[49] An eine Madonna.
Ex-voto in spanischem Geschmack.
Dir, Herrin, will ich baun, Madonna meiner Schmerzen,
Verborgenen Altar in meinem tiefsten Herzen,
Dir in des Busens Nacht errichten einen Thron,
Fern weltlicher Begier und kalter Blicke Hohn,
In einer Nische von Azur und goldnem Flitter,
Wo einem Standbild gleich du lächelst durch das Gitter,
Das meine Verse dir geschmiedet aus Metall,
Das wunderbar geschmückt mit Reimen von Kristall.
Dein sei ein Diadem, das leuchtet wie die Sonne.
In meiner Eifersucht, o sterbliche Madonne,
Will ich umkleiden dich mit starren Mantels Pracht,
Barbarisch, steif und schwer, gepanzert mit Verdacht,
Der einer Rüstung gleich den schönen Leib umschimmert
Und nicht von Perlen, nein, von meinen Tränen flimmert,
Mein Sehnen sei dein Kleid, das bebend sich dir neigt,
Mein Sehnen, wellengleich, das niedersinkt und steigt.
Sich wiegend auf den Höhn, im Tal nach Rast verlangend,
Den weiß und rosgen Leib mit einem Kuß umfangend.
Aus Ehrfurcht wirk ich dir der Seidenschuhe Paar
Und bring den Füßen sie, den göttergleichen, dar,
Daß dich umschließend sie in einer zärtlich-leisen
Umarmung mir getreu der Füße Abbild weisen.
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Und kann trotz aller Kunst, der ich von je gewohnt,
Ich nicht als Schemel dir verleihn den Silbermond,
Leg ich die Schlange, die mir grimm das Herz zerbissen,
Zu Füßen dir, daß du gleich einer sieggewissen,
Hilfreichen Königin, stolz lächelnd niedertrittst
Das Ungetüm, das Haß und giftgen Geifer spritzt.
Dir will ich, Königin der Jungfraun, all mein Denken
Vor blumigem Altar gleich Weihekerzen schenken,
Auf daß besternend sie erhellter Wölbung Blaun
Nach dir nur allezeit mit Flammenaugen schaun.
Wie meine Wünsche all um dich bezaubert irren,
Wird alles Oliban und Benzoe und Myrrhen;
Zu dir, verschneit Gebirg, hebt still und feierlich
Mein sturmesdunkler Geist in Weihrauchwolken sich.
Daß du das Ebenbild der Jungfrau mögest scheinen,
Will glühnde Liebe ich mit Grausamkeit vereinen,
Todsünden wähl ich mir in heilger Siebenzahl,
Ein reuger Henker schärf ich Dolche draus von Stahl,
Und einem Gaukler gleich in seelenlosem Spiele
Nehm deiner Liebe tiefst Geheimnis ich zum Ziele,
Und ich stoß sie ins Herz dir, das zuckend vor Schmerz,
In dein schluchzendes Herz, in dein rieselndes Herz!