Auff den andern tag
[61]HEROLT.
Lieben Herren und freündt es möcht verwundern vil
Das wir auff gestern theilen diß spyl
Aber es kunht nit anders beschehen
Wie ir dann bald hie werden sehen /
Das fraw Tugent würt brachtlicher weiß
Den bytz behalten mit lob und preiß
Darumb wir dann heüt har sint khommen
Hörent zů Tugent würt sich nit saumen
Vil lieblichs bringen auff die ban /
Dardurch man entlich mag verstan
Das Gott Tugendt nit thůt verlan
Hiemit faht Tugent reden an.
TUGENT.
Wolust wiltu sehen den lon
Den ich zů geben bin gewon
Den die zůr tugent halten sich
Auch denen die gewaltiglich
Sich setzent wider Gott und Tugendt
Auff eignen gwalt allein bauwent
Das will ich scheinlich zeigen dir.
Damit rüfft sie dem Rahtgeben und spricht weiter.
Du rahtgeb thů dich bald harfür
Und raht deim Herren dise frist
Das dir im kopff lang gelegen ist
Deinen hassz und boßhafftigen neidt
Den würstu anzeigen zů diser zeit
Und wöllest dich lassen mercken eben
Man würt dir dein lon bar geben.
[62] Kumpt Hypatos für seins Herren sitz / do Tachypithis und sein fraw Despina unnd Edicos der jüngling beieinander sitzen / und gůter ding sint /hatt Edicos ein käpplin mit wuechen auff der achseln ligen / steht und dient dem Herren und der Frawen / spricht Hypatos.
Herr wöllest ausser khummen nun
Ich will dir etwas sagen thun /
Das ich lang hab in mir getragen
Ich mag es lenger nit vertragen /
Steht der Herr auff / und geht mit im auff das gerist /spricht Tachypithis.
Rahtgeb sag auff was ligt dir an
Das du mich wilt so ernstlich han.
HYPATOS.
Herr ir wöllent nit glauben was man euch seit
Freylich es würt euch endtlich leidt
Und wiest außbrechen ewer ding
Ir hant ein hubschen jüngeling /
Den hant ir lieb mehr dann zů vast
Fürwar er ist euch ein schädlich gast
Ir achten nit / das das ander leüt
Von ime warnemen allezeit
Und meynen das er bůl ewer fraw /
Ich hab war genommen gantz genaw
Und will dasselb auch beduncken mich
Darumb raht ich in trewen euch
Thůnt euch des jünglings ab bei zeiten /
Ir werden sunst geschent vor allen leüten.
TACHYPITHIS.
Du seist mir das ich nit glauben kan
Ich weiß das ich ein fromm weib han
[63] Der ehr und tugent wonet bei /
Sie ist aller schand und mackel frei
So ist der jüngling fromm und gerecht
Gottsförchtig / tugentrich und schlecht
Das ich nimmer mag glauben dir
Das so du jetz thůst sagen mir.
HYPATOS.
Ich sieh wol das ir euch londt blenden
Euch ist lieb das man euch thů schenden /
Thůndt eins kriegen mit ewer frawen
So werden ir ougen scheinlich schawen
Das der jüngling die fraw so liebt
Das er mit ir so gantz würt betriebt
Lacht sie so lacht er auch mit ir
Das ist ein gewiß zeichen in mir
Das er sie lieber hatt dann euch
Genht hin ir findens sicherlich.
Geht der Herr wider zů hauß / und der Raht Geb mit im / der blibt vor der thüren / und spricht im gang Tachypithis.
Wiewol ich nimmer glauben mag
Das der mir seit auff disen tag
So will ichs doch hingon versuchen
Fund ichs / ich würt mich selbs verfluchen /
Aber man spricht wer nit volgt bei zeit
Eim gůten raht den man ime gibt
Dem sey auch gantz zů helffen nit.
So er hin in geht / setzt er sich zůr Frauwen / steht der Jüngling / und neiget sich gegen dem Herren so er kumpt / spricht Tachypithis.
Liebe fraw hastu nit verlangen
Das ich so ferr von dir bin gangen
[64] Und auß gewesen lange zeit
In ferren landen breit und weit.
DESPINA
spricht.
Wie möcht nit trauren lieber Herre
Ein fromm fraw die lieb hatt ir ehre
Wann ir gemahel von ir wer
O es lit einer frommen frawen schwer
Dargegen hab ich groß freüd darab
Das ich dich wider gesehen hab.
TACHYPITHIS
umbfahet sein Fraw / und spricht.
Danck hab liebe fraw es zimpt wol sich
Das du freundlich empfahest mich
Dann ich hab auch an dich gedacht
Und disen krom dir mit mir bracht.
Damit umbfahet er sie / und sint gůter ding / lacht der jüngling / Edicos geht neben sich als ob er mit eim andern redt / spricht.
Grösser freüd möcht mir nit beschenen
Dann mein Fraw und Herren frölich sehen.
DESPINA
greifft die ketten an und spricht zům Herren.
Ich won ich wer gantz worden fro /
Was dorechten kroms bringstu mir do
Die ketten ist küpffern und vergült
Es wer nit wunder das ich dich übel schült
Du hettest solch khromen wol mögen sparen /
Bistu darumb ghen Franckfort gefaren
Ich meint es wer gar vil goldts doran
Bhalt dirs ich will nützt mit zů schaffen han.
[65] Damit würfft sie ime die ketten in geren / die hebt der Herr auff / und spricht Tachypithis trouwet ir mit eim finger.
Frauw das gefalt mir nit an dir
Das du solch antwort solt geben mir
Du hast es warlich unbillich gethon
Seh hin das hab dir darumb zůlon.
Damit schlecht er sie an ein backen / das sie weint /geht der Jüngling auch nebent sich / und weint /spricht Edicos.
Verschwunden ist mir all mein freüd
O wee wie geschicht mir jetzt so leid
So ich mein Herren und Frauwen sieh
Einander übel handeln hie.
Geht der Herr zornig hinauß auff das gerist zů dem Rahtgeben und spricht Tachypithis.
Raht geb was du mir hast geseit /
Des hab ich funden gantzen bescheidt /
Das der jüngling hatt tag und nacht
Auff mein haußfrauw sunder acht
Dann lacht sie / so lacht er sie an
Weint sie auch das hab ich war genommen
Raht mir wie ich sein ab mög khommen.
HYPATHOS DER RAHTGEB
spricht.
Gelt ir würden auch glaubig werden
Ich hab gemerckt an manchen geberden
Aber so thůn im / du hast dort auß
Ein kalck offen und ein ziegel hauß
Da bevilch den knechten das sie lůgen zů
Der erst der zů in kumpt morgen frů
Und spricht ob sie hant volbracht
Das du sie geheissen hast diß nacht
[66] Das sie den nemen und werffen in
Zům hindersten in den offen hinein.
TACHYPITHIS.
Dein raht ist gůt und gefelt auch mir
Ich wills von stund an bstellen schir.
Damit versigelt er ein brieff den gibt er dem Rahtgeben und spricht.
Gang nimm den brieff trag in hinauß
Den knechten in das ziegel hauß
Sprich zů in was der brieff auß weiß
Das sie das thůn morn mit vleiß.
Der Rahtgeb nimpt den brieff und im gon spricht er.
Disen brieff ich gern empfangen hab
Damit khum ich des jünglings ab
Er ist mir ein groß bürd gsin im hauß
Aber ich will ine bissen hinauß
So würd ich dann wider lieb und wert
O die sach geht wie ichs hab begert.
RAHTGEB
spricht zů den Ziegelknechten.
Hören eben zů ir lieben gsellen
Mein Herr bevilcht euch das ir wöllen /
Alles das volziehen mit der that
Das an disem brieff geschriben stat.
Thůt der ein Knecht den brieff auff und lißt in spricht Latonius.
Du solt unserm Herren sagen eben
Das wir wöllen der geschrifft geleben /
Er dürff nit weiter sorgen nun
Wir went der sach freylich recht thun:
[67] Kört sich Hypatos umb / und im heim gehn spricht er.
Ein erschrockner Rahtgeb soll gantz nit
Es ist ein fein ding umb recht geschickt leüt
Die durch iren raht zů wegen bringen /
Das inen allzeit wol mag gelingen
Hett ich disen anschlag nit zůgetriben
Ich wer mein lebtag dahinden bliben.
Domit ist er khommen zů Tachypithis / spricht Hypathos.
Herr du darffst fürther sorgen nicht
Ich hab die sach recht zů gericht
Der handell hatt sein rechten anfang
Lůg du das er von statt auch gang.
So der Rahtgeb wider vom Herren kumpt rüfft der selb dem Jüngling / und spricht Tachypithis.
Edicos khum har du jüngling
Gang zů meim ziegel offen gering
Sag den knechten ob sie haben gethan
Das ich nechten geschriben han.
Der jüngling Edicos spricht.
Herr was du hast geheissen mich
Das will ich volnziehen fürderlich.
Damit macht er sich auff den weg hört er ein glock lüten / steht er still und losset / spricht.
Mir ist ich hör zů Predig lüten
Ich will gon hin zů disen zeiten
Man spricht das der nützt versumen mag
Welcher Gottswort höret alle tag.
[68] Und so er sich ein weil in der predig sumet / spricht der Rahtgeb Hypathos.
