33.
Auff den gecreutzigten Jesum/ in dessen Seiten die Seele als geflügelt auffsteiget.

Wie grauet doch dem Fleisch vor seinem Tod/
Es fleucht das Creutz/ erschüttert vor dem Leiden/
Drum sind dem Geist des Glaubens Flügel noth/
Der mich auffhebt und bringt in deine Seiten/
Da steig ich frisch die Jacobs-Leiter an/
Ach geh mir doch von deinem Creutz entgegen/
Ach laß mich fein in deine Wunden legen/
Und bind mich fest/ daß ich nicht weichen kan!
Laß die Natur entkräfftet sincken hin/
Und Lust und Nutz und Ehre seyn erstorben/
Biß ich der Welt ein rechtes Scheusal bin/
Und an dem Creutz in Adam gantz verdorben.
Erheb dafür den neuen Sinn empor/
Und mach ihn leicht zu dir hinauff zu fliegen/
Leg immer ihm die leichten Lasten vor/
Darunter er sich schmiegen soll und biegen.
O laß mich stets zu dir gestrecket seyn/
Und doch noch mehr ins Tieffe gehen ein:
Hoch an dem Creutz/ tieff in mein Nichts gesencket/
Biß du mir gantz und ich dir werd geschencket.

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TextGrid Repository (2011). Arnold, Gottfried. Gedichte. Dichtungen und spekulativ-mystische Schrift. Aus: Göttliche Liebesfunken, Erster Teil. 33. Auff den gecreutzigten Jesum. 33. Auff den gecreutzigten Jesum. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-FD53-E