Die Schläferin

Es harrte Thyrsis schon so lang'
auf seines Schäferstündchens Schlagen,
und er vermochte kaum den Drang,
die Pein der Liebe mehr zu tragen.
Zwar seiner Wünsche Gegenstand
hatt' gleichen Hang zu süßen Freuden
wie er, doch niemals überwand
die Neigung die Bedenklichkeiten.
Sie widersetzt sich ihm, weil sie
befürchtet, daß sie ihn verlieret,
da Strenge wohl die Untreu' nie,
doch Nachsicht allzuoft gebieret.
Indeß verzehret Tag und Nacht
den armen Thyrsis die Begierde,
er kann nicht widersteh'n und macht,
damit er seinen Zweck vollführte,
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sich manchen Plan, er schlich zu ihr,
fand sie auf ihrem Bettchen liegen,
warf sich in ihren Arm und hier
mit unaussprechlichem Vergnügen
brach er das Röschen; und sie schlief,
indem er dieses Opfer brachte,
ganz ruhig fort – doch zornig rief
sie endlich aus, als sie erwachte:
O Thyrsis, hast du denn allein
nur diese Lust genießen wollen?
Du hättest nicht so sorglos sein
und, eh' du's thatst, mich wecken sollen.

U – . [178]

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TextGrid Repository (2011). Anonym. Gedichte. Nuditäten oder Fantasien auf der Venusgeige. Die Schläferin. Die Schläferin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-DE1E-D