Ich will gohn lůgen und besehen
Ich gedenck wol es sey dolest umb ine geschehen.
Damit geht er all gemach über das gerist zů dem ziegel ofen / redt mit im selbs.
Nun hab ich den sachen recht gethon
Das ich des jünglings binn worden on
Der sich so wol gelieben kundt
Das ich was unwert all stundt /
Sie kündten beid nützt fohen an
Der jüngling můst allzeit sein vornen dran
Nun hab ich ihm zůgrist ein badt
Ich gedenck wol das ers überkommen hatt /
Und ist im ofen langst erstickt
Domit ist mir mein rahtschlag glückt.
Mit den worten ist er khommen zů dem kalckofen /spricht zů den Knechten.
Gott grüß euch Meister und gesellen
Ir thůnt recht das ir euch so ernstlich stellen
Hant ir volnbracht die sachen nun
Die euch mein Herr thet bevelhen thun.
Spricht Latonius.
Nein wir hant es noch nit gethon
Wir went es jetz erst greiffen an
Kum har du můst uns helffen rahten
Wie wir die ziegel recht thůn braten.
Schreit der Rahtgeb.
Ich bin sein nicht ich bin sein nicht
Dem jüngling ist diß badt zůgericht.
[69] Spricht der ander knecht Plinthos.
Lieber du darffst nit vil wort triben
Du můst in disem ofen bliben
Wie unser Herr schreib hinnacht
Du hast den brieff doch selber bracht
Greiffen in an dann es můß sein
Duck dich Jäcklin du must in ofen hinein.
So er hinein geworffen würt / kompt der Jüngling auß der kirchen zům kalckofen spricht Edicos.
Ir Herren habt ir volbracht nun
Das euch mein Herr hatt bevelhen thůn.
LATONIUS
spricht.
Ja sicher wir hant im recht gethon
Er ligt im ofen und brotet schon.
EDICOS.
Wer brotet das thůnt mir bekant
Den ir in ofen geworffen hant.
LATONIUS.
Es ist der Raht geb unverholen
Der brennt / wie uns das ist bevolhen.
Kert sich der Jüngling umb wider heim zů gon spricht Edicos.
Herr Gott was hab ich hie gesehen
Das solt mir worlich sein beschehen
Aber Gott hat durch sein milt und güten
Mich armen jungen wöllen behüten
Aber hab im recht gethan
Das ich ein predig gehöret han /
Ich will es sagen meim Herren schnell
Was er doch darzů sprechen wöll.
[70] Als er geht zů dem Herren spricht Tachypithis.
Sag an jüngling wo kumpstu har
Hab ich dir nit bevolhen var
Du solst zům ziegel ofen ghon
Warumb hastu das nit gethon.
EDICOS.
Herr zů deim gebott bin ich nit treg
Aber als ich was auff dem weg
Hort ich ein glocke lüten dort
Da hab ich vor ein predig gehort
So bald die selbig predig ir end nam
Und ich zům ziegel ofen kam
Und fragt die knecht ernstlich und gůt
Ob sie volend hetten dein gebot
Seithen sie ja wir han in gthon
In kalckoffen da brennt er schon /
Das ist der Rahtgeb der uns nun
Ein brieff bracht das wirs solten thun.
TACHYPITHIS.
Grösser wunder hab ich nie gesehen
Warlich es solt dir sein beschehen /
Gott hatt erlediget dich darvan
Dorab ich groß verwunderen han
Der will etwas würcken mit dir
Wo kompt solch gnad her / das sag mir.
EDICOS.
Herr do ich von meim Vatter solt
Abscheiden / und er mich gesegnen wolt
Sprach er / merck eben lieber Son
Zwei stuck die soltu allzeit thůn
Das ein / das du hörest alltag
[71] Ein predig wo es gsin anders mag /
Das ander / wo du thust in keren
Zů frommen Leüten oder Herren /
So hab acht wann man frölich ist
Das du auch mit ine frölich bist /
Trauret man aber oder treit leid
So traure mit ine / und hab khein freüd /
Diß hab ich ghalten ettlich jar
Und hab doch wol genommen war /
Das mich der raht geb durch sein neidt
Gehasset hatt jetz lange zeit
Der yetzt im ziegel ofen lit.
TACHYPITHIS.
Gelobet sey Gott in ewigkeit
Das solch fewr so dir was bereit
Verbrant hatt den falschen Raht geben
Der dich wolt brocht haben umb dein leben /
Darumb so můstu fürbaß nun
Nit sein mein Knecht / sunder mein Son /
Alles mein gůt will ich dir verlan
Dann Gott hatt wunder an dir gethan.
TUGENDT
spricht.
Nun sieh Wolust ob nit Gott gidt
Der Tugendt ken Ion allzeit /
Dargegen strafft er hert falschen nidt
Darumb ist war das böße raht mit list
Dem Rahtgeb aller schandlichst ist /
Der falt auch inn die grůb on acht
Die er eim andren hatt gemacht /
Hett disser jüngling wollust gsucht
So wer er gesin von Gott verflucht
Aber do im liebt tugendt mehr
Und volgt seins lieben Vatters lehr
Da widerfůr ime glück und ehr.
[72]WOLUST.
Das hab in Gotts namen seinen bescheidt
Dweil du aber von predig hören hast geseit /
So hör wie ich zů zeiten hieß
Einen Ritter das er under wegen ließ /
Und nit predig hört als er was gwon
Sunder gieng nur wolust nachgohn
Und hett all lust und freüd zů jagen
Hör zů man würd dirs kürtzlich sagen.
Kumpt der Ritter mit seinen Knechten auß dem wald / haben jäger hörner an / und ein hasen gefangen / spricht der Stratiotes.
Khein grösser lust auff erd ich hab
Dann so ich bind mein hündlin ab /
Und sieh die lauffen auff dem wasen
Zů sůchen mir ein Mertzen hasen /
Der schmeckt mir wol zů meinem mundt
Und ist vast lustlich und gesundt.
Der ein Knecht tregt ein hasen am spieß spricht Lagotis.
Herr es ist heüt uns glücklich gangen
Das wir hant disen hasen gefangen /
Allein über halß on garn und hag
Es ist heüt der grien donderstag
So ist es noch des Mertzen zeit
Heüt sucht man hasen ferr und weit /
Die man thůt schencken gůten freunden
Ich forcht wir würden keinen finden.
Der ander knecht Kynigos.
Lieber du hast gar gůt zů sagen
Mit lerem buch ist nit gůt jagen
Was ists wir sindt disen morgen gangen
[73] Und hant nit mehr dann einen hasen gefangen /
Wir weren wol bliben do heim noch heüt
Und zů kirchen gangen als ander leüt
Und hetten des Gottsworts vergessen
So hetten wir langest zů imbs fressen /
Diß jågerspyl thůt nit fasen
Es schlecht nimmer glück zů disem hasen.
STRATIOTES DER HERR
spricht.
Welche zeit meinstu das es möcht sein
Wir khommen noch wol zůr predig hinein
Des gottsworts wöllen wir nit vergessen
So werent wir dann zů morgen essen.
Der Knecht richt den spieß auff / und misset die schetten mit dem füß spricht Künigos.
Herr merck eben was ich dir sag
Es ist ein gůts über mittag /
Die spieß stang mag kein schatten han
Das vieh würt schier zů undern gan
Darumb sag ich euch lieber Herr
Wir werden khein predig finden mehr.
Laufft das Teüffle mit dem bloßbalck hinder den Herren / und bloßt im inn die oren / und laufft hinauß / und spricht Diabolus.
Ich hab wahr auff die sachen genommen
Diß jagen würt mir eben khommen
Ich will den pfeffer zům hasen rüren
Und deren einen heüt mit mir füren.
Laufft damit wider zům Herren / und bloßt im in die oren / schlecht der Herr die händt über sich und spricht.
O wee mir arbeitseligen mann
Was grosser narrheit hab ich gethan /
[74] Das ich den gottsdienst hab vergessen
Der Christlich ernst ist bald ersessen
O haß das ich dich ye hab gehetzt
Nun hatt ich doch mir fürgesetzt /
Das ich keinen tag on predig wolt sein
Mein glück und heil ist gantz dohin /
Billich so soll mir misselingen
Es würt mich umb mein leben bringen /
Ich wolt nacket zů hauß heim lauffen
Das ich eim möcht ein Predig abkhauffen
Das ich würd rüwig in meim hertzen
Sunst würt der Teüffel mit mir schertzen
LAGOTIS DER KNECHT
mit dem hasen spricht / laufft der Teüffel zů im / bloßt im inn die oren.
Herr nit laß es dir ligen hert /
Ich hab heüt frü ein predig gehört
Ehe ich züm jagen hinauß thet lauffen
Wiltu / so will ich dirs bei Gott verkauffen /
Gib mir dein kleidt mein predig hab dir
Morn hör ich wol einander darfür.
STRATIOTES DER HERR
spricht / und zücht seinen rock ab.
Des bin willich in warheit
Gib mir dein predig seh dir das kleidt
Damit das ich zů růgen khum
Ich geb ehe als mein gůt darumb.
LAGOTIS DER KNECHT
empfoht das kleidt und spricht.
Den Wechsel thůn ich von hertzen gern
Ich hort schier siben predigen vern
Möcht ich die alle also verkouffen
Ich wolt zů merckt mein lebtag louffen.
