Bey dem nochmahl höchst-erwünschten Geburts-Tag Sr. Churfl. Durchl. unsers gnädigsten Herrn

den 16. Horn. 1652.


Jetzund prangt mein Seiten-Werck,
Weisse Seid' hält es bezogen,
Alle Zier in Königsbergk
Weichet meinem güldnen Bogen,
Vieles Lint und Gülden Band
Hat umbwunden meine Hand.
Hört, O Spree und Oder, mich,
Hör, O Elbe, mich von weiten,
Und du Rein-Strom sonderlich,
Hör die Amnuth meiner Seiten,
Was in Cleve sich eräugt
Werde meinem Spiel geneigt,
Wo die Lieb und Zier der Welt,
Unser ChurFürst, und sein Leben,
Sie Loyse, sich enthält,
Die mir Fug zu singen geben,
Daß ich diesen wehrten Tag,
Wie gebührt, begehen mag.
Wenn der Morgenröhte Gut
Und der Reichthum aller Erden
Könte durch des Pregels Flut
In mein Hauß gespühlet werden,
Wär' es mir so thewer nicht
Als dieß schöne Tagelicht.
Ich bekenn' es durch den Wind
Meiner Seufftzer, durch die Zehren,
Welche heiß von Andacht sind
Und dem Himmel Danck gewehren,
Diesen Tag-Schein setz' ich nach
Dem, den mir die Mutter brach.
Schöne Sonne, laß dich auß
Mit der besten Lufft im Lentzen,
Mahl uns blaw des Himmels Hauß,
Laß dein Fewer heller gläntzen,
Und schlag' umb die gantze Welt
Deiner Stralen güldnes Zelt.
[224]
Und so lang du Licht und Pracht
Führst auff deinem güldnen Wagen,
Nimm uns diesen Tag in acht,
Laß ihn Lust und Anmuht tragen,
Daß in ihm durchaus kein Weh
Sey zu Lande noch zur See,
Daß alsdann die Götter sich
Häuffig auff die Erde finden,
Daß sich alles inniglich
Mög in Liebe fest verbinden,
Und gewünschte Gnüg und Rhu
Sich zu allen Menschen thu.
Denn der ChurFürst, unser Heil,
Ward vor zwey und dreissig Jahren
Uns, den Seinen, heut zu theil,
Was durch Ihn uns wiederfahren,
Was an Heil uns jetzt behagt,
Ward uns damals zugesagt.
Wie, wenn Castors Stern ersteht,
Schiffer Hertz und Leben fassen,
Wie die helle Morgenröht
Uns das Wetter schön wil lassen,
Also schlug uns diesen Stand
Schon sein Ursprung in die Hand.
O des guten, welches wir,
Seit Gott Ihn geschenckt, empfunden!
Was ein jeder kennt an Zier,
Was er zehlt an guten Stunden,
Seine Lust, sein Glückes-Schein
Giebet Gott durch Ihn allein.
Daß den Bawren umb das Feld
Ihre Hoffnung nicht kan fehlen,
Daß ihr Vieh' sich trächtig hält
Und sie grosse Heerden zehlen,
Daß sie frey sind von Beschwer,
Schaffen einig Gott und Er.
Er, der Länder Schutz und Krohn,
Ist uns alle Gnüg' und Güte,
Er erhält den Helicon
Und die Künst' in ihrer Blüte,
Ihm gebührt der Danck und Preiß
Aller Tugend die man weiß.
Ach, wer weiß an welchem Ort
Wir im Elend möchten schweben
Zwischen Drangsal, Raub und Mord,
Hätt' uns Ihn Gott nicht gegeben,
Was war vor der Zeit Athen,
Eh der Held kam von Trözen?
Umb Corinth her überall
Thurste sich kein Mensch beweisen,
Niemand kunte dazumal
Sicher durch den Isthmus reisen:
Theseus setzt in gutten Stand
Fast das gantze Griechen-Land.
Solt' ich nun nicht hoch erfrewt
Diesen werthen Tag begehen?
Auff, wer seine gutte Zeit
Glück und Wolfahrt kan gestehen,
Er heb' als im vollen Chor
Sinn und Hertz zu Gott empor.
Vater, sprech' er, welches Land
Deiner Gunst soll fähig werden,
Das erhält auß deiner Hand
Fürsten, die ein Licht der Erden
Und durch Lieb' und Unschuld rein
Und nach deinem Hertzen seyn.
Du ertheilst uns einen Held
So von Gaben außerlesen,
Daß die alte güldne Welt
Sein kaum wäre wehrt gewesen,
Und hast Ihn auch dieses Jahr
Uns gesichert für Gefahr.
[225]
Du erhältst uns dieses Licht,
Lässest uns nicht kläglich heulen,
Daß dem grossen Hause nicht
Gar entgehen alle Seulen,
Vor die Gutthat opffern wir
Unsrer Hertzen Dancklied dir.
Nimm Dich Sein auch ferner an,
Laß Ihn starck und frölich leben,
Was ein Mensch nicht bitten kann
Noch verstehn, weist du zu geben,
Hilff durch Samen, wie zuvor,
Diesem wehrten Haus' empor.
Bild uns unsre Noth wol ein,
Die uns würde sonst betreten,
Daß wir flehen in gemein
Dir mit Thränen und Gebehten,
Biß du wendest diese Last
Und uns, Gott, erhöret hast.
Auff die Andacht wer nur kan
Irgends gute Lust erfinden,
Nehme sie erfrewlich an,
Und laß alle Sorgen schwinden,
Die durch süssen Frewden-Wein
Überwältigt müssen seyn.
Preussen wird nicht hinten stehn,
Unsre Pillau wird für allen
Die Geschütze lassen gehn,
Daß die Nährung sol erschallen
Und die ferne Galathee
Sol erschrecken auff der See.
Laß, O ChurFürst, unsre Rhu,
Gnädigst dir mein Hertz belieben,
Waß ich hier auß Andacht thu,
Was ich gutes je geschrieben,
Wann es deine Gnad' erhält,
So besitz' ich eine Welt.

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TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Gedichte an das kurfürstliche Haus. Bey dem Geburts-Tag Sr. Durchl.. Bey dem Geburts-Tag Sr. Durchl.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-63C5-8