[433] [435]Lobgesang Jesu Christi wegen seiner Sieg- und Frewdenreichen Aufferstehung Von den Todten geschrieben von

Simon Dachen.


Der Durchläuchtigsten Fürstinnen und Frawen, Frawen Louysen, Marggräffinnen und ChurFürstinnen zu Brandenburg etc. Meiner Gnädigsten ChurFürstinnen und Frawen.

Durchläuchtigste Chur-Fürstinn Gnädigste Fraw

Was die Leute, so im Aberglauben und ausserhalb der Kirchen gelebt, vor Zeiten bewogen hat zu zweiffeln ob ein Gott sey, dessen ist die grösseste vrsach diese gewesen, daß, da sie bey den Frommen meistentheils lauter Vnglück und Wiederwertigkeit, bey den Bösen und Verkehrten aber eitel Wolleben, Glück und Überfluß vernommen, sie geschlossen: ist ein Gott, so muß derselbe auch gerecht seyn, nun er aber die Vnschuld nicht schützet, und ihre Frömmigkeit unbelohnet lässet, hergegen die Laster mit Glück und Wolstand zieret, ist billich zu zweiffeln, ob auch ein Gott sey: dannenhero sie auff diese grewliche Worte gerahten, daß Varro sol gesagt haben:

Marmoreo Licinus tumulo jacet, at Cato paruo,
Pompeius nullo: credimus esse Deos?
Pompee hat gar kein Grab, und Catons Grab ist klein,
In Marmel liegt Licin, ob auch ein Gott mag seyn?

Ovidius:


Cum uexent mala fata bonos, ignoscite fasso,
Sollicitor nullos esse putare Deos.
Den Frommen seh ich es ohn Ablaß übel gehn,
Verzeiht es mir, ich muß: es sey kein Gott, gestehn.

