[117] [122]Ludolph Holtorff und Barbara Nachtigall
1643. 9. Wintermonat.
Ich mag nicht in euch dringen,
Ihr Seiten, meine Zier,
Ihr wolt mit gute singen,
Jetzt aber folget mir!
Ich wil mich lassen hören
Dem Breutgam vnd der Braut
Zu sonderlichen Ehren,
Folgt, klinget rein vnd laut!
Der Breutgam ist ergeben
Der Musen edlen Kunst,
Hat durch das Hoffe-Leben
Erhalten Gnad' vnd Gunst,
Da sind sein eigen worden
Erfahrung vnd Verstand,
Die Königinn auß Norden
Rhümt an jhm Witz vnd Handt.
Die Braut hat jhre Jugend
Durch vnbewegten Schluß
Mit Vnschuld, Zucht vnd Tugend
Verbunden, dessen muß
Bey Fräwlein Catharinen,
Der Pfaltz Gräffin bey Rhein,
Der sie hat wollen dienen,
Ein gutes Zeugniß seyn.
Die Einigkeit in Sitten,
Der Sinnen gleiche Tracht
Hat beyder Hertz erstritten
Vnd in die Gluet gebracht,
Eins muß das andre lieben,
Es wird der Herrschafft kundt,
Auch von Ihr vnterschrieben,
Das ist der Heyrath-Bund.
Der Himmel wird für allen
Ersucht vmb wolergehn,
Der lässt es jhm gefallen
Vnd wil zu Diensten stehn.
Der Herbstzeit wird genommen
Des Frostes strenger Zwangk,
Der Pregel-strom ist kommen
In seinen alten Gangk.
Der Tag bricht an von ferne
Durch schönes Morgenroht,
Die Nacht ist voller Sterne,
Die Lufft weiß keine Noht:
Mich soltt' es wunder haben,
Wann dieses grosse Heer
Der Himmels-Gunst vnd Gaben
Ein böses Zeichen wer'?
Ich aber wünsch euch beyden
Im vbrigen dazu
Gantz vnbekränckte Frewden
Sampt aller Gnüg vnd Rhue,
Ich, der ich angetrieben
Durch ewrer Liebe Macht
Dieß Hochzeit-Lied geschrieben
Heut vmb die Mitternacht.