13.
Wol liegen, macht wol leben
An Seinen Freund

Mein Freund, was vor ein Geist wil dir nach Hoffe ruffen?
Dahin sonst keiner kommt, der nicht dein Handwerck fleucht?
Du bist arm, wie wiltu dir die Befehl erhoffen,
Wann nicht der Cantzelist vergoldte Becher reucht?
Du bist deutsch: niemand wird vor dich den Wirth betrügen
Wenn du nicht wilt nach Rauch mit ihm zu Marckte gehn.
Du bist treu: Was wiltu von gutten Leüten lügen,
Wenn der Fiscal sie heist auff Gutt und Leben stehn?
Du bist fromm. Kanstu auch die Seel an Nagel hencken,
Wenn von dem Eyde dich der Pater loßgemacht?
Du bist keusch: Wird die Frau den Herren wollen lencken,
Wann ihr dein Styl auch nicht ein Abschrifft vorgebracht?
Du bist karg: Wie wiltu bey Gunst und Gelde bleiben,
Wann nicht der Parasit mit dir zu Tische sitzt?
Du bist plumb: Wie wirstu die Sache sicher treiben,
Wann auch des Nachbarn Kind auff deine Worte spitzt?
Mein Freund, wo du der bist, und ich dich habe troffen,
So stelle deine Reiß auff solche Farben ein:
Und giengen diese hin, laß diß dir abwerts ruffen:
Man sagt, als wann du schwartz zu Hoffe soltest seyn.

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TextGrid Repository (2012). Czepko von Reigersfeld, Daniel. Gedichte. »Satyrische Gedichte«. Kurtzer Satyrischer Gedichte Erstes Buch. 13. Wol liegen, macht wol leben. 13. Wol liegen, macht wol leben. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-5B74-C