[75] Damit thůt er den rock an / und spricht Lagotis.
Nun bin ich worden zů eim Herren
Yederman würt mich fürbaß ehren
Ich bin frölich und wol gemeit
Das ich trag ein so zierlich kleidt /
Meiner armůt würd ich nun vergessen
Ich bin gar glücklich ingesessen.
In dem foht er an den kopff zů schüteln als ob er unsinnig wer / dantzt das Teüfflin umb ine spricht der Knecht Lagotis.
Was lebens will erheben sich
Wie brennt das kleidt so übel mich
Ich meyn das helsch fewr steck darinn
Diß kouffmanschatz bringt kleinen gwin /
Was hab gton ich narr und thor
Wie was ich so gerüwig vor
Ehe ich mein Predig verkouffet heüt
Ich sorg das mich der Teüffel reüt
So seltzam sint jetz mein gedencken
Mir ist eben als müßt ich mich hencken
Ja warlich es můß jetzundt sein
Ein strick hort an die gürgel mein
Verflucht sey diser kouff und tag
Die erd mich nit mehr tragen mag.
Würfft domit das kleidt wider von im und spricht.
O kleidt du müssest verflucht sein
Du bringst mich umb das leben mein
Ich far do hin / alde alde
Sonn und Monn gesicht mich nimmer mee:
[76] Domit laufft er unnd henckt sich / steht der Ritter vor ime / sicht hinder sich ime zů / segnet sich dück /spricht Stratiotes.
O Gott was wunder hab ich gesehen
Das solt mir armen sein beschehen /
Dir sey lob / ehr / und danck allzeit
Das du behütest hast mich heüt /
Ich hab von meinen jungen tagen
Vil gůts von Gottswort hören sagen /
Heüt hatt alls unglück mich beschissen
Das ich mich jagens hab beflissen
Zůvor auff disen heiligen tag
Des stand ich wol in grosser clag /
Aber Gott hatt mir hie gezeigt
Das ich allzeit will sein geneigt /
Vil predigen lesen und auch hören
Und mich von meinem jagen keren
Das jagen brecht mich umb mein leben
Es hett mir schier sant Johans segen geben.
TUGENDT
spricht.
Wolust das du hast gezeigt an
Dasselb ich gern gehöret han
Dann solch geschicht thůt mehr für mich
Dann das du dere berümest dich /
Diser Ritter ist so tugentreich gesein
Das er hertzlich leid hatt und pein /
Das er ein tag predig hatt versumpt
Nun hör wie bald noch einer kumpt /
Der auch sich selber übersach
Deßhalb im grosse schand beschach /
Doch als im leid ward sein hochmůt
Wider bekannt sich in demůt /
Und volgt mir Tugent und meinem roht
[77] Do ward im solche gnad von Gott
Das er auß angst kam und auß not.
Und damit rüfft Tugent den Sengern und spricht.
Ir Psaltes fahen singen an
Wie ich euch das bevolhen han.
Singen die Senger.
Fecit potentiam in brachio suo &:c. Deposuit potentes de sede &:c.
Spricht Psaltes.
Gott der Herr zeigt sein krafft all tag
Das er khein Hochfart leiden mag
Er truckt die Hochfertigen nider
Und erhöcht die demütigen wider
Die gewaltigen setzt er von irem gůt
Und erhöcht die Tugent der demůt.
So der Künig Balenicus solchs hört / spricht er zů seim Hoffmeister.
Hoffmeister hör zů was die da singen
Sie solten wol nach unglück ringen /
Wie getürren singen das Gott mag
Die mechtigen entsetzen alle tag
Und die demütigen aufferhöhen
Fürwar/mein majestat thun sie damit schmähen
Als ob mich Gott auch möcht vertriben
Ich will dennocht ein Künig vor in bliben
Gang sag inen das sie es fürther meiden
Dann ichs nit mee wöll von in leiden.
Antwort der Hoffmeister Kalogorus.
Nit also Herr Künig gnediger Herr
Gott vermag das und grössers mehr
[78] Du hast doch etwan wol gehört
Wie der Troier gewalt ward zerstört.
Und das mit unrecht durch Hochfart
Von Paris Helena geraubet wardt /
Du hast vor zeiten auch gesehen
Wie Creso dem reichem ist beschehen /
Der durch sein hochfart und übermůt
Kam umb sein leib / ehr / land / und gůt /
Do er sucht Cyrum in seim Landt
Fing in der selb mit grosser schandt /
Auch der selb Cyrus wie mechtig er was
So möcht in doch nit helffen das
Sein kopff must trincken menschen blůt
Und ward entsetzt durch sein hochmůt
Wer entsetzt Xerxem und Darium
Alexandrum / Syllam / und Marium
Und andere mechtig Künig mehr
Die kummen sind umb leib und ehr /
Ich schwig deren die Gott so hant veracht
Das sie ewiglich entpfinden sein macht /
Als Typhorus und Capaneus
Metzentius und Salmoneus
Die jetz tieff in der Hellen ligen
Und Gotts macht und gwalt am boden schrien /
Sag an ward ye khein reich auff erd
So mechtig und an ehren werd /
Als gewesen ist der Römer macht
So bald aber ir hochfart und pracht /
Auffwůchs / und das sie nit mehr hielten
Gottsforcht / sunder der untrew spielten /
Do zerströwet und entsetzt sie baldt
Gott der Herr von allem gewalt /
Warlich Gotts krafft an ine erschein
Gott mag das thůn / und thůts allein
Du siehst das noch in manchem reich
[79] Sindt Fürsten und Künig deinen gleich
Die durch ir hochfart und hochmůt
Einander bringen umb Land und gůt
Als ob ir fürnem niemans türst letzen
Und Gott sie nit möcht auch entsetzen
Ir end wir noch nit gesehen haben
Wer weiß wer den letsten würt bgraben.
BALENICUS
spricht und würfft beid arm von zorn von ander / als wolt er in schlagen.
O schwig hör auff woltestu mich lehren
Ich will mich gar nichts an dich keren /
Woltstu mir erst vil predigen darvon
Ich will wol selber zů in gon
Und ine die Leviten der mossen lesen
Das sie wissen / das ich bei in sey gewesen.
Damit steht er auff / und geht mit seinen Dienern zů denn Sengern / spricht der Hoffmeister im hingang Kalogorus zů den umbstendern.
Mein Herr Künig will ein spyl anfohen
Bösen lon würt er darvon empfohen.
So der Künig zů den Sengern kumpt spricht er.
Sagen an was hant ir do gesungen
Ir liegen durch ewerm mundt und zungen
Ich glaub nit das Gott so mechtig sey
Das er mich mög entsetzen hie /
Von meinem stůl und meinem reich
An gwalt ist mir khein Künig gleich /
Alle welt ist mir underthon
Ich trag das höchst Zepter und Kron
Mein gwalt mag mir nit werden entzogen
[80] Ir schelmen ir hant schändtlich gelogen /
Thůnt auß den verß Deposuit
Ich will in im Magnificat haben nit /
Hör ich den verß mehr singen oder sagen
Ir müssen leiden und plagen von mir tragen.
Spricht Psaltes.
Es stäht uns nit zů gnediger Herr
Das wir der heiligen geschrifften lehr /
Fälschen / verschwigen / oder endern tiegen
Wie kündten wir wider die warheit liegen.
BALENICUS
tröuwet inen / und spricht.
Ir hören mich wol was ich euch sag
Lůg das ich dir nit den grindt zerschlag.
Damit geht er wider heim / setzt sich Psaltes nider und radiert den Verß Deposuit auß / spricht darvor.
Ehe ich mir ließ den kopff zerschlagen
Ich wolt ehe mein bücher all har tragen /
Und außtilcken alles das do geschriben ist dran
Ich will mein kopff unzerschlagen han.
So Balenicus heim kumpt zů seiner Frawen Basilia /spricht er zů ir.
Fraw wolstus rathen und wer es mir nit schad
Ich wolt ein mal gon in das bad /
Ich hab lang zeit gebadet nit
Wiltu so magstu auch baden mit.
Spricht Basilia.
Es gfalt mir wol Herr gang darin
Ich hab dirs bad lossen wermen vorhin /
Darumb magstu wol an hin gon
Ich will dir bald nachkommen schon.
[81]BALENICUS
geht zům bad / in dem bloßt der Bader.
So wolauff ir diener warten mein
Ich will nit lang in der badstuben sein
Ziehen mich ab und bliben hiebei
Das ich meiner kleider sicher sei.
Damit zühet er sich ab / steht einer vor dem bad der bloßt ins bad / geht der Bader auß der badstub / und bringt im ein tuchquahen und badhub / und die Kron darauff / und spricht der Bader.
Gnediger Herr ir hant im recht gethon
Das ir ins bad heüt wöllen gohn /
Heüt ist gůt schwitzen / schrepffen / unnd baden
Ich will euch gütlichen thůn on mein schaden.
Damit gohnt sie ins bad mit einander / spricht der ein diener Enodis.
Unser Herr würt lang im bad do sein
Gang Henßlein bring ein flesch mit wein /
Es ist schwer ungetruncken warten
Lang beiten wechßt in der Fürsten garten.
