✍Über die Copien
des Herrn Hauptmann Raabe -
nach Herkulanischen Gemälden.
[28r][29r] Der Großherzoglich Darmstädtische
Hofmaler Hr. Hauptmann Rab1 Raabe,
gekannt von vielen unserer Freunde,
weil er in mehreren Städten Deutsch-
lands durch Bildniße in Mignatur
in Öhlfarben und in Aquarell, wohl
gleichend und niedlich ausgeführt
sich Beyfall erworben; reißte schon
vor zwey Jahren nach Italien wo-
hin ihm neben andern in verschiedene
Fächer der Kunst einschlagenden Auf-
trägen von seiner Behörde auch der
gegeben ist: zweckmäßige Studien
für die Lehre von der Harmonie der
Farben nach Vorbildern der alten und2
sowohl als der neuern Malerey zu
verfertigen.
Diesem Theil der erhaltenen Auf-
träge Genüge leistend hat Hr. Raabe
bereits im Sommer des vergangenen
Jahrs, zwey kleine colorirte Zeich-
nungen nach Freskogemälden des
Pietro da Cortona im Pallast Pitti
zu Florenz und von dem zu Rom
befindlichen unter dem3 antiken Ge-
mälde der sogenanten Aldobrandinischen
Hochzeit, eine mit Aquarell und
Deckfarben in der Größe des Origi-
nals verfertigte Copie nach
Deutschland gesendet. Diese letzere
ist nicht allein für Künstler wegen der4
Vertheilung und Anordnung der Farben wie
auch schöner Maßen von Licht und Schatten
unterrichtend, sondern auch für Alter-
thumsforscher schätzbar in dem sie das
erwehnte Antike Gemälde nach seinem
[29v]gegenwärtigen Zustande darstellt5 d. h. nachdem
mehrere von neuern Händen
übermalteund dadurch wesentlich
verändertemehrere
unrichtige Übermalungen von neuern
Händensorgfältig abgewaschen
wordenund das Ursprüngliche zum
Vorscheingekommen.6
Seitdem hat Hr. Raabe seinen Fleiß
redlich fortgesetzt und zu
Neapel auch
redlich
fortsetzendauch7 zu Neapel behufs der oben angegebenen
Zwecke, aus dem Herkulanischen Museum
die sagen8 bekanten Tänzerinnen unddienebst den
vier9 Centauren-Gruppen Copirt, so wollen
wir und weil diese Gemälde zu den be-
achten achtbarsten Resten der alten Maler-
kunst gehören so wollen wir von denüber die10 Bemühungen unsers Freundes
in Nachbildung dieser Denkmale
nähernBericht gebenderselben hiermit
nähernBericht geben.11
Jetzgedachte herkulanische Malereyengelten allgemein und mit Recht alsdie vorzüglichsten Reste der alten Kunstin diesem Fach und die beßern s auchrühren die beßern allerdings vonMeisterhänden her. Uns sind dieselbenindem wir Herrn Raabe's Nachbildungenbetrachteten wieder Lebhafter vor dieErinnerung getretten12
Die
antiken Über die antiken
Vorbilder14
Über die Verdienste der antiken Vor-
bilder, die zarten Gestalten, leichtenihr leichtes15
zierliches Schweben, die gefällige Grazie
und schön geworfenen Gewänder isthier nichts zu sagen wir
hier nichts jeder-mann kennt diese Figuren
und Gruppensind[++++++] ist
keineswegs nöthig sichweiter zu
verbreiten, denn schon sind [+++]die
erwehnten Figuren und Gruppen16 aus dem großen Werk vom Her-
kulanischen Museum im allgemeinen
schon den Kunstliebhabern hinlänglich
bekannt, wir werden uns
indeßen mehrererDeutlichkeit wegen bey
der Anzeige vonHerrn Raabe’s Copien auf
die Nummernder Kupfertafeln beziehen
und[?] hinweisenbekannt, indeßen mag es die Deut-[++] lichkeit fördern
helfen wenn bey der Anzeige vonHerrn
Raabe’s Copien auf die Nummernder
Kupfertafeln hingewiesen wird17 welche in gedachtem Werk eben dieselben
Figuren darstellen.
