Sebastian Brant
Tugent Spyl
Tugent Spyl /
Ein Hübsch / Lustig vnd
Nutzbarlich Spyl / In welchem wirdt
der Welt eygenschafft klärlich angezeygt /
Vnd auch die Historia Susanne /
vnd d' vers im Magnificat /Desposuit
de sede potentes, & ex alt auit humiles.
Introduciert / vnd eingefürt
werden.

Personen

[5] Personen des Spiels.

    • Herolt.

    • Mercurius.

    • Hercules.

    • Wolust.

    • Azotus, Bote der Wolust.

    • Tugent.

    • Gerechtigkeit.

    • Fürsichtigkeit.

    • Verachtung.

    • Hinlassigkeit.

    • Glaub.

    • Warheit.

    • Philaletes.

    • Stanthafftigkeit.

    • Frau Wolusten Diener.

    • Weißheit.

    • Frau Arbeit.

    • Policrates.

    • Archimagyrus, der Koch.

    • Virgilius.

    • Sardanapalus.

    • Plato.

    • Arbaces.

    • dessen Knechte.

    • Candaules.

    • Giges, dessen Hoffmeister.

    • [5] Helchias.

    • Anna uxor.

    • deren beider Freunde.

    • Joachim.

    • dessen Knechte.

    • Susanna.

    • Eucaris.

    • Dikanis.

    • Krytis.

    • Volk.

    • Laban.

    • dessen beide Töchter.

    • Epitymus.

    • zwei Kinder.

    • zwei Jungkfrawen.

    • Hausgesindt.

    • Eunuchus.

    • Laicos.

    • Keyros.

    • Dokymos.

    • Kophos.

    • Kyrios.

    • Daniel.

    • Ximos.

    • Geron.

    • Kophos.

    • Euergetes.

    • Cyrus.

    • dessen Knechte.

    • Hypatos.

    • Tachypithis.

    • Despina.

    • [6] Edicos.

    • Ziegelknechte.

    • Latonius.

    • Plinthos.

    • Stratiotes.

    • Lagotis.

    • Kynigos.

    • Diabolus.

    • Die Senger.

    • Psaltes.

    • Balenicus.

    • Kalogorus, dessen Hoffmeister.

    • Diener des Balenicus.

    • Basilia.

    • Der Bader.

    • Enodis.

    • Engel Despotus.

    • Hensslin.

    • Potis.

    • mehrere Bader.

    • Der Portner.

    • Pterigion Pincerna.

    • Hester.

    • Judith.

    • Marcus Aurelius Heliogabalus.

    • Salomon.

    • Syrach.

    • Weißheit Pallas.

    • Heraldus primus.

    • Josue.

    • Davidt.

    • Iudas Machabeus.

    • [7] Hector.

    • Alexander der groß.

    • Iulius.

    • Künig Artus.

    • Karolus Magnus.

    • Gottfridt von Bulion.

    • Jheremias der Prophet.

    • der ander Heiden Herolt.

    • Herolt Christianorum.

    • Demütigkeit,
    • Reinigkeit,
    • Messigkeit,
    • Schamm,
    • Lieb,
    • Hoffnung,
    • Miltigkeit, , die sieben Tugenden.

    • Augustus Octavianus.

    • Der Wolust Hoffmeister.

    • Die Sirenen.

    • Ulysses.

    • dessen vier Diener.

    • Elpenor.

    • Argus.

    • Onager.
    • [8]

[Widmung]

Dem Erbarn und Namhafftigen Herren Ißrael Minckel dem Bergkherren von Straßburg /meinem insonders günstigen Herren.

Verwunderen mag eüch nit wenig / Erbar und Namhafftiger Günstiger lieber Herr / warumb ich eüch diß gegenwertig Spyl vor vil anderen zůgeschriben / und ergeben hab. Wann ir aber recht bedenckt (des mir gar nit zweiffelt) findt ihr auß alter Platonischer leer /diß sein der Tugent eygentschafft und natur / das sie an sich zeücht / gleich dem Magneten / alles das zů tugent dienet / und sie zů deren fürderen mag. Darumb als ich hab vernommen / durch Peter Fend von Augspurg mein freüntlichen lieben Schwagern / und anderen / wie ir etwan underweilen zů ergetzlichkeit eüwer geschäfft / neben embßigem lesen der heilgen götlichen geschrifft / nach des weißen Catonis leer /fürhanden nempt ein glaubhafftige Histori alter löblichen geschichten unnd händel / darinnen eüch zů erlustigen und ergetzen / hab ich gedacht eüch nichts fügleichers sein und kurtzweiligers / weder auch diß Spyl genant Hercules / welches vor etlich jaren der hochgelert Herr Sebastian Brandt Beider rechten Doctor / und der Statt Straßburg allhie unsers lieben Vatterlands Cantzler gestelt hatt / in welchem wie es jetz auch auff den heütigen tag in der welt zůgehet / Klerlich angezeygt würdt / das nemlich die Tugendt / welche in sich begrifft die gerechtigkeit / fürsichtigkeit /den glauben / die warheit / standthafftigkeit / ɔc. nichts mer gelten will / sonder vor fraw wolust und irer dienern nit fürkummen kan / und entweders veracht und vernicht von ihr würdt / oder mit schencken /gaben und verheißungen ire diener geblendt unnd abgezogen werden / also das die gerechtigkeit erblindt[9] /die fürsichtigkeit ein antlit am rucken gewint / der glaub auff steltzen goht / die Warheit sich verkappet /und die standthafftigkeit ein häßnen sturtz bekumpt /wie es dann nacheinander die reimen fein außweisen. Was aber die Tugendt für ein lon bekumpt / zeigen klerlich die Exempeln an / als die Historia Susanne /auch des jünglings / welchem wiewol ein bad von dem Rhatgeben war zůgerüst / doch im die Tugendt lonet / das ist Gotts forcht. Was auch die wolust für ein belonung gibt / seindt auch Exempeln hie inn begriffen / als Salomons / In summa aber der gantzen welt / welche in iren lasteren ersoffen / der Tugendt nicht nachfragen / sunder über den selben gar zů schanden werden. Den Authorem diß Spyls belangendt / ist auß den büchern / die er hinder im gelassen / wol abzůnemen / in ein glerten juristen / Philosophum / unnd Poeten gewesen sein / auch unserm Vatterland sampt andern Fürsten und Herren mit seinen rhatschlagen nützlich und wol vorgestanden sein /Dieweil nun der Author bewert ist / auch die materi lustig ist zů lesen / und vil nutz drauß kan geschöpfft werden / so wirt ein yeder liebhaber der geschichten für gůt auffnemen diße arbeit / in sonders aber ir mein günstiger Herr / des freüntlicher will und gunst mir lieber ist / weder vil ander miet und gaben. Darumb ich euch vor meniglich diß Spyl auffopffere / und gütiglichen ergib / der hoffnung / ir werden es nit verschmahen noch verachten / sonder mit lieblichem angesicht und gůten willen annemmen und entpfahen /der meynung als es ist beschehen / das hertz des gebers recht erkennen / und auch vorab mit eüwerem ansehen dasselbig beschützen und beschirmen / welchs dann zů den yetzigen zeiten wol von nöten ist / dann vil seltzame köpff funden werden/ die nur tadlen /aber weder inen noch anderen nutz sein künden. So ich nun das selbig spüren und erfaren wurdt (daran ich doch gar kein zweiffell trag) wurd ich zům höchsten verursacht werden / andre größer und nutzlicher[10] bücher under eüwerm namen außgehen zů lassen /damit die selbigen auch in eüwerer liberei / welche ir samlet von gůten künsten / sprachen / und Heyliger geschrifft / ɔc. mögen erfunden werden / welches dann / dieweil euch Gott on das mit reülicher narung begobt hatt / eüch auch zů ewigem lob gereichen wurdt.


Geben Straßburg den 24. Aprilis. Anno / 1554.


An welchem tag vor siben jaren der theüre fromme heldt / und bekenner Jesu Christi / auch der durchleüchtigst Hochgeborn Fürst und Herr / Herr Johann Friderich der Elter/ Hertzog zů Sachsen und geborner Churfürst ɔc. Landtgraff in Düringen / Margraff zů Meißen / Hochloblicher und seliger gedächtnuß von Römischer Keyserlicher Maiestat gefangen ist worden / welchem auch sein tugendt / das ist Gottsforcht und standthafftigkeit bei der reinen waren gesunden leer des Heiligen Evangeliums gelont hat / das er also wider zů den seinen kummen / und aldo im friden nach vertrag aller handlungen / von dißem jamerthal zů der ewigen rhů / durch Gott den Allmechtigen / am iij. tag Mertzens zwischen ix. und x. vor Mittag berůffen ist worden / do er dann mit Gott selbs / den Englischen scharen / Propheten und Aposteln / auch allen frommen Christen ewige freüd hatt / zů welcher uns auch und allen menschen Gott verhelffen wölle /unnd gnad verleihen / das wir ein exempel unnd vorbild an dem frummen theüren und Gottseligen Helden abnemmen / unnd uns zů Gottes wort recht schicken mögen.


Amen.

E.W.

Diener.

M. Johann Winckel Q. von

Straßburg I.V. Cand.

[11][13]

[1. Teil]

HEROLT.
Lieben freünd ir haben vor manchen tagen
Von der Tugendt spyl hören sagen.
Wie sie mit fraw Wolust hat disputiert
Auff die zeit Hercules auch eingefürt.
Wie der sie verhört hatt / und bescheyden
Und ein urtheyl geben zwischen in beyden
Damit die verlorne töchter all
Wider kommen in der Tugent stall
Darneben thäten wir eüch auch bedeüten
Manch löblich geschieht zůn selben zeyten
[13] Nun seind wir des willens aber nun
Dergleichen anzeig euch hie zů thůn
Und Hercules zům theyl anrüren
Doch etlich new matery infüren
Die wir vor nit hant anzeigt /
Der hoffnung jederman werd geneigt /
Mit lust und gedult uns gern zů hören
Zů lob der Tugent und allen Eeren /
Wiewol Hercules den anfang würd han
Würd er den platz doch andern lan /
Seins alten wesens vil vermyden
Und des gezenckß sovil lyden /
Sonder Susannam und anders hören
Da man vil tugent bei mag leeren /
Dadurch Wolust so gar würt vertruckt /
Das sie sich in ein winckel schmuckt
Und gtar ir augen nit auffthun
Hörn zů wir wend anfahen nun
Durch Hercules thůn ein kurtzen strouff
Dornach lassen der Tugent iren louff /
Und was zů Gotts ehrn dienen mag
Werden ir vil hören auff disen tag.

Geht Mercurius herfür zů Hercules und spricht.

Hercules hör was ich sagen wöll
Du bist ein junger starcker gsell
Und als vil achten und meynen nůn
Du seyest des grossen Jupiters Son /
Da wer mein Rath du soltest dich keren
Zů rechten Tugenden und zůn Eeren
Das man spräch / das ist eins bydermans Son
[14] Er will warlich sein sachen recht thůn /
Und guten wercken hangen an /
Das menglich spricht / darauß würt ein mann
Der sich in seiner jugent stelt
Das es Gott und der welt gefelt
So würstu bald ein redlicher Helt /

Spricht Hercules.

Du siechst mein wesen und mein jügent
Wer will mich leren den weg der tügent
Ich weyß doch nit wo der hingaht
Wo der end oder anfang hatt.
MERCURIUS.
Kumm her ich will dir zeygen an /
Welchen weg du solt an hingan
Das du blibst auff der Tugent ban

Zeigt im den wassechten weg mit dornen.

Sih an wie dieser weg entspringt
Im mittel sich von einander tringt
Ein seit zůr rechten eng und hoch
Von auffgang / breytet sich darnach
Der ist ruch / hert / nit wol gebant /
Dann wenig disen weg hin gant /
Der ander ist glat / lustig und weyt
Dann er vil gebraucht würt allzeyt /
Zůr lincken Handt hatt der zů ker
Da man sucht weder glimpff noch Er /
Dort sitzt fraw Wolust wol geziert
Die manchen menschen hatt verfürt /
Mit ir gezierd und yppigkeit
Doch endt sie sich mit trurigkeit /
Ir lon würt nur dann hertze leyd
Den weg wöllest fliehen wie den todt
Zům weg der Tugent ich dir rath.
[15]
HERCULES
spricht.
Du rümest die Tugent mir so wol
Mein hertz darvon würt freüden voll /
Möcht ich der Tugent angesicht sehen
Mir möcht auff erd nit lieber beschenen.
MERCURIUS.
Hercules ich will in kurtzer zeit
Dich sehen lassen ein wilden stryt /
Den Tugent würt wider die Wolust yeben
Und sye mit schanden gar betrieben.

Damit setzen sie sich nider rüfft Wolust irem Botten.

Azote lieber knecht und bott
Dissen brieff du mir tragen solt /
Zů fraw Tugend die dort thůt stan
Kein Reverentz soltu ir thůn an /
Und beüt ir disen brieff hiebey
Laß sie lesen was darinn geschriben sey /
AZOTUS
nimpt den brieff und geht zů Fraw Tugent / spricht.
Mein bottschafft will ich recht vollenden
Fraw Tugendt nemen von meinen händen
Disen brieff thůt eüch fraw Wolust senden /
Ir haben mißfall oder gefallens dran
So hab ich doch mein bottschafft gethan /

So Tugent den brieff empfahet spricht sie.

Ich sieh ein gůten freünd dort ston
Zů dem will ich yetz an hin gon /
Ob er mir helffen möcht zů recht
Das ich mein klag für Hercules brächt /
[16] Der ist ein jung fromm redlich mann
Ich hoff er werd mir bei gestan.

Damit steht sie auff / vnd geht gegen Mercurio / so Mercurius sie ersicht geht er ir einen gůten weg entgegen und spricht.
MERCURIUS.
Fraw Tugent was jetz bekümmert eüch
Das ir eüch stellen so jämerlich
Mag ich / ich will eüch helffen wenden
Ewern kummer an allen enden.
TUGENT.
Wolust und fraw unendlicheit
Haben mir kürtzlich abgeseit /
Und disen findsbrieff mir thůn schryben
Der meynung mich gantz zů vertryben /
Hilff und rath lieber Herr und freünd
Wo ich den frommen Hercules find
Ich hoff er werd mich nit verlossen
Auß meiner armůt also verstossen.
MERCURIUS.
Gib här den brieff und kumm mit mir
So wil ich Herculem zeigen dir.

Also sie im den brieff gibt an eim stecken / fürt er sie zů Hercules.
MERCURIUS.
Hercules ich hab dir vor gerümbt
Den weg der Tugent wol geblümbt
Nun kumpt fraw Tugendt selbs dahar
Bekümmert und betrübet gar /
Der ist ein findsbrieff zů gesant /
Wiltu so liß ich den zůhant.

[17] Steht Hercules auff und buckt sich gegen der Tugent / und spricht.

Liß auff was doch der brieff Inhalt
Ich will ir nit lassen geschehen gwalt.
MERCURIUS
lißt den brieff / wie der am stecken hangt.

Ich Fraw Wolust ein Künigin und Herrscherin aller welt / Entbeüt dir verschmachten und verworffnen Tugent allzeit in arbeit zů leben.


Hör zů Tugent du arbeitselige Creatur
Du bist widerwertig menschlicher Natur
Dann für das süß lieber dir das saur
Kein freüd hastu auff erd noch macht
Von allen menschen bistu veracht
Und suchst dein underschleiff alzeit
An enden da du findest nit
Du understost zů eigenen dir
Herculem / und den entziehen mir /
Das er kein lust such oder zier
Sonder mich fliehe und dir nach reiß
Vergieß in arbeit sein blůt und schweiß
Deßhalb gib ich dir solchen bescheidt
Von mir und fraw unendlicheit
Sey dir deim leib und gut abgeseit /
Ich gib dir hiemit auch zů erkennen /
Ich will auff dich rauben und brennen /
Dich würgen und erstechen lan
Und hiemit mein Eere bewart han
Dar zů mir all die helffen sollen
Die sich an diß kerbholtz schniden wollen
Das ist versigelt auff den tag
Da Wolust wenig weißheit pflag.
[18]
TUGENT.
Hercules wyssestu von anbeginn
Wer ich gewesen und auch noch bin
Wiewol ich leyder jetz bin veracht
Gott hat von ewigkeit mich eracht
Und bei im gehaben lieb und wert
Ehe dann er schůff Hymmel und Erd /
Und in der gulden welt darnoch
Hant mich die alten geacht hoch /
Als die Patriachen und Propheten
Philosophi und weise gůt Poeten
Vil redlich leüt sunst überall
Deren ich dort hab ein grosse zal /
Nun můß ich von dem truncknen weib
Die allein sorg hatt auff iren leib /
Und auff hoffart / stoltz und übermůt /
Verlaßt sich / und auff ir zytlich gůt /
Also schendlich auff diser erden
Verschmecht und verachtet werden /
Das weyß ich das es Gott ist leyt
Das sey dir lieber Hercules geseit /
Mein vier liebsten Töchter sind vertryben
Weren die selben mir doch blyben /
So hett ich trost und beistandt mer
Das ich erröttet mein glimpff und Eer
Sie sindt aber verscheycht so gar
Das ich nimm nach inen fragen gtar.
HERCULES.
Tugent gang hin zů disen stunden
Ich will mich der sachen eigentlich erkunden /

Damit rüfft er Mercurio.

Mercuri du hast hie wol vernommen
Wie Tugent umb ir Töchter ist kommen /
[19] Lůg ob du die möchst iendert finden
So wöllend wirs fraw Tugend verkinden.
MERCURIUS
laufft dahin und findt die Tugendt beieinander.
Spricht.
Ir frawen wie ir dann sint genant
Hercules hat mich zů eüch gesant
Ir sollend zů im kommen getrat
Dann er mit eüch zů reden hat.

Geth Gerechtigkeit vor anhin blindt spricht Hercules.

