[181] [206]Schuldigstes Anbindungs-Geticht auff den Höchst-erwünschten Geburts-Tag Des Durchläuchtigsten Hochgebohrnen Fürsten vnd Herren Herrn Friederich Wilhelmen Marggrafen zu Brandenburgk, des Heil. Röm. Reichs Ertzkämmerers vnd Chur-Fürsten, in Preussen zu Gülich Cleve Berge Stettin Pommern etc. etc. Hertzogen meines gnädigsten ChurFürsten vnd Herrn aus vntterthänigster Pflicht höchst erfrewlich geschrieben von mir

Simon Dachen


den 5. HornungsTag 1646.


Weg von mir auff Heut vnd Morgen,
O du bleiche Schaar der Sorgen,
Vnd du öde Trawrigheit!
Anmuth, Liebe, Gnüge, Leben,
Lachen vnd gewünschte Zeit
Sollen frölich vmb mich schweben,
Weil der sechste Hornung mir
Heilig soll gehalten werden,
So, der Völcker Lust vnd Zier,
Vnsern Churfürsten der Erden
Auff des Himmels trewen Raht
Durch Geburt geschencket hat.
[206]
Preiß der Tage, Wunsch der Frommen,
Meine Frewde, sey willkommen,
Grösser noch ist deine Lust
Heilger bist du recht zu sagen,
Als der Tag, der vor August
Hat an diese Welt getragen,
Kein Gewölcke, keine Kältt'
Vnd kein Sturm soll dich betrüben,
Wenn du anbrichst, soll die Welt
Nichts sonst anders thun, als lieben,
Weil du vnsre Lieb vnd Rast
An das Liecht gesetzest hast.
O wie hat sich aller massen
Da der Himmel ausgelassen,
Seine Freundlicheit hat er
Stromes-weis' vns zugegossen,
Nectar ist von oben her
Auff dieß edle Land geflossen,
Was ein Hertz auch wünschen mag,
Balsam, Honig, Milch vnd Oele
Hat erquickt vmb selben Tag
Beydes vnser Leib und Seele,
Churfürst vnd Gerechtigkeit
Wurden jung auff eine Zeit.
Aller Wolstandt, der vns zieret,
Vnd vns täglich new gebieret,
Diese Rhue, der nichts gebricht,
Vnd was sonst ist auserkohren
Ist mit vnserm Haupt vnd Liecht
Friedrich Wilhelmen gebohren.
In was Hertzeleid' vnd Noht
Würden wir doch jetzund stecken,
Drangsal, Dienstbarheit vnd Todt
Würd' vns armes Volck erschrecken,
Hätte Gott vns dieses Pfandt
Nicht aus Gnaden zugewandt.
Wer nicht für Sein Heil vnd Leben
Heut dem Höchsten Danck wil geben,
Zürnt auff diesen gutten Standt,
Hat an Angst vnd Noht gefallen
Vnd ist vmb den Nilus-Strandt
Wehrt im Elend vmbzuwallen,
Sol des Türckschen Joches Last,
Das sonst vnerträglich, tragen,
Daß er nichts von Lieb vnd Rast,
So zwar vns kröhnt, könne sagen,
Vnd in wildster Barbarey
Kenne weder Recht noch Trew.
Darumb, weil an diesem Tage
Seine Marck auch alle Klage
Wie vermuhtlich ein-wird-ziehn,
Spree vnd Oder sich erfrewen,
Weil auch Spandow vnd Cüstrin
Sich an diesem Fest ernewen,
Ja weil Clev' vnd Jülich sich
Vngezweiffelt jetzt erhöhen,
Pommern selbst auch hoffentlich
Seine Frewde wird gestehen,
Thut auch vnser Hertz vnd Mund
Billig seine Frewde kunt.
Was in Dörffern vnd in Städten
Kan, sol vor den Höchsten tretten,
Ihm sol aller Andacht Fleiß
Lob, so ewig wehret, bringen,
Seiner Macht vnd Gnaden Preiß
Sol auff allen Kanzeln klingen,
Sonderlich sol Königsbergk
Gott zu loben sich bemühen,
