[173] [179]Reimchen

Bey liebreicher und wolgemeinter Zusammenkunfft vornehmer vnd gutter Freunde Bey dem Ehrnvesten Nahmhafften vnd Wolweisen Herrn Andreas Knobloch, Kneiphöffischen Königsb. Wolverordneten Gerichtsverwandten meinem Hochgeehrten Herrn Gefatter guthertzig geschrieben


1647. 14. Lentzmonat.


Was, Herr Knobloch, sol bedeuten
Diese wehrte Gasterey,
Die recht vngeschminckte Trew
Anstellt von so lieben Leuten?
Wird wo ewre Tochter Braut?
Welche? wer hat sie geschawt?
Ist es angerichtet worden
Ewrer Söhne wem zu gut?
Trit wo Görg das fromme Blut
Schon in den Studenten-Orden?
Oder meinet ewer Hauß,
Fastnacht sey noch nicht rein aus?
Nein! kehrt meinen Schertz zum besten,
Ach jhr thut das Hertzens Grundt
Ewren newen Schwägern kunt,
Diese wollt jhr jetzt begästen,
Vnd bey allen in gemein
Gutter Freundschafft Stiffter seyn.
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O ein löbliches beginnen,
Wenn sich Freunde wol begehn
Vnd in zuvertrawen stehn!
Dieß kan erstlich Gott gewinnen,
Dieß hat grosses Heil gebracht
Vnd ein Hauß zur Stadt gemacht.
Warumb wollen wir vns zweyen
Vnd vmb etwas, das vieleicht
Auch nicht einer Bohnen gleicht,
Leben wie die wilden Löwen?
Da der Zungen scharffes Schwerdt
Biß durch Hertz vnd Seele fährt.
Seht, wie kurtz wir Menschen wehren,
Wir vergehn wie jetzt der Schnee,
Sol der Misgunst Gram vnd Weh
Vns noch vor der Zeit verzehren?
Wisst, daß ein vergällter Muth
Sich den ärgsten Schaden thut.
Ist dan wer der Streit mus üben,
Gut, er seh' hie aber zu,
Daß er andern Abbruch thue
Damit, daß er baß kan lieben,
Mehr kan leiden, vnd das Feld
Durch der Sanfftmuth Kampff behält.
Lasset vns mit dem Bescheide,
Liebsten, jetzt beysammen seyn,
Weiset Argwohn, List vnd Pein
Fern in die beschneete Heyde,
Stellt Vertrawen, Glimpff vnd Raht
Lieb vnd Lust an jhre stat.
Nehmt, was Euch die Zeit wil geben,
Was vns morgen kräncken kan,
Dar gedenck' jetzt niemand an,
Braut vnd Bräutgam gilt dieß Leben,
Welcher Liebe, wie man spürt,
Von dem Himmel selber rührt.
Trincket auff das wolergehen
Ihrer Heyraht frisch vmbher,
Wünscht, daß Vnglück vnd Beschwer
Fern von Ihnen müsse stehen,
Vnd der liebreich' Hochzeit-Tag
Wol begangen werden mag.
Frewt Euch, trautstes Paar, für allen!
Was hie Ewer Auge sieht,
Alle Frölicheit geschicht
Euch insonders zu gefallen,
Zeiget hurtig frisch vnd frey,
Daß es Euch gefällig sey.
Ewre Liebe steht im Segen,
Dessen jhr versichert seydt,
Lasst Euch weder Haß noch Neidt
Von Standhafftigheit bewegen,
Was sich mehr hie singen lässt,
Spahr' ich auff das Hochzeit-Fest.

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TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Weltliche Lieder. Hochzeitsgedichte. Reimchen. Reimchen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6498-6