Fraw gerechtigkeit wie ist dir beschehen
Ich sieh wol das du nichts kanst sehen
Dein augen sind dir außgestochen
So ist dein schwert stumpff und zerbrochen
So hatt dein wag ungleich gewicht
Fürwar dein sach gefalt mir nicht.
GERECHTIGKEIT.
Ach Gott es mir übel gangen
Schenck / müt / und gab hant mich gefangen /
Mein augen mir also verblendt
Und mich an leib und ehr geschendt
Darzů gunst und verborgner neidt
Die hant verfürt mich lange zeit.
HERCULES.
Hetst du dein sachen recht gethan
Und jedem widerfaren lan
Das du gern hetst von im gehan /
Dein wag und schwert auffrecht getragen
So dürffstu dich yetz nit beklagen
Aber gang dort zů jhenen bencken
Ich will den sachen nach gedencken.

[20]
Darnach kumpt Fürsichtigkeit hat ein antlit am rucken ston.
Spricht Hercules.

Wo hast dein augen hin gethan
Dein gesicht hastu am rucken stan
Ich wont du hiest fürsichtigkeit
Wie hastu dein antlitt hindersich geleit.
FÜRSICHTIGKEIT
spricht.
Verachtung und hinlässigkeit
Die hant mich brocht in not und leit
Was ich solt haben vorhin betracht
Das hab ich hinläßlich veracht
Hatt mich inn angst und kummer bracht.
VERACHTUNG
spricht.
Ey was darff mann allzeit vil fürsehen
Was beschehen můß / das würt beschehen
Wann wir gleich groß angst wöllend dafür han
So mögen wir im doch nit widerstan
Ich wolt aber gern wissen wer uns wolt thun
Dergleichen mer seit man uns auch nun
Und was dannoch nichts an der sach
Lieber schwig still und thů gemach
Wir went uns lassen wol der weile
Wir hant arbeit es wer eim Eßel zůvile
Wir wendt ghon schlaffen für das wachen
Ein ander mal wendt wir gůt arbeit machen.
HINLÄSSIGKEIT
spricht.
Schwester verachtung du redst recht darvon
Hett wir uns fürsichtigkeit übertriben lon
Mit irem angstbarlichen geberden
Unsers gebeins wer nit mehr auff erden
[21] Aber wir hant es undergangen
Und sie mit unserm strick gefangen
Und ir fürsehen der massen geletzt
Das wir ir die augen an rucken hant gesetzt /
Sie můß uns nym stets wecken und straffen
Es würt dannoch tag wann wir schon schlaffen
Sorgten wir fast es möcht ander lüt müegen
Wir möchten gar bald die händ verbriegen.
HERCULES.
Das ist ein seltzman teütsch warlich
Wa Fürsichtigkeit siecht hinder sich
Da würt gar ubel haußgehalten
Aber wir went es Gott lon walten /
Gang dort zů jhenem banck hin kör
Biß ich die andern auch verhör.

Kumpt Glaub auff steltzen / als ein Zeigynerin.
Spricht Mercurius.

Da sieh ich das das sprüchwort ist war
Das man getriben hatt lang jar
Da unser eltern gesagt hant von
Der Glaub werd bald auff steltzen gon
Bistu der Glaub wie gastu also inher
In heydeschem kleid wie ein Zeiginer.
GLAUB
spricht.
Der welt lauff macht mich also taub
Ich glaub schier selbs kaum das ich glaub
Sih an all ständ der gantzen erd
Wo glauben doch gehalten werd /
Die welt ist so vol untrew gar
Der Son seim Vatter nit glauben gtar
Noch ein Egemech dem andern mer
[22] Auffsatz und betriegen hatt yetz ehr
Und wer den andern beschissen mag
Der meynt er thů ein gůten tag /
So nun ich glaub niendert mag bliben
So můß ich zeiginer werck triben /
Wann ich verheyß warsagen vil /
Glaubt dannocht ein jeder was er will
Des můß man für gůt von mir han
Das ich dermaß bin angethan
Ich kan diß zeit nit anders gan
Vil wer des ich mich weyters solt clagen
Aber fraw Warheit würt das alles sagen.
HERCULES.
Ich hab von warheit vil hören sagen
Aber sie nit gesehen bei meinen tagen
Möcht ich sie doch mein zeitlang schouwen
Mein hertz das würd sich großlich frouwen /

Warheit würfft Slapputiun kapp von ir / wendt sich im reden umb / das Hercules darab erschrickt.
Spricht Warheit.

Wann ich schon wüst zů disen stunden
Das mir solten werden noch sovil wunden
Wolt ich doch nit verbergen mein nammen
Heyß Warheit thů mich des nit schammen
Nun besieh mich und beschaw mich frey
Wie hupsche ich doch gemustert sey
Man sprach etwan ich wer gar schon
Und glastet gleich wie Son und Mon
Und Warheit wer ob allen dingen
Uber Harpfen / Luthen / Orgeln / und singen /
Von alten wart von mir geseit /
Das Warheit lebt inn ewigkeit
[23] Und wer stercker dann alles das
Das auff erd ye geschaffen was
Nun siehstu hie mein leidt und schand
Wie ich so yämerlich hie standt.
HERCULES.
O fraw du sichst so ellendtlich
Du thust fürwar erbarmen mich
Es ist doch an dir nichtzit gantz
Das nit hab wund / stich oder schrantz
Es ist ein grymm unmenschlich gtaht
Das man dich also verwundet hatt.

In dem laufft Philaletes ein hübscher Jüngling von der Tugent hauß harüber / und falt der Warheit für die füß / Sprechend.

O Warheit fraw ob allen frawen
Gott hab lob das ich dich mag schawen
Und das du lebst noch auff dise zeit
Ich hat dich gesucht lang ferr und weit
Durch veld und wäld / durch berg und tal /
Durch alle Künigreich überal
Und kund dich finden an kheinem ort
Ich sorgt warlich du werst ermort /
Oder du legst ann ketten gefangen
O Fraw es ist dir übel gangen
Von wem hastu die wunden empfangen
Wer ist so grymm an dir gesein
Der dir hat angethon solch pein.
WARHEIT
spricht.
Es ist nit not all die zů sagen
Die mir solch wunden hant geschlagen /
Du magst sye an meim leib wol kennen
Doch will ich dir ettlich nennen /
Die Kriegsknecht hant mir wunden und scharten
[24] Gehauwen mit tegen und hallenbarten
Die Ritter mit armbrust / schwert/und kolben /
Die Ackerleüt mit karsten mich durchtolben
Die Vischer mit narten und mit kübeln
Die Gartner mit senffsot / krut / und zibeln /
Die Seckler zerschniden mich zů rümen
Die Weber machen auß mir trümen
Die Schmidt mit zangen mich zerrissen
Die Zimmerleüt mit axen mich zersprissen /
Die Schůster werffen an mich leysten und alen
Die Schneider ihr scheren und nalen.
Die Kürsener kolen und kalck gegen mir steiben
Die Moler das antlit mir verkleiben
Die Brotbecken rüffen den Kůntzen hinderm offen
Die Blotzbrüder die metten all verschloffen
Die Metzger werffen mich mit Kutteln
Die Weinschencken mit fleschen/ gelten / zutteln
Die Maurer ir hammer und ir kellen
Mit heymlichem kauff die altgewender
Mit kogen schlagen mich Küffer und Bender
Mit Küblen und questen thůt man mich baden
In schiffen thůt man mich überladen
Die ärtzt im harnglaß mich umbtriben
Die apotecker ein oximel für triackers schriben
Die Krämer mit wagen und gewicht
Die Schreiber blenden mir all mein gsicht
Man truckt und schreibt on underscheydt
Wol zehen lugen für ein warheyt
Die Trucker gigen mir erst recht den affen
Ir kutzhůt werffen an mich die Pfaffen
Die Begeinen ir sturtz / die Münch ir kutten /
Die frawen ir kunckeln / rock und schlutten
Die fůrlüt schleiffen mich mit schlitten und wagen
[25] Die Fürsprechen gdirren kein warheit sagen
Doctores und die Advocaten
Thůndt zů der warheit schlechtlich rathen
Die Predicanten nit all recht verkünden
Ach Gott ließ man mich allein dahinden
Und zug mich nit in ein jedes betriegen
Mir warlich und fürwar thůt menglich liegen
Vorauß yetz mit den newen meren
Thůt man der warheit zwagen und scheren
Jeder seit er das man ine frage
Das nie geschah staub oder floge
Darumb můß ich vil wunden han
So mich schlecht und sticht yederman.
PHILALETES.
Frauw all mein tag mir nie geschah
So groß hertz leydt und ungemach
Das ich so lang dich hab gesucht
Und aller wolust mich entrucht
Und so ich dich schwerlich hab gfunden
So sieh ich dich voll stich und wunden
O Frauw wöllest mir geben zů verstan
Wer hat dir die grossen wunden gthan
Die du im haupt hast unverbunden
Das seind fürwar erschröcklich wunden.
WARHEIT.
Groß wunder ist das ich noch leb
Oder mein hertz noch meh othem geb
Dann mir dise wunden thůnt so wee
Ich förcht ich überkumm es nymmer me
Das handt mir gethon nit schlechte lüt
Sonder ettlich zů diser zeit
Die ich nit offentlich gtar genennen
Der tag eins würt man sie erkennen
Was ir fürnemen sei gewesen
[26] Diser wunden möcht ich villeicht genesen
Aber die seind gantz tödtlich fürwar
Die machen mich verzweiffeln gar.
PHILALETES.
O Frauw wöllest verzihen mir
Das ich so trewlich red mit dir
Du laßt dein wunden zůlang offen stan
Du möchtest sie doch verbunden han
Und gůte pflaster dir lassen machen
Damit nit unraht schlieg zů den sachen.
WARHEIT.
Ich bin ein lang zeit eingelegen
Und nie kommen an lufft noch regen
Sonder mich ghalten still und warm
An mich gezogen bein und arm
Meynt mich zů halten in solchem wesen
Das ich dest eh möcht wider genesen
Aber keyn zeit laßt man mir rhů
Wan mir ein wündle heylet zů
So seind bald zehen da / sie sich flissen
Das sie mir hundert daneben rissen
Darumb mach ichs die leng nit treiben
Ich mag auff den beynen nit lenger bleiben
So zittert mein schwester Standthafftigkeit
Das sie schwanckt von omechtigkeyt.

Damit sinckt sie nider / spricht Stanthafftigkeit / hat auß eim gantzen hasenbalck ein sturtz gemacht.

Wie kundt ich haben standthafft geberd
So weder glaub noch warheit ist auff erd
So nein ist ja / und ja ist nein
So hab ich aller zůflucht keyn
[27] Da ich mich wißlich an möcht länen
Ich kan nichts glauben / sonder můß wänen
Ich bin erschrocken wie die hasen
So glaub und warheit nimm wöllen fasen
Bei unsern tagen ist so unstät wesen
Als nie kein mensch auff erd hat gelesen
Heüt seind wir brüder morn seind wir feindt
Heut abgesagt / morn wider freündt
Kein glaub noch treüw ist mehr auff erden
Was will darauß zůletst doch werden.
PHILALETES.
Ir leydigen schwestern ich bitt euch vast
Kommen mit mir und seindt mein gast
Wöllent euch Stett und schlösser vertriben
Ir mögen in meim armen heüßle wol bleiben
Da will ich euch all ehr erbieten
Und ewers traurens wol ernieten
Mit trüwen will ich ewer pflegen
Biß Gott gibt frid und seinen segen
Und mit seiner gnaden uns erschein
Lieben frauwen gondt mit mir dohin
Ich will ewer armer diener sein.
HERCULES.
Mercuri nun dunckt es mich zeit
Das ich verhören soll den streit
Irrung und spenn an diser statt
So mir fraw Tugent heüt klaget hatt /
Gang heiß sie beid har zů mir kören
Ich will sie gütlich oder rechtlich verhören /
MERCURIUS
steht in die mittel und spricht.
Fraw Wolust und fraw Tugent gůt
Hercules euch heut verkünden thůt
Ir sollent vor im erschinen baldt
[28] Und hören was er euch fürhalt
Dann er gar nit erlyden mag
Das sich fraw Tugendt also klag.

Als setzen Fraw Wolusten Diener ein stul auff den gipffel irs wegs / setzt sie sich dar auff und steht Tugent zůfuß auff irem gipffel / sind all Tugendt die vor nit geredt haben / und bei ir gesessen / schutteln ir das küssen und dienent ir und fallent ir zůfüß.
Tugendt hatt bei ir Weissheit hat under yedem arm ein bůch / und Fraw Arbeit hat ein kunckel im gürtel stecken / und spindt.
Spricht Hercules.

Fraw Wolust mir kompt von euch clag
Wie ir fraw Tugent auff disen tag
Ein feindsbrieff habent zůgesandt
Als ob ir kriegen wolten ir landt
Und ir thun schaden an leib und gůt
Und gegen ir brauchen ewrn stoltzen můt /
Das mir von euch nit wol gefelt
Doch hab ich gethon als ein frommer helt /
An schlechte wort mich nit wöllen keren
Sonder will den andern theil auch verhören.
WOLUST.
Wer ist der mich so thůt verclagen
Und mirs nit gtar ins antut sagen
Es ist freilich der bettelsack
Die nit ein stul zů sitzen vermagk
Und understaht mich zů verleiden
Sieh wie sie stöt mit schönen kleiden
Wie ist sie als hubsch gezieret nun
[29] Sie hatt kum gůt schuh an zů thun /
Und understöt mich zů vertriben
Dannocht so will ich vor ir bliben.
TUGENT.
Ich bin es gewiß und gtar es wol sagen
Ich hab mich billich von dir zů klagen
Dann du thůst schendlich an mir faren
Ich khan mich vor dir niendart bewaren
Und so du mich schier gar hast vertriben
Hastu mir darzů ein feindsbrieff geschriben
Und understahst mich verderben gar
Schaw lieber Hercules und nym war
Die mägd die ir dort also dienen
Und ir liebkosen und angienen /
Die sind etwan all Tugent gesyn
Und die hertz liebsten döchter mein
Die hatt sie mir all gezogen ab
Das ich schier khein mer bei mir hab
So hastu vormals wol besehen
Was meinen andern töchtern ist besehenen.
WOLUST.
Du möchst ine als gütlich haben gthon
Sie hetten dich nit als bald verlon /
Und mich für ein Künigin angenommen
Sie sind in ein senfften dienst zů mir kommen
Ich laß auch inen kein mangel noch brust
Sie haben nach irs hertzen glust /
Thundt tag und nacht als was sie wöllen
Sie thetten nit ein bieren stiel umb dich schnellen
Dann du woltst in ein stieffmůter sin
So bin ich ein milte Künigin
Du wöltst ine nit gnug zů essen geben
[30] So thůn ich stets inn wolust leben /
Und wissen von kheiner arbeit zů sagen
So hastu kum dirr bein zů nagen
Ich hab auch das mehrtheil in der welt
Von Künigen und Fürsten in meiner gezelt
Die mir täglich zů hoff thunt ryten
Kum har Policrates zů disen zyten
Bescheid uns was dein wesen sey gesin
Du bist inn glück der diener mein.

Als Policrates auffsteht / laufft ein Koch vor im inher mit eim vischmesser und fürtuch der hatt ein grossen gulden ring inn der händ / bütet Policrati den selben / und spricht Archimagyrus der Koch.

Künig groß wunder můß ich dir sagen
Die Vischer hant heüt in dein kuchen getragen
Ein grossen mechtigen feisten Wallfisch
So ich den zerhaw auff dem hackdisch
Und außerzihe das kröß zů stunden
Hab ich disen gulden ring darin gfunden
Er lag neben der lebern bei der gallen
Ich wer von schrecken schier an rucken gefallen /

Damit beütet er dem Künig den ring nimpt ine Policrates in zween finger und spricht.

Nun sieh ich das ich glück soll han
So ich disen ring sieh wider an
Ich hab kein Widerwertigkeit
Mein tag gelitten noch trübseligkeit /
Da gab ein gůt freündt mir den rath
Das ich doch etwas liebs doch werffen soth
Ins mer / darmit ichs gar verlier
Und mir etwas leidt zůhanden fuer /
[31] Das thät ich und warff gäheling
Von meiner handt disen gulden ring
Da entpfand ich in mir etwas schmertzen
Aber es ging mir nit gar zů hertzen
Dann mir was fohr / und wolt mir nit in
Das er solt gantz verloren sein
Nun bringt mir mein Koch in wider här
Das sind ye glücklich seltsam mer /
Ich kan mein glück nit gnug erzelen
Sein ist meh dann ich selbs künd wölen.
TUGENDT.
O narr überheb dich nit zů vast
Deins glücks / es ist ein unbliblicher gast
Dein glück hatt dir gemacht vil feindt
Dein knecht Menander würt dich noch hint
Verraten / du würst an mich gedencken
Wann dich Oretes würt lassen hencken
Aber Virgili sag uns dise frist
Was du von glück doch haltend bist.
VIRGILIUS.
Das glück laufft umb glych wie ein rad
Dann bringt es lust / dann bringt es schad
Wer auff glücksvall zůvil thůt bawen
Den bringt es offt und dick zů ruwen
Dann glücks zůfall ist nit zů trauwen
Groß glück das ist ein wetter groß
Das manchen über den hagel und schloß
Wen glück senfftiglich anlachen thůt
Der lůg und halt sich wol inn hůt
Das es in nit auch bald bring leidt
Zů vil glück bringt vil trurigkeit
Glück thůt dick Tugent fechten an
Und betriebt manch tugentrichen mann
[32] Doch mag glück Tugent nit vertriben
Dann ewiglich würt tugent bliben.
WOLUST.
Virgili wo thetst an Tugent gedencken
Do du dich in den korb ließt hencken
Und langzeit hingest an der maur
Ward dir dein bůlschafft wol zů saur
Werest du am seil dein lebtag bliben
Du hettest von anderm glück geschriben
Aber Azote bott thůn dorthin keren
Sag Sardanapalo er laß sich hören
Dann er in lieb und in bulschafft
So gantz verstrickt ist und verhafft
Das er von frawen nit auffstat
Biß er die spindeln außgetheilet hatt.

In dem ob der Bott kumpt spricht Sardanapalus.

Ir lieben döchter spinnen mit vleiß
Das ir uns machen hembdlein weiß
Dann welch nit spint zwo spillen gantz
Die můß noch hinnacht nit zům dantz
Spinnen redlich und machen bald end /
Hinnacht wir frölich tantzen wend.

Azotus der Bott laufft zů Sardanapalo und spricht.

