[251]

Auf Ihr werthes Schreiben, mein Theuerster, antworte vorläufig und in Eil: daß ich Ihre Wünsche suchen werde zu befriedigen und Ihre Absichten, zu denen ich viel Vertrauen hege, zu fördern. Empfangen [252]Sie also hier zuerst die Tabelle meiner Farbenlehre; denken Sie solche durch, inwiefern Sie selbige Ihrem Vortrage zu Grunde legen wollen.

Sodann erhalten Sie Abschriften von zwey seit mehrern Jahren aufgesetzten Apparat-Forderungen; gehen Sie solche mit Ihrem Mechaniker durch und bilden Sie sich ein vollständiges Schema. Ich werde das Gleiche thun und wir communiciren alsdenn darüber. Mehr sage ich nicht, damit dieses vorläufig fortkomme und Sie von meinem Vertrauen und Antheil versichere.

Mit den besten Wünschen
Goethe.
[42r]Abschrift.

Apparat.

  • Dunkle Kammer
  • Keine großen Umstände sind nöthig.
  • Jedes gegen die Sonne gerichtete Zimmer läßt
    sich dazu einrichten.
  • Es ist gut, wenn es hinterwärts oder an der
    Seite noch ein Fenster hat.
  • Man muß ihm alle Grade des Hellen und Dun-
    klen geben können.
  • Es ist gut wenn sich dasselbe vollkommen verfins-
    tern läßt.
  • Doch nur in wenigen Fällen ist eine ängstliche
    Sorgfalt nöthig.
  • Zwey Oeffnungen im Laden sind übereinander
    anzubringen.
  • An der Oeffnung ein Bret und eine bewegliche
    Kugel mit einem Rohre.
  • Imgleichen Bleche mit Löchern von verschiede-
    ner Größe.
  • Ein fester Tisch, deßen Platte gedreht und
    hinauf und herabgelaßen werden kann.
  • Verschiedene Rahmen mit weiß besonders auch
    mit grau Pappier überzogen, zum Auf-
    fassen der Erscheinungen
ad I.
  • c. Eine Pappe, halbschwarz und weiß getheilt,
    mit zwey gleich großen schwarz und weißen
    runden Flächen.
  • e. Farbige Papiere aller Arten.
ad II.
  • a. Opalglas von verschiedener Trübe und Stärke.
  • Andere trübe Mittel z. B. Silber auf Glas
    aufgeschmolzen.
  • Trübe feuchte Mittel.
  • b. Paralellepipede mit Glas auf beiden
    Hauptseiten.
  • Dergleichen Kästchen mit einem Glasboden.
  • Schwarz und weiß angestrichene Bleche.
  • Prisma von fünf Graden bis zum rechten Win-
    kel, die von 15 Graden sind die brauchbars-
    ten zu vielen Versuchen.
  • Prismen von verschiedenen Glasarten.
  • Großes hohles Prisma mit Waßer zu fül-
    len.
  • Verschiedene Linsen besonders eine sehr große.
  • {Abhromatisch}, dreyfach zusammengesetztes Pris-
    ma.
  • Desgleichen ein englisches Objectivglas.
  • Bewegliche Schirme mit schwarz und weißen und
    farbigen Figuren. S. Tab. II a. u III.
  • c. Dünner Stahldrath.
  • Silberplättchen mit eingegrabenen Strichen.
  • Flindern
  • Perlmutter.
  • Federn der Vögel.
  • Lackaufstrich.
  • d. Vorrichtung um Nadel- und Meßerspitzen
    so wie auch Haare zu beobachten.
  • Meßerklingen, die nahe aneinander
    gebracht werden können.
  • Flor.
  • e. Geschliffene Spiegelplatten ohngefähr eine
    Spielkarte groß.
  • f Zu Seifenblasen die feinste Seife.
ad III.
Auswahl aus einem Apparat chemischer Rea-
gentien.