Zu noch einer andern vorläufigen
[30r]Bemerkung sehen wir uns aus Grunden
veranlaßt; nemlich, daß Hr. Raabe bey seinen
Copien nach Herkulanischen Gemälden räthlich
erachtet sich der Öhlfarben zu bedienen und,
daß er zu erreichung seines Hauptzwecks
auch der
habendendesgleichen
nach habender18 Instruktion hinläng-
lich war nur leichte Entwürfe zu
machen, nicht mit äußerstem Fleiß und
Beharrlichkeit ausgeführte Nachbildungen
indeßen wird19 wird sich aus der Anzeige
selbst ergeben daß mehrere derselben
mit dankbar anzuerkennender Sorgfalt
behandelt sind.
1) Zwey weibliche Figuren welche20 bekleidete
Figuren, wie alle andern auf schwarzem
Grund gemalt und als schwebend dargestellt.
(Pitt. ant: d’ Ercolano tom. I. tav. XVII.) Sie
reichen sich21 wie in lebhaftem Tanz begriffen
einander die Hände. Die vom Rücken
gesehene ist transparent22 hell gelb, die
welche hingegen das Gesicht und die
Vorderseite des Körpers zeigt in Grün
gekleidet, beyde erscheinen in unserergemalten
Copie zwar etwas wenigerausführlich doch
eben so leicht zierlichund anmuthig
alsim Kupferstich
zum Herkul:
Museum zwar etwas
ausführlicherals in unserer gemalten
Copie in dieseraber noch leichter, noch zierlicher und
an-muthiger,23 auch deutet sie die Beschädigungen an welche im antiken24 Original
die gelbgekleidete Figur am untern
Theil ihres Gewandes erlitten hat.
Einige braune, etwas hart aussehende
Striche hat Hr. Raabe in seinen Nachbildungen
wegzulaßen Bedenken getragen und
nicht übelvielleicht wohl25 daran gethan, denn sie bethätigen
die von ihm angewendete Aufmerksamkeit26
gewißenhafte Sorgfalt; indessen sind
wir geneigt diese Striche, wenigstens27
solche zumal welche die Ruhe der Maßen
stören für moderne Retouschen zu
halten.
[30v]2) Halbnackte Figur. (
tav. XVIII.)
Mit der Linken faßt sie hoch über der
Schulter, mit der Rechten unteran28 der Hüfte
das hochgelbe Gewand29, breit hellblau be-
setztesetzte Gewand30 welches ihr Schenkel und Beine
bis unter die Waden deckt.
So leicht, man könnte fast sagen
flüchtig auch Hr. Raabe diese seine Copie
behandelte, wußte erhat er ihr31 doch mehr Edles
und Zartes zu geben gewußt als
dem Kupferstecher gelang; das Ge-
wand ist leichter bewegt, die Falten
flatternder.
3) Halbnackte Figur welche gleichsam
herabschweben32 herabzuschweben scheint.
(Pitt d[']Erc. tom. I.tav. XIX.) In der Linken hält
sie einen Teller33 silbernen Teller, mit der
Rechten aber hoch über dem Haupt das
goldgelbe, weite, am Rand in's Rothe
fallende Gewand. Die Formen desihres34 Körpers sind sehr zierlich, jugendlich
und zart hingegen wird man in der
Haltung der Schenkel und Beine etwas
Steifes gewahr, vielleicht im Original35 von Beschädig-
ungen und Ausbeßerungen an
dieser Seite veranlaßt, welche der
Künstler auch in der Copie anzudeuten
nicht unterlaßen hat.
4) Ebenfalls eine
halbnackteHalbnackte36 Figur intanzender
Stellung den
Tamburin undTänzerin,37 auf dem Tamburino spielend; (Pitt. d[']Ercol[.]
tom. I.tav[.] XX) ihr Gewand ist38
[31r]✍und selbst tanzend; ihr
dieSchenkel deckend Gewand
ist39
blaßgelb im Schatten sich ge-
gen das grünliche neigend.
(nicht weiß, wie der Text des
Herkul. Museums irrig40 an-
giebt.) Da wo es sich
über-schlägt oder die
innereDas übersch
übergeschlageneTheil oder die
innere41 Seite desselben mattes roth.
Die Gestalt hat Hr.
Raabewohl eben so gut wiedergege-ben
als es im Kupferstichgeschehen, bey ihr
ist sogardas Gewand in
manchenStücken besser die
Beleucht-ung aber (vortrefflichzu
nennen) erscheint im Kupfer-stich
deutlicher.42
5.) Tav.