In dem das Hensslein laufft wein zů holen / unnd im die Knecht zů sehen / kumpt ein Engel über das gerüst gohn / und goht unfer von dem bad under das gerüst hinab / und thůt die fettig darunder von ime unnd stigt wider hinauff verborgenlich in die badstub / da zwischen spricht Henselin als er nach dem wein goht.
Zů der sach soll mir wol gelingen
Ich will die groß flesch voll bringen /
Vor dem vaß will ich thůn on alle clag
Eins truncks mee dann in die flesch mag
[82] Darnach goht der Engel auß dem bad mit der Kronen in aller gestalt wie Balenicus und spricht.
Das bad das will mir sein zůheiß
Ich mag erleiden nit disen schweiß
Ir diener nemen eben war
Bringen mir bald mein kleider har
Dann ich mag lenger hie nit bliben
Die hitz thůt auß dem bad mich triben
Wischen die Diener auff und thůnt im groß ehr / und legen im des Künigs kleider an / goht der Bader hinauß und spricht.
O gnediger Herr habent für gůt
Mir ist leid das euchs bad nit wol thůt /
Ich hab ein schelmen noch dinn sitzen
Dem kan ichs bad nit gnůg erhitzen
Er will dannocht nit recht thůn schwitzen
Ich will gohn und es im wüstlich sagen
Ich getörst ine wol mit küblen außschlagen.
Damit goht Despotus hinweg zů hauß auff dem weg kompt Hensslin mit der fleschen / spricht der ein Knecht Potis.
Unser Herr hatt uns ein boßheit gethan
Wir wolten erst redlich getruncken han
Gang mit diser fleschen wider zůhauß
Da heim wendt wir sie wol trincken auß /
Die leber ist mir wol so dürr
Groß fleschen gendt gůt drinck geschürr.
Spricht Hensslin.
Aber hab ich gantz recht gethan
Das ich ein trunck hab doheim gethan
Sunst můst ich ler wider zů hauß gohn.
[83] So sie heim kommen / geht die Künigin dem Herren entgegen / spricht Basilia.
Gott gesegnen euchs bad mein lieber Herr
Mochten ir nit lenger baden mehr /
Ir hant freilich das bad zů heiß genommen
Das ir so bald sindt wider khommen
Ich wolt erst auch gebadet han
So will ichs nun am nechsten bliben lan.
DESPOTUS.
Ich bin on das nit lustig zů baden
Ich sorgt die hitz die würd mir schaden /
Darumb thet ich dester ehe auß gan
Dann baden will vil getruncken han /
Richten den disch / wir wöllen essen
Doch gottes gnad sollen wir nit vergessen
Darm er so mächtig und gewaltig ist
Was er will das geschicht all frist.
KALOGORUS
spricht zů dem Gesind.
Warlich das hab ich gern gehört
Das mein Herr sich also hatt bekert /
Vor möcht er Gotts gewalt nit vertragen
Yetz thůt er offlich davon sagen.
Als richten die Diener den tisch setzen sich der Künig und Künigin nider und essen / in dem rümplen die Bader mit den küblen als ob sie den im bad schliegen / triben in hinauß / bocht der selb vast und schreiet.
Ir bößwicht wend ir mich ermörden
Das ist doch groß schand auff erden.
Geht Balenicus auß dem bad / und siecht graßlich umb sich.
Ir bader ich wills euch fürwar nit schencken
[84] So erst so ich mag will ich euch hencken /
Und werffen in die thürn hinein
Und plagen lassen mit martel und pein.
Lauffen die Bader herauß und schlagen in erst recht mit küblen / und questen das er niderfalt / spricht der Bader.
Do lyg und laß dich menglich schouwen
Woltestu erst uns darzů auch drouwen
Du öder har gelauffner bůb
Mach dich hinweg in dschelmen grůb.
Stoßt in mit dem fůß / das er umbwaltzet / wüsch der Künig auff / und spricht.
Wo sind mein knecht das sie zůsehen
Solch schmach und schand mir lassen geschehen
Potis / Kalogorus / Henselin
Wa mögen die bůben doch all sein
Das ir kheiner thůt zů her tringen
Der mir mein kleider doch thet bringen.
Siecht zů gerings umb sich und schreit.
Hoscha hoscha wo mögen sie all sein
Heu die schelmen sitzen all beim wein
Das ist doch ein plag über die ander
Das ir erstochen werden mit einander
Můß ich erst nacket gehn zůhauß
Ich will die bůben all triben mit benglen auß.
In dem laufft er ungestümlichen zů hauß / und will die thür auffreissen / spricht der Portner.
Bistu unsinnig was wiltu thun
Meinstu das man dich inlaß nun /
Du nackter bůb mach dich hinweg
Oder warlich ich wurff dich in treck.
[85]BALENICUS
spricht.
Du bist nit sinnig du erloßer mann
Du můst auff dise stund urlaub han
Soltu solchen hochmůt mit mir triben
Wolauß an galgen du můst kein Portner mehr bliben.
So er an den Portner will / hatt der Portner ein gespaltnen stecken / schlecht auff in / spricht Portitor.
Woltstu mit gwalt in har tringen
Beit / ich will dich zům hauß auß bringen
Also vertribt man eim das lachen
Zů hoff thůt man solch bengel suppen machen
Schreit Balenicus vast und falt zůr thüren auß und spricht.
O we O we jamer und we
Ich kenn schier selber mich nit me
Also vil plagen gonht mich an
Wie mögen die sachen nur zůgan
Ich weiß sie all im hoff zů nennen
Und ir keiner will mich bekennen.
Kert sich gegen dem Portner und spricht.
O Portitor O Portitor du hast unrecht
Hab dich gehalten für ein frommen knecht
Du hast das unbillich mir gethon
Heiß mir doch den Hoffmeister har gohn
Dem will ich etwas heimlichs sagen
Und im mein groß anligen klagen.
PORTITOR
spricht.
Jetz mag ich erst recht nemmen war
Das du ein thor bist und ein narr
[86] Das du wenst das ein solcher Herr
Sich an ein nackten bůben ker
Er sitzt zů tisch beim Herren mein
Darzů auch bei der Künigin.
Spricht Balenicus.
O we was Herren hastu mehr
Ich bin allein dein Künig und Herr.
PORTITOR.
Des Diebhenckers Künig magstu sein
Dort sitzt mein Herr bei der Künigin
Und ist erst auß der badstub kommen
Wann er das nachtmal hatt genommen
So würt er mit ir schlaffen gohn
Sieh wie schmutzelt sie in so freuntlich an.
Springt Balenicus auff von zorn kratzt sich im kopff /und spricht.
Do will mein unglück sich erst recht machen
Des schimpffs mag ich fürwar nit lachen
O we der jämerlichen sachen
Soll ein anderer bei meiner frawen ligen
Ich will fewrio und mordio schreien
O wie han ich gehan so ein frommes weib
Soll ein anderer khommen an ken leib
Das müß doch Gott im Hymmel erbarmen
O we mir betriebten unseligen armen /
O wer ich drinn ich wolt mich rechen
Und den bößwicht zerreisen und durchstechen.
Würfft die händt umb sich / thůt als wolt er über die schranken steigen / schlecht der Portner auff in /lauffen ettliche Diener harzů spricht einer Pterigion Pincerna.
Was leben machstu an der thüren
[87] Beit ich will dir die braten recht schmieren /
Und dich leren machen ein solch geschrei
Das dir der ruckgrat spalt entzwei.
Damit erwüscht er des Portners gespalten stecken /und schlecht auff ine das er zůr erden falt / laufft Potis und Hensslin ketzschen inen mit den füssen und armen von der thüren spricht Potis.
Können wir dich nit bringen hinwegk
Gelt wir schleiffen dich wol im tregk /
Wir wend dich bringen von der thüren
Und solten wir dich biß an galgen füren.
So stoht Despotus auff und rüfft den Knechten /spricht.
Was ziehent ir den arbeitseligen mann
Hörent auff und lont in sein straß gan
Wer weiß was ime mag sein beschehen
Villicht hatt er den Teüffel im glaß gesehen.
Damit steht Balenicus auff und kratzt sich im kopff /siecht hinder sich den Schencken der steht under der thüren / spricht Balenicus.
Lieber Schenck wöllest hieher gohn
Kennstu mich nit lieber Pterigion
Das du schlegst / und außtribest dein Herren
Ich hab dir geholffen doch zů ehren /
Es sindt jetz zwei und zweintzig jar
Du bist mein liebster diener fürwar
Und bester rahtgeb allzeit gesein
Kennstu jetz nit den Herren dein.
PINCERNA
geht harauß zů ime unnd spricht.
Ich hör wol das du mich kanst nennen
Aber wie möcht ich dich erkennen /
[88] Anders dann für ein unseligen mann
Den ich all mein tag nie gesehen han
Sunst weiß ich nichts von dir zů sagen
Dann das ich dir dein hut hab vol geschlagen.
BALENICUS
spricht.
Dasselb hastu mir unbillich gethon
Du hast doch heut mich gesehen gohn /
Mit meinen dienern in das bad
Verfluchtes bad du bringst mir schad
Und hast in unglück mich gestossen
Schenck hab ich dir nit ein warzeichen gelossen
Auß welchem vaß man wein solt nemen
Wann wir wider auß dem bad kemen /
Und mir den machen kalt und frisch
Nun trinckt ine ein andrer ob dem tisch /
Der mich laßt triben affter wegen
Das im all unglück muß gesegen /
Er sitzt auch bei der haußfrawen mein
Das will mein todt und sterben sein /
Ja sterben wer ein kleine pein /
Dann das ich also zů můß sehen
Lieber schenck gang thů zů ir jehen
Ob sie auch kennen mög dissen ring
Den ich heut von ir am bett empfieng
PINCERNA
spricht.