Vieler andern abschewlichen ärgerlichen reden zu geschweigen. Vnd diese Gotteslästerliche Meinung rühret daher, daß sie die Aufferstehung der Todten entweder gar nicht gewust, oder nichts davon gehalten haben, im wiedrigen hätten sie leicht abnehmen können, daß in jenem andern Leben sich das Blat würde wenden müssen, und ein jeglicher empfangen den verdienten Lohn seiner Wercke. Weil sie aber die Schrifft nicht wusten oder annehmen wolten, kam es ihrer Vernunfft gantz ungereimet vor, daß, was einmahl zu Asch und zu nichte wäre worden, wiederumb leben und aufferstehen könte. Ob gleich Menasse Ben-Israel die Aufferstehung der Todten mit der Vernunfft gar wol zu vertragen meinet. Vnd dieser Irrthum wegen der Todten-Aufferstehung that ihnen gar sanfft, dieweil er allen Lastern, darinnen sie sich wületen, Thür und Fenster weit auffsperrete, und die Sicherheit sie darüber hefftig kützelte. Dannenhero dort Felix, als Paulus vor ihm sich verantwortet, und des zukünfftigen Gerichts [435] gedacht, sehr erschrocken. Massen dann ihre eigene Gewissen sie gnugsam überzeugeten, es müsse nach diesem leben mit ihnen nicht gar aus seyn, sondern sie würden nach demselben erstlich ihr rechtes Vrtheil zu erwarten haben. Vom C. Caligula schreibt Suetonius, daß, wiewol er der Götter nur gespottet, dennoch auch bey geringem Wetter-leuchten die Augen verdecket, und den Kopff verhüllet, aber bey einem schweren Gewitter über Hals und Kopff sich aus dem Bette gestürtzt, und unter dasselbe verkrochen habe. Wie kläglich schreibt Tiberius aus der Insel, in welche er, seine abschewliche Grewel desto besser zu treiben, sich selbst sein Lebenlang verwiesen, an den Römischen Raht: Wann ich, ihr der Raht, spricht er: weiß was ich dieser Zeit an euch schreibe, oder wie ich schreibe, oder was ich auch gar nicht schreibe, so straffen mich die Götter und Göttinnen noch ärger, als ich empfinde, daß ich täglich gestrafft werde, (denn so hat es Opitz verdeutscht) welche Worte der Gewissens Marter vom Tacito an selbtem Orte zugeschrieben werden. Woraus dann erhellet, daß die Aufferstehung der Todten gleichsam eine ZuchtSchul ist des verruchten und boßhafften Lebens, daher sind die schönen Worte: Gedenck an das Ende so wirst du nimmermehr Vbels thun. Weil nun auch zu Pauli Zeiten sich Epicurer gefunden, die von dieser Lehre wenig hielten, als wiederlegt er sie unwiedertreiblich sonderlich mit dieser gantz statlichen Folge, daß, wo unsre Leiber nicht aufferstehen solten, auch Christus nicht müsse aufferstanden seyn, aus welchem alle Irrthüme und Schanden ihren Vrsprung nehmen würden, also das Christi Aufferstehung zum einigen Grunde der Vnseren von ihm geleget ist. Wann nun an seiner Aufferstehung so viel gelegen, daß, im fall diese geleugnet werden könte, auch alle seine Wolthaten, so er uns erwiesen, zu Wasser und nicht gemachet werden (da wieder doch der gantze newe und alte Bund, auch Josephus im 18. Buch 4. Cap. dann auch P. Pilati Brieff an Tiberium beym Egesippo, wie auch, daß Tiberius Christum unter die Götter bringen wollen, streitet) als hat die alte Kirche gar wol und löblich gethan, daß sie der Aufferstehung Christi dieses hohe Fest, dieselbe recht inniglich und Christlich zu betrachten zu geeignet, damit ein jeglicher seinen Erlöser für seinen bittern Tod und herlichen Sieg über denselben von Hertzen dancken möchte. Solches nun habe auch ich mich bewegen lassen dieses geringe Werck Poetisch zu verfertigen, und selbiges E. Chur.Fürstl. Durchl. unterthänigst zuzuschreiben in wolgepflogener Erwegung, daß die wichtigheit und hohe Würde (denn diese schlechte Reime ich E. Churfl. Durchl. gantz unwehrt schätze) des Sieges Christi deroselbten nicht könne unangenehm seyn, weil dero Gottselige und recht Chur. Fürstl. Gedancken von der Gewißheit unsrer Aufferstehung nebenst andern Christlichen Sachen ich in Lieder zu bringen unterthänigst bißher veranlasset worden bin, deßwegen dann ich mein liebes Vaterland überaus glückselig schätze, daß es Gott mit so Christlicher Herrschafft versehen. Gelanget derwegen an E. Churfl. Durchl. meine untertänigste bitte, daß Sie Ihr diese meine geringe zwar aber wolgemeinte Arbeit gnädigst gefallen zu lassen, und mich sampt den meinigen in dero hohen Churfl. Gnade Schutz und Be-[436] forderung, darin sie mich aus blosser Churfl. Leutseligkeit einmal genommen, beständig zu erhalten geruhen wolte, nebenst hertzlichem und demütigstem Wunsch, daß Gott dieselbe sampt Sr. Chur-Fürstl. Durchl. unserm Gnädigsten ChurFürsten und Herrn, wie auch dero beyder hochlöbliche Häuser bey langem Leben beständiger Leibes Gesundheit, glücklicher und friedlicher regierung sampt allem Zeitlichen und ewigen Segen allergnädigst erhalten wolle. gegeben zu Königsberg in Preussen 1652. 19. Mertz.


Ewrer ChurFürstl. Durchl. Vnterthänigster Simon Dach, auff der Churfl. hohen Schulen zu Königsberg in Preussen der Poesie Professor P. und jetziger Zeit der Philosophischen Facultät Decanus.


