Drei Damen. Zwei Dichterinnen. Die Quelle
Drei Damen.
Eine Dame sagte zu einer jungen Clavier-Lehrerin: »Fräulein, ich werde Ihnen die Stunde ausnahmsweise mit 3 Gulden bezahlen – – –!«
»Danke sehr« sagte das Fräulein.
Eine Dame sagte zu einer jungen Clavier-Lehrerin: »Wissen Sie was?! Sagen wir uns ›Du‹ – – –.«
»Wie gut Sie – – wie gut Du bist« sagte das Fräulein.
Eine Dame sagte zu einer jungen Clavier-Lehrerin: »Fräulein, an ›gewissen‹ Tagen brauchen Sie nicht zu kommen. Die Lektion wird als genommen betrachtet – – –.«
Das Fräulein sagte gar nichts, neigte in stummer Dankbarkeit das Haupt.
Zwei Dichterinnen:
Gedicht einer Mutter an der Wiege ihres Kindes: »Da liegst Du, meines Herzens Kraft und Schwäche, mein helles Glück und meine dunkle Angst – –.«
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
»bsch bsch bsch bsch – – –.«
[246] Die Quelle.
Ein Herr und eine Dame standen an der Quelle.
Sie sagte: »Ich wünschte mir für Ihre Augen das zu sein, was diese Quelle hier bedeutet. Ganz versunken stehen Sie da – – –.«
Er sagte: »Ich wünschte mir, dass Sie Ihre Schuhe und Strümpfe auszögen und Ihre nackten Füsse in dem Quellwasser schimmern liessen – – –.«
Ein Theil der Weltenschönheit bist Du, Weib, dem Manne – – –.
Du aber wünschst die ganze ihm zu sein!
»Solange mich dürstet, sehe ich nicht den Glanz der Quelle, höre nicht die Symphonie ihres Rauschens« sagte der Jüngling.
»Solange mich dürstet, sehe ich den Glanz der Quelle, höre ich die Symphonie ihres Rauschens« sagte der Mann.
»Immer sehe ich den Glanz der Quelle, höre ich die Symphonie ihres Rauschens« sagte der Greis.
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