Du sagst mir so vil der heimlicheit
Ich weiß wet als unglück wer dirs hat geseit
Wie kanstu diß sachen all erdichten
Ich kan mich auß dir nit verrichten
Doch will ich von dir nemen den ring
Mein Herren und Frauwen sagen all ding /
Die ich von dk jetzt gehöret han
Darzwischen magstu hie bliben stan.
[89] Goht der Schenck hinein für des Künigs tisch und spricht.
Gnediger Herr soll ich nit lachen
So ich dir bring so schimpfflich sachen /
Der nacktbůb den wir schlůgen hievor
Do er mit gwalt wolt durch das thor /
Der ist ein so seltzamer mann
Auß dem ich mich nit verrichten kan /
Ob er ein narr sei oder ein geck
Oder ob der Teüffel in ime steck
Der hatt mir so vil heimlicheit
Anzeigen können und geseit
Das ich verirret bin daran
Wer es ime doch gesagt mög han /
Dann ich weiß das auff erd kein mann
Das wissen mög dann ir Herr mein
Mehr gab er mir diß fingerlein /
Zů bringen meiner Frauwen der Künigin
Die er spricht sein eelich gemahel sein
Gnädige Frauw ich habs von im empfangen
Ich weiß aber nit wie es zů ist gangen.
BASILIA DIE KÜNIGIN
spricht so sie den ring empfahet / und eben besicht.
Warlich der ring / der ist mein ring
Wie joch zůgangen disse ding
Das der arm zittel in hatt funden.
Greifft den Herren an und besiecht im all sein finger.
Herr ist er euch von der händ verschwunden
Oder hant ir ine im bad gelassen
Oder villeicht verloren auff der strassen /
Das er dem zů der händt ist khommen
Oder hat ine als unglück hinweg genommen?
[90]DESPOTUS
spricht.
Füren harinn den arbeitseligen armen
Ich můß mich von nöten sein erbarmen /
Das ich ine hör was er doch sey
Oder was abenthür er treib hie
Im můß ye etwas groß anligen
Das er bei dissem hoff also geht schreien.
PINCERNA
rüfft Balenico und fürt in für den tisch.
Gsellschafft du magst wol inher kören
Der Künig will dich selbs verhören
Lůg das du umbgangst mit rechten sachen
Oder dein unglück würt sich erst machen.
So er inhin geht / spotten sein die Diener / spricht Henselin.
Beneveneritis Herr Künig on landt
Ein köstlich kronen ir auffhandt
Wo habendt ir verspielt als ewer gewandt.
Hebt die Künigin ein hand für die ougen / mit der andern umbfohet sie Despotum und spricht Basilia.
O wee Herr Künig wer ist der mann
Heiß in bald von meinen ougen gan /
Und das er sich bald mag wider hinauß
Wir hant on das narren gnůg im hauß /
Lieber Herr laß uns schlaffen gohn
Und loß den narren sein lebtag do ston
Ich mag dem löffel nit me zůgucken
O ich will mich freuntlich zů euch schmucken.
Kratzt sich Balenicus im kopff / unnd springt auff und siehet in alle winckel / spricht.
O wee o wee mir armen thoren
[91] Besser wer das ich nit wer geboren
Dann das ich diß můß hören und sehen:
DESPOTUS
spricht.
Lieber gsell was ist dir geschehen /
Das du dich also stellen thůst
Nun wolan eins du mir sagen must /
Bistu ein Künig wie ist es khommen
Das du solch unglück hast genommen.
BALENICUS
spricht.
Ja frylich es hatt menglich gesehen
Das mir groß ehr ist hie beschehen /
Groß mechtiger Künig was ich hie
Yetzt stand ich bloß weiß selbs nit wie /
Die Frauw hatt mich offt lieblich empfangen
Ach ich weiß nit wie es zů ist gangen
O Herr Gott was hab ich gethon
Das mich sovil plogen an gohn
O Fraw o Fraw kennstu mich nit
Du hast mir doch nie verseit kein bitt /
Hab ich das heüt frü verdient umb dich
Da wir mit einander lebten früntlich
Du möchst mir doch ein wort zů sprechen
O wee das hertz will mir zerbrechen.
BASILIA
spricht.
Du lecker du bůb wie darffstu das jehen
Ich hab dich mein lebtag nie gesehen
Wie mögen ir leiden lieber Herr
Das der bůb also redt an mein ehr
So ich doch bin ein biders weib
Und ye khein mann berürt mein leib
Dann ir allein mein Herr und mann
Die schmach thůt mir zů hertzen gan.
[92]DESPOTUS
zůr Künigin.
Dein fromkeit / erberkeit und tugent
Sint mir gantz kunht von zeit deiner jugent /
Darumb hab gdult du würst bald sehen
Was wunderwerck hie werd beschehen.
wüschen die Diener auff all und fallen über Balenicum / spricht Calogorus.
Woltstu uns erst die Künigin gschenden
Wir wolten dich ehe erwürgen und blenden
Triben in mit bengeln auß dem hauß
Oder werffen in zům fenster auß.
So die diener all über in fallen unnd er jamerlich schreiet / steht Despotus auff / unnd nimpt in bei der hand / spricht Despotus.
Halten still ir gsellen lont euch sagen
Komm har ich můß dich etwas fragen.
Damit fürt er in in die kammer unnd spricht Despotus.
Sichstu was unglück / schand / und spott
Dir allenthalb zůhanden goht /
Du woltst nit glauben das Gott wer
Uber dich und all welt ein Herr /
Und das er hindern mag und letzen
Dich und ein yeden Künig entsetzen /
Du woltst Gott nemen seinen gwalt
Nun schauw wie es umb dich hab gstalt
Du hörtest ein verß der gfiel dir nit
Du möchst nit leiden deposuit
Schau zů wie du bist deponiert
Geplogt geschendt und humiliert
Und das Gott dich hatt abgesetzt
An leib / gůt / ehr dich verletzt
Und also von deim reich verstossen
[93] Dich gleich gmacht eim bettlet gnossen /
Ein nackten unglückhafftigen armen
Gelt du thůst dich nun selbs erbarmen /
Und můst jetz offentlich hie verjehen
Das solchs von gwalt Gotts sey beschehen /
Wie dunckt dich / hastu es nit gesehen /
Aber wo du dich woltest bekheren
Bekhennen dein Schöpffer Gott und Herren
Sein macht / gwalt und oberkeit
Und das dein thorheit dir würt leit
So würd er gnad thůn diß frist
Der du warlich nit würdig bist.
Falt Balenicus nider zů der erd kreützweiß und spricht.
Ach Gott ach Gott ich můß bekhennen
Ich möcht nit leiden die macht zů nennen /
Das du soltst herschen über mich
Herr Gott schöpffer nun bekenn ich dich.
Zücht in Despotus auff und spricht.
Stand auff / Gott hatt erhört dich nun
Schau zů was gnad er dich werd thun
Zům ersten soltu wissen sein
Das ich ein Engel und nit ein Mensch binn
Und von Gott zů dir geacht
Zů zeigen dk sein gwalt und macht /
Und dich entsetzen von allen ehren
Biß du dich zů im würdest keren /
Und wie er dich hatt getruckt nider
Als wolt er dich erhöhen wider /
Du woltest sein ein Herr allein
Nun hastu aller ehren kein /
Es sey dann das dir Gott die geb
Wie rahtstu das ich mit dir leb.
[94]BALENICUS
falt im zůfůß und schreiet.
Misericordia / misericordia.
O Herr Gott dein barmung ist so groß
Das sie hett weder end noch moß
Erbarm dich mein zů diser frist
Dann kein macht noch gwalt on dich ist.
In dem zůhet Despotus sein kleider ab butet ime die /und spricht.
Seh hin Gott hatt dein ruwen erkannt
Und will dir thůn genad zů handt /
Thůn dich zů Gott von hertzen keren
Dein fromme Frauw die soltu ehren /
Dann sie ist aller tugendt voll
Und hatt an ir kein laster mol
Das aber sie dich nit hatt kant
Das schafft Gott hatt es also gewant
Gleich wie all liebe diener dein
Ich far zů Gott nun wider hin.
Damit verschwindt der Engel / thůt Balenicus sein kleider wider an / hebt die hendt wider Hymmel auff und spricht.
Gelobt sigst du Herr Jesu Christ
Du der also gewaltig bist
Das du magst setzen alle ding
Und die wider absetzen gering
Was du wilt thůstu überal
Dein großmechtigkeit ist on zal
Also goht er wider hinauß / neigen sich die Diener nimpt sich der sachen nichts an / sunder setzt sich zům tisch / spricht Pincerna.
Sagen uns gnädiger Herr mein
Wo mag der thor hin khommen sein /
Den ir fürten mit euch hinein
[95] Grössers narren hab ich nie gesehen
Das gtar ich bei der warheit jehen.
BALENICUS
spricht steht an den schrancken gegen dem tisch.