Ich wolte deinen Sieg, O Christe, gern erheben,
Vnd deiner Arbeit Danck auff meinen Seiten geben,
Vnd singen wie du uns durch deinen bittern Tod,
Der vnser Leben ist, gebracht aus aller Noht.
Denn sol die Poesie der Tugend Schönheit zeigen,
Der Laster Heßlicheit und Straffe nicht verschweigen,
Empfängt sie einen Held, der durch sein schnelles Rad
Vmb Pisa ohngefehr den Krantz gewonnen hat,
Mit hellem Lust-geschrey, sol sie nicht besser singen
Jetzt da sie siehet dich die Sieges-Fahne schwingen
Frey über Hell und Tod? und deines Leidens Stand
In Herrlicheit, Triumph und Frewden umbgewand?
Ach freylich, aber schaw, wie sinckt mein Geist danieder
Für deiner grossen Pracht, wie schwach sind MenschenLieder
Zu singen Gottes Ruhm, der Engel hoher Fleiß
Vnd Wissenschafft ist nichts, O Gott, für deinen Preiß.
O laß mich deiner Krafft von oben fähig werden,
Vnd reiß durch deinen Geist den meinen von der Erden,
Durch Lufft vnd Himmel weg, wo deine wilde Schlacht
Mir ohn' Gewölcke werd' als zu Gesicht gebracht.
Vnd kan ich dan auch nicht, wie ich mir wünsche, fliegen,
Nur bleib bey mir ich wil gern an der Erden liegen,
Die arme Niedrigheit hat mehr durch dich getahn,
Als keine Kunst der Welt und keines stoltzer Wahn.
Du hiengest an dem Creutz hoch auff dem Schedel-Berge
Vnkäntlich für dem Blut, der Kriegs-Knecht und Scherge
So dich gestrichen sitzt ermüdet über dir,
Spielt eiffrig umb dein Kleid, und schläget sich auch schier.
Dein Durst muß bittre Gall und scharffen Essig trincken,
Die Kräffte sind ohn Krafft, dein Haupt beginnt zu sincken,
Der Vater geußt auff dich des heissen Eiffers Meer
Vnd unsre Schuld liegt dir auff beyden Schultern her,
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Als längst der Hellen Reich sich über dir zusammen
Beym Pluto hat gethan, der Zorn macht ihre Flammen
Noch tausentmahl so heiß, ihr frecher Vbermuth
Speyt aus dem Rachen Dampff, Rauch, Schweffel, Pech und Glut.
Wie Pluto ihren Lerm durch einen Hand-winck schweiget,
Nun, spricht er: ist es Zeit, nun hat sich recht eräuget
Die eusserste Gefahr, jetzt ist die Hoffnung tod,
Jetzt stehen beydes wir und unser Reich in Noht.
Dieß ahnte mir, so bald die Jungfraw ihn empfangen,
Er würde seyn einmal die Pest der alten Schlangen,
Des bleichen Todes Gifft. Als er gebohren war
Da stellte sich der Pers' ihn anzubehten dar,
Vnd sagt er wäre Gott, nach diesem war zu mercken,
Wie er in uns gestürmt mit tausent Wunder-wercken,
Noch als er war ein Kind und in Egypten trat,
Fand alsobald daselbst für ihm kein Götze stat.
Osiris Bild zerspringt, Anubis liegt zerfallen,
Vnd Isis lässt nicht mehr ihr helles Klingwerck schallen,
Es wird nicht wie vorhin geheulet umb den Nil,
Kein Aff gilt wie zuvor, kein Fisch, kein Crocodil.
Sonst wird Dodona stumm, was wil man Delphos fragen?
Apollo kan kein Wort, kein Wort kan Ammon sagen
Im heissen Lybien, horcht die Sybille nicht
In Cumis, weil auch sie gefragt kein Wort mehr spricht.
Was that er also fort nicht hin und her für Zeichen,
Wie hiess' er mit Gewalt die Hellen-Geister weichen?
