[30] 6. Vom gollenen Beineken.

Mündlich in Celle.


Ene vornöhme Frue harre mal en lütjet Mäken, dat harre se sau leiw, sau leiw, dat et gar nich tau seggen is. Do gung dat lütje Mäken na'r Schaule un gung up't Is un glisseke un fäll un brok sick en Beineken af. Do neimen't de Lüe up un dräugen et wedder na siner Mutter und säen, öt wörre upper Glisseke hennefallen un härre sik en Beineken affebroken. Do weende de Mutter öre bläuigen Tranen un leit den Felschär komen un sä: »Wenn ji dat lütje Mäken wedder sau wiet bringet, dat et up sine Beine träen kann, sau schallt jue Schae nich sin.« De Felschär bekeik dat Beineken von düsser un von der Site un sä: »Dat Mäken mutt en gollen Beineken hebben.« Do leit de Fru en gollen Beineken maken und leit dat dem Mäken ansetten; awerst et holp doch nicks. Et duere nich sau lange, do dee sick dei Dör up, un de Dod kamm herin. »Ach«, sä de Frue, »wutt du mick min leiwe, leiwe Kind wegnöhmen?« »Ja«, sä de Dod, sine Tid un Stunne is umme; et mutt nu mit mick gahn. »Ach«, sä de Mutter tau den Kinne, »wutt du mick verlaten?« »Leiwe Mutter«, sä dat Kind, »ick mott! Ick bleiwe hier wol noch geren, awerst de Dod will't nich lien.« Da nam de Dod dat lütje Mäken bi der Hand un gung er mit ut'r Döre. – Ans nu dat Kind begrawen was, do kam de Dodengräwer un brok dat Sark up un nam den lütjen Mäken dat gollene Beineken weg un gung damit in sin Hus. Um de Middernachtsstunne kamm awerst dat Kind vor den Dodengräwer sin Bedde un sä:


»Gif mick min Beineken!

Gif mick min Beineken!«


Awerst de Dodengräwer dee nich, ans wenn he't höre. Sau kamm dat Kind de erste Nacht un kamm de tweite Nacht un kamm dar ok in der drüdden Nacht un sä:


[31]

»Gif mick min Beineken!

Gif mick min Beineken!«


In der drüdden Nacht sä de Dodengräwer: »Ick hebbe din Beineken nich.« Dat Kind leit sick awerst nich erre maken un sä dat tweimal un dreimal:


»Gif mick min Beineken!

Gif mick min Beineken!«


»Da... hastu din Bei-neken!«


(Der letzte Satz wird, mit dem Tone auf »Da«

, dem ängstlich horchenden Kind plötzlich, um es zu erschrecken, zugerufen. Dann erschrickt sich das Kind, erholt sich, lacht über seinen Schreck und fragt selten nach dem Ende. Fragt es dennoch, so heißt es:)


Von Stund an harre dat Mäken Raue innen Grawe.

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TextGrid Repository (2012). Colshorn, Carl und Theodor. Märchen und Sagen. Märchen und Sagen aus Hannover. 6. Vom gollenen Beineken. 6. Vom gollenen Beineken. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-56E5-1