18. Von den rostigen Knöpfen.
Mündlich in Schwiegershausen
Ein Ackersmann gieng schon sehr frühe, als eben der Morgen graute, ins Feld. Er gieng deshalb so zeitig hin, weil es am Tage zu heiß wurde, um schwere Arbeit zu verrichten. »Es wird wohl noch niemand dort sein«, dachte er; »denn es ist noch sehr früh.« Er schien sich jedoch geirrt zu haben; denn er bemerkte frischen Nachlaß von einem Pferde, auch sah es aus, als ob weiterhin schon jemand gepflügt habe. Nun gieng er an seine Arbeit. Nach einigen Stunden war er damit fertig und wollte wieder nach Hause. Als er abermals an die Stelle kam, wo er vorhin die Bemerkung gemacht hatte, daß schon jemand im Felde gewesen sein müße, sah er daselbst eine große Menge rostiger Knöpfe liegen. »Willst dir einige Hände voll davon mitnehmen«, dachte er bei sich selbst; »man kann sie immer einmal gebrauchen.« Dieses that er auch. Es war ihm indes sehr auffallend, daß eine so große Stille im Felde herrsche, und daß noch keiner da sei; deshalb sah er sich noch einmal um, ob er nicht irgendwo Leute bei der Arbeit finden könne. Wie aber erschrak er, als er an der Stelle, wo er die Knöpfe gefunden hatte, ein großes Feuer erblickte, bei welchem zwei weiße Gestalten standen, und er von unsichtbarer Hand eine derbe Ohrfeige erhielt! Ganz bestürzt eilte er nach Hause. Seine Frau bemerkte seine Bestürzung und fragte nach der Ursache. Er [61] erzählte ihr das Geschehene, und als er geendigt hatte, sagte sie: »Zeig mir doch einmal die Knöpfe, welche du mitgebracht hast.« Er zog sie aus der Tasche, und – es waren lauter blanke Goldstücke geworden. Nun schalt die Frau, daß er nicht alle mitgebracht habe, und er ließ sich bewegen, in ihrer Gesellschaft noch einmal dort hinzugehen; allein sie fanden nichts mehr.