Es wiederstand ihm nicht auch eine Legion,
Ja wir bekanten selbst er wäre Gottes-Sohn.
Was wird er jetzund thun, da unsre Zeit ist kommen,
Vnd seine Hellenfahrt sol werden vorgenommen?
Da er den Phlegeton, Cocytus finstern Sumpff
Vnd unsre Herrschafft schaw sol tragen in Triumph
Wie längst geweissagt ward? er bringet mit sich Rache,
Vnendlich grosse Krafft und eine gute Sache
Die Freyheit seiner Herd', ihm wollen wiederstehn
Durch alten Hochmuth ist zu trümmern sollen gehn.
Was gebet ihr für Raht? wofern ihr mich wolt hören,
So mein ich daß man sich nicht wieder ihn empören,
Nicht weiter streiten sol, wo keine Krafft was gilt,
Ist Langmuth und Gedult das allerbeste Schild.
Doch wo ihr mit Gewalt noch etwas hofft zu schaffen,
So geb ich mich darein, greifft immer zu den Waffen,
Seht aber in was Noht der Trutz uns schon gesetzt,
Daß man uns ewig nun des Himmels unwehrt schätzt.
Er hätte mehr geredt, das Volck der Finsternissen
Das hätte sich für Zorn und Toben schier zerrissen,
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Da war gantz kein Gehör, wie wenn der West ergrimmt
Vnd auff der See ein Schiff in seinen Frevel nimmt,
Die Ancker halten nicht, es streitet mit den Wachen,
Das Ruder geht entzwey, die Seiten-Bretter krachen,
Die Mast geht über Bord, ob der Patron gleich schreyt,
Man nicht vernehmen kan was er zu thun gebeut,
So gieng es hier auch zu, man merckt es gnug an allen,
Daß ihnen Plutons Raht nicht müsse wolgefallen,
Biß Belial auff sie mit Fewer-Kugeln spielt,
Den tollen Pöffel schreckt und das Getümmel kühlt.
Da Leviathan stracks hervor trit aus dem Hauffen,
Vnd spricht: wer wolte dann, eh' er gejagt wird, lauffen?
Die Furcht bezwingt sich selbst, das Glück steht Kühnen bey,
Vnd darumb halt ich es für diesesmal, verzeih
O Pluto, nicht mit dir, man sol zu seinen Füssen
Ihm liegend dienstbar seyn, und seinen Schatten küssen,
Ihm flehen umb Gedult, so werd er gnädig seyn;
Fällt dir sein wilder Haß auff unser Reich nicht ein?
Wie dieser Schatten wust sich mit der Sonnen wagen
Vnd ihrem Licht nicht kan in Ewigkeit vertragen,
Vnd wie ein Engel nicht wohnt umb der Hellen Hund,
So hoffe man mit ihm auch keinen Gnaden-bund.
Vnd warumb solten wir für ihm so zaghafft beben?
Ist nicht der gantze Kreiß der Erden uns ergeben?
Wer behtet uns nicht an? die er durch Wunder-that
Bestürtzt gemacht und so an sich gezogen hat
Vnd für sein Volck erwehlt, was kan doch das verfangen?
Die meisten bleiben wol das Theil der alten Schlangen
Die alle Welt verführt, was machet ohn gefehr
Ein kleiner Wassertropff doch für dem gantzen Meer?
Vnd solt' er ihr auch gleich den Halß und Kopff zerbrechen,
Dagegen wird ihm sie in seine Fersen stechen:
Ist unsre Macht nicht kunt? erkennt wer ich nur sey,
Mein ist der Ocean, den rühr' ich wie den Brey
In einem Töpffen umb, ich kan aus meiner Nasen
Erschrecklich einen Sturm aus Fewer-Fackeln blasen,
Mein Hertz ist Diamant, mein Spiel Gefahr und Tod,
Vnd meiner Augen Liecht gläntzt wie das Morgenroht.
Wie sollte nicht der Sieg auff unsrer Seiten stehen?
