[175] 62. Der Müller und die Frösche.
Mündlich in Druffelbeck.
Es war einmal ein Müller, der hatte eigentlich gar kein Herz: stehlen wie er hat wohl noch niemand gekonnt; doch noch schlimmer war es, daß er Kalk und andere unverdauliche Sachen unter das Mehl mischte und die armen Leutlein mit Hunden vom Hofe hetzte. Einst kam ein lahmer Mann auf seinen Krücken in die Mühle gehinkt, streckte die zitternde Hand aus und bat um ein Stücklein Brod. Der Müller fluchte, riß dem Unglücklichen die Krücken weg, warf ihn in eine Kiste voll grober Kleie und wälzte ihn um und um; und als er ihn bis aufs Blut gepeinigt hatte, gab er ihm die Krücken wieder und trieb ihn vom Hofe, indem er ihn mit einer Peitsche um die kranken Beine schlug. Der Bettler weinte helle Thränen, und die sah Gott der Herr vom hohen Himmel. Als der Wütherich in seine Mühle zurückkehrte, stand das Gewerke still; er sah nach, und siehe! zahllose Fröschlein wimmelten im Bach und auf der Wiese und hatten das Waßer ausgetrunken bis auf den letzten Tropfen. Weil aber niemals Waßer wiederkam, die Fröschlein tranken es immer weg, raffte der Müller seine Schätze zusammen, zog weit, weit in ein anderes Land und kaufte sich eine andere Mühle. Kaum jedoch gehörte die Mühle ihm, so waren wieder zahllose Fröschlein da und tranken das Waßer aus bis auf den letzten Tropfen; und wohin er sich wenden mochte, der Fröschlein wurde er nimmer ledig, und nie wieder hat er weißes Mehl gemahlen, und endlich ist er verhungert und hat also ein jämmerliches Ende genommen.