Friedrich Balduin von Gagern
1848.
Die Totenglocken schallen,
Still zieht ein Leichenzug,
Umflorte Fahnen wallen
Sanft ohne Schwung und Flug,
Schwarz, Rot und Golden senken
Zur Erde tief den Glanz,
Deutsch Herz muß heute denken
Gar einen blassen Kranz.
Den Kranz der deutschen Eichen,
Den Lust- und Siegeskranz,
Den dacht' es, nicht den bleichen
Den grauen Totenkranz,
Geflochten von Zypressen:
Es dachte Siegesgrün,
Das über dem Vergessen
Der Gräber sollte blühn.
Nun muß es anderes denken,
Es traurt von Weh durchbohrt,
Schwarz, Rot und Golden senken
Die Fahnen, schwarz umflort:
Denn eines Helden Leiche
Fährt hin zu anderm Staub,
Ihm trug die deutsche Eiche
Vergebens Siegeslaub.
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Vergebens? wie? vergebens?
O nein! und aber nein!
Verhüt' es, Herr des Lebens!
Bei Gott! das soll nicht sein!
Er fiel im guten Streite,
Er fiel fürs Vaterland,
Durchlebt der Zeiten Weite,
Sein Name wird nicht Sand.
Sein Klang ist der der magern,
Der kahlen Namen nicht,
Friedrich Balduin von Gagern
Verfällt dem Dunkel nicht:
Er wird im Liede klingen,
Wo ja als Schwur erklingt,
Solange deutschen Klingen
Ein guter Streit gelingt.
So zieh denn, Heldenleiche,
Zieh hin zur dunkeln Gruft,
Und Haß und Zwietracht weiche
Aus reiner deutscher Luft!
Es flieh' von deutschen Grenzen
Verrat und Untreu' fern!
Der Gagernstern soll glänzen
Darob als Friedensstern!