XXI.43 Mit Epheu bekränz-
tete Figur, (Pitt. d’ Ercol.
tom. I. tav. XXI.)44 wie im abgemessenen
Gange dahin schwebend,
Cimbalen und Becken schla-
gend. Ihr Gewand welches
nur die rechte Schulter und
Brust blos läßt und bis
unter die Waden reicht
ist von blaßrother
gegendas Violette geneigterhat eine blaßrothe
gegenViolett geneigte45
Farbe, blaß grün von
innenodergrün,da46 wo es sich überschlägt,
und zwischen diesem grünen
Ueberschlag von der linken
[31v]Schulter unter der rechten
Brust durch ist ein Panther-
fell angedeutet.
Diese Figur hat unterallen den meisten malerischenEffect d. h. die hellen unddunklen Massen sind imkräftigsten Gegensatz.Unter allen vom Herrn Raabe nachGemälden aus dem HerkulanischenMuseum verfertigten Copien hat dieseden meisten malerischen Effect; Wirwollen damit sagen: ihre hellen und dunkelnMaßen contrastiren sich am kräftigstenund sind überhaupt kräftiger als ankeiner andern der andern.47
Vielleicht ist das Origi-
nal jetz48 mehr beschädigt als es
zur Zeit49 wargewesen ist50 da der Ku-
pferstich verfertigt wurde;
die Herausgeber vom
Her-kulanischen Museum sagenso
bemerken auchdenn es bemerken die Herausgeber vom
Her-kulanischen Museum51 die Figurvon dieser Figur
sie52 habe gelbe, mit
Bändern gebundene, Fußbekleid-ung,
unsern Pantoffeln ähn-lich, undPantoffeln ähn-liche
Fußbekleidung,53 selbst der Kupfer-
stich scheint dergleichen anzudeu-
ten, in Herrn Raabes
Copieder neuen
gemalten Nachbildung54 aber wird man nichts davon
gewahr.
6) Tav.
XXII.55 Das lange nurmehr nicht als56 die rechte Schulter und den57 Arm
blos laßende Gewand dieser
Figurschönen Figur (Pitt. d’Erc.
tom. I. tav. XXII.)58 ist keineswegs wie der Text zum
HerkulanischenMuseum sagtmanim Text zum
HerkulanischenMuseum liest59, Violett, son-
dern schön Hellgrün und hat
[32r]unten wo es um die
Füßeder Figur flattert nurnur unten da wo es die Füßeder Figur
umflattert60
einen breiten ins blaß vio-
lette fallenden Saum oder
Besetzung; obenBesatz. Oben61 von der
linken Schulter herab62 die rechte
Brust deckend und um den
Arm geschlagen, zieht sich
ein hochgelbes schmales Tuch,
Umschlag oder SchwalSchawl63. Das
Haupt ziert ein grüner Kranz[.]
Die linke Hand trägt einen
Teller worauf drey Feigen liegen, in der Rechten
hältsie ein Gieskännchen;
amHenkeldie
Rechte ein gehenkeltes
Gieskännchen;64 Kännchen und Teller
haben Goldfarbe.
In der Copie des
Hrn.Raabe ist die Figur zarter,
zierlicherHerr
Raabe hielt seine Figuretwas zarter als
der Kupferstich siedarstellt, auch ist
sie zierlicher gew65 gewendet und schwebt
leichter.
Die Massen von Hell und
Dunkel sind ganz
vortrefflich66
Musterhaftmusterhaft.67
7) Tav.
XXIII.68 In Gestalt, Ge-
bärde und Faltenschlag ist
diese Figur wenig
vonder vorigen
unterschieden,unddie Figur welche unser
Künstler hier nach-zubilden unternommen
wenig von der
vorigenwenig verschieden nur69 scheint sie zu gehen
dada hingegen70 jene zu laufen oder zu
schweben scheint. Die Farbe
[32v]des Gewandes ist mattes ge-
dämpftes Weiss in den Halb-
schatten nach grau grünlich
geneigtengeneigt71, Schatten gelb unddie
tiefsten Schatten roth-im Schattenfärbt es sich
gelb und in den tiefsten BrüchenFalten und Brüchen
Roth-72braun. Um den Hals liegtder Figur liegt73 ein mattgrüner, roth schillern-
der Schleyer, deßen Ende hin-
ter der Schulter leicht in der
Luft schwebt. In der Rechten
trägt diese Figursie74 ein Gefäß,
wie ein Eymer gestaltet, aber
kleiner; auf der Linken wiedie
Vorige75 einen Teller, doch
liegen hier76 keine Feigen darauf;
Auch diese ist grün
bekränztaber mit langen Blättern,
esscheint von Waizen oder
Gerste.grüne lange
Blätter vonWeitzen oder Gerste
umkränzendas Haupt.77
In Hr. Rabes Copie ist dieFigur edler das Gewandhat viel mehr und leichtereBewegungAuch diese Gestalt finden wirin der gemalten Nachbildungedler als der Kupferstich (Pitt. d’Ercol.tom. I. tav. XXIII.) sie darstellt, der auch dasGewand hat mehr und leichtereBewegung.78
Tav.8.) (Pitt. d’Erc.
