Trinklied
(1500-1550.)
Die liebste Buhle, die ich han,
Die liegt beim Wirth im Keller,
Sie hat ein hölzern Röcklein an,
Und heißt der Muskateller.
Sie hat mich nächten trunken gemacht,
Und fröhlich mir den Tag vollbracht,
Drum wünsch ich ihr ein gute Nacht.
Sie hat mich auch so angelacht,
Daß ich die Sprach verlohren,
[422]Und hat mir gestern Bauchweh gemacht
Wohl zwischen meinen Ohren,
Drum thu ich ihr ein Possen heut,
Und bring zu ihr ein andre Maid,
Die mag mit ihr bestehn den Streit.
Nun Mägdlein halt dein Kränzlein fest,
Daß du nicht kömmst zum weichen,
Mein Wein thut heut gewiß sein Best,
Gar sanft wird er einschleichen.
Mein Herz hält Wasser als ein Sieb,
Mein Buhl, er ist mir gar zu lieb.
Steig ein, schleich ein du lieber Dieb.
Soll ich mein Kränzlein halten fest,
Das sein hängt an der Pforten,
Viel lieber wär ich nie gewest
In diesem schweren Orden.
Dein Buhl dreht mir die Sinnen all,
Das Gläslein hat ein glatten Schall,
Gieb acht mein Knab, daß ich nit fall.
Und wenn er in ein faul Faß käm,
So müßt mein Wein versauren,
Und wenn ich eine andre nähm,
So müßt mein Herz vertrauren;
Drum will mein Buhl mir stehen bei,
Er lehrt mich sagen also frei,
Daß ich dich mein mit steter Treu.
Und wär ein Fäßlein noch so rein,
So findt man Drusen drinnen,
Und wär ein Knabe noch so fein,
[423]Ist er doch falsch von Sinnen.
Mit Spinnen voll ein Zuckerlad,
O Weh, der mich verführet hat
Auf diesen steilen Rebenpfad.
Ach Mägdlein laß dein Weinen seyn,
Bis daß geweint die Reben,
Und bringst du mir ein Knäbelein,
Ein Winzer soll es geben,
Und bringst du ein klein Mägdelein,
Solls nähen mit der Nadel fein
Den Schlemmern ihre Hemdelein.