Frühes Lied

Fahre fort mit Dornenschlägen,
Weiße Rose, meinem Herzen,
Dem verbrannten, quillt ein Segen,
Aus den Tränen aus den Schmerzen.
Breche ganz mein altes Leben,
Ich muß dir, die so erschienen
Einen bessern Bruder geben
Gott und dir in ihm zu dienen.
Alles muß von dir ich nehmen
Kann dir nichts, ach gar nichts geben,
Denn du mußt den Drachen zähmen,
Um dem Herrn den Schatz zu heben.
Sieh, ich beug' mich dir zu Füßen,
Du Erbarmen, weine nieder,
Lehre mich, wie du zu büßen,
Tränenquell der frommen Lieder.
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All mein Letzen und Verletzen,
All mein Lügen, Trachten, Scheinen,
Darauf sollst den Fuß du setzen
Und so im Triumph erscheinen.
Alles, was du still gelitten,
Deine Not, dein fromm Entsagen,
Hat auch mir das Herz durchschnitten,
Doch du, du hast es getragen.
Alles was du je getragen,
Sieh, das hab' ich all verschuldet,
Meine Schuld hat dich geschlagen,
Und du hast so fromm geduldet.
Und nun trägst du dies versunkne,
Das dich marterte, dies Herz,
O du Gottesmitleidtrunkne,
An dem deinen, himmelwärts!

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TextGrid Repository (2012). Brentano, Clemens. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Frühes Lied. Frühes Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-409B-B