Gnediger Herr Künig Sardanapal
Wann hant ir die spindeln überal
Getheilt auß under ewrn frawen
Fraw Wolust wolt euch gern anschawen
Gont aber ir nit gern hinauß
So triben ewer wesen doch zů hauß
Dann mein fraw acht / das ir sind all
Inn wolust habent / bracht und schall.
[33]
SARDANAPALUS
spricht.
Ich bin nit lustig von hinnen zů gehn
Aber das bin ich täglich gewen
Das wir wol leben trincken und essen
Und aller traurigkeit vergessen
Was Wolust bringt das thůt mir lieben
Wir went uns in kurtzweil und freüden üben
Gůts můts / und lond uns niemands trieben
Lont uns freüd haben dweil wir leben
Noch dem todt würt khein freüd meh geben
Wir wend uns brauchen aller wolust
Ein yedes thů was es gelust /
Wie kündent wir grösser kurtzweil triben
Dann das wir in freüden also bliben
Yedes such freüd dweil es mag /
Laß vögel sorgen es würt dennocht tag
In wolust hie sein dunckt mich das best
Nach disem leben in ein storcken nest.
TUGENDT.
Plato hörest du was diser seit
Wie hoch er lobt wolustigkeit
Als ob in kunfftigem gantz würd nit
Khein freüd noch lust nach diser zeit.
PLATO.
O Wolust du bist ein sorgklich speise
Die niemands glust der recht ist weise /
In dir findt man groß leidt und mangell
Du bringst mit dir des todes angell
O gůter narr Sardanapal
Dein wollust bringt dir todes fall /
Kein fraw so üppig ward auff erd
Die ye getreib solch weibisch gberd
[34] Als du dein lebtag hast gehan
Wie lang wil doch dein wesen stan.

In dem laufft Arbaces ein harnster Fürst hinein mit seinen Knechten und will zů dem Künig
Sardanapalo.
Spricht Arbaces.

Du wibischer bößwicht sollest du uns regieren
Und ein so schendtlich wesen fieren /
Sieh wie sitzt gred Ennel bei den frawen
Als weibisch als wer im auß gehawen
Wir wend dir der bůlschafft und wollust geben
Das du kein meh trybst bei dem leben.

In solcher red ist Sardanapalus durch das gerist gefallen / und verschwindt / spricht Arbaces als er nach im griffen will.

Wo ist der schelm uns hin enttrunnen
Ich wolt mein schwert erst han gewunnen /
Und biß ans hefft in ine gestochen
Damit so werent wir all gerochen
Aber wir went in lassen sin
Und wir das Künigreich nemmen inn
Von seim geschlecht soll auff diser erden
Kein Herr noch Künig hie werden
Setzent euch nider wir went hie brassen
Und den Künig sich selbs verbrennen lassen.
TUGENT
spricht zeigt uff Sardanapalum.
Junckfraw Wolust sehent ir was jhen dort machen
Mir ist sie vertriben im das lachen /
[35] Was reden ir zů disen sachen
Sehen wie hatt sich des Wolust geendt
Er ist vertriben und geschendt.
WOLUST.
Des wesens nim ich mich nichts an
Ich bin sein schier altag gewan /
Es ist mir gantz ein täglich brot
Nach Wolust haben angst und not
Noch hab ich stets unsäglich zal
Die mir nachziehen überal
Candaules mit deiner schonen frawen
Laß dich ander leüt auch schawen
Damit dein wollust auch werd khundt
So laß dich mercken hie auff dise stundt.
CANDAULES DER KÜNIG
spricht / fürt ine sein Hoffmeister am seil.
Mein wolust ist mir wüst vergangen
Ich bin vertriben und gefangen.
Ich was ein mechtig Künig groß
Das man nit vil fundt mein gnoß
Und hatt das schonst holtzseligst weib
Das ye gewan kheins mannes leib
Von der ich hatt all freüd und lust
Und mer glücks dann ich selber wust
Ich hatt aber nit ein geniegen doran
Das mein lust nit wißt yederman
Ich ließ einen freünd bei nachtes schein
Verbergen in die kammer mein
Das er mein weib sehe nackt und bloß
Und innen würd meins wolusts groß
On wissen und willen meiner frawen
Můst er sie nackt und bloß schauwen
Als sie sich abgezohen hett
Und jetzt wolt schriten auff mein bett
[36] Solch wolust hatt mir recht gelont
Derselb freündt hatt mir nichts geschont
Sunder mein Fraw und Reich entfürt
Gefangen er mich hie vor ime fürt
Das ich in ließ mein Wolust sehen
Mir ist aber mehr dann recht geschehen.
GIGES
der in am seil fürt spricht.
Du woltest mit gewalt ein gienmul sein
Und fürtest mich wider den willen mein
Das ich dein wolust müst sehen thůn
Des stürbest du / und würd ich Künig nun
Also soll auch allen andern beschehen
Die iren wolust lassen ander leüt sehen.
TUGENDT.
Du seist nützt dann von dorechten frawen
Die sich gern frömbd man londt schauwen
Frommer ehren frawen hab ich noch vil
Den nit wol was mit wolust spil
Sonder sie liebten Gott den Herren
Lebten in tugendt zucht und eren
Deren ein wil ich dir zeygen an
Morn werden wir die andern han
Yetzt will ich dir zeigen Susannen wesen
Wie wir das in der Bibell lesen.

Susannen History.
Sitzen Helchias und sein Fraw / und etliche ir Freünd bieinander / und Susanna nebent auß vor eim pulbret lißt in der Bibel / kompt Joachim ein rlcher mann mit seinen Knechten der beütet inen reverentz / und spricht.

Lieben freünd man sagt mir das ir hant
Ein dochter ist Susanna genant /
[37] Die Tugentreich ist und gelert
Für alle döchter mit schonheit geert
Und das sie hab ein solchen nammen
Das sie keins lasters sich dörff schammen
Do ist an euch mein ernstlich bitt
Ir wöllent die mir versagen nit
Sunder geben zů der heiligen Ee
Ich beger zů ir khein ehsteur meh
Allein das sie mög sein mein weib
Ich will sie halten als mein leib.

Spricht Helchias.

Gůt freünd ir mögent tretten ab
Biß ich mein gedanck genommen hab.

Als Joachim hindersich drittet spricht Helchias zů seiner Frawen und Freünd.

Setzam wunder hatt mich genommen
Wie das geschrey ist so weit auß khommen
Das wir ein schone dochter hant
Von deren man weist durch alle landt
Aber haußfraw wöllest sagen mir
Wie will diß sach gefallen dir.
ANNA UXOR.
Lieber haußwürt was soll ich sagen
Ich wolt wir werent sein vertragen
Und das unser tochter möcht bei uns bliben
Unser tag in freüden helffen vertriben
Dann sie ist gottsförchtig / und wolgethan
Ich wolt sie gern alzeit bei mir han /
Aber so ich der sach noch dicht
So gedenck ich das der weißman spricht
Wer hatt ein dochter die manbar ist
Der soll sie vermäheln kurtzer frist
[38] Damit er ehr an ir geleb
Und sie im nit grösser sorge geb
Nun ist diß ein reich mechtig mann
Als ine alles Babilonia mag han
Da ist mir ye ich wolt es wogen
Doch wöllent wir die dochter auch darumb frogen.

Geth Helchias und sein Fraw zů der dochter /spricht Helchias.

Dochter wir bringen dir newe mehr
Die wöllest dir nit lassen ligen schwer
Es ist ein reicher ehren mann
Der begert dich zů seim gemahel han
Genant Joachim ein mann fromm und gerecht
Der mächtigst in allem Judischem geschlecht /
Wiltu deinen willen dazů geben
So kem er uns sunst wol und eben.
SUSANNA
spricht.
Hertz lieber Vatter und Můter mein
Möcht es mit ewern hulden sein /
So wolt ich gern allein bliben
Und all mein tag mit euch vertriben
Mit dienst euch haben lieb und wert
Dann ich kein mann ye hab begert
Das wer noch hertzlich der will mein
Aber ich soll euch gehorsam sein
Was ir went und mich heissen nun
Das will und soll ich billich thun.
HELCHIAS DER VATTER
nimpt sie bei der handt / und spricht.
So wol auff und gang mit uns hindan
Das wir nit lang auffhalten disen mann.

[39] Also fürt er sie herfür zů Joachim und hebt im ein handt auff / die gibt er Susannen in ir handt / als wolt er ein Ee machen und spricht.

Joachim du hast unser dochter begert
Des soltu sein von uns gewert
Ich gib dir das liecht das ich ye gewan
Du solt sie zů einer gemahel han
Nim sie und für sie mit dir hindan
Meins gůts würt dir ein erbertheil
Far hin Gott geb euch glück und heil
Gott wöll euch seinen segen geben
Das ir all freüd mit einander erleben
Und euch vil lieber kind bescheren.
JOACHIM.
Ja ich will sie halten in solchen ehren
Das sie sich nützt darff beclagen
Sunder als liebs soll von mir sagen /
Alde ich für sie mit mir dahin
In meiner behausung würt sie sein
Herr und meister in allen dingen
Was sie will das mag sie volbringen
Dann sie mir von hertzen gefallet wol
Alde Gott beheüt euch tausent mol.

Damit geht er mit Susanna inn sein hauß / steht under der thüren seiner knecht einer Eucaris / der spricht.

Mein Herr hatt gethan ein gůte fart
Er bringt ein dochter schon und zart
Gott wöll inen glück zůsamen geben
Das sie lang zeit in freüden leben.

[40] Zeigt Joachim Susanna sein hauß und garten und spricht.

Susanna du solt mir wol vertruwen
Dise Ee würt dich nit geruwen /
Siehstu dise ding all gib ich dir
All freüd würstu haben bei mir
Such allen lust mit zucht und ehren
Kein zimlich freud will ich dir weren
Biß gebietterin in meinem hauß
Vil leüth gondt bei mir inn und auß
Die hie recht suchen und gericht /
Dasselb laß dich bekůmbern nicht
Und nymm dich irer sachen nützet an
Siehstus die richter khommen schon
Und vil die sich gar traurig stellen
Die hie ir urtheyl suchen wöllen /
Aber wir ghondt ins hauß hinein
Da went wir an unser ruwen sein
Und Gott betten das im gefell
Das er uns kinde bescheren wöll.

Als sie hingehn kommen die zween alten Priester und Richter in hoff sitzen auff ir stůl / spricht der ein zům Volck.
DIKANIS.
Wer etwas zů fordern hatt oder clagen
Der laß sein sachen uns fürtragen
So went wir euch dermassen entscheiden
Das unser urtheil euch allen würt leiden.

Kumpt ein alter mann mit Zweyen Döchtern für die Richter heist Laban / spricht.

Ir Richter ich hab zwo döchter do
Die machen mich zů meinem alter gro
[41] Dann umb sie werben vil gůter gesellen
Die sie zůr Ee all haben wöllen /
Nun ist das recht in unserm Landt
Welche Vätter vil döchter hant
Das sie ye die eltst von erst außgeben
Nun begegnet aber mir darneben
So ich der gestalt auch meynt zů leben
Das sich mein jüngste dochter hett
On mein wissen mit eim verredt /
Khan doch nit wissen noch zůr zeit
Ob es ein ehe sey oder nit /
Dann so die eltst noch hatt kein mann
Wie kan die jüngst dan einen han
Darumb wöllen mir geben rechten bescheidt
Was ewer geschrifft doch darvon seit.

Spricht Krytis der ander Richter.

Wir hant unser bücher nit bei uns hie
Aber wir wendt dir sagen wie
Wir dir wendt geben einen raht
Wann es würt schier am aben spat
So schick dein döchter beid allein
In unser behausung zů uns zweien
So wöllen wir sie auch probieren /
Und in der geheim sie examinieren
Und dir demnach morn sagen hie
Welche zůr Ee die geschicktest sey.

Geht der Vatter mit den Döchtern hinweg / kompt einer vom gericht herauß gehn / Epitymus spricht zeigt dem Vatter nach.

Wann ich wer an diß vatters statt
So volgt ich gantz nit der bößwicht raht
Das sie mein döchter solten probieren
Und in irem hauß examinieren
Ich wolt ehe das sie der Teuffel thet hinfieren

[42] Mittler zeit seindt zwei Kinder in Susannen hauß kommen / die sie gemacht hat / geht Joachim zům hauß auß / und sagt zům gesindt.

Mir sint etliche gescheffte zů handen gestossen
Die ich nit kan underwegen lossen
Doch will ich bald wider hie sein
Warten mit treüwen der frawen mein /
Und thůnt ir alles was sie begert
Dann sie ist aller ehren wert.

Damit geht er mit eim Knecht hinweg / düttent die Richter im nach / schlecht einer dem andern auff die achsell / sich frewende / über ein weil geht harfür Susanna mit zweyen Jungkfrawen / stat am außtrit stil / so die Richter sie ersehent / sprechent sie zů dem Volck / das vor inen staht.
KRYTIS.
Lieben freünd ir mögen wol heim kören
Dann wir auff disen tag nichts mer went hören
Gandt heim wir hant zů schaffen nun
Das wir nit went vor euch allen thůn.

Standt die Richter auch auff / spricht Krytis.

Ich will recht auch zů hauß hingahn
sith ich nichts mer zů schaffen han.

Spricht Dykanis / sicht hinder sich wo Susanna stoht.

Das ist auch gar die meinung mein
Ich will lieber doheim dan stedts hie sein.

[43] So das Volck vom gericht hinweg goht in dem drittet Susanna ein wenig fürbaß und spricht zů iren Jungkfrawen.

Ir jungkfrawen es ist yetz mer dann heiß
Vor hitzt trucket mich der schweiß
Die Sonn zům höchsten thůt ob uns ston
Ich will in unsern baumgarten gon
Und mich darinn kielen ein weile
Kommen mit mir in schneller eyle.

Gonth die Richter beid hinweg jeder ein sonder straß / bald kratzen sie sich im kopff / geht yeder sein straß wider hindersich / und kommen vor dem richthauß wider zůsammen / schlagen die augen nider / in dem so sie wider zůsammen khommen /und Susannen an allen orten zůsehen / werffent sie die arm auff und sind frölich mit bossen / klopfft Dykanis seim gesellen auff die achsel / zeigt auff Susannam spricht.

Gsell mir ligt schwerlich etwas an
Das ich dir nie geöffnet han
Dann ich mich geschammet hab allzeit
Wolt wol du werest daheim noch heüt
So wolt ich etwas on mangel und brust
Yetzt thun das mich lang hatt gelust.

Spricht Krytis sein gesell.

O gsell du tribst mit mir dein schertz
Greiff har wie klopfft mir doch mein hertz
Seith das ich die fraw han gesehen
Ich weiß nit wie mir ist beschehen /
Khein schöner fraw hab ich gesehen nie
Das will ich dir verjehen hie.
[44]
DYKANIS.
So sieh ich wol wir hant beid einen sinn
In grosser lieb ich von ir entbrinn
Ich hab es doch dir nie dörffen sagen
Noch yemandts mein heimlich leiden clagen
Nun wolan / ir man der ist nit hie
So hastu jetz gehört wie sie
Hatt geseit sie wöll gehn in den garten
Wolauff wir went gon auff sie warten
So bald sie noher khommen nun
So můß sie unsern willen thun.

Lauffen sie beid vorhin in garten und verbergen sich / dweil Susanna sich zů iren Jungkfrawen kört hatt / und mit inen redt / darnach geht Susanna auch hinnach mit iren zweyen Jungkfrawen in den garten / beschliessen die thüren / und als sie zů dem brunnen kommen / spricht Susanna.

Lieben döchter lont eüch befielen
Bei disem brunnen wil ich mich kielen /
Und mir abweschen meinen schweiß
Dann mir ist auß den binden heiß
Bringen mir baumöl das ich mich schmier
Doch beschliessen mit vorteil wol die thür
Rügel / und kloben legen an
Domit mich sehen mög kein mann.

Gehnt die Jungkfrawen hinweg spricht Abra.

Liebe fraw uns soll bald gelingen /
Kielsalb / Seiff / baumöl went mir bringen
Und auch ein schwammen mit uns har
Das du dich mögest weschen gar.

Und als sie auß dem garten gondt / spricht sie zůr andern magdt.

[45] Thůnt zů und lůg beschließ die thür
Kloben und rügel stoß all fier /
Das niemandts khomm zů ir hinnin
Doch went wir auch bald wider hie sein.

So sich Susanna anfahet auffzůbrisen / Stondt auff und lauffen die zween alten Richter harfür zů Susanna / und fallen sie an / spricht Krytis zů ir.

Nymm war die thür am garten ist
Beschlossen wol zů diser frist /
Und mag uns nieman gesehen nun
Fraw du můst unsern willen thun
Wir sindt in deiner lieb entbrant
So bist du jetz in unser handt
Dann woltstu nit in unserm willen leben
So würden wir kundtschafft über dich geben
Das wir ein jüngling bei dir haben funden /
Deßhalb du dann zů disen stunden
Die jungkfrawen hast von dir getriben
Und bist du allein im garten bliben /
Das du möchtest triben dein boßheit
Darumb thů es bald / oder es würt dir leidt.

Auff sollichs erseüfftzet Susanna und hebt die händt gen Hymmel auff / und spricht.

Sorg und angst hant umbgeben mich
Mein hertz betrübt ist sicherlich
Sündt ich mit euch mit ewerm roht
So fall ich in den ewigen todt /
Thůn aber ich ewern willen nit
So weiß ich wol zů diser zeit
Das ich des offne schand würd gewünnen
Dann ich ewerer handt nit mag entrünnen /
Aber vil besser ist das ich sterb
[46] Und on all sündtlich werck verderb /
Fall in der menschen hand mit ehren
Dann das ich mich an euch thů keren
Durch sünd erzürn Gott meinen Herren

Damit fahet sie an schreyen.

Mordio und diebio
Was machen die alten bößwicht do.

Darauff schreien die Richter auch / spricht Krytis.

Nein nein dein schreien hilfft dich nit
Du woltest domit blenden die leüt /
Als ob dir unrecht wer geschehen
Wir handt den jüngling wol besehen /
Mit dem du hast dein bulschafft getriben.

Domit laufft er / thůt die garten thür auff / schreyet.