  • a. Angelaufene Metalle.
  • b. Massicot.
  • Turbith.
  • Vegetabilisches Gelb.
  • c. Mennige.
  • Zinnober.
  • Gurkuma.
  • d.Safflor.
  • e.Lakmus
  • f.Berlinerblau und Indig.
  • g.Sehr feine Pigmente.
  • h.Farbige Scheiben, dazu ein Schwungrad.
  • i.Farbige Gläser.
  • k.Mineralisch Chameleon.
  • l.Farbige Folie.
ad D.
  • a.Verschiedene einfach und buntfarbige {Zeuche}.
  • b.Nach Principien colorirte Zeichnungen.
ad E.
  • g.Gläserner Würfel und Apparat dazu.
  • h.Apparat zu Verbindung der Linsen und
    [43v] Prismen.
  • Zu Umkehrung der Pole bey mehrmaliger
    Durchlaßung
  • Zu Verbindung der objectiven und subjectiven
    Versuche.
  • i. Wiederhohlung der nach obiger Angabe schon
    vorräthigen und derer zu den besondern
    Zwecken der Newtonischen Lehre noch nö-
    thigen Vorrichtungen.
  • k.Größere und kleinere Glaskugeln von
    geschliffenem Glas oder hohl; lezteres
    beßer, um nach Anleitung des Antonio
    de Dominis Tab. 15 darzustellen was in
    Regentropfen vorgeht.
  • Eine gute Feuerspritze mit einer Wind-
    blase, um den künstlichen Regen zu be-
    wirken.
  • Landschaft mit dem Conus zur Versinnlichung
    der Erscheinung des Regenbogens.
[44r]Abschrift.
  • 1.Eine Tafel mit einer Oeffnung von 3 Zoll Dia-
    meter, an welcher die Vorrichtung angebracht ist,
    durch den Zug einer Linie die Oeffnung zu ver-
    schließen, oder zu öffnen. §. 309
  • 2.Um das Verhältniß des Zeitmaaßes dieser Er-
    scheinung zu finden, könnte ein kleiner Secunden-
    Zähler, welcher bey jeder Pendel-Schwingung durch
    einen Glockenschlag die Secunden anzeigte nicht un-
    brauchbar seyn, besonders da sich das Auge bey
    diesem Versuche in der Dunkelheit, mit den Far-
    ben, und nicht mit der Zeit beschäftigen kann.
  • 3.Rothe, Orange, Gelbe, Blaue, Grüne, Purpur,
    und Opalgläser, so gefaßt daß man sie über-
    einanderschieben kann um nicht allein die ver-
    schiedenen Combinationen der Farben zu beo-
    bachten, sondern auch zu den Versuchen zu §. 55.
    68. 570 p. zu gebrauchen.
  • 4.Ein runder Spiegel, um den Boden des Ge-
    fäßes spiegelartig zu machen. §. 80. 224.
  • 5.Ein cubisches Gefäß von Blech zu §. 187. 188.
  • 6.Ein Cubus von Glas 3 Zoll groß §. 196.
  • 7.Ein Vergrößerungsglas von 2 Zoll Focus
    zu § 199. 200.
  • 8.Zwey rechtwinkligte Prismata von 8 Zoll
    Länge auf einem Gestelle so aufgestellt
    [44v] daß sie horizontal und vertikal um ihre Axe
    bewegt können; die letzte Bewegung
    ist zu dem Versuche § 205. nothwendig.
  • 9.So nun solche Spiegel Doppelbilder darstellen,
    deren Flächen nicht {paralell} sondern prisma-
    tisch sind, dieses aber, besonders bey großen
    Spiegeln nicht so häufig der Fall ist, so dürfte
    es nicht unangenehm seyn, bey dem Apparat
    einen solchen prismatischen Spiegel zu finden.
  • 10.

    Das große Wasser Prisma, 12 Zoll lang und
    jede Seite 4 Zoll breit auf dieselbe Art auf-
    gestelt wie es Herr v. Goethe beschreibt.