tom.
I.
tav.79 XXIV.) Die Figur in
derLinken einen großen goldnenCepter
tragendFigurwelche in ihrer Linken einen großen
goldnenZepter trägt80 mit der an-
dern ausgestreckten Hand
einen Zweig mit Früchten
gleichsam darreichend ist
wieherabschwebend oder in eilen-dem
Gange dargestellt; ihrdarreichthinreicht.Es läßt als ob sie
herabschwebteoder in eilendem Gange
seitwärtsvorüberzöge. Ihr81
[33r] Untergewand hat eine
blaßgelbe (die Herkulanischen
Akademiker sagen weiß)weiße)82 Farbe, das weite um den
Leib geschlagene und die83 Schen-
kel und Beine deckende Ueber-
gewand warist84 blaugrünlicherblaugrünlich85
mit breiter blaßrother Ein-
faßung. Die von Hr.
Raabecopirte Figur hat
mehrLiebliches in ihrer Gestaltmehr
Zartes und schwebt leich-ter als die in
Kupfer ge-stocheneHalten wir auch hier den
Kupferstichgegen die gemalte Copie so
erscheintin letzterer die Gestalt im
Ganzenlieblicher zarter und hat
mehr Leicht-igkeit im
Ganzen.86 Auch sind die Falten
des Gewandes beßer gerathen.
Tom III. Tav XXVIII.
DieseFigur ist9.) (Pitt.
d’Ercol: tom.
III. tav. XXVIII.)
Istganz87 in ein sehr weites,
faltenreiches Gewand von
goldgelber Farbe mit breiter
in's blaßrothe fallender Be-
setzung der
Gestaltsatzsetzung88 geklei-
det, daß nur das
Gesichtund die Füße frey
erscheinendas
Gesichtnur und die weißbeschuheten Füsse
erscheinenfrey.89 Sie entschwebt oder
scheinteilig wegzugehen und
gleich-sam fürchtend zurück
zuschauen ob sie verfolgt wer-de.
Hr. Raabe hat die leichteeilende Bewegung
beßer ausgedruckt als
sie dem Kupfer-stecher gelang, obgleich
seineCopien eine der am
fleissig-sten behandelten ist.Entschweben oder eilfertiges
Weg-gehen und furchtsames
Zurückschauenauszudrucken gelang dem
HerrnRaabe in dieser Figur
vortrefflichobgleich er sie übrigens
nurflüchtig und etwas
Scizzenhaftbehandelt hat, welches vielleicht auch der
Fall mit dem Originalseyn
mag.90
[33v]An den Füßen scheint dieFigur Schuhe oder Pantoffelnvon gedämpft weisser Farbezu haben.91
Tav. XXIX. Figur mit einemweiten Meergrünen (blasgrünins Blaue ziehend) bis an denHals die Knöcher der Händeund beynahe auf die Füssereichenden Gewand beklei-det. Sie schwebt wirklich undverschränkt schwebend beydeFüsse den linken hinter dem rech-ten durch. Ihre Stellung istdie einer vom Taumel ergrif-fenen Bacchantin, den Kopfzurückgebogen die linke Handund Arm erhoben das Ge-wand ausbreitend und gleich-sam schüttelnd mit der Rech-ten dasselbe vor dem Schoosfaßend, schöner, leichte, zier-licher kann man nichts sehenals diesen Faltenwurf, auchist Licht und Schatten in herr-lichen großen Massen gehal-ten. Ein grüner Blätterkranzhält und faßt das fliegendeLichtbraune Haar. Wir fin-den uns durch diese Figurganz vorzüglich befriedigtund stehen nicht an sie füreine der bestgelungenenzu achten; Hr. Raabes Nach-bild ist in allen Stückenbey weitem beßer als derKupferstich.10.) Vom Hals bis zu den Füßenund an das Gelenk der Hände inein meergrünes weites Gewandgekleidete Figur. Ihre Gebärdeist die, einer vom Taumel ergriffe-nen Bacchantin; in wildem Tanzeschwebt sie würklich, beyde Füßeverschränkt den Linken