[285] [7] Antwort-Schreiben des Herrn von Brand
Fußnoten
1 Tityrus, ein Hirte, von welchem Virgil, fast mit gleichen Worten, sein erstes Schäffer-Gedicht anfängt.
2 War der General-Lieutenant von Brand, ein sehr angenehmer und dabey schertzhaffter Mann, auch ein besondrer Freund unsers Herrn von Canitz.
3 Ist eine Schertz-Redens-Art, welche so viel sagen will, sie würde sich, wann es regnen solte, dergestalt in den Peltz einhüllen, da nichts als das Gesichte hervorgucken könte; wie man den kleinen Kindern vorzumachen, und Guckgug! zu ruffen pfleget. Dergleichen eintzelne Wörter von den Papageyen auch insgemein am ersten hergeplaudert werden.
4 Er war Obrister und Chur-Fürstl. Cammer-Herr; deren man damahls nur viere zehlte. Weil er nebst seinem Schwager, dem General-Major Wangenheim, am Berlinischen Hofe, einer von den geübtesten war, einen muntern Schertz vorzubringen, so muthmassete der Herr von Brand nicht unbillig, daß unter diesen beyden leicht ein lustiges Gezäncke im Wagen entstehen könte; indem sie auch nicht leicht gewohnt war, eine Schertz-Antwort schuldig zu bleiben.
5 Drell oder Drall heist in der Marck so viel als derbe; man sagt z.E. eine Drelle Dirne, das ist, ein frisches derbes Mädgen.
6 Köpenick ist ein bekanntes zwey Meilen zur rechten von Berlin liegendes Ammt, Städtgen und Lust-Schloß auf einem Werder, den die Spree macht, welche sich daherum in viele kleine Seen ausbreitet. Der vorige so wohl, als der ietzige König, hatten es, als Chur-Printzen, im Besitze. Jener erweiterte und zierte so wohl Schloß, Kirche und Lust-Garten, als viel andre Fürstl. neu von ihm errichtete Gebäude in der Stadt und auf den Land-Gütern. Dieser hatte in der Jugend ein artiges Zeug-Hauß daselbst angeleget. König Friedrich hielt sich als Chur-Printz und Chur-Fürst, öffters daselbst auf, bey welcher Gelegenheit der Herr von Canitz mit seiner Doris vielmahl dahin reisete. Ob aber von einer vermutheten Schwangerschafft der Churfürstin selbst damahlen die Sage gegangen, oder, ob die Frau von Canitz, wie es scheint, daselbst einmahl schwanger worden, als sie ihren Gemahl dahin begleitet, kan man nicht für gewiß versichern. Diese Antwort des Herrn von Brand, so uns geschrieben mitgetheilet worden, ist noch in keiner eintzigen Auflage der Canitzischen Gedichte befindlich; ungeacht sie hier unentbehrlich scheinet, weil ohne dieselbe die Canitzische Gegen-Artwort nicht recht verstanden werden kan. In S.v.G. auferweckten Gedichten, die man 1702. zu Franckfurt und Leipzig in 8. gedruckt, ist, nebst den beyden Canitzischen Schreiben, auch diese Antwort des Herrn von Brand am 290. Bl. in der Zugabe, aber vermuthlich nach einer sehr schlimmen Abschrifft, mit eingerückt worden. Es sind aber diese Gedichte, ausser den Zugaben, eben diejenige, so schon, unter dem versetzten Nahmen Salomons von Golau, im Jahre 1654. herausgekommen, aus drey tausend Sinn-Gedichten bestehen, und zum wahren Verfasser Herrn Friedrich von Logau, aus Schlesien, haben.