[31r]
An
das Königliche Ministerium
der Geistlichen- Unterrichts- und
Medicinal-Angelegenheiten

Einem hohen Ministerium habe
ich um dem gnädigsten Rescript vom
2. Aug. (vor.)vorigen (J.)Jahres ( (n.)numero 9207) gehorsamst
zu entsprechen, worin mir aufgege-
ben wurde, über die von Hochdemselben
veranstaltete und dem Doctor von
Henning
gnädigst übertragene Ab-
haltung von Repetitionen über meine
Vorlesungen, halbjährig zu berichten,
- pflichtschuldigst anzuzeigen, daß
derselbe im soeben verflossenen
Winterhalbjahre, über jede meiner
beyden Vorlesungen, die eine
über die Geschichte der Philosophie,
die andere, über die Ästhetik,
wöchentlich zwey Stunden repetirt
hat,

  • über die erstere, Mittwochs und Sonn-
    abends von 3-4 Uhr
  • über die andere, Dienstags und Donner-
    stags von 6-7 Uhr.

Diese Anzahl von Stunden habe ich
sowohl dem Zweck des Geschäfts, als
der Zeit, welche die Studirenden auf
diese Beschäftigung etwa1 verwenden können,
für angemessen gehalten.

Ausserdem bestimmte Dr. von Henning
in Verabredung mit mir, wöchentlich
zwey Tage zur Gelegenheit eines
Conversatoriums für diejenigen,
[31v]welche in mündlichen Besprechungen
ihre Zweifel und Gedanken vortragen
und Erläuterungen erhalten wollten.
Ich gedenke das nächste halbe Jahr eine
Aufforderung zu schriftlichen Aufsätzen
wenigstens die Erklärung, daß der-
gleichen zur Besprechung oder Beurthei-
lung könnten vorgelegt und daß sie gut
aufgenommen werden würden, einzu-
leiten.

Die Anzahl der an den Repetitionen theil-
nehmenden Studirenden belieff sich in
der über die Geschichte der Philosophie
auf 29; - in der über die Ästhetik
auf 19.

Die Anzahl derer, die sich zu mündlichen Be-
sprechungen einfanden, ist der Gestalt der
Sache nach geringer und der Besuch dersel-
ben zufällig.

Bey den Besuchen, die ich von Zeit zu
Zeit in den abgehaltenen Repetitionen
gemacht, habe ich Gelegenheit gehabt,
den zweckmässigen, geordneten, von
der richtigen Auffassung, inneren Verarbei-
tung und denkenden Reproduction der ab-
gehandelten Gegenstände zeugenden Vor-
trag des Dr von Henning, sowie den fort-
gesetzten Fleiß und das aufmerksame
Interesse der Zuhörer zu bemerken, um
die Überzeugung gewinnen können, daß die
gnädige Intention, des Königlichen
Ministeriums, durch die Veranstaltung
dieser Repetitionen ein gründliches
[32r] Studium der Philosophie auf hiesiger
Universität zu befördern, durch die Art,
wie der Dr von Henning sie betrieben hat,
bey denen, die daran Antheil genommen,
hat erreicht, auch bey einigen durch die
Aussicht, für das philosophische Studium
in der weitern Verdeutlichung zu er-
warten hatten, eine Erleichterung
zu finden, die Lust hat erwekt wer-
den können, sich gleichfalls nach philo-
sophischen Vorlesungen umzusehen.

Eines Königlichen Ministerium
  gehorsamer
Hegel, Prof. (p.)publicus (o.)ordinarius
der Philosophie
etwa]
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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 2. April 1821. Hegel an Kultusministerium. Z_1821-04-02_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-14AF-7