hinterdem Rechten durch; der Kopf istgewaltsam über und zurückge-bogen, und ein grüner Blätter-kranz umwindet dasdas hellbraunefliegende Haare umwindet eingrüner Blätterkranz; sie weitetmit der ausgestreckten Linkenweitet sie die reiche Fülle desGewandes die Rechte aber faßt hebtund hält dasselbe vor dem Schooß.Leichteres und zierlichereshat die Kunst schwerlich je geschaffenals diese Figur, diesen Falten-wurf; und und zur Vermehrungdes gefälligen Effects sind auchdie Schatten und Licht in herrlichengroßen Maßen ausgetheilt.Diese Arbeit unsers Freundeswird Kunstverständige vorzüg-lich befriedigen; denn so anziehendauch schon die in Kupfer gestocheneAbbildung des Denkmals altenDenkmals (Pitt. d’Ercol. tom. III.tav. XXIX.) erscheinet so istdie Copie des Herrn Raabe dochin allen Stücken beßer undgeistreicher.92
Tav. XXX.
Figur wie dievorhergehende, weit und
langbekleidet.11.) Ist eben so weit und langbekleidet
als die Vorangezeigte.93 Das Gewand spielt
in verschiedenen Farben, imGanzen erscheint es
als ge-dämpfteserscheint im Ganzen gedämpft94 Weiss, fällt ins
Wasserblaue, ins Grünliche , undin's95 Röthliche zum Violetten geneigt,
und ist überhaupt so zart, undso96 durchsichtig, daß Farbe und
Gestalt des nackten Körpers
deutlich
durchscheintdeutlich
durchscheinen97; ein schma-
ler goldgelber Saum deutetin den
flatternden Falten diezeigt der flatternden
FaltenVerschlingung und98 Kante an in. In99 der linken Hand
trägt diese Figur ein breitesniedrigesflaches viereckiges100 Kästchen von Gold-
farbe; die emporgehaltene
Rechte hebt und faßt das
[34v]Gewand; die Füße sind
mitpurpurrothen Schuhen
beklei-detpurpurrothe Schuhe bekleiden die
Füße.101 Gebärde und Bewegung
an dieser FigurTänzerin haben vielhaben102 mehr Ruhe und Mäßigung103
als an der vorigen. Sie
istindeßenTänzeringleichwohl
ist siediese
hier104 nicht weniger gefälligund105 belebt, das Gewand hat
auch106 eben so vortreffliche Falten.
Herrn Raabes Copie übertrifftden
Kupferstich so sehr daßman wohl sagen
kann es seyeine durchaus andere und
beßereFigur.Noch müssen wir bemerken daß Herrn Raabes
Copieden Kupferstich (Pitt. d.
Erc.
tom III.
tav.
XXX.) gar sehrübertrift; nebeneinander
gehaltenerscheint die gemalte Figur ein
ganzanderes und beßeres Werk als
diegestochene.107
Tav> XXXI.
Auf dem Hauptträgt diese Figur ein
flaches12.) Das
letzte unter den Gemälden
nachHerkulanischen sogenannten Tänzerinnen(Pitt. d'Erc.
tom. III. tav. XXXI.)
stellt eine darwelche auf dem Haupt ein
flaches108 rundes mit zwey Reifen
umgebenes Gefäß von gel-
ber Farbe trägt,109 über welchem ein
weisses Tuch und ein grüner Zweig liegt
sieliegt und ein
grünerZweig, Sie110 hält solchesdas Gefäß111 mit der Rechten und in der
Linken einen Thyrsusstab. EinEpheukranz liegt
um das brauneEpheu kränzt ihr braunes112 Haar; ein leichtes
blaßgelbes Untergewand
deckt die rechte Brust und
den Arm bis in die Biegung
des Ellnbogens; das Ueberge-
wand welches ausserdem
[35r]die ganze Figur bis auf die
Füsse bekleidet, ist gedämpf-tesgedämpft113Purpurroth mit ins blau-
liche fallendem Saum oder
Besetzung; die Schuhe hellgelb.
