Das garstige Ding.

Die Schwester eines Pfarrers, fromm und züchtig,
besorgte die Oekonomie
für ihren Bruder. – Einst ging sie
zu Markt, und sah – zwar anfangs flüchtig,
doch lüstern bald, mit unverwandtem Aug' –
dort einen Gegenstand, der sie frappirte,
und dies war – eine Wurst – so schön geformt, daß auch
die Tugend selbst ein Blick darauf verführte. –
Sie sah sich um, ob Niemand es bemerkte,
berührte dann mit einem Finger sie –
die Scham stritt mit der Phantasie,
allein der Reiz der Wurst verstärkte
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den Appetit nur immer mehr und mehr.
Wenn sie nur etwas kleiner wär',
sprach sie zu sich, ich muß mich schämen,
ein solches Ding nur in die Hand zu nehmen,
doch hätt' ich sie so gern. Was war zu thun?
Sie nahte sich mit zweifelhaftem Schritte,
nahm's Schnupftuch in die Hand, und nun
packt sie sie muthig in der Mitte.
Sie wagte nicht, die Augen aufzuschlagen,
gab dem Verkäufer einen Wink,
und frug mit Zittern und mit Zagen.
wie theuer gebt Ihr denn das garst'ge Ding?

O – . [184]

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TextGrid Repository (2011). Anonym. Gedichte. Nuditäten oder Fantasien auf der Venusgeige. Das garstige Ding. Das garstige Ding. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-DF00-5