Sieh die garten thür ist offen bliben
Als der jüngling ist gelauffen hinauß
Kummen alle zů här in dem hauß
Und sehen was ewer fraw hatt gethan
Mit eim frembden unerkanten mann.

Also laufft das haußgesindt alles in garten / unnd als sie sehen die Fraw weynen und ir har auß rauffen / schlagen sie all ir augen nider zů der erden / spricht der Kämmerling Eunuchus.

Ir alten ir triben seltzam sachen
Was geschreiß thůnt ir in unserm hauß machen
So unser Herr nit ist vorhanden /
Went ir sein fromm fraw bringen zů schanden
Die gotsförchtig ist in zucht und ehren /
Anderst hant wir nie mögen hören.

[47] Spricht Dykanis als er sicht Joachim khommen.

Ich sieh dort Joachim iren mann
Zů dem went wir ins richthauß gan /
Dann alles volck zů diser frist /
Bei ime daselbst versamlet ist
Denen wir allen sagen noch heüt
Was uns begegnet ist diß zeit.

Damit gond sie eylendts auß dem garten unnd setzen sich auff ihr richter stůl / unnd trouwen vast mit den händen / als ob sie zornig weren / legen sich auff ein ellenbogen / reden mit einander / in dem kumpt Joachim zů inen mit dem Volck / spricht einer Laicos.

Schawet zů was ist unsern Richtern beschehen /
Das sie so blitzt angst übel sehen.

Spricht Krytis zů dem Volck.

Gendt bald und lassen euch gelingen
Und thůndt Susannam zů uns bringen
Die dochter Helchie die vermählet ist
Mit Joachim zu diser frist.

Als lauffent ettliche vom Volck zů ir in den garten /hatt sie der zwüschent ein schleyer für ir antlitt gehenckt / das antlitt / halß / und leib darmit verdeckt / und ir händt mit hendtschů gegen Hymmel auff / die sie holent schreien / spricht Keyros.

Wolan Susanna khumm mit uns har
Zůn Richtern und alles volcks schar
Ich weiß nit was sie dir went sagen
Die alten Priester thůnd sich graußlich beclagen.

[48] Damit füren sie Susannam auß dem
garten / gondt ir Kind / Freund / und alles Haussgesindt mit ir weynende.
So Helchias ir Vatter in seim hauß siecht Susannam außerfüren / wüst er auff mit seiner Frauwen und allem Gesind / und im zůlauffen spricht er.

Was lebens wöllen jhen dort machen
Wir went gon lůgen zů den Sachen
Sehen wie füren sie dahin
Susannam die liebste dochter mein
Was mag sie nummen haben gethon
Oder was will man sie clagen an
Sie ist doch gottsförchtig gewesen alzeit
Was schand will man ir an thůn heüt /
Es geht nit recht zů wie im joch sei
Ich will ir mit leib und gůt ston bei.

In dem ist Susanna für die Richter khommen / stondt all ir Freünd bei ir außgenommen ir mann stoht nebent auß traurig / das er zůhör was da werden wöll / spricht Krytis.

Entblössen ir angesicht / halß und händ
Dann wir sie vor bloß sehen wend
Und uns erlustigen an irem gesicht
Dweil uns doch sunst mag werden nicht.

Als sie entblößt wart stond die zween alten Priester auff und gond mittel under das Volck besehen Susannam an allen orten do sie bloß was / das sie iren lust darvon empfiengen / legt yeder sein recht handt ir auffen kopff. Aber Susanna hatt iren trost zů Gott / hub die augen gegen Hymmel auff weinende / spricht [49] Krytis.

Als wir des volcks hie solten warten
Gingent wir spatzieren in baumgarten
Und was khein mensch sunst bei uns gar
Do haben wir beid genommen war /
Das dise fraw in garten kam
Zwo ir jungkfrawen sie mit ir nam
Und hieß beschliessen wol die thür
Schickt bald ir mägde beid von ir
Gleich kam ein jüngling zů ir hinein
Und volbracht mit ir den willen sein
Under eim baum als ich euch sag
Da sie mit im der liebe pflag
Als aber wir zween ein solches sahen
Meinten wir den jüngling bei ir zů fahen /
Und ließen harzů mit aller macht
Als aber der jüngling unser nam acht /
Und entsprang bald auß den händen mir
Dann er vill stercker was dan wir /
Entran also durch offne thür
Als ergriffen wir diß Fraw schendtlich
Die fragten wir mit ernst flyßlich /
Wer doch der jüngling wer gesein
Der mit ir volbrocht hett den willen sein
Sie ließ uns aber fragen und wider fragen
Und hatt uns doch nit willen sagen
Solcher sachen sindt wir gezeugen nun
Lůgen ir was man darzů solt thun.

Spricht einer von dem volck Dokymos.

Warlich ich kan es glauben nit
Das unser Priester sagen diß zeit
Von diser frawen / dann sie ist
So züchtig gewesen allzeit und frist
Das niemandts in aller diser Statt
[50] In argkwon sie je gehalten hatt
So ein göttlich schamhafft erber wesen
Hab ich von kheiner frawen ye mer gelesen.

Spricht einanderer auß der gemein ein Barnose genant Kophos.

Lieber es hatt nit die gestalt
Das sint zween dapffer Priester alt
An denen jetz steht aller gwalt
Sie sindt auch die Obersten an dem gericht
Solt man denselben glauben nicht
Das wer seltzam und ungehört
Uns hatt Moyses im gesatze gelert
Das wir solchen Oberer sollen glauben geben
Diß Fraw hatt verwürckt ir leben /
Dann sie im Eebruch ist befunden
Versteinigen sol man sie bei disen stunden
Wer daran sey / der mag ein finger auffheben
Sie ist nit würdig das sie soll leben.

Häben sie all die finger auff / spricht von der gemeinde wegen Kyrios.

Steinigen / steinigen man soll versteinen
Und der gestalt all Eebruch reinen
Lesen bald auff all stein geschwind
Nit sehen an ir schonheit und frind
All Eebrecherin soll man straffen dermassen
Damit sie ir Eebruch underwegen lassen
Doch fürent sie hinauß auff die strassen.

Als samlen jung und alt stein in die arm und händ /in dem steht Susanna und hebt ir händ und augen gegen Hymmel und spricht.

Ewiger Gott Herr und Schöpffer mein
Du der erkennest alle ding vorhin
[51] Und kanst all heimlich werck versehen
Ehe sie volbracht werden oder geschehen /
Du weißt das dise hant warlich geben
Ein falsche kundtschafft über mein leben
Und nimm war ich stirb unschuldiglich
Dann solche sünd nie gedacht hab ich
Darmit dise zween boßhafftig mann
Mich falschlich hant gelogen an /
Herr Gott du wöllest mich erhören
Und iren bösen raht zerstören
Damit ich blib bei meinen ehren.

Und als sie ein wenig fürbaß geht / rüfft sie. Deus meus eripe me de manu peccatoris, & de manu contra legem etc.

Herr Gott du wöllest mich erlösen
Von gewalt der sünder und der bösen
Von deren handt die mit gewalt und macht
Dich hant und alle dein gebott veracht.

Als man sie nun außfürt / erweckt Gott den geist eins jungen knabens Daniel genant der rüfft zů den außfürenden mit heller stymm / spricht.

Ich bin rein und aller schulden fry
An disem unschuldigen blůt hy.

Damit steht alles Volck die Susanna nachvolgen still / spricht Dokymos zů Daniel.

Liebes Kind und Son / sag uns recht an
Was ist die red die du hast gethon.

Geht Daniel mittel under sie / steht auff ein stul und spricht.

O ir narren von Israel
Die nit urtheylen zů heil der seel
[52] Und erkennent gar nit die recht warheit
Fürwar ich will euch haben geseit
Diß dochter von Israel haben ir
On schuld verdampt das glauben mir /
Zům richthauß sollent ir wider kören
Und dise sachen bast verhören /
Dann dise schälck falsch zeügniß haben geben
Uber der frommen frawen leben.

Kört sich das Volck alles mit Susanna und iren Freünden widerumb zům richthauß / spricht Ximos zů allem Volck.

Wolumb lassent uns wider kören
Das man die sach thů baß verhören
Wer weiß Gott will auß diß kindes mundt
Villicht wunder würcken auff dise stundt.

Gönht die Richter trauriglichen nach / und als sie eylends wider zů der richter stul gingent / spricht ein alter auff dem weg zů Daniel / Geron.

Kum liebes kind und lieber Son
Hilff uns das recht volfüren nun
Wir handt an dir solch groß gefallen
Du solt sitzen in mittel unser allen /
Und uns weisen und leren bescheidt
Das wir bliben bei der gerechtigkeit
Dann Gott hatt dir solch weißheit geben
Das du wol magst bei den alten leben
Und bei in besitzen solst billich
Den stůl der Ehren ewigklich.

Als setzen sich die Alten des Volcks alle und bei inen Daniel auff einen hohen stůl / binden und fürent ettliche knecht die zween alten Richter für Daniel der spricht.

[53] Ir sollent sie von einander theylen
Und wol behalten in band und seilen /
Das sie ferr seint von einander doch
So will ich urtheilen sie darnoch
Dann solt man sie bei einander lassen
Sie würden sich besprechen dermassen
Das man die warheit nit khünd erfaren
Theilent sie und thůnt sie wol verwaren.

Und als sie von einander getheilt worden jeder in ein sunder winckel / spricht Daniel zů eim knecht Dokimos.

Gang hin und bring deren ein mir
Das ich verhör der selben schier
Und auß sein mund ine selbs probier.

Bringt ein Knecht den einen alten Richter Krytis für Daniel gebunden / spricht Daniel.

Du veralteter in sündtlichen tagen
Gott will dein sünd nit lenger vertragen
Die du biß har und jetzundt begast
Vil unrechter urtheil du geben hast /
Undertruckt on schuld / kind / weib / und mann
Und hast die schuldigen lassen gan
So doch Gott spricht / du solt nit nöten
Noch den gerechten unschuldigen tödten
Nun wolan hastu dise fraw gesehen
Und die ding die do sint beschehen
Under was boum hant sie mit einander geredt.

Spricht Krytis.

Das kan ich wol sagen an diser stett
Es ist ein plumenboum gesin
Von eytell gelem gaben sie ein schein.
[54]
DANIEL.
Recht ligestu in das antlit dein
Nimm war der Engel Gottes hatt in handen
Das schwert der urtheil deiner schanden
Würt dich durchs mittel zerschniden gar.

Domit dütet er den Knechten.

Füren den hinweg und den andern har.

So die Knecht den hinweg gefürt / und den andern Dykanis auch für Daniel bringen spricht Daniel.

Verfluchter somen van Chanaam
Der von keiner gůten art ye kam
Dein böser glust und die gstalt der frawen
Hant verkert dein hertz und dich betrogen
Also hant ir mit gwalt und quel
Gethan den döchtern von Israel.
Die durch ewer forcht und boßhafftig geberden
Müsten ewerm anschlag zů willen werden
Aber nit also dise dochter von Juda nun
Hatt ewer boßheit statt wöllen thun /
Sag an mir wo hastu sie reden sehen
Under welchem boum ist das beschehen.
DYKANIS.
Den boum hab ich wol durch sehen
Es ist under eim Kriechboum beschehen
Vil bloger kriechen hab ich doran gesehen.
DANIEL.
Du lügest auch inn dein haupt und mundt
Der Engel Gottes wart auff dise stundt
Und würd dich mit dem schwert durchschniden
Euch beiden anthůn todes leiden.

[55] Schreyent durch einander all umbstender Ehe ehe /do do do / spricht Dokimos.

Do will die warheit recht außsprechen
Wir wendt die unschuldige fraw jetz rechen
Und die alten bößwicht mit steinen vertrechen.

Spricht Geron der alt.

Herr Gott dir sey lob danck all stund
Das du auß dises kindes mund
Hast uberwunden auß iren eignen vergiecht
Die boßheit diser alten bößwicht
Darumb soll man sie hin füren lon
Und inen thůn / wie man der frawen solt haben gethon
In der gleichen fůßstap sollen sie ston /
Wie Moyses im gesatz uns thůt erscheinen /
Die alten bößwicht soll man versteinen.

Als fürt alles Volck sie auß zů versteinen / umbfahet Joachim Susannam und spricht.

Susanna liebe gemahel mein
Gelobt sey Gott der Schöpffer dein /
Der solch wunder werck ereigt
Und dein Unschuld hie hatt erzeügt
Yetz frew ich von gantzem hertzen mich
Das khein schand hatt begriffen dich /
On fleck und mackel funden bist
Kom har liebe fraw zů diser frist
Wir went heim gon mit unsern kinden
Und frölich sein mit deinen freunden /
Gott hatt uns bhůt auff disen tag
Vor schand / laster / und aller clag.

[56] Als man die Richter außfürt / spricht Kophos einer der sie fürt.

Dweil urtheil und recht das also hant geben
Das man die bößwicht bringt vom leben
So sollen uns alle stein nit betauren
Solten wir joch brechen velß und mauren
Die schelmen hant es wol verdient
Sieh wie der alt bößwicht mich angient
Wolstu ein so fromm fraw anregen
Beit wir went dir dein bulschafft gelegen.

Damit ziehent sie inen die kleider auß / spricht Laicos.

An steinen ist kein mangel noch clag
Wir went sie werffen auff disen tag
Das sie bald khommen von dem leben
Und ir hirrn blibt an steinen kleben
Darumb rist dich / und gib flux end
Würff in sie das sie bocks leber schend.

Und wann sie todt seind / so werffen sie die in ein loch / spricht Kophos.

Ich sieh nit das sie sich mehr regen
Wir wöllen sie in diß loch hin legen /
Do went wk sie beid innen stossen
Und ir seelen dem Teüffel lossen.

So sie heim kummen spricht auß dem volck zů den umbstendern / Dokimos.

Herr Gott was würt auff diser erden
Auß disem jungen kind doch werden /
Dem du gibst solche gnad on zal
Das er ist weiser dann wir all
Er würt durch weißheit lehr und kunst
Erlangen Gotts und aller menschen gunst.

[57] In dem als sie mit einander reden kompt ein Heidnischer bott für Daniel und die alten / spricht Euergetes.

Daniel es hatt in kurtzen tagen
Der Künig Cyrus hören sagen
Von dir und deiner weißheit groß
Er will das seist sein disch genoß /
Darumb stand auff und kumm gering
Das ich dich für den Künig bring
Dann er on dich nit trouwt zů leben
Lieben Herren ir went im urlaub geben.

Spricht Dokymos.

Mit unserm willen soll das sein
Lieber Son fahr mit dem botten hin /
Gott der Herr wöll dein alzeit pflegen
Und dir geben seinen heiligen segen /

Staht Daniel auff / und geht mit dem Botten / spricht Geron zů dem Volck.

Ich weiß wol das Gott nit würt lassen
Der das kind begabt hatt über all massen
Es würt khommen zů hoher ehre
Durch sein groß weißheit / kunst / und lehre /
Nun hatt es der Künig Cyrus genommen
Das würt uns Juden all wol frommen /
Die in diß gefengnüß leider seind khommen /
Wir sollen dancken Gott dem Herren
Der diß kind berüfft zů solchen ehren /
Es würt uns zů trost kommen auff erden
Das wir all auß gefengknüß erlößt werden.

[58] So Euergetes der bott Danielem bringt zů dem Künig Cyro / spricht Cyrus beütet Daniel die hand.

Der Künig Astiages mein vorfar
Der hatt regiert lange jar /
Aber sein weißheit die was klein
Dann er folgt seinem kopff allein /
Deßhalb kam er umb alles sein reich
So nun ein Künig bin worden ich
So ist mein gemiet das ich will haben
Kunstreich / dapffer / und gelerte knaben /
Die in weißheit von tag zů tag
Zůnemmen das ich sie brauchen mag
Zů meinen ämptern / geschäfften und raht
Hoff dardurch das es glücklich gaht /
Darumb hab ich noch dir gesandt
Und will vertrauwen dir alls mein landt
Wiewol ich dich nie hab erkhant
So ist doch dein lob in solchem schein
An mein tisch můstu bei mir sein /
Mein Reich steht zů dem willen dein
Darumb ir diener fürent ine zůhandt
Und thůndt im an das best gewandt
Das ich hab in der kamern mein
Er soll ewer Herr und gebieter sein /
Also soll man all jungen ehren
Die zucht / vernunfft / kunst / weißheit leeren.

Füren die Knecht Daniel hinein und kleiden ine /spricht Daniel.

Herr Künig volgest du meiner leere
So würstu behalten Leüt / Land / und Ehre /
Doch můst erkhennen deinen schöpffer Gott
Und nit handlen wider sein gebott
[59] Sunst wirstu kommen zů schand und spott
Das dich ein fraw würt tödten lassen
Und dein kopff in dein eigen blůt stossen.

Damit geht Daniel hinweg in die Künigliche khammer.
Spricht Wolust.

Ich will dich morn anders sehen lan
Doran du würst khein gfallen han
Das yederman würt sprechen zů letst
Ich sey die schönst und die best.
TUGENT.
Ja freilich bestia du bist die best
Wie du jetz selbs gesprochen hest
Es würt sich finden wol zů lest
Wie man dich würt setzen in ein ander nest /
Und dir ein offne schand anthůn
Und anders des ich will schwigen nůn
Und mich hinnacht darauff besinnen
Ich weiß ich will dir ein schweiß abgewinnen.
[60]

[2. Teil]

Auff den andern tag

[61]
HEROLT.
Lieben Herren und freündt es möcht verwundern vil
Das wir auff gestern theilen diß spyl
Aber es kunht nit anders beschehen
Wie ir dann bald hie werden sehen /
Das fraw Tugent würt brachtlicher weiß
Den bytz behalten mit lob und preiß
Darumb wir dann heüt har sint khommen
Hörent zů Tugent würt sich nit saumen
Vil lieblichs bringen auff die ban /
Dardurch man entlich mag verstan
Das Gott Tugendt nit thůt verlan
Hiemit faht Tugent reden an.
TUGENT.
Wolust wiltu sehen den lon
Den ich zů geben bin gewon
Den die zůr tugent halten sich
Auch denen die gewaltiglich
Sich setzent wider Gott und Tugendt
Auff eignen gwalt allein bauwent
Das will ich scheinlich zeigen dir.

