[Ich grüß' dich, zarte schöne Fraue]
Ich grüß' dich, zarte schöne Fraue,
Und biet' dir freundlich gute Nacht,
Bis daß der ew'ge Tag im Taue
Vor deinem Kämmerlein erwacht.
Ein heil'ger Engel soll zur Seiten
An deinem Bettlein wachend stehn,
Den goldnen Flügel ob dir spreiten
Und schwere Träume von dir wehn.
Daß sie sanft erwache
Aus ihres Schlummers Ruh',
Der Morgenstern, der scheine
Ihr recht mit Liebe zu.
Sie schlafe, sie wache,
Sie stehe, sie gehe,
Die Fraue meine,
Oder was sie tu'.
Ich grüß' vor aller Blüt' die Rose,
Die an dem Abendhimmel blüht,
Ihr Herz ergießt sich dir im Schoße,
Wenn sie zur Erde niederglüht.
Ich grüß' dich, klarer Abendsterne,
Du brennest auf dem Haupte mein.
Bei ihr, bei ihr so wär' ich gerne
In ihrem engen Kämmerlein.
Daß ein Engel bringe
Der Zarten meinen Gruß,
[136]Leis wie im Maienscheine
Der Honigblumen Kuß.
Sie bete, sie singe,
Daß eile die Weile,
Da ich alleine
Ohne sie sein muß.