Vnd das starcke volle Werck
Ihm auff allen Orgeln ziehen,
Vnd daneben zeigen an,
Warumb solches wird gethan.
[207]
Was wir mit erhitzten Sinnen
Dießfals jmmer auch beginnen,
Kömpt bey weitem doch nicht bey
Dem, was die Fraw Mutter droben
Thut auß Mütterlicher Trew,
Wie wird sie den HERREN loben!
Mit was Thränen fristet Sie
Ihres Herren Sohnes Leben,
Wenn Ihr Hertz sich spat vnd früe
Nur der GottesFurcht ergeben
Vnd viel mehr mit behten schafft,
Als sonst eine Heeres-krafft.
Halt, o Heldinn, dies Gemüte,
Bring auff vns des Himmels Güte,
Wie der Höchste Dich erkiest,
Dieses Haupt vns zu gebähren,
Also danck Er auch die Frist
Seines Lebens Deinen Zehren.
Wol vns, das der wehrte Heldt
Die Geburt von Dir genommen,
Die Du bist ein Glantz der Welt
Vnd ein Spiegel aller Frommen,
Seiner Huld vnd Güte Zier
Erbt Er, wie Geblüt, von Dir.
Könte GottesFurcht auff Erden
Wie ein Mensch gebohren werden,
Daß sie dieser Sonnen Schein
Möchte sehn ohn Leid vnd Schmertzen,
Ihr Empfängnis würde seyn
Vntter Deinem heilgen Hertzen.
Seelig ist wer sich ergetzt
Hie an Deinem strengen Leben,
Seelger der sich vorgesetzt
Deiner Tugend nachzustreben,
Dieß gesteh ich armer frey,
Daß es mir nicht müglich sey.
Jetzt laß gnädigst Dir gefallen,
Wenn das Schlos wird wiederschallen
Von gewünschtem Lust-geschrey,
Wenn die Heerpauck heller klinget,
Vnd der Tromten Melodey
Lufft vnd Himmel selbst durchdringet,
Wenn der Städte meister Theil
Sich nur mit Gesundheit-Träncken,
Die aup vnsers Fürsten Heil
Angestellt sind, lässt beschencken,
Weil, was diesfals wird vollbracht,
Trewe Pflicht beliebet macht.
Ich mit meinen schlechten Reimen
Wil in warheit mich nicht seumen,
Vnd mein Spiel beginnet schon
Vngezwungen sich zu stimmen
Vnd durch nicht gemeinen Thon
Selbs die Wolcken zu erklimmen,
Mein Pohlihnchen trachtet sich
Weis vnd sauber anzulegen,
Schmückt die Kinder wie auch mich
Dieses hohen Festes wegen,
Ja, es putzt mein armes Hauß
Jetzt mit newem Pracht sich aus.
Dir wird Gott zu seinen Ehren
Deine Tag', o Held, vermehren,
Vnd Dein hohes Hauß durch Dich,
Wenn es Ihm gefällt, auch bawen,
Wornach sehr vnd ängstiglich
So viel tausend Seelen schawen,
Dein Geburts-Fest, Herr, wirst Du
Lang hernach in grawen Haaren
In gewünschter Lust vnd Rhue
Mitten in der Enckel Scharen
(Gott laß mich nicht schamroht stehn
Vnd ein Lügner seyn!) begehn.
Zwar ich weiß kein Band zu finden,
Deine gnädigst' Hand zu binden,
Denn was ist Dein hoher Pracht,
Vnd dabey mein armes Wesen?
Was aus Indien wird gebracht,
Ist vor Dich nicht auserlesen,
Amor aber ist bemüht
Vmb ein Band vor Deinen Orden;
Dieses fehlt nur, daß er sieht,
Ob er eines hol' aus Norden,
Westen oder sonst wo her,
Welches Deiner würdig wer.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Gedichte an das kurfürstliche Haus. Schuldigstes Anbindungs-Geticht. Schuldigstes Anbindungs-Geticht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6641-7