Das will ich euch warlich allen verjehen
Ich hatt das spyl wüst übersehen /
Des sint vil plagen mir beschehen /
Der Bader schlůg mich als übel
Das mir am kopff zerbrach der kübel
Der Portner thet mir die broten schmieren
Der Schenck der schlůg mich an der thüren /
Mein knecht Potis und Henßlin
Die schleifften mich im treck dohin /
Mein Haußfraw sprach ich wer ein narr
Und vom galgen gelouffen har /
Und wolt bei eim andern sein gelegen
Leib und lebens hett ich mich verwegen.
So die Künigin und die Diener das horten /sprechent sie.
O wee wie ist die sach zůgangen
Nun müssent wir all sein gefangen /
Er würt uns all ertödten lan
Leib und gůt wir all verloren han.
Geht Basilia für ine und falt nider spricht.
O Herr du wöllest verziehen mir
Das ich so schandtlich red mit dir /
Und alle die dich beleidiget hant
Warlich wir hant dich nit erkant /
Wer ist der / der an deiner statt
Uns alle also verblendet hatt /
Herr wöllest mit mir haben geduldt
Sunst hett ich den todt wol verschuldt.
[96] Zühet Balenicus sein Fraw mit der handt auff /umbfahet sie und spricht.
Nit weyn liebe haußfraw / sunder schwig still
Dann es ist gewesen Gottes will /
Mir ist auch mer dann recht beschehen
Das man mich für ein thoren gesehen /
Dann ich hatt auch einen närrischen sinn
Nun weiß ich erst recht wer ich binn /
Nit ein wunder / das ir nit kennt mich hant
Dann ich mich selber nit erkant /
Do ich ein mensch was und tödtlich
Und wolt über Gott erheben mich /
Do ließ mich Gott sein macht ansehen
Von hochfart ist mir das beschehen
Do aber ich demütiget mich
Hatt Gott über mich erbarmet sich
Liebe haußfraw wöllest dich nider setzen
Unsers leidts went wir uns ergetzen /
Dann ich noch nit getruncken han
In ein solch bad will ich morn nimm gan.
Damit rüfft er den Sengern und spricht.
Doch ir Senger vohen singen an
Den verß Deposuit will ich wider han
Lont in außschreien / predigen / singen
Und den verß in aller weit erklingen.
Fahet er selbs an singen. Deposuit potentes de sede. Und setzen sich domit nider und essen. Spricht Wolust.
Noch weiß ich das ich will gesigen
Und der verachten frawen obligen /
Ich hab noch dort ein grosse zal
Von manhafftigen leüten überall /
Dar zů so hastu dort sitzen bei dir
[97] Die wol an das röcklin heben mir
Sieh ob fraw Hester und Judith
Nit haben getriben wolust ir zeit
Wie sie dort sitzen mit iren kleiden
Die allein zů lust dienen und freüden
HESTER.
Von wegen meins wollusts ist nit beschehen
Die zierung die du an mir thůst sehen /
Sunder hab ich Hester den zorn
Versünt / als Amon hatt geschworn /
Die Juden umbringen überall
Thet ich mich zieren zům selben mal /
Gott weiß das ich khein sonder freüd
Hatt in eim so wollustigen kleid /
Darzů so mag ein fromm biders weib
Mit ehren wol zieren iren leib /
Damit sie gefall irem Ehman
Doch soll es mit zimlicher maß zůgan /
Das man nit thů zůvil pfeffer doran /
Aber harnach zů andern zeiten
Will ich dir als mein leben zeigen und deuten.
JUDITH.
Deßgleichen hab ich Judith auch gethon
Als Holofernes wolt underston /
Mein Vatterlandt und leüt verderben
Do kleidt ich mich / und thet mich ferben /
Damit ich mein findt möcht verblenden
Den Heiden an seim fürnemen schenden /
So hab ich gewogt mein leib und seel
Und gesetzt für das volck Israhel /
Gott bheüt mein wolgezierte jugent
Das ich ein Spiegel bin aller tugent.
[98] So Judith auß geredt / redt Marcus Aurelius Heliogabalus sitzt in Wolust hauß.
Marcus Aurelius auß der Keiser zal
In wolust was ich überall /
In so groß üppigkeit ich kam
Das ich mein Můter öffentlich nam
Und brocht die frawen in wesen und statt
Das sie zů Rom hetten ein eignen raht /
Ich hielt sollich wesen in meinem hauß
Ytel hůren und bůben geingen in und auß /
Den lehe ich zů Rom all ämpter gar
Der tugent nam ich wenig war /
Dann all mein wesen was wolust
Daran ließ ich mir weder mangel noch brust.
WOLUST.
Deren hab ich noch unzälich vil
Die ich yetzt nit all nennen will
Und wann schon diß wer alles nit
So vermag ich noch zů diser zeit
Salomon den aller weisisten allein
Den Sonn und Mon ye überschein /
Der hatt mich gehalten lieb und wert
Mir vleißlich nach gereiset auff erd
Der soll mir jetzent fürher gohn
Er gtar sich noch wol sehen lohn
Mit dem will ich euch all beston.
Geht Salomon harfür und neigt sich gegen der Wolust / und spricht.
Fraw Wolust ich stand in ewerm gebott
Ir sint vil lieber mir dann Gott /
Von dem ich solch weißheit hab empfangen
Als keim zůhanden ye ist gangen /
[99] Verstendtnüß hab ich ghan aller natur
Der gantzen geschöpffte und creatur /
Nützt ist so hoch noch so verborgen gsin
Das nit begreiff die verstendtnüß mein /
Doch durch Wolust der frauwen zart
Ich also gar verblendet wart /
Dreihundert eeweib hatt ich bim leben
Und sibenhundert metzen darneben /
Deren mich ettlich hant darzů bracht
Das ich nit mehr an Gott gedacht /
Und thet gantz von der weißheit tretten
Die abgötter hab ich angebetten /
Und biß in todt also thůn verharren
Das man mich nennt den weisen narren /
Auff Davids weg bin ich nit bliben
Des hab ich all tugent von mir vertriben.
Auff Salomon spricht Syrach.
Nach gůtem anfang herr Salomon
Hastu ein bösen außgang ghon /
Dir hatt nie geschadt glückseligkeit
Dann dir nützt brocht hatt dein weißheit /
Du hast Golt wie Meß auff gelesen
Silber ist dir gleich wie Bly gewesen /
Dein scham hastu den frawen entblößt
Dein leib in wolust gantz erößt
Dein ehre hastu wüst thün vermosen
Deim somen ein böß letze gelossen /
Und durch dein dorheit lust und sind
Gottes zorn gefürt über dein kind /
Die geschlecht Israel hastu zertrennt
Das sie vertriben sind und geschendt /
Das hatt Wolust alles brecht zů wegen
Das du der selben zůvil woltst pflegen.
[100]WOLUST.
Nun hör zů bleich gel dürrer sack
Was ich vermag auff disen tagk
All weißheit / all sterck / all kunst / all schon
Es ist alles underthon /
Darumb mag ich wol reden frey
Das ich allein allmechtig sey /
Und das oberst gůt zů aller frist
Das auff erd und im hymmel ist /
Darumb Tugent du must mir weichen
Dann du mir gantz nit magst gleichen.
TUGENDT
redt zů Herculi zeigt auff Wolust.
Hörzů wie die Gott lestern thůt
Sie spricht sie sei das oberst gůt
Damit hatt sie all welt betrogen
Und ist doch alles erstunckin und erlogen
Das heißt nit das öberst das noch höher mag werden
Nun ist khein wolust so groß auff erden /
Die nit mit freuden noch mehr zůnem
Wann ein klein wolustle noch dartzů kem
Es mag euch nit sein das best ob allen
Wo leidt und triebnüß zů mag fallen
Nun ist kein wolust so groß auff erd
Der nit gar offt nit verbittert werd /
Der nit sich endet in traurigkeit
Dann wolusts außgang ist hertzen leit.
HERCULES
hebt sein hand auff und dütet / spricht zů der geharnisthten Weissheit.
Wolan des schimpffs ist nun genůg
Ich hab gehört fug und unfug
Vil rümens / clag / und hinderstich
[101] Eins thůt größlich verwundern mich
Weißheit wie hastu zůgesehen
Und solchen můtwill lassen beschehen /
Den ich hie hör / sihe / und befind
Ich meyn du seiest worden zů einem kind /
Das du die sachen all hast veracht
Solchen grossen schaden nit vor betracht.
WEISSHEIT PALLAS
antwort.
Es ist an mir gar nichts erwunden
Ich hab gewarnet zů aller stunden /
Mit gschrifften / predigen / leren
Sie solten sich nit an Wolust keren /
So aber der glaub auff steltzen gaht
Und warheit so vil wunden hatt /
Gerechtigkeit sich hatt lassen blenden
Und kein trew ist an allen enden /
Kein standthafftigkeit auff erden mer
All schand und laster haben ehr /
Und man kein můtwill mehr will straffen
So můß ich gar offt leider schlaffen /
Aber damit du mögst nemen war
Das ich mit hab gefüret gar /
Drei von den Juden / drei von den Heiden /
Drei loblich Christen underscheiden /
Tretten darzů mit Ritterlichem pracht
Erzeigen ewer tugent und macht.
Damit fahen die Neün Helden an zů gon / spricht Ruch Heraldus Primus.