Damit rüfft sie dem Rahtgeben und spricht weiter.

Du rahtgeb thů dich bald harfür
Und raht deim Herren dise frist
Das dir im kopff lang gelegen ist
Deinen hassz und boßhafftigen neidt
Den würstu anzeigen zů diser zeit
Und wöllest dich lassen mercken eben
Man würt dir dein lon bar geben.

[62] Kumpt Hypatos für seins Herren sitz / do Tachypithis und sein fraw Despina unnd Edicos der jüngling beieinander sitzen / und gůter ding sint /hatt Edicos ein käpplin mit wuechen auff der achseln ligen / steht und dient dem Herren und der Frawen / spricht Hypatos.

Herr wöllest ausser khummen nun
Ich will dir etwas sagen thun /
Das ich lang hab in mir getragen
Ich mag es lenger nit vertragen /

Steht der Herr auff / und geht mit im auff das gerist /spricht Tachypithis.

Rahtgeb sag auff was ligt dir an
Das du mich wilt so ernstlich han.
HYPATOS.
Herr ir wöllent nit glauben was man euch seit
Freylich es würt euch endtlich leidt
Und wiest außbrechen ewer ding
Ir hant ein hubschen jüngeling /
Den hant ir lieb mehr dann zů vast
Fürwar er ist euch ein schädlich gast
Ir achten nit / das das ander leüt
Von ime warnemen allezeit
Und meynen das er bůl ewer fraw /
Ich hab war genommen gantz genaw
Und will dasselb auch beduncken mich
Darumb raht ich in trewen euch
Thůnt euch des jünglings ab bei zeiten /
Ir werden sunst geschent vor allen leüten.
TACHYPITHIS.
Du seist mir das ich nit glauben kan
Ich weiß das ich ein fromm weib han
[63] Der ehr und tugent wonet bei /
Sie ist aller schand und mackel frei
So ist der jüngling fromm und gerecht
Gottsförchtig / tugentrich und schlecht
Das ich nimmer mag glauben dir
Das so du jetz thůst sagen mir.
HYPATOS.
Ich sieh wol das ir euch londt blenden
Euch ist lieb das man euch thů schenden /
Thůndt eins kriegen mit ewer frawen
So werden ir ougen scheinlich schawen
Das der jüngling die fraw so liebt
Das er mit ir so gantz würt betriebt
Lacht sie so lacht er auch mit ir
Das ist ein gewiß zeichen in mir
Das er sie lieber hatt dann euch
Genht hin ir findens sicherlich.

Geht der Herr wider zů hauß / und der Raht Geb mit im / der blibt vor der thüren / und spricht im gang Tachypithis.

Wiewol ich nimmer glauben mag
Das der mir seit auff disen tag
So will ichs doch hingon versuchen
Fund ichs / ich würt mich selbs verfluchen /
Aber man spricht wer nit volgt bei zeit
Eim gůten raht den man ime gibt
Dem sey auch gantz zů helffen nit.

So er hin in geht / setzt er sich zůr Frauwen / steht der Jüngling / und neiget sich gegen dem Herren so er kumpt / spricht Tachypithis.

Liebe fraw hastu nit verlangen
Das ich so ferr von dir bin gangen
[64] Und auß gewesen lange zeit
In ferren landen breit und weit.
DESPINA
spricht.
Wie möcht nit trauren lieber Herre
Ein fromm fraw die lieb hatt ir ehre
Wann ir gemahel von ir wer
O es lit einer frommen frawen schwer
Dargegen hab ich groß freüd darab
Das ich dich wider gesehen hab.
TACHYPITHIS
umbfahet sein Fraw / und spricht.
Danck hab liebe fraw es zimpt wol sich
Das du freundlich empfahest mich
Dann ich hab auch an dich gedacht
Und disen krom dir mit mir bracht.

Damit umbfahet er sie / und sint gůter ding / lacht der jüngling / Edicos geht neben sich als ob er mit eim andern redt / spricht.

Grösser freüd möcht mir nit beschenen
Dann mein Fraw und Herren frölich sehen.
DESPINA
greifft die ketten an und spricht zům Herren.
Ich won ich wer gantz worden fro /
Was dorechten kroms bringstu mir do
Die ketten ist küpffern und vergült
Es wer nit wunder das ich dich übel schült
Du hettest solch khromen wol mögen sparen /
Bistu darumb ghen Franckfort gefaren
Ich meint es wer gar vil goldts doran
Bhalt dirs ich will nützt mit zů schaffen han.

[65] Damit würfft sie ime die ketten in geren / die hebt der Herr auff / und spricht Tachypithis trouwet ir mit eim finger.

Frauw das gefalt mir nit an dir
Das du solch antwort solt geben mir
Du hast es warlich unbillich gethon
Seh hin das hab dir darumb zůlon.

Damit schlecht er sie an ein backen / das sie weint /geht der Jüngling auch nebent sich / und weint /spricht Edicos.

Verschwunden ist mir all mein freüd
O wee wie geschicht mir jetzt so leid
So ich mein Herren und Frauwen sieh
Einander übel handeln hie.

Geht der Herr zornig hinauß auff das gerist zů dem Rahtgeben und spricht Tachypithis.

Raht geb was du mir hast geseit /
Des hab ich funden gantzen bescheidt /
Das der jüngling hatt tag und nacht
Auff mein haußfrauw sunder acht
Dann lacht sie / so lacht er sie an
Weint sie auch das hab ich war genommen
Raht mir wie ich sein ab mög khommen.
HYPATHOS DER RAHTGEB
spricht.
Gelt ir würden auch glaubig werden
Ich hab gemerckt an manchen geberden
Aber so thůn im / du hast dort auß
Ein kalck offen und ein ziegel hauß
Da bevilch den knechten das sie lůgen zů
Der erst der zů in kumpt morgen frů
Und spricht ob sie hant volbracht
Das du sie geheissen hast diß nacht
[66] Das sie den nemen und werffen in
Zům hindersten in den offen hinein.
TACHYPITHIS.
Dein raht ist gůt und gefelt auch mir
Ich wills von stund an bstellen schir.

Damit versigelt er ein brieff den gibt er dem Rahtgeben und spricht.

Gang nimm den brieff trag in hinauß
Den knechten in das ziegel hauß
Sprich zů in was der brieff auß weiß
Das sie das thůn morn mit vleiß.

Der Rahtgeb nimpt den brieff und im gon spricht er.

Disen brieff ich gern empfangen hab
Damit khum ich des jünglings ab
Er ist mir ein groß bürd gsin im hauß
Aber ich will ine bissen hinauß
So würd ich dann wider lieb und wert
O die sach geht wie ichs hab begert.
RAHTGEB
spricht zů den Ziegelknechten.
Hören eben zů ir lieben gsellen
Mein Herr bevilcht euch das ir wöllen /
Alles das volziehen mit der that
Das an disem brieff geschriben stat.

Thůt der ein Knecht den brieff auff und lißt in spricht Latonius.

Du solt unserm Herren sagen eben
Das wir wöllen der geschrifft geleben /
Er dürff nit weiter sorgen nun
Wir went der sach freylich recht thun:

[67] Kört sich Hypatos umb / und im heim gehn spricht er.

Ein erschrockner Rahtgeb soll gantz nit
Es ist ein fein ding umb recht geschickt leüt
Die durch iren raht zů wegen bringen /
Das inen allzeit wol mag gelingen
Hett ich disen anschlag nit zůgetriben
Ich wer mein lebtag dahinden bliben.

Domit ist er khommen zů Tachypithis / spricht Hypathos.

Herr du darffst fürther sorgen nicht
Ich hab die sach recht zů gericht
Der handell hatt sein rechten anfang
Lůg du das er von statt auch gang.

So der Rahtgeb wider vom Herren kumpt rüfft der selb dem Jüngling / und spricht Tachypithis.

Edicos khum har du jüngling
Gang zů meim ziegel offen gering
Sag den knechten ob sie haben gethan
Das ich nechten geschriben han.

Der jüngling Edicos spricht.

Herr was du hast geheissen mich
Das will ich volnziehen fürderlich.

Damit macht er sich auff den weg hört er ein glock lüten / steht er still und losset / spricht.

Mir ist ich hör zů Predig lüten
Ich will gon hin zů disen zeiten
Man spricht das der nützt versumen mag
Welcher Gottswort höret alle tag.

[68] Und so er sich ein weil in der predig sumet / spricht der Rahtgeb Hypathos.

Ich will gohn lůgen und besehen
Ich gedenck wol es sey dolest umb ine geschehen.

Damit geht er all gemach über das gerist zů dem ziegel ofen / redt mit im selbs.

Nun hab ich den sachen recht gethon
Das ich des jünglings binn worden on
Der sich so wol gelieben kundt
Das ich was unwert all stundt /
Sie kündten beid nützt fohen an
Der jüngling můst allzeit sein vornen dran
Nun hab ich ihm zůgrist ein badt
Ich gedenck wol das ers überkommen hatt /
Und ist im ofen langst erstickt
Domit ist mir mein rahtschlag glückt.

Mit den worten ist er khommen zů dem kalckofen /spricht zů den Knechten.

Gott grüß euch Meister und gesellen
Ir thůnt recht das ir euch so ernstlich stellen
Hant ir volnbracht die sachen nun
Die euch mein Herr thet bevelhen thun.

Spricht Latonius.

Nein wir hant es noch nit gethon
Wir went es jetz erst greiffen an
Kum har du můst uns helffen rahten
Wie wir die ziegel recht thůn braten.

Schreit der Rahtgeb.

Ich bin sein nicht ich bin sein nicht
Dem jüngling ist diß badt zůgericht.

[69] Spricht der ander knecht Plinthos.

Lieber du darffst nit vil wort triben
Du můst in disem ofen bliben
Wie unser Herr schreib hinnacht
Du hast den brieff doch selber bracht
Greiffen in an dann es můß sein
Duck dich Jäcklin du must in ofen hinein.

So er hinein geworffen würt / kompt der Jüngling auß der kirchen zům kalckofen spricht Edicos.

Ir Herren habt ir volbracht nun
Das euch mein Herr hatt bevelhen thůn.
LATONIUS
spricht.
Ja sicher wir hant im recht gethon
Er ligt im ofen und brotet schon.
EDICOS.
Wer brotet das thůnt mir bekant
Den ir in ofen geworffen hant.
LATONIUS.
Es ist der Raht geb unverholen
Der brennt / wie uns das ist bevolhen.

Kert sich der Jüngling umb wider heim zů gon spricht Edicos.

Herr Gott was hab ich hie gesehen
Das solt mir worlich sein beschehen
Aber Gott hat durch sein milt und güten
Mich armen jungen wöllen behüten
Aber hab im recht gethan
Das ich ein predig gehöret han /
Ich will es sagen meim Herren schnell
Was er doch darzů sprechen wöll.

[70] Als er geht zů dem Herren spricht Tachypithis.

Sag an jüngling wo kumpstu har
Hab ich dir nit bevolhen var
Du solst zům ziegel ofen ghon
Warumb hastu das nit gethon.
EDICOS.
Herr zů deim gebott bin ich nit treg
Aber als ich was auff dem weg
Hort ich ein glocke lüten dort
Da hab ich vor ein predig gehort
So bald die selbig predig ir end nam
Und ich zům ziegel ofen kam
Und fragt die knecht ernstlich und gůt
Ob sie volend hetten dein gebot
Seithen sie ja wir han in gthon
In kalckoffen da brennt er schon /
Das ist der Rahtgeb der uns nun
Ein brieff bracht das wirs solten thun.
TACHYPITHIS.
Grösser wunder hab ich nie gesehen
Warlich es solt dir sein beschehen /
Gott hatt erlediget dich darvan
Dorab ich groß verwunderen han
Der will etwas würcken mit dir
Wo kompt solch gnad her / das sag mir.
EDICOS.
Herr do ich von meim Vatter solt
Abscheiden / und er mich gesegnen wolt
Sprach er / merck eben lieber Son
Zwei stuck die soltu allzeit thůn
Das ein / das du hörest alltag
[71] Ein predig wo es gsin anders mag /
Das ander / wo du thust in keren
Zů frommen Leüten oder Herren /
So hab acht wann man frölich ist
Das du auch mit ine frölich bist /
Trauret man aber oder treit leid
So traure mit ine / und hab khein freüd /
Diß hab ich ghalten ettlich jar
Und hab doch wol genommen war /
Das mich der raht geb durch sein neidt
Gehasset hatt jetz lange zeit
Der yetzt im ziegel ofen lit.
TACHYPITHIS.
Gelobet sey Gott in ewigkeit
Das solch fewr so dir was bereit
Verbrant hatt den falschen Raht geben
Der dich wolt brocht haben umb dein leben /
Darumb so můstu fürbaß nun
Nit sein mein Knecht / sunder mein Son /
Alles mein gůt will ich dir verlan
Dann Gott hatt wunder an dir gethan.
TUGENDT
spricht.
Nun sieh Wolust ob nit Gott gidt
Der Tugendt ken Ion allzeit /
Dargegen strafft er hert falschen nidt
Darumb ist war das böße raht mit list
Dem Rahtgeb aller schandlichst ist /
Der falt auch inn die grůb on acht
Die er eim andren hatt gemacht /
Hett disser jüngling wollust gsucht
So wer er gesin von Gott verflucht
Aber do im liebt tugendt mehr
Und volgt seins lieben Vatters lehr
Da widerfůr ime glück und ehr.
[72]
WOLUST.
Das hab in Gotts namen seinen bescheidt
Dweil du aber von predig hören hast geseit /
So hör wie ich zů zeiten hieß
Einen Ritter das er under wegen ließ /
Und nit predig hört als er was gwon
Sunder gieng nur wolust nachgohn
Und hett all lust und freüd zů jagen
Hör zů man würd dirs kürtzlich sagen.

Kumpt der Ritter mit seinen Knechten auß dem wald / haben jäger hörner an / und ein hasen gefangen / spricht der Stratiotes.

Khein grösser lust auff erd ich hab
Dann so ich bind mein hündlin ab /
Und sieh die lauffen auff dem wasen
Zů sůchen mir ein Mertzen hasen /
Der schmeckt mir wol zů meinem mundt
Und ist vast lustlich und gesundt.

Der ein Knecht tregt ein hasen am spieß spricht Lagotis.

Herr es ist heüt uns glücklich gangen
Das wir hant disen hasen gefangen /
Allein über halß on garn und hag
Es ist heüt der grien donderstag
So ist es noch des Mertzen zeit
Heüt sucht man hasen ferr und weit /
Die man thůt schencken gůten freunden
Ich forcht wir würden keinen finden.

Der ander knecht Kynigos.

Lieber du hast gar gůt zů sagen
Mit lerem buch ist nit gůt jagen
Was ists wir sindt disen morgen gangen
[73] Und hant nit mehr dann einen hasen gefangen /
Wir weren wol bliben do heim noch heüt
Und zů kirchen gangen als ander leüt
Und hetten des Gottsworts vergessen
So hetten wir langest zů imbs fressen /
Diß jågerspyl thůt nit fasen
Es schlecht nimmer glück zů disem hasen.
STRATIOTES DER HERR
spricht.
Welche zeit meinstu das es möcht sein
Wir khommen noch wol zůr predig hinein
Des gottsworts wöllen wir nit vergessen
So werent wir dann zů morgen essen.

Der Knecht richt den spieß auff / und misset die schetten mit dem füß spricht Künigos.

Herr merck eben was ich dir sag
Es ist ein gůts über mittag /
Die spieß stang mag kein schatten han
Das vieh würt schier zů undern gan
Darumb sag ich euch lieber Herr
Wir werden khein predig finden mehr.

Laufft das Teüffle mit dem bloßbalck hinder den Herren / und bloßt im inn die oren / und laufft hinauß / und spricht Diabolus.

Ich hab wahr auff die sachen genommen
Diß jagen würt mir eben khommen
Ich will den pfeffer zům hasen rüren
Und deren einen heüt mit mir füren.

Laufft damit wider zům Herren / und bloßt im in die oren / schlecht der Herr die händt über sich und spricht.

O wee mir arbeitseligen mann
Was grosser narrheit hab ich gethan /
[74] Das ich den gottsdienst hab vergessen
Der Christlich ernst ist bald ersessen
O haß das ich dich ye hab gehetzt
Nun hatt ich doch mir fürgesetzt /
Das ich keinen tag on predig wolt sein
Mein glück und heil ist gantz dohin /
Billich so soll mir misselingen
Es würt mich umb mein leben bringen /
Ich wolt nacket zů hauß heim lauffen
Das ich eim möcht ein Predig abkhauffen
Das ich würd rüwig in meim hertzen
Sunst würt der Teüffel mit mir schertzen
LAGOTIS DER KNECHT
mit dem hasen spricht / laufft der Teüffel zů im / bloßt im inn die oren.
Herr nit laß es dir ligen hert /
Ich hab heüt frü ein predig gehört
Ehe ich züm jagen hinauß thet lauffen
Wiltu / so will ich dirs bei Gott verkauffen /
Gib mir dein kleidt mein predig hab dir
Morn hör ich wol einander darfür.
STRATIOTES DER HERR
spricht / und zücht seinen rock ab.
Des bin willich in warheit
Gib mir dein predig seh dir das kleidt
Damit das ich zů růgen khum
Ich geb ehe als mein gůt darumb.
LAGOTIS DER KNECHT
empfoht das kleidt und spricht.
Den Wechsel thůn ich von hertzen gern
Ich hort schier siben predigen vern
Möcht ich die alle also verkouffen
Ich wolt zů merckt mein lebtag louffen.

[75] Damit thůt er den rock an / und spricht Lagotis.

Nun bin ich worden zů eim Herren
Yederman würt mich fürbaß ehren
Ich bin frölich und wol gemeit
Das ich trag ein so zierlich kleidt /
Meiner armůt würd ich nun vergessen
Ich bin gar glücklich ingesessen.

In dem foht er an den kopff zů schüteln als ob er unsinnig wer / dantzt das Teüfflin umb ine spricht der Knecht Lagotis.