Diese Figur ist eine von denen
welchen Hr. Raabe vorzüg-
liche Sorgfalt geschenkt hat
und wir müssen ihr das Lob
ertheilen einen ungleich beßern
Begriff von den Verdiensten
des Original {giebt} als der
Kupferstich.⟨hat der nachbildende Künstler mit
vorzüglicher Sorgfalt ausgeführt
daher man vermuthen darf sie sey auch ⟨im⟩
Original eine der best erhaltenen.⟩
Sie ist ⟨nebst⟩ der mit dem
Früchtezweig und Zepter
der Bacchischen im meergrü-
nen Gewand am gelungen-
sten ausgeführt.
Die vier Centauren Gruppen.
Pitt.
erc. Tom. I
Tav.
XXV. EinemCentauren dem die Händeauf
dem Rücken gebundensind ist eine mehr als
halb-nackte von leichtem
röthlichemGewand umfloßene
Bacchantinauf den Rücken
gesprungenauf dem linken Knie
kniendmit dem rechten Fuß dem in den Rücken tretendfaßt
sie ihmihn13.) Einem Centauern, (S. den
Kupferst.Pitt. d'Erc.
tom. I tav. XXV.)
dem dieHände auf den Rücken
gebundensind, ist eine beynahe nackte,
vonröthlichem Gewand nur leicht
um-floßene Bacchantin auf den
Rückengesprungen; ihr linkes Knie
ruhtauf dem Kreuz des Pferdes undmit
dem linken F
rechten Fußversetzt sie dem
gebundeneneinen Tritt, faßt
ihn114
[35v]mit der linken
Hand bey den Haaren und
will ihn überdem noch mit dem
Staab des Thyrsus den sie
in der Rechten hält ⟨ihn⟩ stossen.
Die Kunst hat vielleicht
keinekünstlichere eleganteremehr belebte Gruppe
alsdiese hervorgebracht.Allgemein und mit Recht wird dieserGruppe
ein hoher Kunstwerth eingeräumtdas rege
Leben in den Stellungen, derscherzhafte
Grimm und Dulden imAusdruck, in der
Handlung; deßgleichendie vollendete Kunst
womit beydeFiguren zum gefälligsten
Ganzengeordnet sind, können allerdings
fürausnehmend gelungen ja für
un-übertroffen und
Musterhaft gelten.115
Obwohl die Copien dieseshochgeschätzten Denkmalsder Malerey der Altenvon Hr. Raabe nur flüchtigbehandelt ist, so übertrifftsie durch das fleissig ausge-führte Kupfer in geistreichernmCharakter und Ausdruckder Köpfe, die Formender Figuren erinnern mehran den Geschmack des Origi-nals und die Bewegung desGanzen ist lebhafter.Ist gleich die vom Hrrn Raabe [+++]HrrnHerrn Raabe's Nach-bildung nur leicht behandelt so hatübert sie doch wesentliche Vorzüge vordem fleißiger ausgeführten Kupfer-stich; Charakter und Ausdruck der dieKöpfe sind geistreicher, haben mehrCharakter und Ausdruck, die FormenGliederformen erinnern mehran den bringen den Geschmack desantiken Originals beßer in Er-innerung auch ist die Bewegung alles isterscheint lebhafter bewegt.116
14)117 Tav.
XXVI.118 Gegenstück zum
vorigenvorigen (Pitt. d'Ercol[.]
tom. I. tav. XXVI.)119 Ein weiblicher Cen-
tauertaure120 dessen Körper nach
dem Beschauer zugewendet
ist, hält mit derseiner121 Rechten ein
junges im Unter- und
Ueber-gewand von unentschiedenergelber Farbe gekleidetesMädchen welches
ihm aufdem Rücken sitzt, vom
Rückengesehn wird und einen Thyr-sus
Stab in der Hand hält.ihm aufgeseßenes junges
Mädchen in Unter- und Ueber-gewand von
unentschiedenergelber Farbe
gekleidet; das Mädchen wird vom
Rückengesehn und hält einen Thyr-sus
Stab in der Hand.122
Die linke über das
Hauptgehobene Hand des Centau-ren
faßt ein Blumenge-wünde (Fe . . .)
