22.
Das übel verstandene man sol den Feind nicht reitzen
Von dem Schlesischen Kriege
Wie sol der Krieg bestehn, wenn ieder Tag und Nacht,
Auff nichts, als Gütter ist, auff nichts, als Geld bedacht:
Wo man die Völcker führt nur armes Volck zu quälen,
Nur auff und ab zu ziehn, nur Pferd und Küh' zu stehlen.
Wie sol der Krieg bestehn? Wann man zu Felde zeucht,
Und eh' ein Schuß geschicht, frisch vor dem Feinde fleucht:
Wo man, ob gleich kein Stall, kein Bansam zu verschließen,
Der zu entlegen sey nichts wil vom Feinde wißen.
Wie sol der Krieg bestehn? wann man Gewehr und Schwerd
Auff Unterthanen nur und nicht auff Feinde kehrt:
Wo man gefangen nihmt, was da verlohrn das Leben,
Und diese tödten wil, die alles hergegeben.
[389]
Wie sol der Krieg bestehn? wann selbst ein Feldherr nicht,
Dem Obersten darff traun, Sie ihrer Knechte Pflicht:
Wo auff den Sammel Platz gesetzte Trouppen rücken,
Die (doch auff Beuthen nicht) sie drauff nach Beuten schicken.
Wie sol der Krieg bestehn? wann man, was ihn ernährt,
Was ihn erhält und führt, verurscht, verterbt, verheert:
Wo man hergegen kan ins Feindes Läger schauen,
Wie iedes muß das Land zu seinem Frommen bauen.
Wie sol der Krieg bestehn? wann Haus und Magen leer,
Und nichts mehr übrig bleibt als Hunger und Beschwer:
Wo man viel Meilen muß um unsre Gegend reisen,
Eh' als man einen Pflug kan Wandersleuten weisen.
Wie sol der Krieg bestehn? wann nicht mehr Hertz und Brust
Ein deutscher Eyfer brennt, zu sehn des Feindes Post:
Wo mehr kein Vorsatz ist den Frieden einzuführen:
Und Hände Palmen Zweig und Hertzen Drommeln rühren.
Ihr Herren, wo der Krieg sol lange so bestehn,
So werdet ihr mit uns, befürcht ich, untergehn:
Dann Herren ohne Land und Länder ohne Leute,
Und Leut' ohn Haus und Hoff sind solcher Kriege Beute.