Ir Helden habt ir dise red vernommen
Ir sollen dort zů Hercules khommen /
Dann fraw Weißheit euch gerüffet hatt
Sehen ir nit wie es dort zů gaht /
Dieweil ir so lang sint sitzen bliben
So ist fraw Tugent schier gar vertriben.
[102] Also gohn die Helden ye drei ein Herolt vor mit dryen schilten über das gerüst / das es alles kracht /und wann die Helden vor Hercules stond spricht Pallas.
Gelt ich hab sie har fürher bracht
Da schaw zů Hercules und hab acht
Das ist wol ein ander dapffer wesen
Dann Wolust zůsammen hatt gelesen /
Ir Heldt sagen Hercules hie frey
Was ewer wesen und leben sey
Wo mit ir das erworben hant
Das ir die nün theüren sint genant /
Domit euch Tugent mög belonen
Und ewer houpter zieren mit kronen:
So sie für Hercules khommen / steht Hercules gegen in auff und neigt inen mit dem haupt / spricht Josue.
Josue ein Fürst bin ich genant
Erstritten hab ich das gelobet landt
Vil sorg und arbeit hab ich getragen
Zweintzig vier Künig ztodt geschlagen /
On den fünff Künig der Philistin
Die Sonn stund still durch das gebott mein /
Das heilig Land hab ich außgeseilt
Und under die xj. geschlecht Israel getheilt /
Hundert und zehen jar ist mein leben
Das hatt mir Gott durch mein tugent geben.
DAVIDT.
Ich Davidt ein Fürst aller Propheten
Hab wol gtürst Löuwen und Beren tödten /
Und mit in geschimpfft wie mit den schoffen
Kein tugent han ich nie verschloffen /
Was starcken Künigen zůgehört
[103] Die hochfart Golie hab ich zerstört /
Und den starcken Rysen darnider geleit
Das menglich von mir sang und seit /
Ich hett zehen tausent zetod geschlagen
Zů kheiner arbeit thet ich nie verzagen /
Die Gottes harpff hab ich getragen
Viertzig gantz jar hab ich regiert
Allzeit ein loblich wesen gefürt /
Der tugent gedient als ein frommer Helt
Des hatt mich Gott ime auß erwelt.
JUDAS MACHABEUS
spricht.
Judas Machabeus der starck bin ich
Ich hab den strit Gotts ritterlich
Und dapfferlich geübt mit meiner hant
Das ich der Kempffer Gotts ward genannt /
Der Juden gesatz und alt fryheit
Hab ich mit gwalt weit außgespreit /
Vil mächtig Fürsten darnider geleit /
Groß gtat und sachen hab ich volbracht
Und mit den Römern bundtnüß gemacht /
Und so vil tugentlicher geschiecht gethon
Das man in ewigkeit sagt davon.
HECTOR.
Ich Hector von Troy hab allzeit getragen
Der ehren fan bei meinen tagen /
In Ritterlichem schein und wesen
Als man in allen geschrifften thůt lesen /
Gott würckt in mir groß wunder werck
Von schön von weißheit und von sterck /
Solch freidigkeit hatt ich in meim sinn
Auß Troy ich offt gerennet binn
Und mich allein mit den finden geschlagen
Und die biß in die schiff thůn jagen
[104] Ich hett gantz erlediget meins vatters reich
Hett Achilles nit ermördet mich /
Doch ward ich an im auch gerochen
Do er im Tempel ward erstochen /
Zůn Helden würd ich billich gezelt
Sidt ich hab Tugent außerwölt.
ALEXANDER DER GROSS.
Ich bin genannt Alexander der groß
Von macht ward kheiner mein genoß
Ein Künig aller erden man mich zeit
Und einen Herren der gantzen welt /
Ich hab bezwungen Persiam
Und die groß mächtig Indiam /
Als Aphrica und Orient gewunnen
Biß an die böum des mons und Sonnen /
Und auff das kein Künig mir wird gleich
Theilt ich all Land in zwölff Künigreich /
Noch höchsten tugenden hett ich geworben
Wo ich nit wer so jung gestorben.
JULIUS.
Julius der erst Keyser bin ich
Ich hab erfochten gantz Franckreich /
Britanien und all Teutsche land
Hab ich bezwungen mit meiner hand /
Die erst bruck über den Rhein gemacht
In striten groß gtat volbracht /
Pompeium hab ich überwunden
Und all mein feind zů allen stunden /
Und do ich went am sichersten sein
Do ermörtent mich die Burger mein
All Keyser hant von mir den nammen
Tugent / sterck / mildt / hatt ich allsammen
Fraw Tugendt darff sich mein nit schammen.
[105]KÜNIG ARTUS.
Künig Artus der mildt und ehrenreich
Auff erden ward nie mein gleich
Die Ritterlich tafel runden
Hab ich geziert zů allen stunden /
Ein gulden Helm hab ich gehan
Darauff ein fewrender trach thet stan /
Ich fürt in meinem gulden Schilt
Gemolt Maria die jungkfraw milt /
Die ich auch allzeit hab geert
Christen glauben hab ich vast gemert /
Darzů brecht Denmarck und Britanien
Groß theil Teutschland und Gasconien /
Witwen und Weisen wer mein begert
Der wart meiner hilff allzeit bewert
Alles das zů Tugent dienen mag
Hab ich gethon flyßlich all mein tag /
Darumb verdienet ein solchen solt
Das mir all Ritterschaft ist holt.
KAROLUS MAGNUS.
Keyser Carle der groß von Teutscher art
Franckreich durch mich gewunnen wart /
Ehr hab ich erhalten der Teutschen zungen
Als Welschlandt ist durch mich bezwungen.
Das Römisch reich hab ich durch mein macht
Von Griechen wider in Occident bracht /
Ich hab auß Ungern und Hispanien
Die Heiden vertriben auß Germanien /
Gott hatt von Hymmel mir gesandt
Das schwert das ich hab in der handt
Darzů diß horn und auch diß fan
Domit ich die Heiden solt bstan /
Ich bin gsein milt / und gůtter sitten
Des hab ich tugent und ehr erstritten.
[106]GOTTFRIDT VON BULION.
Ich bin genant Gottfridt von Bulion
Das heilig Land ich erstritten hon /
Ein Künig zů Hierusalem bei meinen tagen
Wiewol ich khein Kron auff wolt tragen /
Auff das / Gott sein dornen Kron
In der selben Statt hatt auffgehon
Das Sper ward funden bei meinen zeiten
Domit ich das heilig grab möcht erstriten /
Das sithar bei vierhundert jaren
Der Christenheit ist wider verloren
Und mag nit wider werden gewunnen
Unsers Herrgotts rock kumm dan wider an dsunnen
Das würt thůn ein Keyser lobesan
Der würt heissen Maximilian /
Der würt der thürest Keyser genannt
Der ye auff erden ward erkannt.
HERCULES.
Den selben Keyser kenn ich wol
Mein lob / und rhům / ehr erholen sol /
Solch geschicht volbringen hie auff erd
Da man ewiglich von sagen werd /
Aber nun ir tugentreichen Helt
Gonht hin zů Wolust in ir gezelt
Und werffen sie von dem stůl herab
Es ist nit billich das sie hab /
Solchen sitze / und der Tugent stand
Bringent har iren stůl zůhand /
Fraw Tugent darauff sitzen soll
Sie ist würdig aller ehren vol.
[107] Also gonht die Neün Helden zů Wolust spricht Davidt.
Fraw Wolust heben euch hindan
Fraw Tugent soll disen stůl jetzt han /
Du hast sie unbillich lassen ston
Vil schmach und schand ir angeton
Wolauff und mach dich bald hinwegk
Oder ich würff dich vom stůl in tregk
Doch loß dein dienerin dise Töchter hie
Dann Tugent würt wider begnaden sie.
Wann Wolust allein stöht / spricht.
JHEREMIAS DER PROPHET.
Fraw Wolust was geht dich nöt an
Sichstu nit wie es zů will gan
Du hast ein stůl bracht ungeladen
Nun stehstu allein mit schand und schaden
Du möchtest doch selbs erbarmen dich
Das du stehst so ellendtlich
Von deinem stůl bistu verstossen
Und bist von aller welt verlossen /
Der Tugendt diener sindt all geert
So ist dein schand und laster gemert
Du soltest doch wissen das ich Jheremias
Vor langen jaren hab geweisagt das /
Der Tochter Sion die schamm zerrunnen
Und hab ein schamper stirn gewunnen /
Und went ir wesen werd lang bestan
So werd sie Gott der Herr verlan
Und sie werffen vom stůl herab
Das sie kein freüd noch lust mehr hab
Das ist an dir heüt wol erschinnen
Werstu witzig du machtest dich von hinnen.
[108] Tragen die Helden den stůl zů Tugendt und setzen sie darauff / steht Hercules auff und setzt der Tugent die Kron auff und spricht.
Fraw Tugendt ich hab lang zůgesehen
Wie euch ist gewalt und unrecht beschehen /
Doch hast mit gedult zů allen stunden
Wolust und laster überwunden /
Des gibt dir billich Gott den lon
Sehe hin empfahe von mir die Kron /
Dann du bist aller ehren werdt
Selig ist der / der dein begert.
Damit goht Hercules wider an sein stat / stondt die Neün Helden umb in / hatt Hercules neün Olberboum linden geflochten Krentz / setzt yedem einen auff / und spricht.
