42.
Über eben des Edlen Herren Abrahams von Franckenberg Raphael
Den Heilenden

Drey Theil, als Seel und Geist und Leib, Mensch sind in dir,
Wir sehn, so iedes bricht, aus seinem Mittel für:
Gesundheit und Vernunfft und Heiligkeit sich färben,
Wo nicht, so muß der Mensch dran krancken oder sterben.
Der Geist ist frisch, wenn er Gott nach dem Wesen kennt,
Gott nach dem Willen ehrt: Gott nachzufolgen brennt:
Und dieses hat er bloß im Glauben auserkohren,
Ohn ihn ist kennen, ehrn und brennen gantz verlohren.
Die Seel ist frisch: wann sie rein als die Engel liebt,
Fromm, als die Geister ist, frey, als die Jünger, giebt:
Und dieses kan allein die Weißheit in ihr machen,
Ohn Sie sind lieben, seyn und geben todte Sachen.
Der Leib ist frisch: wann er an Sinnen Kräffte spürt,
An Gliedern Stärcke fühlt, an Adern Speise führt:
Und dieses kan in Ihm die Mäßigkeit erhalten,
Ohn Sie sehn wir die Kräfft' und Stärck' und Speis' erkalten.
Ohn Glauben seyn, das ist Ohn Gotts Erkänntnüß seyn:
Ohn Weißheit seyn, das ist entbärn der Tugend Schein:
Ohn Maaße seyn, das ist sich tödten vor dem Sterben,
Mensch, auff den Schlag muß Geist und Seel u. Leib verterben.
Auff daß du nun nicht gantz verterbest, suche Heil,
Und schau der Raphael gibt iedem Theil sein Theil:
Der treue Raphäel, der als ein Artzt voll Ehren
Gesundheit und Vernunfft und Heiligkeit kan lehren.
Mensch, ist der Geist ie kranck: Er wird ergeistern sich,
Und in das Hertze Gott's versenken ihn und dich:
Und durch die neue Krafft des Wesens überfeuchten,
Biß nichts im Glauben wird als JESUS wieder leuchten.
Mensch, ist die Seel ie kranck: Er wird sie führn zur Zucht,
Die er in JESUS Hertz und seiner Sanfft Muth sucht:
Wird deine Seele da mit Blut und Waßer reinen,
Biß nichts als Weißheit wird durch deinen Willen scheinen.
Mensch, ist der Leib ie kranck: Er wird ein Artzney glühn,
Und der Natur ihr Hertz und deßen Dunst abziehn:
[404]
Und die Grund Feucht' in dir u. die Grund Hitz' ergäntzen,
Daß nichts als Mäßigkeit durch Sinn und Leib wird gläntzen.
Wer nun, als wie es Leib und Seel und Geist ist wehrt,
Gesundheit und Vernunfft und Heiligkeit begehrt:
Muß Sie durch Mäßigkeit, durch Weißheit u. durch Glauben,
In Gotts, in JESUS Hertz und der Natur ausschrauben.
Vom Himmel kommt die Kunst nicht von der Erden her,
Der Herr von Franckenberg ist so treu und gewehr:
Daß keinen Zweiffel du auch solt darüber tragen,
Sol sie der Raphäel aus seinem Munde sagen.
Mensch, hier hast du das Hertz (ach über seel'ge Cur)
Aus Gott, aus JESU, aus der güttigen Natur:
Du hast kein Hertze, wirdt du deines nicht drein sencken,
Und das dir jenes giebt ans Franckenbergsche dencken.

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TextGrid Repository (2012). Czepko von Reigersfeld, Daniel. Gedichte. »Satyrische Gedichte«. Kurtzer Satyrischer Gedichte Fünfftes Buch. 42. Über eben des Edlen Herren Abrahams von Franckenberg Raphael. 42. Über eben des Edlen Herren Abrahams von Franckenberg Raphael. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-5CC1-3