130. Mißlungene Hexerei.
Als ein Bauernknecht zu Hesselbach einst nachts um zehn Uhr im Stall war, kam, ohne ihn zu bemerken, die Hausfrau herein, strich mit dem Finger aus einem Wandloch etwas Salbe, schmierte damit die Futtergabel, auf die sie sich wie ein Reiter setzte, sprach:
»Ueber Stauden und Stecken!« und fuhr, schnell wie der Wind, davon. Den Knecht gelüstete sehr, das Ding auch zu versuchen; er machte deßwegen alles gerade so wie die Frau, außer, daß er aus Versehen sagte: »Durch Stauden und Stecken!« in Folge dessen er durch die [121] Gesträuche fuhr und jämmerlich zerkratzt wurde. Zum Glück fiel ihm noch ein, wie die Frau gesagt hatte, und als er ihre Worte nachgesprochen, ward er im Augenblick hoch in die Lüfte gehoben, wo es nun so schnell mit ihm fortging, daß er nach einer Viertelstunde in einem Keller bei dem Hexentanz war. Sobald die Frau den Knecht erblickte, fragte sie ihn, wie er daher komme, und erfuhr von ihm sein ganzes Abentheuer. »Gut, jetzt kannst du auch dableiben,« erwiederte sie, »denn wie ich wieder heimkomme weißt du nicht!« und als sie und die andern Hexen auf den Gabeln davonfuhren, ließen sie ihn, trotz seines Bittens, allein im Keller sitzen. Hier fanden ihn am nächsten Tag Leute, deren Sprache er so wenig verstand, als sie die seinige, weßhalb sie einen Dolmetscher herbeiholten, welchem der Knecht alles erzählte, und durch den er erfuhr, daß er weit, weit von seiner Heimath in einem ganz fremden Lande sei. Die Leute gaben ihm nun Geld zur Heimreise, die er auch alsbald antrat, aber erst in fünf Jahren nach Hesselbach zurückkam, wo die Frau unterdessen gestorben war. Er selbst lebte nachher auch nicht mehr lange.