Die Wanderung

Lustig, auf, der Kapuziner,
Unser kleiner Wettermann,
Macht mit bloßem Kopf den Diener,
Nimmt den guten Morgen an,
Gutes Wetter fühlt er tagen,
Und die leichten Schritte tragen
Uns so lustig auf das Land.
Ein Schritt gegangen, dreie gesprungen,
Wie es die Grillen uns vorgesungen.
Keiner wird sich heut bedecken,
Scheint die Sonne noch so warm,
Duft'ger Wind strömt aus den Hecken,
Wischt die Stirne ohne Harm,
Neben mir ist hier ein Wehen,
Wie beim Blitz und Tanzes Drehen.
Ein Schritt u.s.w.
[275]
Guten Morgen sag' ich täglich,
Doch versteh' ich es nur heut,
Weil mir Lustigkeit unsäglich
Füllt mit Luft die Brust so weit,
Wer der Früheste gewesen,
Hat die kühlste Zeit erlesen.
Ein Schritt u.s.w.
Schaut die Spur von diesem Wagen,
Laßt uns folgen immer zu,
Keiner muß den Weg erfragen,
Und wir gehn in guter Ruh,
Wärmung, Kühlung in den Lüften,
Ebne Wege, weite Triften.
Ein Schritt u.s.w.
Nimm es mit, du gute Seele,
Was dir heut geboten wird,
Und was ist's, daß ich mich quäle,
Was mir um die Ohren schwirrt,
Fliegen meine wachen Sorgen,
Weckt ihr nicht zum schönsten Morgen.
Ein Schritt u.s.w.
Wer mir ins Gesicht geschlagen
Ist der wilde Rosenbusch,
Und ich haue ohne Zagen,
Alles ab in Rusch und Busch,
Daß ich kann die Mädchen decken,
Wenn sie in das Gras sich strecken:
Ein Schritt u.s.w.
[276]
Heute weilen deine Blicke,
Ziehest nicht den Arm zurück,
Morgen weiß ich schon mit Tücke
Ist dein Haus mein ganzes Glück,
Und dein Wesen ist Verschwinden,
Wenn ich ahnde ein Verkünden:
Ein Schritt u.s.w.
Ruhig kann ich dich nun lieben,
Weil du mich nicht wieder liebst,
Denn eh' nicht die Sonne drüben,
Du mich heut nicht mehr betrübst;
Hab' mich heut schon ausgeweinet,
Spott und Sonne wieder scheinet.
Ein Schritt u.s.w.
Daß du nicht in mich verliebet,
Davon liegt in dir die Schuld,
Rache wird bald ausgeübet,
Wenn vergangen meine Huld,
Mich zu rächen will ich sagen,
Daß du mich hast ausgeschlagen:
Ein Schritt u.s.w.
Das ist grob, so sagst du lachend,
Wenn ich liebe, bin ich grob,
Komme bald den Hof euch machend,
Wenn die Liebe ganz verstob,
Lasset immer keck mich reden,
Es gelinget doch nicht jedem:
Ein Schritt u.s.w.
[277]
Kindchen, viel läßt sich verschmerzen,
Was mich dir gefangen hält,
Schon gesteh' ich's unter Scherzen
Find' ich nirgends auf der Welt,
Weh, o weh, daß ich kann scherzen
Mit dem Dolche in dem Herzen!
Ein Schritt u.s.w.
Mädchen, laßt's Zusammenrotten,
Schneidet keine Namen ein,
Ohne Mitleid muß ich spotten,
Schenk euch ein den klaren Wein,
Laßt das jüngferliche Necken,
Bienen ihre Arbeit decken:
Ein Schritt u.s.w.

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Die Wanderung. Die Wanderung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1267-1