Nempt hin ir Held von hoher art
Dise krentz von mir zů diser fart /
Ir sint gesein der Tugendt holt
Des würt euch billich der ehren solt /
Sollich krönung dem allein zůstat
Der ritterlich gefochten hatt.
Setzt sich Hercules nider / gend die Helden zů im bietend im die händ / darnach der Tugent auch /spricht nachmals der Ander Heiden Herolt.
Ir Helden es ist euch glücklich gangen
Ir habent der Tugent lon empfangen /
Und sint geziert mit ehrlichen Kron
Wolauff wk went wider zů behausung gon
Wir ewer Herolt warten auff euch schon.
[109] So sich die Helden nider gesetzen / geht harfür ein weiten weg / schrigt der Dritt Herolt Christianorum.
Lieben freünd / mann / weib / und kind
Hüten euch vor laster schand und sünd /
Und ziehent allzeit der Tugent nach
So khommen ir zů ehren hoch /
Wer mittels schwimmet auff dem mehr
Hatt der vernunfft Tugendt und ehr
So mag er darinn nit verderben
Tugent laßt niemant schandtlich sterben
Wer Tugent hatt auff erd und landen
Der würt behüt vor lastern und schanden
Darumb ist disem Helden beschehen
Solch groß ehr wie ir hant gesehen.
So das geschicht gohnt die Siben Tugendt die Wolust dienerin gewesen sint zů der Tugent /fallendt ir zů fůß / spricht Demütigkeit.
Ich bin genant Demütigkeit
So ist diß mein Schwester Reinigkeit
Messigkeit heißt die / so heißt die Schamm
Lieb / Hoffnung / Miltigkeit ist deren namm /
O Můter wir hand dich schendtlich gelossen
Und uns in üppig wesen gestossen /
Vil grösser sunden hant wir getriben
Ach Gott das wir nit sint bei dir bliben /
O milte Můter nit wöllest uns verschmahen
Sonder uns wider zů gnaden empfahen
Verzih uns unser grosse dorheit
Dann sie uns rüwt und warlich ist leit.
Damit fallen sie auff ir antlit / spricht Tugent.
Kommen har ir lieben döchter mein
[110] Ich mag euch nit unbarmhertzig sein /
Die gedult der tugendt ist so groß
Khummen har wider in mein schoß /
So es euch rüwt und ist euch leidt
Das ir hant glebt in üppigkeit /
So will ich es euch gütlich vergeben
Und euch verheissen das ewig leben /
Stönt auff und khommen zů mir har
Ich wills euch alles verzihen gar /
Dieweil ir es nimm wöllen thun
Will ich euch gnediglich empfahen nun.
Domit gehn die döchter hinzů und küssen ir die handt / Wolust kert sich umb und weint für boßheit /und als sie hinweg will gohn / spricht sie.
Lieben leüt ir hant wol hie gesehen
Was grossen gewalts mir ist beschehen /
Ich war nit darumb heüt außgegangen
Das ich nit solch schmach wolt han empfangen /
Vor was ich fraw Wolust / fraw aller freid
Falt mir zů diß schand und leid
Das ich bin von meim stůl verstossen
So hant mein dienerin mich all verlossen /
Ich solt mordt schreien ach und wee
Aber so heiß ich nimm Wolust mee
Und würd mein kinder all verlieren
Ich will gohn mein wesen fürsich fieren /
Als vast als vor ye umb mich greiffen
Wir wendt Bosaunen / Singen / und Pfeiffen /
Ir andern all suchent darneben
Alls das euch freüd und lust mag geben /
Darmit wir widerumb uns ergetzen
Ich will mich recht nider zů euch setzen.
[111] Als sie sich nider setzen will / findt sie ein gelerten mann an ir statt sitzen / spricht.
WOLUST.
Was sitzestu do du unnütz mann
Du hast doch kein wolust ye wöllen han
So gehörst du auch nit in mein hauß
Schlagen in bald mit benglen auß
Thůnt im redlich die broten schmieren
Und in hinauß an galgen fieren.
Als schlagen die Sirenen ine mit stecken baculando /spricht Augustus Octavianus tröst die Wolust als er neben ir sitzt.
Ich Keyser Augustus hab bei meim leben
Mein wesen vast der Wolust geben /
Auch meiner nachkummen vil deßgleich
Die regiert haben der Römer reich
Die gelebt hant in so üppiger gtat
Das wunder ist das dwelt noch stat /
Darumb Wolust nit thů verzagen
Du hast noch vil diener bei dissen tagen /
Der Wolust Hoffmeister spricht.
Hörstu Wolust was der do seit
Nun ist verschwunden alls unser leit /
Ir Sirenen singen nit thůnt euch schemmen
Wir wöllen darzwischen brassen und schlemmen
In frölich dran landt vöglin walten
Wir wollen vol sein und keinen behalten.
Pfeiffen und singen die Sirenen / in dem goht Ulisses auß dem hauß deserti mit Vier Dienern und geht gemach biß die Sirenen auffhören pfeiffen / spricht Wolust so sie ine sicht.
Do kumpt Ulysses der Künig schon
[112] Mit seinen dienern iner gohn /
Dem went wir als sůß pfeiffen und singen
Wie wir in mögen zů uns bringen /
Und er in Wolust sich thůt begeben
Das man doch sehe das mir noch leben.
Spricht Ulysses zů den Knechten.
Hant ir das süß gethön gehört
Das die Sirenen triben dört /
Sie Pfeiffen / beucken / und discantieren
Sie understöndt uns zů verfüren /
Langen har mir wachß ich will mein oren
Verstopffen das ich nit mög hören /
Ich will dissen weg der tugent gan
Das süß gethon mich nit irren lan /
Sie müssen mich nit bringen zů in
Zů der edlen Tugent far ich dahin.
Verstopffen im die Knecht sein oren / geht er zů der Tugent / spricht der ein diener Elpenor blibt mit seinen Gsellen ston.
Lieben gsellen unser Herr will zů witzig sein
Stossen im das wachs in die oren hinein /
Und verkleibens im wol das er nit gehör
Lont in ghon suchen tugendt und ehr /
So wend wir lůgen was die dort machen
Do ist nichts anders dann freud und lachen /
Mit allem wolust / seitenspyl und prassen
Da went wir uns auch finden lassen /
Gott grüß euch ir hupschen holdtseligen leut
Eu lont uns zů eüch ein kleine zeit
Das wir auch frölich mit euch leben
Wir wöllen unserm Herren recht / unrecht geben.
[113] So wischen die Sirenen auff und streiffen yedem ein kapp an / ein mit eim Esels kopff / ein mit dem Lewenkopff / ein mit dem Sew kopff / ein mit dem
Berenkopff / ist Argus mit der sackpfeiffen inen nach geschlichen spricht Argus.
Er hatts / er hatts / eben recht / eben recht /
Die wolten nit sein der Tugent knecht /
Sie müssen diß schlecklin auch versůchen
Nimm an die Esels kapp für ein leppkůchen /
Wann Argus außgeredt / spricht Onager dem die Eselskapp auffgesetzt ist icka icka ɔc.
Das walt als unglück ist das gesungen
Nach meim eignen unglück hab ich gerungen /
Ich meint zů khummen in fraw Wolust orden
So bin ich leider zům Esell worden /
Icka icka das ist das singen mein
Icka icka ich můß mein lebtag ein Esel sein
Gruntzet ein jeder und riehelt noch dem sein kapp ist / einer als ein suw / der ander als ein Esel /spricht ein Siren.
Die gsellen sint recht zů uns khommen
Sie hant schon angel und schnur genommen
Also went wir allen andern thůn
Die fürther zů uns khommen nun /
Wir went sie dermaß also hüben
Das sie ewiglich müssen bei uns bliben
O wir went redlich umb uns greiffen
Damit fahen an Bosaunen und Pfeiffen.
[114]HEROLT.
Anfenglich haben wir fürgetragen
Wir woltent von Tugent und Wolust sagen /
Und wie das Hercules würd entscheiden
Entlich belonung irer beiden /
Das haben wir nun zům theil gethon
Mit infürung manch setzamer person /
Auß Historien und aller hant geschrifft
Sovil zů disem Spyl sich trifft /
So wir nun vil verborgner sinn
Mit sprüchen hant angezeigt harinn /
Als die vernunfftigen wol verstan
So bitten wir von uns für gůt zehan /
Alles das wir gehört hant und gesehen
Warlich es ist im besten beschehen /
Menglich mag mercken auch hiebei
Das es vast jetzt der welt louff sei /
Darauff unser beger ist zů euch allen
Ir wöllent dorab han kein mißfallen /
Auch niemans utzt ungůts darzů jehen
Der Tugent ist es zů ehren beschehen /
Darumb went wir hoffen das all die jhenen
Die nach ehren und tugent sinnen /
Von uns diß haben werden für gůt
Domit hab euch Gott all in seiner hůt /
Und thů ewer heil und seligkeit meren
Am Montag mögent ir widerhar keren /
Wo es anders gfalt unsern gnedigen Herren
So went wir Christ zů Hymmel füren /
Yetzt went wir singen und discantieren
Und euch erlouben allen sammen
Von hinnen ziehen in Gottes nammen
Gott geb euch glück und gsundtheit.
Amen.