190. Der Brückleinbäcker.

Ein Bäcker in Ettlingen, der als Verrechner der Stadt und des Spitals viel Armengeld unterschlagen hatte, mußte deßhalb nach seinem Tode umgehen. In und bei seinem Haus an der kleinen Brücke, wie auch in seinem Garten, ließ er sich sehen, und zwar bald als Bäcker in grauem Ueberrock und weißer Kappe, bald als Kalb, oder als kleines Schwein. Da er die Leute vielfältig plagte, wurden etliche Mal Geistliche berufen, um ihn zu bannen; aber keiner vermochte es, weil, wie das Gespenst ihnen spottend vorrückte, sie selbst nicht sauber waren. Zuletzt ließ man einen Ettlinger Kaplan [178] von großer Frömmigkeit kommen, bei dessen Anblick der Bäcker ausrief: »Ich wollte, der wäre daheimgeblieben!« Derselbe beschwur den Geist in einen Sack, den alsdann ein beherzter Maurersbursch auf den Rücken nahm, um ihn in die Kalbenklamm zu tragen. Unterwegs mußte er den Sack, wegen dessen Schwere, über zehnmal absetzen; in der Schlucht ließ der Kaplan das Gespenst heraus und wies sie ihm zum Aufenthalt an. Als bedungenen Lohn erhielt der Maurer ein Stück Geld und ein neues Kleid. Das große Vermögen, welches der Bäcker seinen Erben hinterlassen, war in kurzer Zeit verschwunden; denn unrecht Gut hat kein Gedeihen. In der Schlucht führt er die Durchgehenden öfters irre, beohrfeigt sie, oder wirft ihnen die Körbe vom Kopfe. Daselbst zeigt sich auch ein gesatteltes Pferd ohne Kopf; und einmal brannte dort nachts, bei dem stärksten Regen, ein blaues Feuer auf dem hochangeschwollenen Bache.

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TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. Sagen. Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. 190. Der Brückleinbäcker. 190. Der Brückleinbäcker. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-16DA-E