A.
Grabt dem jungen Buchenhaine
Eure Schäferinnen ein;
Tief dem Herzen soll die meine,
Schäfer, eingegraben sein!
Voll der süßesten Gefühle
Schlägt mein Busen; doch der Mund
[306]Mache bei dem Saitenspiele
Niemals ihren Namen kund.
Reizender ist das Vergnügen
In der tiefsten Einsamkeit.
Unsre Freuden sind verschwiegen,
Ohne Zeugen, ohne Neid.
Selbst den Schwur, den wir geschworen,
Flüsterten wir leis' am Bach:
Eifersucht hat tausend Ohren,
Schilf und Bäche plaudern nach.
Da wo ihre Heerde spielet,
Siehet man die meine nie;
Schüchtern und bedächtlich schielet
Mein verstohlner Blick auf sie.
Unverfärbt hör' ich sie nennen,
Sorglos steh ich, wenn sie singt,
Und ich scheine nicht zu kennen
Ihren Hund, der auf mich springt.
Schäfer lernt von feinen Seelen
Kalte Worte, kalten Blick!
Nicht die Seligkeit erzählen,
Sie verschweigen, das ist Glück.
Immer, o Geliebte, hülle
Unser Bündnis sich in Nacht!
Liebe sucht allein die Stille,
Wenn sie glücklich ist und macht.
Unbedachtsam überfließet
Nur ein Thor von seiner Lust;
[307]Doch ein kluger Hirt verschließet
Selbst den Wunsch in tiefer Brust.
Rein und heiß sind meine Triebe;
Ewig, ewig bin ich dein,
Sage dir daß ich dich liebe,
Aber – sag' es dir allein.