Himmel und Erde

In dem Himmel quillt die Fülle
Heiß ersehnter Seligkeit.
Ich auch, wär' es Gottes Wille,
Tränke gern aus dieser Fülle
Labsal für der Erde Leid;
Für den Wurm, der meiner Tage
Rosenblüte giftig sticht;
Dessen Schmerz ich in mir trage,
Den ich Arzt und Priester klage:
Aber ach! das hilft mir nicht.
Längst sind über Thal und Hügel
Alle Freuden mir entflohn.
Lahm sind meiner Hoffnung Flügel.
Rauher Hindernisse Hügel
Sprechen selbst den Wünschen Hohn. –
Dennoch setzt' ich auch auf Erden
Gern noch fort den Pilgerstab.
Sollte Molly mir nur werden,
Trüg' ich aller Welt Beschwerden
Noch den längsten Pfad hinab.
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Notes
Entstanden 1782, Erstdruck 1789.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Bürger, Gottfried August. Himmel und Erde. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-47A9-F