Was lebens will erheben sich
Wie brennt das kleidt so übel mich
Ich meyn das helsch fewr steck darinn
Diß kouffmanschatz bringt kleinen gwin /
Was hab gton ich narr und thor
Wie was ich so gerüwig vor
Ehe ich mein Predig verkouffet heüt
Ich sorg das mich der Teüffel reüt
So seltzam sint jetz mein gedencken
Mir ist eben als müßt ich mich hencken
Ja warlich es můß jetzundt sein
Ein strick hort an die gürgel mein
Verflucht sey diser kouff und tag
Die erd mich nit mehr tragen mag.

Würfft domit das kleidt wider von im und spricht.

O kleidt du müssest verflucht sein
Du bringst mich umb das leben mein
Ich far do hin / alde alde
Sonn und Monn gesicht mich nimmer mee:

[76] Domit laufft er unnd henckt sich / steht der Ritter vor ime / sicht hinder sich ime zů / segnet sich dück /spricht Stratiotes.

O Gott was wunder hab ich gesehen
Das solt mir armen sein beschehen /
Dir sey lob / ehr / und danck allzeit
Das du behütest hast mich heüt /
Ich hab von meinen jungen tagen
Vil gůts von Gottswort hören sagen /
Heüt hatt alls unglück mich beschissen
Das ich mich jagens hab beflissen
Zůvor auff disen heiligen tag
Des stand ich wol in grosser clag /
Aber Gott hatt mir hie gezeigt
Das ich allzeit will sein geneigt /
Vil predigen lesen und auch hören
Und mich von meinem jagen keren
Das jagen brecht mich umb mein leben
Es hett mir schier sant Johans segen geben.
TUGENDT
spricht.
Wolust das du hast gezeigt an
Dasselb ich gern gehöret han
Dann solch geschicht thůt mehr für mich
Dann das du dere berümest dich /
Diser Ritter ist so tugentreich gesein
Das er hertzlich leid hatt und pein /
Das er ein tag predig hatt versumpt
Nun hör wie bald noch einer kumpt /
Der auch sich selber übersach
Deßhalb im grosse schand beschach /
Doch als im leid ward sein hochmůt
Wider bekannt sich in demůt /
Und volgt mir Tugent und meinem roht
[77] Do ward im solche gnad von Gott
Das er auß angst kam und auß not.

Und damit rüfft Tugent den Sengern und spricht.

Ir Psaltes fahen singen an
Wie ich euch das bevolhen han.

Singen die Senger.

Fecit potentiam in brachio suo &:c. Deposuit potentes de sede &:c.

Spricht Psaltes.

Gott der Herr zeigt sein krafft all tag
Das er khein Hochfart leiden mag
Er truckt die Hochfertigen nider
Und erhöcht die demütigen wider
Die gewaltigen setzt er von irem gůt
Und erhöcht die Tugent der demůt.

So der Künig Balenicus solchs hört / spricht er zů seim Hoffmeister.

Hoffmeister hör zů was die da singen
Sie solten wol nach unglück ringen /
Wie getürren singen das Gott mag
Die mechtigen entsetzen alle tag
Und die demütigen aufferhöhen
Fürwar/mein majestat thun sie damit schmähen
Als ob mich Gott auch möcht vertriben
Ich will dennocht ein Künig vor in bliben
Gang sag inen das sie es fürther meiden
Dann ichs nit mee wöll von in leiden.

Antwort der Hoffmeister Kalogorus.

Nit also Herr Künig gnediger Herr
Gott vermag das und grössers mehr
[78] Du hast doch etwan wol gehört
Wie der Troier gewalt ward zerstört.
Und das mit unrecht durch Hochfart
Von Paris Helena geraubet wardt /
Du hast vor zeiten auch gesehen
Wie Creso dem reichem ist beschehen /
Der durch sein hochfart und übermůt
Kam umb sein leib / ehr / land / und gůt /
Do er sucht Cyrum in seim Landt
Fing in der selb mit grosser schandt /
Auch der selb Cyrus wie mechtig er was
So möcht in doch nit helffen das
Sein kopff must trincken menschen blůt
Und ward entsetzt durch sein hochmůt
Wer entsetzt Xerxem und Darium
Alexandrum / Syllam / und Marium
Und andere mechtig Künig mehr
Die kummen sind umb leib und ehr /
Ich schwig deren die Gott so hant veracht
Das sie ewiglich entpfinden sein macht /
Als Typhorus und Capaneus
Metzentius und Salmoneus
Die jetz tieff in der Hellen ligen
Und Gotts macht und gwalt am boden schrien /
Sag an ward ye khein reich auff erd
So mechtig und an ehren werd /
Als gewesen ist der Römer macht
So bald aber ir hochfart und pracht /
Auffwůchs / und das sie nit mehr hielten
Gottsforcht / sunder der untrew spielten /
Do zerströwet und entsetzt sie baldt
Gott der Herr von allem gewalt /
Warlich Gotts krafft an ine erschein
Gott mag das thůn / und thůts allein
Du siehst das noch in manchem reich
[79] Sindt Fürsten und Künig deinen gleich
Die durch ir hochfart und hochmůt
Einander bringen umb Land und gůt
Als ob ir fürnem niemans türst letzen
Und Gott sie nit möcht auch entsetzen
Ir end wir noch nit gesehen haben
Wer weiß wer den letsten würt bgraben.
BALENICUS
spricht und würfft beid arm von zorn von ander / als wolt er in schlagen.
O schwig hör auff woltestu mich lehren
Ich will mich gar nichts an dich keren /
Woltstu mir erst vil predigen darvon
Ich will wol selber zů in gon
Und ine die Leviten der mossen lesen
Das sie wissen / das ich bei in sey gewesen.

Damit steht er auff / und geht mit seinen Dienern zů denn Sengern / spricht der Hoffmeister im hingang Kalogorus zů den umbstendern.

Mein Herr Künig will ein spyl anfohen
Bösen lon würt er darvon empfohen.

So der Künig zů den Sengern kumpt spricht er.

Sagen an was hant ir do gesungen
Ir liegen durch ewerm mundt und zungen
Ich glaub nit das Gott so mechtig sey
Das er mich mög entsetzen hie /
Von meinem stůl und meinem reich
An gwalt ist mir khein Künig gleich /
Alle welt ist mir underthon
Ich trag das höchst Zepter und Kron
Mein gwalt mag mir nit werden entzogen
[80] Ir schelmen ir hant schändtlich gelogen /
Thůnt auß den verß Deposuit
Ich will in im Magnificat haben nit /
Hör ich den verß mehr singen oder sagen
Ir müssen leiden und plagen von mir tragen.

Spricht Psaltes.

Es stäht uns nit zů gnediger Herr
Das wir der heiligen geschrifften lehr /
Fälschen / verschwigen / oder endern tiegen
Wie kündten wir wider die warheit liegen.
BALENICUS
tröuwet inen / und spricht.
Ir hören mich wol was ich euch sag
Lůg das ich dir nit den grindt zerschlag.

Damit geht er wider heim / setzt sich Psaltes nider und radiert den Verß Deposuit auß / spricht darvor.

Ehe ich mir ließ den kopff zerschlagen
Ich wolt ehe mein bücher all har tragen /
Und außtilcken alles das do geschriben ist dran
Ich will mein kopff unzerschlagen han.

So Balenicus heim kumpt zů seiner Frawen Basilia /spricht er zů ir.

Fraw wolstus rathen und wer es mir nit schad
Ich wolt ein mal gon in das bad /
Ich hab lang zeit gebadet nit
Wiltu so magstu auch baden mit.

Spricht Basilia.

Es gfalt mir wol Herr gang darin
Ich hab dirs bad lossen wermen vorhin /
Darumb magstu wol an hin gon
Ich will dir bald nachkommen schon.
[81]
BALENICUS
geht zům bad / in dem bloßt der Bader.
So wolauff ir diener warten mein
Ich will nit lang in der badstuben sein
Ziehen mich ab und bliben hiebei
Das ich meiner kleider sicher sei.

Damit zühet er sich ab / steht einer vor dem bad der bloßt ins bad / geht der Bader auß der badstub / und bringt im ein tuchquahen und badhub / und die Kron darauff / und spricht der Bader.

Gnediger Herr ir hant im recht gethon
Das ir ins bad heüt wöllen gohn /
Heüt ist gůt schwitzen / schrepffen / unnd baden
Ich will euch gütlichen thůn on mein schaden.

Damit gohnt sie ins bad mit einander / spricht der ein diener Enodis.

Unser Herr würt lang im bad do sein
Gang Henßlein bring ein flesch mit wein /
Es ist schwer ungetruncken warten
Lang beiten wechßt in der Fürsten garten.

In dem das Hensslein laufft wein zů holen / unnd im die Knecht zů sehen / kumpt ein Engel über das gerüst gohn / und goht unfer von dem bad under das gerüst hinab / und thůt die fettig darunder von ime unnd stigt wider hinauff verborgenlich in die badstub / da zwischen spricht Henselin als er nach dem wein goht.

Zů der sach soll mir wol gelingen
Ich will die groß flesch voll bringen /
Vor dem vaß will ich thůn on alle clag
Eins truncks mee dann in die flesch mag

[82] Darnach goht der Engel auß dem bad mit der Kronen in aller gestalt wie Balenicus und spricht.

Das bad das will mir sein zůheiß
Ich mag erleiden nit disen schweiß
Ir diener nemen eben war
Bringen mir bald mein kleider har
Dann ich mag lenger hie nit bliben
Die hitz thůt auß dem bad mich triben

Wischen die Diener auff und thůnt im groß ehr / und legen im des Künigs kleider an / goht der Bader hinauß und spricht.

O gnediger Herr habent für gůt
Mir ist leid das euchs bad nit wol thůt /
Ich hab ein schelmen noch dinn sitzen
Dem kan ichs bad nit gnůg erhitzen
Er will dannocht nit recht thůn schwitzen
Ich will gohn und es im wüstlich sagen
Ich getörst ine wol mit küblen außschlagen.

Damit goht Despotus hinweg zů hauß auff dem weg kompt Hensslin mit der fleschen / spricht der ein Knecht Potis.

Unser Herr hatt uns ein boßheit gethan
Wir wolten erst redlich getruncken han
Gang mit diser fleschen wider zůhauß
Da heim wendt wir sie wol trincken auß /
Die leber ist mir wol so dürr
Groß fleschen gendt gůt drinck geschürr.

Spricht Hensslin.

Aber hab ich gantz recht gethan
Das ich ein trunck hab doheim gethan
Sunst můst ich ler wider zů hauß gohn.

[83] So sie heim kommen / geht die Künigin dem Herren entgegen / spricht Basilia.

Gott gesegnen euchs bad mein lieber Herr
Mochten ir nit lenger baden mehr /
Ir hant freilich das bad zů heiß genommen
Das ir so bald sindt wider khommen
Ich wolt erst auch gebadet han
So will ichs nun am nechsten bliben lan.
DESPOTUS.
Ich bin on das nit lustig zů baden
Ich sorgt die hitz die würd mir schaden /
Darumb thet ich dester ehe auß gan
Dann baden will vil getruncken han /
Richten den disch / wir wöllen essen
Doch gottes gnad sollen wir nit vergessen
Darm er so mächtig und gewaltig ist
Was er will das geschicht all frist.
KALOGORUS
spricht zů dem Gesind.
Warlich das hab ich gern gehört
Das mein Herr sich also hatt bekert /
Vor möcht er Gotts gewalt nit vertragen
Yetz thůt er offlich davon sagen.

Als richten die Diener den tisch setzen sich der Künig und Künigin nider und essen / in dem rümplen die Bader mit den küblen als ob sie den im bad schliegen / triben in hinauß / bocht der selb vast und schreiet.

Ir bößwicht wend ir mich ermörden
Das ist doch groß schand auff erden.

Geht Balenicus auß dem bad / und siecht graßlich umb sich.

Ir bader ich wills euch fürwar nit schencken
[84] So erst so ich mag will ich euch hencken /
Und werffen in die thürn hinein
Und plagen lassen mit martel und pein.

Lauffen die Bader herauß und schlagen in erst recht mit küblen / und questen das er niderfalt / spricht der Bader.

Do lyg und laß dich menglich schouwen
Woltestu erst uns darzů auch drouwen
Du öder har gelauffner bůb
Mach dich hinweg in dschelmen grůb.

Stoßt in mit dem fůß / das er umbwaltzet / wüsch der Künig auff / und spricht.

Wo sind mein knecht das sie zůsehen
Solch schmach und schand mir lassen geschehen
Potis / Kalogorus / Henselin
Wa mögen die bůben doch all sein
Das ir kheiner thůt zů her tringen
Der mir mein kleider doch thet bringen.

Siecht zů gerings umb sich und schreit.

Hoscha hoscha wo mögen sie all sein
Heu die schelmen sitzen all beim wein
Das ist doch ein plag über die ander
Das ir erstochen werden mit einander
Můß ich erst nacket gehn zůhauß
Ich will die bůben all triben mit benglen auß.

In dem laufft er ungestümlichen zů hauß / und will die thür auffreissen / spricht der Portner.

Bistu unsinnig was wiltu thun
Meinstu das man dich inlaß nun /
Du nackter bůb mach dich hinweg
Oder warlich ich wurff dich in treck.
[85]
BALENICUS
spricht.
Du bist nit sinnig du erloßer mann
Du můst auff dise stund urlaub han
Soltu solchen hochmůt mit mir triben
Wolauß an galgen du můst kein Portner mehr bliben.

So er an den Portner will / hatt der Portner ein gespaltnen stecken / schlecht auff in / spricht Portitor.

Woltstu mit gwalt in har tringen
Beit / ich will dich zům hauß auß bringen
Also vertribt man eim das lachen
Zů hoff thůt man solch bengel suppen machen

Schreit Balenicus vast und falt zůr thüren auß und spricht.

O we O we jamer und we
Ich kenn schier selber mich nit me
Also vil plagen gonht mich an
Wie mögen die sachen nur zůgan
Ich weiß sie all im hoff zů nennen
Und ir keiner will mich bekennen.

Kert sich gegen dem Portner und spricht.

O Portitor O Portitor du hast unrecht
Hab dich gehalten für ein frommen knecht
Du hast das unbillich mir gethon
Heiß mir doch den Hoffmeister har gohn
Dem will ich etwas heimlichs sagen
Und im mein groß anligen klagen.
PORTITOR
spricht.
Jetz mag ich erst recht nemmen war
Das du ein thor bist und ein narr
[86] Das du wenst das ein solcher Herr
Sich an ein nackten bůben ker
Er sitzt zů tisch beim Herren mein
Darzů auch bei der Künigin.

Spricht Balenicus.

O we was Herren hastu mehr
Ich bin allein dein Künig und Herr.
PORTITOR.
Des Diebhenckers Künig magstu sein
Dort sitzt mein Herr bei der Künigin
Und ist erst auß der badstub kommen
Wann er das nachtmal hatt genommen
So würt er mit ir schlaffen gohn
Sieh wie schmutzelt sie in so freuntlich an.

Springt Balenicus auff von zorn kratzt sich im kopff /und spricht.

Do will mein unglück sich erst recht machen
Des schimpffs mag ich fürwar nit lachen
O we der jämerlichen sachen
Soll ein anderer bei meiner frawen ligen
Ich will fewrio und mordio schreien
O wie han ich gehan so ein frommes weib
Soll ein anderer khommen an ken leib
Das müß doch Gott im Hymmel erbarmen
O we mir betriebten unseligen armen /
O wer ich drinn ich wolt mich rechen
Und den bößwicht zerreisen und durchstechen.

Würfft die händt umb sich / thůt als wolt er über die schranken steigen / schlecht der Portner auff in /lauffen ettliche Diener harzů spricht einer Pterigion Pincerna.

Was leben machstu an der thüren
[87] Beit ich will dir die braten recht schmieren /
Und dich leren machen ein solch geschrei
Das dir der ruckgrat spalt entzwei.

Damit erwüscht er des Portners gespalten stecken /und schlecht auff ine das er zůr erden falt / laufft Potis und Hensslin ketzschen inen mit den füssen und armen von der thüren spricht Potis.

Können wir dich nit bringen hinwegk
Gelt wir schleiffen dich wol im tregk /
Wir wend dich bringen von der thüren
Und solten wir dich biß an galgen füren.

So stoht Despotus auff und rüfft den Knechten /spricht.

Was ziehent ir den arbeitseligen mann
Hörent auff und lont in sein straß gan
Wer weiß was ime mag sein beschehen
Villicht hatt er den Teüffel im glaß gesehen.

Damit steht Balenicus auff und kratzt sich im kopff /siecht hinder sich den Schencken der steht under der thüren / spricht Balenicus.

Lieber Schenck wöllest hieher gohn
Kennstu mich nit lieber Pterigion
Das du schlegst / und außtribest dein Herren
Ich hab dir geholffen doch zů ehren /
Es sindt jetz zwei und zweintzig jar
Du bist mein liebster diener fürwar
Und bester rahtgeb allzeit gesein
Kennstu jetz nit den Herren dein.
PINCERNA
geht harauß zů ime unnd spricht.
Ich hör wol das du mich kanst nennen
Aber wie möcht ich dich erkennen /
[88] Anders dann für ein unseligen mann
Den ich all mein tag nie gesehen han
Sunst weiß ich nichts von dir zů sagen
Dann das ich dir dein hut hab vol geschlagen.
BALENICUS
spricht.
Dasselb hastu mir unbillich gethon
Du hast doch heut mich gesehen gohn /
Mit meinen dienern in das bad
Verfluchtes bad du bringst mir schad
Und hast in unglück mich gestossen
Schenck hab ich dir nit ein warzeichen gelossen
Auß welchem vaß man wein solt nemen
Wann wir wider auß dem bad kemen /
Und mir den machen kalt und frisch
Nun trinckt ine ein andrer ob dem tisch /
Der mich laßt triben affter wegen
Das im all unglück muß gesegen /
Er sitzt auch bei der haußfrawen mein
Das will mein todt und sterben sein /
Ja sterben wer ein kleine pein /
Dann das ich also zů můß sehen
Lieber schenck gang thů zů ir jehen
Ob sie auch kennen mög dissen ring
Den ich heut von ir am bett empfieng
PINCERNA
spricht.
Du sagst mir so vil der heimlicheit
Ich weiß wet als unglück wer dirs hat geseit
Wie kanstu diß sachen all erdichten
Ich kan mich auß dir nit verrichten
Doch will ich von dir nemen den ring
Mein Herren und Frauwen sagen all ding /
Die ich von dk jetzt gehöret han
Darzwischen magstu hie bliben stan.

