870. Der Löll

Zu Großlellenfeld, auch Unterlellenfeld, im eichstättischen Gebiete, sonst zum Kastenamt Arberg gehörig, hat vordessen an der Kirchmauer ein Steinbild gestanden, das hießen sie den Löll, und war gestaltet wie die Figur des Götzen Loll oder Lollus bei Schweinfurt. Es hielt mit dem Daumen und Zeigefinger die Zunge, und der Ortsname sollte von ihm herkommen, wie nicht [566] minder für solche, die gern Kinder necken und zerren, gar ein spöttlich Schimpfwort, das nicht wohl zu schreiben ist, und ein Spitzname. Man nennt in dieser Gegend jemand, der sich nicht gut zu verreden weiß und gleichsam die Zunge sperrt, noch heutiges Tages einen Löll oder auch einen Lolli und, ist die Person weiblichen Geschlechts – eine Lull'n. Die Lellenfelder hören diese Sage vom Löll nicht gern, weil der Zerr ... von Lellenfeld dort in aller Munde so unsterblich lebt wie der Hans .... von Rippach in seiner Gegend, und um nicht fort und fort daran zu erinnern, wird gesagt, daß sie das Löllenbild vor etwa funfzig Jahren von der Kirchmauer weggenommen und auf das Langhaus der Kirche gebracht hätten.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Sagen. Deutsches Sagenbuch. 870. Der Löll. 870. Der Löll. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-2AA6-E