    Viel leichter und besser dürfte es bey dem
    Gebrauche seyn, wenn die 3te Seite auch mit
    einer Glasplatte verschloßen wäre, man
    könnte dann den hohlen Raum des Prisma
    bis auf eine kleine Luftblase ganz mit Flü-
    ßigkeit anfüllen, bey dieser Einrichtung
    wird der Vortheil erhalten, das Prisma
    in jede Lage zu bringen, ohne das Unan-
    genehme zu haben, das Waßer zu ver-
    gießen.

  • 11.An das Waßer-Prisma laßen sich fer-
    ner anschieben 1) eine Tafel worin fünf far-
    bige Gläser von der Größe eines ž Zolls
    nach der gewöhnlichen Ordnung befestiget sind,
    [45r] als Orange, Gelb, Grün, Blau, Violet.
  • 12.Da es der Versuch § 331. nothwendig macht,
    schwarze Scheiben und  auf eine Seite des
    Prismas zu befestigen, wodurch aber das
    Prisma sehr beschmutzt wird; diesem Uebel
    dürfte ein Rahmen abhelfen (von der
    Größe, daß er sich in die am Prisma be-
    findlichen Näthe einschieben läßt) worin eine
    runde und förmige Scheibe durch schwache
    Dräthe befestiget ist.
  • 13.Eine schwarze Tafel von derselben Größe
    mit einer ovalen Oeffnung zu § 333.
  • 14.Einige mattgeschliffene Glastafeln zu
    § 341.
  • 15.Ein zusammengesetztes Prisma von Kroun
    und Flendglas auf ein Gestell zu §. 346. 347 p.
  • 16.Ein zusammengeseztes Objectionsglas von
    denselben Glasarten zu §. 348.
  • 17.Eine Röhre von 12 Zoll Länge, deren
    Oeffnungen durch verschiedene Ausschnit-
    te verengt sind. zu §. 415. 416. 425.
  • 18.Ein Concav- und Convexglas, welche durch
    die Bewegung einer Schraube gegeneinan-
    der gepreßt werden können zu §. 432.
  • 19.Zwey Plangläser mit derselben Vorrichtung § 456. 459.
  • 20.

    Ein sehr sensibler Thermometer mit einem Spie-
    gel von großer Oberfläche zu dem Versuch
    §. 674. 675. 676.

    [45v]

    Um die kleinste Veränderung dieser Instrumente
    beobachten zu können muß er mit einerm1 Nonius2
    versehen seyn, der die gewöhnlichen Thermometer-
    Grade wieder in 10 kleine Theile eintheilt.

  • 21.In den Apparat gehört ferner ein kleines
    Schwungrad von 6 Zoll Diameter; auf mehrern
    Scheiben, welche sich auf das Rad befestigen la-
    ßen, sind verschiedene Farben in Kreisen neben-
    einander angebracht, zu dem Versuch § 561.

Ein Kästchen, 14 Zoll lang 6 Zoll hoch und breit
kann diesen Apparat (außer den weiter unten
angeführten Tafeln, welche sich am besten in
einer Mappe aufbewahren laßen) recht gut
aufnehmen.

  • 1. Eine schwarze und weiße Tafel z. § 43. 49. 56.
    58. 76.
  • 2. Einige große Brustbilder von der entgegen-
    gesezten Farbe, welche die Natur zeigt. §. 52. 53.
  • 3. Geblümten Musselin auf eine grüne Tafel
    gezogen §. 57.
  • 4. Zwey Tafeln mit Oeffnungen von bestimmter
    Größe §. 398.
  • 5. Die zwey eingeschalteten Tafeln in einem
    sechsmal größeren Maßstabe.

Alle übrige 9 Tafeln zur Erklärung dieser
Farbenlehre können die Größe von 12 Zoll
 haben.

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Nonius]
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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 30. Januar 1822. Goethe an von Henning. Z_1822-01-30_c.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-16C9-7