[89] Goht der Schenck hinein für des Künigs tisch und spricht.

Gnediger Herr soll ich nit lachen
So ich dir bring so schimpfflich sachen /
Der nacktbůb den wir schlůgen hievor
Do er mit gwalt wolt durch das thor /
Der ist ein so seltzamer mann
Auß dem ich mich nit verrichten kan /
Ob er ein narr sei oder ein geck
Oder ob der Teüffel in ime steck
Der hatt mir so vil heimlicheit
Anzeigen können und geseit
Das ich verirret bin daran
Wer es ime doch gesagt mög han /
Dann ich weiß das auff erd kein mann
Das wissen mög dann ir Herr mein
Mehr gab er mir diß fingerlein /
Zů bringen meiner Frauwen der Künigin
Die er spricht sein eelich gemahel sein
Gnädige Frauw ich habs von im empfangen
Ich weiß aber nit wie es zů ist gangen.
BASILIA DIE KÜNIGIN
spricht so sie den ring empfahet / und eben besicht.
Warlich der ring / der ist mein ring
Wie joch zůgangen disse ding
Das der arm zittel in hatt funden.

Greifft den Herren an und besiecht im all sein finger.

Herr ist er euch von der händ verschwunden
Oder hant ir ine im bad gelassen
Oder villeicht verloren auff der strassen /
Das er dem zů der händt ist khommen
Oder hat ine als unglück hinweg genommen?
[90]
DESPOTUS
spricht.
Füren harinn den arbeitseligen armen
Ich můß mich von nöten sein erbarmen /
Das ich ine hör was er doch sey
Oder was abenthür er treib hie
Im můß ye etwas groß anligen
Das er bei dissem hoff also geht schreien.
PINCERNA
rüfft Balenico und fürt in für den tisch.
Gsellschafft du magst wol inher kören
Der Künig will dich selbs verhören
Lůg das du umbgangst mit rechten sachen
Oder dein unglück würt sich erst machen.

So er inhin geht / spotten sein die Diener / spricht Henselin.

Beneveneritis Herr Künig on landt
Ein köstlich kronen ir auffhandt
Wo habendt ir verspielt als ewer gewandt.

Hebt die Künigin ein hand für die ougen / mit der andern umbfohet sie Despotum und spricht Basilia.

O wee Herr Künig wer ist der mann
Heiß in bald von meinen ougen gan /
Und das er sich bald mag wider hinauß
Wir hant on das narren gnůg im hauß /
Lieber Herr laß uns schlaffen gohn
Und loß den narren sein lebtag do ston
Ich mag dem löffel nit me zůgucken
O ich will mich freuntlich zů euch schmucken.

Kratzt sich Balenicus im kopff / unnd springt auff und siehet in alle winckel / spricht.

O wee o wee mir armen thoren
[91] Besser wer das ich nit wer geboren
Dann das ich diß můß hören und sehen:
DESPOTUS
spricht.
Lieber gsell was ist dir geschehen /
Das du dich also stellen thůst
Nun wolan eins du mir sagen must /
Bistu ein Künig wie ist es khommen
Das du solch unglück hast genommen.
BALENICUS
spricht.
Ja frylich es hatt menglich gesehen
Das mir groß ehr ist hie beschehen /
Groß mechtiger Künig was ich hie
Yetzt stand ich bloß weiß selbs nit wie /
Die Frauw hatt mich offt lieblich empfangen
Ach ich weiß nit wie es zů ist gangen
O Herr Gott was hab ich gethon
Das mich sovil plogen an gohn
O Fraw o Fraw kennstu mich nit
Du hast mir doch nie verseit kein bitt /
Hab ich das heüt frü verdient umb dich
Da wir mit einander lebten früntlich
Du möchst mir doch ein wort zů sprechen
O wee das hertz will mir zerbrechen.
BASILIA
spricht.
Du lecker du bůb wie darffstu das jehen
Ich hab dich mein lebtag nie gesehen
Wie mögen ir leiden lieber Herr
Das der bůb also redt an mein ehr
So ich doch bin ein biders weib
Und ye khein mann berürt mein leib
Dann ir allein mein Herr und mann
Die schmach thůt mir zů hertzen gan.
[92]
DESPOTUS
zůr Künigin.
Dein fromkeit / erberkeit und tugent
Sint mir gantz kunht von zeit deiner jugent /
Darumb hab gdult du würst bald sehen
Was wunderwerck hie werd beschehen.

wüschen die Diener auff all und fallen über Balenicum / spricht Calogorus.

Woltstu uns erst die Künigin gschenden
Wir wolten dich ehe erwürgen und blenden
Triben in mit bengeln auß dem hauß
Oder werffen in zům fenster auß.

So die diener all über in fallen unnd er jamerlich schreiet / steht Despotus auff / unnd nimpt in bei der hand / spricht Despotus.

Halten still ir gsellen lont euch sagen
Komm har ich můß dich etwas fragen.

Damit fürt er in in die kammer unnd spricht Despotus.

Sichstu was unglück / schand / und spott
Dir allenthalb zůhanden goht /
Du woltst nit glauben das Gott wer
Uber dich und all welt ein Herr /
Und das er hindern mag und letzen
Dich und ein yeden Künig entsetzen /
Du woltst Gott nemen seinen gwalt
Nun schauw wie es umb dich hab gstalt
Du hörtest ein verß der gfiel dir nit
Du möchst nit leiden deposuit
Schau zů wie du bist deponiert
Geplogt geschendt und humiliert
Und das Gott dich hatt abgesetzt
An leib / gůt / ehr dich verletzt
Und also von deim reich verstossen
[93] Dich gleich gmacht eim bettlet gnossen /
Ein nackten unglückhafftigen armen
Gelt du thůst dich nun selbs erbarmen /
Und můst jetz offentlich hie verjehen
Das solchs von gwalt Gotts sey beschehen /
Wie dunckt dich / hastu es nit gesehen /
Aber wo du dich woltest bekheren
Bekhennen dein Schöpffer Gott und Herren
Sein macht / gwalt und oberkeit
Und das dein thorheit dir würt leit
So würd er gnad thůn diß frist
Der du warlich nit würdig bist.

Falt Balenicus nider zů der erd kreützweiß und spricht.

Ach Gott ach Gott ich můß bekhennen
Ich möcht nit leiden die macht zů nennen /
Das du soltst herschen über mich
Herr Gott schöpffer nun bekenn ich dich.

Zücht in Despotus auff und spricht.

Stand auff / Gott hatt erhört dich nun
Schau zů was gnad er dich werd thun
Zům ersten soltu wissen sein
Das ich ein Engel und nit ein Mensch binn
Und von Gott zů dir geacht
Zů zeigen dk sein gwalt und macht /
Und dich entsetzen von allen ehren
Biß du dich zů im würdest keren /
Und wie er dich hatt getruckt nider
Als wolt er dich erhöhen wider /
Du woltest sein ein Herr allein
Nun hastu aller ehren kein /
Es sey dann das dir Gott die geb
Wie rahtstu das ich mit dir leb.
[94]
BALENICUS
falt im zůfůß und schreiet.
Misericordia / misericordia.
O Herr Gott dein barmung ist so groß
Das sie hett weder end noch moß
Erbarm dich mein zů diser frist
Dann kein macht noch gwalt on dich ist.

In dem zůhet Despotus sein kleider ab butet ime die /und spricht.

Seh hin Gott hatt dein ruwen erkannt
Und will dir thůn genad zů handt /
Thůn dich zů Gott von hertzen keren
Dein fromme Frauw die soltu ehren /
Dann sie ist aller tugendt voll
Und hatt an ir kein laster mol
Das aber sie dich nit hatt kant
Das schafft Gott hatt es also gewant
Gleich wie all liebe diener dein
Ich far zů Gott nun wider hin.

Damit verschwindt der Engel / thůt Balenicus sein kleider wider an / hebt die hendt wider Hymmel auff und spricht.

Gelobt sigst du Herr Jesu Christ
Du der also gewaltig bist
Das du magst setzen alle ding
Und die wider absetzen gering
Was du wilt thůstu überal
Dein großmechtigkeit ist on zal

Also goht er wider hinauß / neigen sich die Diener nimpt sich der sachen nichts an / sunder setzt sich zům tisch / spricht Pincerna.

Sagen uns gnädiger Herr mein
Wo mag der thor hin khommen sein /
Den ir fürten mit euch hinein
[95] Grössers narren hab ich nie gesehen
Das gtar ich bei der warheit jehen.
BALENICUS
spricht steht an den schrancken gegen dem tisch.
Das will ich euch warlich allen verjehen
Ich hatt das spyl wüst übersehen /
Des sint vil plagen mir beschehen /
Der Bader schlůg mich als übel
Das mir am kopff zerbrach der kübel
Der Portner thet mir die broten schmieren
Der Schenck der schlůg mich an der thüren /
Mein knecht Potis und Henßlin
Die schleifften mich im treck dohin /
Mein Haußfraw sprach ich wer ein narr
Und vom galgen gelouffen har /
Und wolt bei eim andern sein gelegen
Leib und lebens hett ich mich verwegen.

So die Künigin und die Diener das horten /sprechent sie.

O wee wie ist die sach zůgangen
Nun müssent wir all sein gefangen /
Er würt uns all ertödten lan
Leib und gůt wir all verloren han.

Geht Basilia für ine und falt nider spricht.

O Herr du wöllest verziehen mir
Das ich so schandtlich red mit dir /
Und alle die dich beleidiget hant
Warlich wir hant dich nit erkant /
Wer ist der / der an deiner statt
Uns alle also verblendet hatt /
Herr wöllest mit mir haben geduldt
Sunst hett ich den todt wol verschuldt.

[96] Zühet Balenicus sein Fraw mit der handt auff /umbfahet sie und spricht.

Nit weyn liebe haußfraw / sunder schwig still
Dann es ist gewesen Gottes will /
Mir ist auch mer dann recht beschehen
Das man mich für ein thoren gesehen /
Dann ich hatt auch einen närrischen sinn
Nun weiß ich erst recht wer ich binn /
Nit ein wunder / das ir nit kennt mich hant
Dann ich mich selber nit erkant /
Do ich ein mensch was und tödtlich
Und wolt über Gott erheben mich /
Do ließ mich Gott sein macht ansehen
Von hochfart ist mir das beschehen
Do aber ich demütiget mich
Hatt Gott über mich erbarmet sich
Liebe haußfraw wöllest dich nider setzen
Unsers leidts went wir uns ergetzen /
Dann ich noch nit getruncken han
In ein solch bad will ich morn nimm gan.

Damit rüfft er den Sengern und spricht.

Doch ir Senger vohen singen an
Den verß Deposuit will ich wider han
Lont in außschreien / predigen / singen
Und den verß in aller weit erklingen.

Fahet er selbs an singen. Deposuit potentes de sede. Und setzen sich domit nider und essen. Spricht Wolust.

Noch weiß ich das ich will gesigen
Und der verachten frawen obligen /
Ich hab noch dort ein grosse zal
Von manhafftigen leüten überall /
Dar zů so hastu dort sitzen bei dir
[97] Die wol an das röcklin heben mir
Sieh ob fraw Hester und Judith
Nit haben getriben wolust ir zeit
Wie sie dort sitzen mit iren kleiden
Die allein zů lust dienen und freüden
HESTER.
Von wegen meins wollusts ist nit beschehen
Die zierung die du an mir thůst sehen /
Sunder hab ich Hester den zorn
Versünt / als Amon hatt geschworn /
Die Juden umbringen überall
Thet ich mich zieren zům selben mal /
Gott weiß das ich khein sonder freüd
Hatt in eim so wollustigen kleid /
Darzů so mag ein fromm biders weib
Mit ehren wol zieren iren leib /
Damit sie gefall irem Ehman
Doch soll es mit zimlicher maß zůgan /
Das man nit thů zůvil pfeffer doran /
Aber harnach zů andern zeiten
Will ich dir als mein leben zeigen und deuten.
JUDITH.
Deßgleichen hab ich Judith auch gethon
Als Holofernes wolt underston /
Mein Vatterlandt und leüt verderben
Do kleidt ich mich / und thet mich ferben /
Damit ich mein findt möcht verblenden
Den Heiden an seim fürnemen schenden /
So hab ich gewogt mein leib und seel
Und gesetzt für das volck Israhel /
Gott bheüt mein wolgezierte jugent
Das ich ein Spiegel bin aller tugent.

[98] So Judith auß geredt / redt Marcus Aurelius Heliogabalus sitzt in Wolust hauß.

Marcus Aurelius auß der Keiser zal
In wolust was ich überall /
In so groß üppigkeit ich kam
Das ich mein Můter öffentlich nam
Und brocht die frawen in wesen und statt
Das sie zů Rom hetten ein eignen raht /
Ich hielt sollich wesen in meinem hauß
Ytel hůren und bůben geingen in und auß /
Den lehe ich zů Rom all ämpter gar
Der tugent nam ich wenig war /
Dann all mein wesen was wolust
Daran ließ ich mir weder mangel noch brust.
WOLUST.
Deren hab ich noch unzälich vil
Die ich yetzt nit all nennen will
Und wann schon diß wer alles nit
So vermag ich noch zů diser zeit
Salomon den aller weisisten allein
Den Sonn und Mon ye überschein /
Der hatt mich gehalten lieb und wert
Mir vleißlich nach gereiset auff erd
Der soll mir jetzent fürher gohn
Er gtar sich noch wol sehen lohn
Mit dem will ich euch all beston.

Geht Salomon harfür und neigt sich gegen der Wolust / und spricht.

Fraw Wolust ich stand in ewerm gebott
Ir sint vil lieber mir dann Gott /
Von dem ich solch weißheit hab empfangen
Als keim zůhanden ye ist gangen /
[99] Verstendtnüß hab ich ghan aller natur
Der gantzen geschöpffte und creatur /
Nützt ist so hoch noch so verborgen gsin
Das nit begreiff die verstendtnüß mein /
Doch durch Wolust der frauwen zart
Ich also gar verblendet wart /
Dreihundert eeweib hatt ich bim leben
Und sibenhundert metzen darneben /
Deren mich ettlich hant darzů bracht
Das ich nit mehr an Gott gedacht /
Und thet gantz von der weißheit tretten
Die abgötter hab ich angebetten /
Und biß in todt also thůn verharren
Das man mich nennt den weisen narren /
Auff Davids weg bin ich nit bliben
Des hab ich all tugent von mir vertriben.

Auff Salomon spricht Syrach.

Nach gůtem anfang herr Salomon
Hastu ein bösen außgang ghon /
Dir hatt nie geschadt glückseligkeit
Dann dir nützt brocht hatt dein weißheit /
Du hast Golt wie Meß auff gelesen
Silber ist dir gleich wie Bly gewesen /
Dein scham hastu den frawen entblößt
Dein leib in wolust gantz erößt
Dein ehre hastu wüst thün vermosen
Deim somen ein böß letze gelossen /
Und durch dein dorheit lust und sind
Gottes zorn gefürt über dein kind /
Die geschlecht Israel hastu zertrennt
Das sie vertriben sind und geschendt /
Das hatt Wolust alles brecht zů wegen
Das du der selben zůvil woltst pflegen.
[100]
WOLUST.
Nun hör zů bleich gel dürrer sack
Was ich vermag auff disen tagk
All weißheit / all sterck / all kunst / all schon
Es ist alles underthon /
Darumb mag ich wol reden frey
Das ich allein allmechtig sey /
Und das oberst gůt zů aller frist
Das auff erd und im hymmel ist /
Darumb Tugent du must mir weichen
Dann du mir gantz nit magst gleichen.
TUGENDT
redt zů Herculi zeigt auff Wolust.
Hörzů wie die Gott lestern thůt
Sie spricht sie sei das oberst gůt
Damit hatt sie all welt betrogen
Und ist doch alles erstunckin und erlogen
Das heißt nit das öberst das noch höher mag werden
Nun ist khein wolust so groß auff erden /
Die nit mit freuden noch mehr zůnem
Wann ein klein wolustle noch dartzů kem
Es mag euch nit sein das best ob allen
Wo leidt und triebnüß zů mag fallen
Nun ist kein wolust so groß auff erd
Der nit gar offt nit verbittert werd /
Der nit sich endet in traurigkeit
Dann wolusts außgang ist hertzen leit.
HERCULES
hebt sein hand auff und dütet / spricht zů der geharnisthten Weissheit.
Wolan des schimpffs ist nun genůg
Ich hab gehört fug und unfug
Vil rümens / clag / und hinderstich
[101] Eins thůt größlich verwundern mich
Weißheit wie hastu zůgesehen
Und solchen můtwill lassen beschehen /
Den ich hie hör / sihe / und befind
Ich meyn du seiest worden zů einem kind /
Das du die sachen all hast veracht
Solchen grossen schaden nit vor betracht.
WEISSHEIT PALLAS
antwort.
Es ist an mir gar nichts erwunden
Ich hab gewarnet zů aller stunden /
Mit gschrifften / predigen / leren
Sie solten sich nit an Wolust keren /
So aber der glaub auff steltzen gaht
Und warheit so vil wunden hatt /
Gerechtigkeit sich hatt lassen blenden
Und kein trew ist an allen enden /
Kein standthafftigkeit auff erden mer
All schand und laster haben ehr /
Und man kein můtwill mehr will straffen
So můß ich gar offt leider schlaffen /
Aber damit du mögst nemen war
Das ich mit hab gefüret gar /
Drei von den Juden / drei von den Heiden /
Drei loblich Christen underscheiden /
Tretten darzů mit Ritterlichem pracht
Erzeigen ewer tugent und macht.

Damit fahen die Neün Helden an zů gon / spricht Ruch Heraldus Primus.

Ir Helden habt ir dise red vernommen
Ir sollen dort zů Hercules khommen /
Dann fraw Weißheit euch gerüffet hatt
Sehen ir nit wie es dort zů gaht /
Dieweil ir so lang sint sitzen bliben
So ist fraw Tugent schier gar vertriben.

