[98] [104]Daniel Halbach von der Pforten und Maria Liedert
4. Herbstmon. 1656.
Mein Apollo giebt mir nicht
Allzeit gleiche Lust zu singen:
Offtmals fleuget mein Geticht,
Daß die Ader mir wil springen,
Offtmals fühl' ich gar kein Blut
Vnd zu reimen keinen Muht.
Wie auch jetzund mir geschieht
Da mir Geist und Sinnen liegen,
Daß du auch kein Hochzeit-Lied
Schier, Herr Bräutgam, soltest kriegen,
Dem ich doch mein Säiten-Spiel
Schuldig halten muß und wil.
Vnd was läg' auch wol daran,
Ließ' ich gleich mich itzt nicht hören,
Weil zu deiner Hochzeit Pan
Selber kömpt mit seinen Röhren,
Vnd Naturen gantzer Pracht
Dir ein schönes Braut-Lied macht.
Wie bedient das Taglicht dich?
Lufft und Himmel müssen glentzen,
Vnd die Sonne mahlet sich
Auch nicht schöner in dem Lentzen,
Mehr die Nacht schenckt ihre Zier
Mit ergäntztem Monde dir.
Aber schläfft der Herbst hierbey?
Der wil gleichfals dir erweisen
Vnd für andern seine Trew
Mit den reiff-gewachsnen Speisen,
Denen Schmack und Anmuht schafft
Ceres und Lyeen Safft.
Werden diß nicht Zeichen seyn,
Daß euch krönen wird der Segen?
Vnd daß keines Mangels Pein
Sich umb ewer Hauß wird regen,
Sondern Gnüg' und Fruchtbarkeit
Euch umbfassen allezeit?
Solches schreibst du billich zu
Deines Vatters schönem Leben,
Welcher war der Musen Ruh,
Die noch jetzund ihn erheben
Vnd gestehn, daß seinem Fleiß
Mancher alles schuldig weis.
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Hiezu kömpt auch dein Verstand
Vnd die Vnschuld deiner Jugend,
Die du einig hast gewandt
Auff die Wissenschaft und Tugend,
Dieß gestehen willig dir
Gleich wie Deutschland also wir.
Vnd wo bleibt die wehrte Braut?
Der sich Zucht sampt andern Gaben
Also reichlich anvertrawt
Als sie Frawen können haben,
Das von ihr der Löbenicht
Als ein wahres Zeugniß spricht?
O der angenehmen Glut,
Die entbrennt in ewren Hertzen
Vnd euch rührt das frische Blut!
Lebt, empfindet nirgends Schmertzen,
Auch die Kriegs-Noht halte Ruh
Vnd sag' ewre Liebe zu.
Mars räum' endlich unser Feld,
Endlich müß' er sich bedencken
Vnd sein blutiges Gezelt
Zu den Garamanten lencken
Oder wider den Euphrat,
Wir sind seiner mehr als satt.
Komm, du süsses Himmel-Kind,
Güldner Friede, laß dich schawen,
Seit daß wir dir frembde sind,
Was betritt uns Noht und Grawen,
Komm, wend ab das Hertzeleid,
Welches uns der Winter dreut.
Mitler weil, ihr süsses Paar,
Lebt gewünscht und fern von Leiden,
Werdet nicht der Angst gewahr
Für den süssen Liebes-Freuden,
Heyraht ist für alles gut,
Ja auch für die Krieges-Glut.