubniß erhalten hat, im Herculanischen Museum zu copiren. Es ist also von dort eine Sendung zu erwarten.

[...] [211] [...]

Für den Aufsatz des Herrn Schubarth bin ich sehr dankbar, und werde, nach besorgter Abschrift, ihn nächstens zurückgehen lassen. Das stimmt alles gut mit einander überein, und gibt ungemeine Hoffnungen. Wie sehr ich bereit bin, diese zu befördern, darf ich nicht erst sagen; um dazu die Wege zu bahnen, muß man aber mit Bedacht vorgehen. Sie wissen, was von den Regierungen unterstützt, befördert werden soll, muß einen gewissen namhaften Titel für sich haben, besonders in einem Lande, wie das unsrige, welches seit Jahren etatsmäßig regiert worden ist, wenn auch jetzt nur noch der Schein davon vorhanden wäre. Kurz, man muß sagen können, was er will, und wozu das nutzt. Das wird dem Herrn schwer begreiflich zu machen sein; allein am Ende kommt es nur auf irgend eine Formel, eine Redensart an, wenn sonst der[212]gute Wille gewonnen ist, und dies läßt sich hoffen. Damit nun aber der junge Mann wisse, woran er ist, und wie die Welt aussieht, deren Kreis er bisher noch nicht berührt hat, und die doch in der Folge von Innen und von Außen viel auf ihn influiren wird, und damit man gewiß sei, wie am besten seine Zwecke zu befördern seien, und welche Mittel dazu erforderlich werden, ist es wohl nöthig, daß er hierher kommt, und ich dächte, wenn er bei Ihnen sich sattsam erquickt und erwärmt hat, wozu ich ihm die unbeschränkteste Muße von Herzen wünsche und gönne, möchte er sich für eine kurze Zeit zu uns wenden, und dann erst seinen weiteren Plan abschließen. Stelle Ihrem Gutbefinden anheim, ob Sie ihn dies seiner zeit anrathen wollen, oder ob es sonst besser ist, zu erwarten, welchen Gang er einschlagen mag; denn er verdient das größte Vertrauen.

[...]

In diesem Augenblick erhalte ich Ihr Werthes von 13. und erfreue mich mit Ihnen des besonnenen Urtheils unseres Freundes Schubarth über jene poetische Erscheinung aus dem Osten, über die ich gestern nach erstem flüchtigen Eindruck sprach. Gern lasse ich es mir gefallen, da es nicht stört, was mich daran ergötzt hat, und mich leiten wird, bei Muße mich des Einzelnen näher bewußt zu werden. Eine solche Critik kann mir das Product nur um so lieber machen. Daß Schubarth so bald zu Ihnen kommt, erfreuet mich gar sehr. Lassen Sie ihn sich dort einheimisch machen. Ich werde indessen nicht ermangeln, auf ihn, wo es belohnt, aufmerksam zu machen und einen Antrag vorzubereiten. Seinen Aufsatz lasse ich hiemit zurückgehen, nachdem ich eben die Abschrift erhalten habe.

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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 18. u. 19. September 1820. C. L. F. Schultz an Goethe. Z_1820-09-18_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-12E4-C