[102] Also gohn die Helden ye drei ein Herolt vor mit dryen schilten über das gerüst / das es alles kracht /und wann die Helden vor Hercules stond spricht Pallas.

Gelt ich hab sie har fürher bracht
Da schaw zů Hercules und hab acht
Das ist wol ein ander dapffer wesen
Dann Wolust zůsammen hatt gelesen /
Ir Heldt sagen Hercules hie frey
Was ewer wesen und leben sey
Wo mit ir das erworben hant
Das ir die nün theüren sint genant /
Domit euch Tugent mög belonen
Und ewer houpter zieren mit kronen:

So sie für Hercules khommen / steht Hercules gegen in auff und neigt inen mit dem haupt / spricht Josue.

Josue ein Fürst bin ich genant
Erstritten hab ich das gelobet landt
Vil sorg und arbeit hab ich getragen
Zweintzig vier Künig ztodt geschlagen /
On den fünff Künig der Philistin
Die Sonn stund still durch das gebott mein /
Das heilig Land hab ich außgeseilt
Und under die xj. geschlecht Israel getheilt /
Hundert und zehen jar ist mein leben
Das hatt mir Gott durch mein tugent geben.
DAVIDT.
Ich Davidt ein Fürst aller Propheten
Hab wol gtürst Löuwen und Beren tödten /
Und mit in geschimpfft wie mit den schoffen
Kein tugent han ich nie verschloffen /
Was starcken Künigen zůgehört
[103] Die hochfart Golie hab ich zerstört /
Und den starcken Rysen darnider geleit
Das menglich von mir sang und seit /
Ich hett zehen tausent zetod geschlagen
Zů kheiner arbeit thet ich nie verzagen /
Die Gottes harpff hab ich getragen
Viertzig gantz jar hab ich regiert
Allzeit ein loblich wesen gefürt /
Der tugent gedient als ein frommer Helt
Des hatt mich Gott ime auß erwelt.
JUDAS MACHABEUS
spricht.
Judas Machabeus der starck bin ich
Ich hab den strit Gotts ritterlich
Und dapfferlich geübt mit meiner hant
Das ich der Kempffer Gotts ward genannt /
Der Juden gesatz und alt fryheit
Hab ich mit gwalt weit außgespreit /
Vil mächtig Fürsten darnider geleit /
Groß gtat und sachen hab ich volbracht
Und mit den Römern bundtnüß gemacht /
Und so vil tugentlicher geschiecht gethon
Das man in ewigkeit sagt davon.
HECTOR.
Ich Hector von Troy hab allzeit getragen
Der ehren fan bei meinen tagen /
In Ritterlichem schein und wesen
Als man in allen geschrifften thůt lesen /
Gott würckt in mir groß wunder werck
Von schön von weißheit und von sterck /
Solch freidigkeit hatt ich in meim sinn
Auß Troy ich offt gerennet binn
Und mich allein mit den finden geschlagen
Und die biß in die schiff thůn jagen
[104] Ich hett gantz erlediget meins vatters reich
Hett Achilles nit ermördet mich /
Doch ward ich an im auch gerochen
Do er im Tempel ward erstochen /
Zůn Helden würd ich billich gezelt
Sidt ich hab Tugent außerwölt.
ALEXANDER DER GROSS.
Ich bin genannt Alexander der groß
Von macht ward kheiner mein genoß
Ein Künig aller erden man mich zeit
Und einen Herren der gantzen welt /
Ich hab bezwungen Persiam
Und die groß mächtig Indiam /
Als Aphrica und Orient gewunnen
Biß an die böum des mons und Sonnen /
Und auff das kein Künig mir wird gleich
Theilt ich all Land in zwölff Künigreich /
Noch höchsten tugenden hett ich geworben
Wo ich nit wer so jung gestorben.
JULIUS.
Julius der erst Keyser bin ich
Ich hab erfochten gantz Franckreich /
Britanien und all Teutsche land
Hab ich bezwungen mit meiner hand /
Die erst bruck über den Rhein gemacht
In striten groß gtat volbracht /
Pompeium hab ich überwunden
Und all mein feind zů allen stunden /
Und do ich went am sichersten sein
Do ermörtent mich die Burger mein
All Keyser hant von mir den nammen
Tugent / sterck / mildt / hatt ich allsammen
Fraw Tugendt darff sich mein nit schammen.
[105]
KÜNIG ARTUS.
Künig Artus der mildt und ehrenreich
Auff erden ward nie mein gleich
Die Ritterlich tafel runden
Hab ich geziert zů allen stunden /
Ein gulden Helm hab ich gehan
Darauff ein fewrender trach thet stan /
Ich fürt in meinem gulden Schilt
Gemolt Maria die jungkfraw milt /
Die ich auch allzeit hab geert
Christen glauben hab ich vast gemert /
Darzů brecht Denmarck und Britanien
Groß theil Teutschland und Gasconien /
Witwen und Weisen wer mein begert
Der wart meiner hilff allzeit bewert
Alles das zů Tugent dienen mag
Hab ich gethon flyßlich all mein tag /
Darumb verdienet ein solchen solt
Das mir all Ritterschaft ist holt.
KAROLUS MAGNUS.
Keyser Carle der groß von Teutscher art
Franckreich durch mich gewunnen wart /
Ehr hab ich erhalten der Teutschen zungen
Als Welschlandt ist durch mich bezwungen.
Das Römisch reich hab ich durch mein macht
Von Griechen wider in Occident bracht /
Ich hab auß Ungern und Hispanien
Die Heiden vertriben auß Germanien /
Gott hatt von Hymmel mir gesandt
Das schwert das ich hab in der handt
Darzů diß horn und auch diß fan
Domit ich die Heiden solt bstan /
Ich bin gsein milt / und gůtter sitten
Des hab ich tugent und ehr erstritten.
[106]
GOTTFRIDT VON BULION.
Ich bin genant Gottfridt von Bulion
Das heilig Land ich erstritten hon /
Ein Künig zů Hierusalem bei meinen tagen
Wiewol ich khein Kron auff wolt tragen /
Auff das / Gott sein dornen Kron
In der selben Statt hatt auffgehon
Das Sper ward funden bei meinen zeiten
Domit ich das heilig grab möcht erstriten /
Das sithar bei vierhundert jaren
Der Christenheit ist wider verloren
Und mag nit wider werden gewunnen
Unsers Herrgotts rock kumm dan wider an dsunnen
Das würt thůn ein Keyser lobesan
Der würt heissen Maximilian /
Der würt der thürest Keyser genannt
Der ye auff erden ward erkannt.
HERCULES.
Den selben Keyser kenn ich wol
Mein lob / und rhům / ehr erholen sol /
Solch geschicht volbringen hie auff erd
Da man ewiglich von sagen werd /
Aber nun ir tugentreichen Helt
Gonht hin zů Wolust in ir gezelt
Und werffen sie von dem stůl herab
Es ist nit billich das sie hab /
Solchen sitze / und der Tugent stand
Bringent har iren stůl zůhand /
Fraw Tugent darauff sitzen soll
Sie ist würdig aller ehren vol.

[107] Also gonht die Neün Helden zů Wolust spricht Davidt.

Fraw Wolust heben euch hindan
Fraw Tugent soll disen stůl jetzt han /
Du hast sie unbillich lassen ston
Vil schmach und schand ir angeton
Wolauff und mach dich bald hinwegk
Oder ich würff dich vom stůl in tregk
Doch loß dein dienerin dise Töchter hie
Dann Tugent würt wider begnaden sie.

Wann Wolust allein stöht / spricht.
JHEREMIAS DER PROPHET.
Fraw Wolust was geht dich nöt an
Sichstu nit wie es zů will gan
Du hast ein stůl bracht ungeladen
Nun stehstu allein mit schand und schaden
Du möchtest doch selbs erbarmen dich
Das du stehst so ellendtlich
Von deinem stůl bistu verstossen
Und bist von aller welt verlossen /
Der Tugendt diener sindt all geert
So ist dein schand und laster gemert
Du soltest doch wissen das ich Jheremias
Vor langen jaren hab geweisagt das /
Der Tochter Sion die schamm zerrunnen
Und hab ein schamper stirn gewunnen /
Und went ir wesen werd lang bestan
So werd sie Gott der Herr verlan
Und sie werffen vom stůl herab
Das sie kein freüd noch lust mehr hab
Das ist an dir heüt wol erschinnen
Werstu witzig du machtest dich von hinnen.

[108] Tragen die Helden den stůl zů Tugendt und setzen sie darauff / steht Hercules auff und setzt der Tugent die Kron auff und spricht.

Fraw Tugendt ich hab lang zůgesehen
Wie euch ist gewalt und unrecht beschehen /
Doch hast mit gedult zů allen stunden
Wolust und laster überwunden /
Des gibt dir billich Gott den lon
Sehe hin empfahe von mir die Kron /
Dann du bist aller ehren werdt
Selig ist der / der dein begert.

Damit goht Hercules wider an sein stat / stondt die Neün Helden umb in / hatt Hercules neün Olberboum linden geflochten Krentz / setzt yedem einen auff / und spricht.

Nempt hin ir Held von hoher art
Dise krentz von mir zů diser fart /
Ir sint gesein der Tugendt holt
Des würt euch billich der ehren solt /
Sollich krönung dem allein zůstat
Der ritterlich gefochten hatt.

Setzt sich Hercules nider / gend die Helden zů im bietend im die händ / darnach der Tugent auch /spricht nachmals der Ander Heiden Herolt.

Ir Helden es ist euch glücklich gangen
Ir habent der Tugent lon empfangen /
Und sint geziert mit ehrlichen Kron
Wolauff wk went wider zů behausung gon
Wir ewer Herolt warten auff euch schon.

[109] So sich die Helden nider gesetzen / geht harfür ein weiten weg / schrigt der Dritt Herolt Christianorum.

Lieben freünd / mann / weib / und kind
Hüten euch vor laster schand und sünd /
Und ziehent allzeit der Tugent nach
So khommen ir zů ehren hoch /
Wer mittels schwimmet auff dem mehr
Hatt der vernunfft Tugendt und ehr
So mag er darinn nit verderben
Tugent laßt niemant schandtlich sterben
Wer Tugent hatt auff erd und landen
Der würt behüt vor lastern und schanden
Darumb ist disem Helden beschehen
Solch groß ehr wie ir hant gesehen.

So das geschicht gohnt die Siben Tugendt die Wolust dienerin gewesen sint zů der Tugent /fallendt ir zů fůß / spricht Demütigkeit.

Ich bin genant Demütigkeit
So ist diß mein Schwester Reinigkeit
Messigkeit heißt die / so heißt die Schamm
Lieb / Hoffnung / Miltigkeit ist deren namm /
O Můter wir hand dich schendtlich gelossen
Und uns in üppig wesen gestossen /
Vil grösser sunden hant wir getriben
Ach Gott das wir nit sint bei dir bliben /
O milte Můter nit wöllest uns verschmahen
Sonder uns wider zů gnaden empfahen
Verzih uns unser grosse dorheit
Dann sie uns rüwt und warlich ist leit.

Damit fallen sie auff ir antlit / spricht Tugent.

Kommen har ir lieben döchter mein
[110] Ich mag euch nit unbarmhertzig sein /
Die gedult der tugendt ist so groß
Khummen har wider in mein schoß /
So es euch rüwt und ist euch leidt
Das ir hant glebt in üppigkeit /
So will ich es euch gütlich vergeben
Und euch verheissen das ewig leben /
Stönt auff und khommen zů mir har
Ich wills euch alles verzihen gar /
Dieweil ir es nimm wöllen thun
Will ich euch gnediglich empfahen nun.

Domit gehn die döchter hinzů und küssen ir die handt / Wolust kert sich umb und weint für boßheit /und als sie hinweg will gohn / spricht sie.

Lieben leüt ir hant wol hie gesehen
Was grossen gewalts mir ist beschehen /
Ich war nit darumb heüt außgegangen
Das ich nit solch schmach wolt han empfangen /
Vor was ich fraw Wolust / fraw aller freid
Falt mir zů diß schand und leid
Das ich bin von meim stůl verstossen
So hant mein dienerin mich all verlossen /
Ich solt mordt schreien ach und wee
Aber so heiß ich nimm Wolust mee
Und würd mein kinder all verlieren
Ich will gohn mein wesen fürsich fieren /
Als vast als vor ye umb mich greiffen
Wir wendt Bosaunen / Singen / und Pfeiffen /
Ir andern all suchent darneben
Alls das euch freüd und lust mag geben /
Darmit wir widerumb uns ergetzen
Ich will mich recht nider zů euch setzen.

[111] Als sie sich nider setzen will / findt sie ein gelerten mann an ir statt sitzen / spricht.
WOLUST.
Was sitzestu do du unnütz mann
Du hast doch kein wolust ye wöllen han
So gehörst du auch nit in mein hauß
Schlagen in bald mit benglen auß
Thůnt im redlich die broten schmieren
Und in hinauß an galgen fieren.

Als schlagen die Sirenen ine mit stecken baculando /spricht Augustus Octavianus tröst die Wolust als er neben ir sitzt.

Ich Keyser Augustus hab bei meim leben
Mein wesen vast der Wolust geben /
Auch meiner nachkummen vil deßgleich
Die regiert haben der Römer reich
Die gelebt hant in so üppiger gtat
Das wunder ist das dwelt noch stat /
Darumb Wolust nit thů verzagen
Du hast noch vil diener bei dissen tagen /

Der Wolust Hoffmeister spricht.

Hörstu Wolust was der do seit
Nun ist verschwunden alls unser leit /
Ir Sirenen singen nit thůnt euch schemmen
Wir wöllen darzwischen brassen und schlemmen
In frölich dran landt vöglin walten
Wir wollen vol sein und keinen behalten.

Pfeiffen und singen die Sirenen / in dem goht Ulisses auß dem hauß deserti mit Vier Dienern und geht gemach biß die Sirenen auffhören pfeiffen / spricht Wolust so sie ine sicht.

Do kumpt Ulysses der Künig schon
[112] Mit seinen dienern iner gohn /
Dem went wir als sůß pfeiffen und singen
Wie wir in mögen zů uns bringen /
Und er in Wolust sich thůt begeben
Das man doch sehe das mir noch leben.

Spricht Ulysses zů den Knechten.

Hant ir das süß gethön gehört
Das die Sirenen triben dört /
Sie Pfeiffen / beucken / und discantieren
Sie understöndt uns zů verfüren /
Langen har mir wachß ich will mein oren
Verstopffen das ich nit mög hören /
Ich will dissen weg der tugent gan
Das süß gethon mich nit irren lan /
Sie müssen mich nit bringen zů in
Zů der edlen Tugent far ich dahin.

Verstopffen im die Knecht sein oren / geht er zů der Tugent / spricht der ein diener Elpenor blibt mit seinen Gsellen ston.

Lieben gsellen unser Herr will zů witzig sein
Stossen im das wachs in die oren hinein /
Und verkleibens im wol das er nit gehör
Lont in ghon suchen tugendt und ehr /
So wend wir lůgen was die dort machen
Do ist nichts anders dann freud und lachen /
Mit allem wolust / seitenspyl und prassen
Da went wir uns auch finden lassen /
Gott grüß euch ir hupschen holdtseligen leut
Eu lont uns zů eüch ein kleine zeit
Das wir auch frölich mit euch leben
Wir wöllen unserm Herren recht / unrecht geben.

[113] So wischen die Sirenen auff und streiffen yedem ein kapp an / ein mit eim Esels kopff / ein mit dem Lewenkopff / ein mit dem Sew kopff / ein mit dem
Berenkopff / ist Argus mit der sackpfeiffen inen nach geschlichen spricht Argus.

Er hatts / er hatts / eben recht / eben recht /
Die wolten nit sein der Tugent knecht /
Sie müssen diß schlecklin auch versůchen
Nimm an die Esels kapp für ein leppkůchen /

Wann Argus außgeredt / spricht Onager dem die Eselskapp auffgesetzt ist icka icka ɔc.

Das walt als unglück ist das gesungen
Nach meim eignen unglück hab ich gerungen /
Ich meint zů khummen in fraw Wolust orden
So bin ich leider zům Esell worden /
Icka icka das ist das singen mein
Icka icka ich můß mein lebtag ein Esel sein

Gruntzet ein jeder und riehelt noch dem sein kapp ist / einer als ein suw / der ander als ein Esel /spricht ein Siren.

Die gsellen sint recht zů uns khommen
Sie hant schon angel und schnur genommen
Also went wir allen andern thůn
Die fürther zů uns khommen nun /
Wir went sie dermaß also hüben
Das sie ewiglich müssen bei uns bliben
O wir went redlich umb uns greiffen
Damit fahen an Bosaunen und Pfeiffen.
[114]
HEROLT.
Anfenglich haben wir fürgetragen
Wir woltent von Tugent und Wolust sagen /
Und wie das Hercules würd entscheiden
Entlich belonung irer beiden /
Das haben wir nun zům theil gethon
Mit infürung manch setzamer person /
Auß Historien und aller hant geschrifft
Sovil zů disem Spyl sich trifft /
So wir nun vil verborgner sinn
Mit sprüchen hant angezeigt harinn /
Als die vernunfftigen wol verstan
So bitten wir von uns für gůt zehan /
Alles das wir gehört hant und gesehen
Warlich es ist im besten beschehen /
Menglich mag mercken auch hiebei
Das es vast jetzt der welt louff sei /
Darauff unser beger ist zů euch allen
Ir wöllent dorab han kein mißfallen /
Auch niemans utzt ungůts darzů jehen
Der Tugent ist es zů ehren beschehen /
Darumb went wir hoffen das all die jhenen
Die nach ehren und tugent sinnen /
Von uns diß haben werden für gůt
Domit hab euch Gott all in seiner hůt /
Und thů ewer heil und seligkeit meren
Am Montag mögent ir widerhar keren /
Wo es anders gfalt unsern gnedigen Herren
So went wir Christ zů Hymmel füren /
Yetzt went wir singen und discantieren
Und euch erlouben allen sammen
Von hinnen ziehen in Gottes nammen
Gott geb euch glück und gsundtheit.

Amen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Brant, Sebastian. Drama. Tugent Spyl (Hercules am Scheideweg). Tugent Spyl (Hercules am Scheideweg). Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3DBA-F