[108] [110]Sigismund Scharff und Anna von Müllhen
13. Jenner 1642.
Wol dem, der sich bey zeiten
Auff süsse Heyraht lenckt,
Sich mit geehrten Leuten
Gern zu befreunden denckt,
Vnd fast ein Mensch zu Hertzen,
Das wider alle Schmertzen
Ihm Ruh vnd Frewde schenckt!
Der selbst mit sich vertragen
Vnd auch zugleich mit Gott,
Er trutzt in bösen Tagen
Der Hellen gantze Rott'
Vnd hält des Glückes Sachen,
Die vns sonst irre machen
Getrost für einen Spott.
Er schleusset sich den Armen
Der Liebsten hertzlich ein
Vnd weiß hie zu erwarmen,
Auch frör' es Ertz vnd Stein,
Lässt Lufft vnd Himmel stürmen,
Weil er sich kan beschirmen
Vnd fern von Kummer seyn.
Gedult lehrt ihn gelohsen
Die Angst, die auff Ihn fällt,
Er weiß, daß nur mit Rosen
Kein Stand sich vnterhält;
Wer alle Müh vnd Leiden
Auß Zärtlicheit wil meiden,
Der fliehe diese Welt!
Der Sorgen Schaar auff Erden
Vmbringt nur Jedermann;
Wil Ihm was schwerer werden,
Alß er es tragen kan,
Macht jhm den Muth zu trübe:
Sein Mitt-genoss, die Liebe,
Tritt wacker mit Ihm an.
Für seiner Liebsten Sinnen
Vnd was Ihn sonst ergetzt,
Wird Er der Noth kaum innen,
Wie starck sie an Ihn setzt.
Er steht in Lust versencket,
Die alles, was Ihn kräncket,
Ihm auß dem Sinne schwätzt.
Er macht mit dem Bescheide
Der Heyraht festen Schluß:
Daß Vnmuth neben Frewde
Ihm stets begegnen muß,
Vnd weiß in Zu-vertrawen
Auff seinen Gott zu bawen,
Der hält auch bey Ihm Fuß.
Wer wil, mag einsam bleiben!
Des armen Lebens Ziel
Ist dennoch: sich beweiben.
Man sorg' auch nicht zu viel!
Gott wird sein Volck erhalten,
Den lässt ein Weiser walten
Vnd freyet, wenn er wil.