Ein schma-ler Streifen lebhaft
grü-ner Drapperie liegt demCentauren
über die linkeSchulter und fällt
vomRücken her wieder hervorüber den
Leib des Pferdes.Von des Centauern hoch über dasHaupt
gebogener Linken hängtein Blumengebinde
herniederund ein schmaler Streifen
lebhaftgrüner Drapperie liegt theils ihmtheils
über die in der
Schulter-biegung des aufgehobenen
Armes,theils zieht sich derselbe
hinterdem Rücken durch sinkend undfällt
wieder hervor auf den
Leibdan der Seite des
Pferdes.123
Wenn gleich die vomHr. Raabe gefertigteNachbildung wenig mehrals ein blosser Entwurfist, hat sie doch in manchenStücken Vorzüge vor demausführlichem Kupferstichund ist um so schätzbarerals sie in verschiedenenverschiedenemvon demselben abweicht.Mag vielleicht das antike Gemälde in Farbenblaß geworden oder sonst beschädigtseyn, unsere die Copie unsersFreundes hat das Ansehen einesbloßen Entwurfs, ist aber darumdoch schätzbar, vornehmlich auch deßwegen, weil sie in verschiedenemvon dem oben vorhin erwehntenim Werk über das HerkulanischeMuseum befindlichen Kupferstichabweicht.124
Tav.
XXVII.15.) (Pitt. d'Ercol.
tom. I. tav.
XXVII.)125 Ein Männlicher
noch junger nicht
bärtigerbartloser126 Centaur in ruhiger Stellung
hält einen Knaben wie im
[36v]Arm vor sich; der Knabe
scheint auf einer Leyer zu
spielen und der Centaur
ihn zu unterrichten. Den Kna-benjenen127 umfließt ein blaßgrüner
Gewandstreifen, dem Cen-tauren
fliegtdiesem
flattert128 ein dergleichen
mehr ins Violett fallender
Streifen129 von der Schulter und liegt
über den Pferderücken, auchnoch130 trägt er einen langen Thyr-
sus Stab an demwelchem131 oben eine
Schellentrommel gebunden ist.
über die Schulter
flüchtigzwar aber mit mehr
Geistbehandelt und dem
antikenOriginal näher verwandtist
auch dieses Stück vonH. Raabe als der
Kupfer-stich.Auch diese Copie isthat der Künstler nur leicht
behandelt.132
Tav.
XXVIII.16.) (Pitt. d'Ercol.
tom. I. tav.
XXVIII.)133 Ein Weiblicher
Centauer hält auf134 ungefähr
auf135 ähnliche Weise wie der
vorige einen Knaben vor sich
greift mit der Linken in die
Saiten einer Leyer und hält
in der Rechten, hinter des
Knaben Haupt wegreichend,
ein kleines goldenes Becken(Cymbalon) um
damit aufKlangbecken, (Cymbalum)
damitauf136 ein anderes welches der
Knabe in seiner Rechten ent-
gegen hält zu schlagen. Lieb-
licher kann unmöglich eine
Handlung erfunden wer-
den und wenn alle vier
gedachteangezeigte137 Centauren Gruppen
bewundernswerth sind, so
ist doch diese nach der ersten
wo die Bacchantin den ge-
bundenen Centauren138 miß-
handelt die vortrefflichste.
Sodann ist dieses Werk so
im Original wie in der Co-
pie des H. Raabe am besten
ausgeführt, die Carnation
an der Frau von gutem
zartem Ton, die Beleuchtung
des Ganzen großartig, der
Styl der Formen edel, schonund139 von großer Reinheit
und Zartheit.
Das Haar der Centaurin
ist mit weisser Binde durch-
flochten um den linken Arm
schlingt sich ihr eine Drappe-
rie von wechselnden Farben;
grünlich, violett und in blaß-
[37v]rothe fallend; ein Theil140 derselben
liegt über den Pferderü-
cken und ein Ende flattert
in der Luft. Dem Knaben
liegtdeckt141 eben ein solcher Vio-
lett und grüner Gewandstrei-
fen über142 die rechte Schul-
ter undwie auch143 einen Theil des
Arms und erscheint auf
der Seite des Centauren
ins hellröthliche verändert.
Alle vier Pferde haben
heller und
gedämpftere144
Isabellfarbe. Die Pferde
der ersten und vierten
Lieferung145 Gruppe heller
und gelber, die der zwey-
ten und dritten grauer.
- Holder of rights
- Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek
- Citation Suggestion for this Object
- TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. [ca. 18. Mai -] 13. Juni 1821. J. H. Meyer, Rezension (Konzept). Z_1821-06-13_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-1587-2