[26r]

Betreffend eine, von dem ProfessorPurkinje
erbetene Gehalts-Verbesserung.

Euer Excellenz habe ich die Ehre,
anliegend die, von dem Professor Pur-
kinje mir zur weiteren Beförderung
an Hochdieselben übergebene Vorstellung,
worin derselbe um gnädige Gewährung
einer Gehalts-Zulage bittet, gehorsamst
zu überreichen.

Anlangend die Bedürftigkeit des p Pur-
kinje: so genießt derselbe ein etatsmä-
ßiges Gehalt von 900 (r.)Reichsthaler und erst in den
beiden letzten Semestern hat sich seine
baare Honorar-Einnahme etwas ge-
bessert und dem stärkeren Besuch seiner
Vorlesungen auf 186 (r:)Reichsthaler 15 (sg:)Silbergrochen erhöhet,
wie die beiliegende Nachweisung des
Näheren besagt.

Die nunmehrige größere Frequenz seiner
physiologischen Vorlesungen scheint haupt-
sächlich von den mehreren Experimenten
herzurühren, womit er seine diesfälligen
Vorlesungen begleitet, in welcher Hinsicht
ich mich auf meinen gehorsamsten Bericht
vom 10 (d. M.)dieses Monats ehrerbietigst beziehe.

Da der Professor Purkinje durch das Ableben
seines Schwiegervaters, des geheimen Medi-
zinal-Raths Professor Rudolphi, notorisch
den bedeutenden jährlichen Zuschuß zu
seinem Haushalt verlohren hat, und un-
geachtet des traurigen Verlustes von 2 Kin-
dern an der Cholera doch noch Kinder theils
am Leben hat, theils nächstens wieder er-
wartet und auch auf Bücher in seinem Lehr-
fache bedeutende Kosten verwenden muß;
so fält es ihm jetzt schwer, seinen Haus-
halt so sehr einzuschränken.

Anlangend seine Würdigkeit zu einer Gehalts-
Verbesserung: so hat derselbe zwar keinen
[26v]besonders anziehenden Vortrag aber als
gelehrter [Physiologe] ist er in der litte-
rarischen Welt rühmlich bekannt.

Nachdem die disponiblen Gehalts-Erfor[der]-
niße durch die, den Professoren Stenzel und
Pohl unterm 9 (d. M.)dieses Monats (No: 21775.) bewilligten
Zulagen und durch die, mittelst hohen Re-
scripts vom 28n November (d. J.)dieses Jahres (20,614.) dem

Professor Glocker verheißene Entschädigung
für Aufgabe seines Gymnasial-Lehramts
vom 1n Januar 1834. ab völlig aufgeräumt
sind und der Privat-Docent Suckow sich eben-
falls im Verfolg des von mir am 6 (d. M.)dieses Monats ein-
gereichten Gutachtens der evangelisch-theolo-
gischen Fakultät wahrscheinlich der mehrfach
erbetenen fixirten Remuneration von
200 (r:)Reichsthaler jährlich zu erfreuen haben dürfte: so
gestalten sich jetzt und mit Rücksicht auf
den Antrag des Professor Purkinje die
disponiblen Mittel folgender Art.

Nach meinem gehorsamsten Berichte vom 8 November (d. J.)dieses Jahres
waren, nach Übernahme derjenigen 200 (r:)Reichsthaler welche der
Professor Henschel bisher extraordinair bezog, auf
den Besoldungstitel und nach Abzug des, vom 1n April
(k. J.)kommenden Jahres erst vacant werdenden, Professor Witteschen
Gehalts, welches unter allen Umständen zu reser-
viren seyn dürfte,

noch disponible . . .570 (r:)Reichsthaler
Davon sollen bestritten werden,
a.,dieGehaltszulagedesProfessorStenzel p:100 (r:)Reichsthaler
b.,"" " ""Pohl p100 "
c.,"Entschädigung""Glocker:400 "
600 ".
es fehlen dermalen - - - - - -30 (r:)Reichsthaler
Hierzu treten:
1., die Remuneration für den Privatdocent Suckow p200 (r:)Reichsthaler
2., die vom Prof: Purkinje erbetene Zulage von einst
weilen
100 "
und es ist gegenwärtiges Bedürfniß - - -330 (r:)Reichsthaler

Geruhen nun Euer Excellenz wie gehor-
samst zu bevorworten ich mir erlaube,
[27r]diese Anträge gnädigst zu genehmigen,
so kann die Befriedigung des diesfälli-
gen Erfordernißes nur durch diejenigen
400 (r:)Reichsthaler geschehen, welche zu folge Hochdero
Rescripts vom 29n: November 1828. No 19,906.
für den katholischen Professor der Philo-
sophie revervirt bleiben sollen.

Da indeß ein diesfälliges dringendes
Bedürfniß für den Augenblick nicht
vorwaltet, so submittire ich gehorsamst

diese 400 (r:)Reichsthaler einstweilen und in so lange
zu den vorbemerkten Zulagen und
Remunerationen hochgeneigtest ver-
wenden zu laßen, bis durch eine Ver-
setzung des Professors Frankenheim
ihre Wiederherstellung wieder
möglich wird.

Der Professor Purkinje bittet zwar
eigentlich um eine Gehalts-Erhöhung
von 300 (r:)Reichsthaler, eine solche Bewilligung ge-
statten aber für jetzt die vorhandenen
Mittel nicht und alle ferneren Gesuche
dieser Art werden einstweilen ganz
zurück zu weisen seyn.

Der außerordentliche Regierungs Bevollmächtigte
der Breslauischen Universität.
Neumann
An
des König: wirklichen Geheimen Staats und
dirigirenden Ministers der Geistlichen, Unter-
richts und Medizinal-Angelegenheiten, Ritters p
Herrn Freyherrn von Altenstein
Excellenz
zu
Berlin
CC-BY-NC-SA-4.0

Editionstext kann unter der Lizenz „Creative Commons Attribution Non Commercial Share Alike 4.0 International“ genutzt werden.


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 23. Dezember 1833. Neumann an Altenstein (Ausfertigung; Auszug). Z_1833-12-23_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-21D2-F