Lied an der Toilette der Geliebten zu singen
Dürft' ich Huldin, dich umfangen,
Gleich der Luft, die dich umfließt,
Und mit zitterndem Verlangen
Jeden deiner Reize küßt!
Schwebt' ich, ach mit Wohlgefallen,
Wie dein Genius um dich,
Willig böt' ich' dann zu allen
Noch so kleinen Diensten mich.
Gern hielt ich als Wachspomade
Dir die krausen Locken hier,
[156]Oder steckte gar, o Gnade!
Dort im Krepp als Nadel dir.
Wollte gern bei'm Puderpüsten
Kreiselnd um dein Haar mich dreh'n,
Oder mit den Kolonisten
Deines Haar's spazieren geh'n!
Bald erhöht' ich dann als Musche
Deiner Stirne blendend Weiß,
Oder wölbte die Contusche
Dir als ein Parisersteiß;
Prangte dann auf deinem Rocke
Bald als Bändchen oder Knopf,
Ja, sogar zum Haubenstocke
Dient' ich dir mit meinem Kopf.
Morgens schlich ich mich, o Liebe!
Dir als Zwieback in den Mund,
Oder machte meine Triebe
Im Kaffee als Milch dir kund;
Färbte dir Mittags als guter
Rheinwein deine Wangen roth;
Oder liesse mich als Butter
Streichen auf dein Vesperbrod.
Bald berührt' ich armer Schlucker,
Deine Nase als Flacon,
Oder diente dir als Zucker,
Wenn du naschest, zum Bonbon!
Spannte dann, gleich Pergamente,
Meine Haut zum Zeichen ein,
Ach, und wenn du maltest, könnte
Ich wohl gar dein Pinsel sein!
Gern deckt' ich in Assembleen
Dir den Busen, als Linon,
Oder hing in süssen Wehen
Dir am Hals en Medaillon:
[157]Doch zu meiner Freuden Fülle,
Schönste, wünscht' ich mir allein
Unter deines Bettes Hülle
Eine Nacht – ein Floh zu sein.