Zwingt das Gesinde nur den Streit erst an zu gehen,
Wenn dieses dann erliegt, so werden angeführt
Die Riesen welcher Macht gnug Phlegra hat gespürt,
Als sie auff Pelion den grossen Ossa trugen
Vnd tapffer, wie man weiß, sich mit dem Himmel schlugen.
Nach diesen weiter ist auch der Tyrannen Art,
Vnd unsre Stärcke sey zu eusserst hingespart.
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Ja er ist Gottes Sohn! schreckt dieß uns aller massen?
Gesteht nicht sein Geschrey, er sey von Gott verlassen?
Setzt der auch von ihm ab, so muß er unser seyn.
Auff, Furien, doppelt ihm der Hellen grosse Pein,
Sprecht ewren Schlangen zu, erzürnt sie ungehewer,
Mit allen Straffen her! der Lasterhafften Fewer
Sey ihm zu wenig noch, was Hunger Tantaln kränckt,
Ob gleich vor seinen Mund viel Obs sich niedersenckt,
Was Hellen-durst ihn quält auch mitten in den Bächen,
Auch mit was Marter wir uns am Ixion rächen,
Was Belus Töchter thun, auch Sisyphus stets Qual
Sey lauter Kinderspiel und Kurtzweil dieses mal.
Für allen lasse sich der Tod hie manhafft schawen,
Vnd halte ja ihn fest in seinen scharffen Klawen.
Dieß sprach er, seinen Raht belieben Astaroth,
Beelzebub, Verrin, Melampus, Behemoth,
Des Pöbels Jauchtzen dringt biß zun Elyser-Feldern
Vnd Echo wiederschallt aus allen tunckeln Wäldern.
Alecto tränckt mit Gifft ihr wildes Schlangen-Har,
Der Tod auch steht bereit mit seinen Fesseln dar,
Die Plitzhart, Donnerssohn und Glutman schmieden müssen
Im tieffen Abgrund nackt an Schultern, Händen, Füssen,
Das Stal und Eysen hat auch Diamant gefühlt,
Die Glut ist nur in Angst und Grawen abgekühlt.
Man schleust die Helle zu, und setzt der Thore Flügel
Starck in die Angeln ein, und schiebet vor die Riegel,
Der dreygeköpffte Hund hat in den Eingang bald
Sich grawsam hingestreckt, und wacht für die Gewalt.
Du aber, Jesu, giebst erbärmlich hin dein Leben,
Der Felsen Krafft zerspringt, die Erde muß erbeben,
Die Gräber thun sich auff, der Sonnen güldner Schein
Hüllt noch vor Abend sich in Schatten traurig ein.
Ist es so aus mit dir? was wär es daß wir gläuben?
Wo wolte deine Lehr und Weissagung verbleiben?
Wo so viel Schatten-Werck das dir hat vorgespielt
Vnd auff die Wiederkunfft vom Tode längst gezielt?
O nein, steh hier mir bey, gieb Stärcke meiner Zungen
Zu melden deinen Sieg, durch welchen du bezwungen
Zugleich Sünd, Hell und Tod, uns sämptlich frey gemacht
Vnd aus dem Grabe Heil und Leben mitgebracht.
Was meint der Hellen Neid, Gott habe dich verlassen,
Er könne darumb Trutz und stoltze Hoffnung fassen?
Ja eine weil wirstu von Gott verlassen seyn,
Bald aber kröhnt er dich mit Schmuck und Ehren-Schein.
Gürt an dein scharffes Schwerd, vertraw dich deiner Rechten,
Zeuch deinen Harnisch an, wie tapffer wirst du fechten,
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Der Tod, durch welchen dir des Lebens Band zerbricht,
Der dich hat eingeschläfft, zwingt deine Gottheit nicht,
Gott kan nicht sterblich seyn. Wie wann nach vielen Plagen,
Die uns das Taglicht schafft, nach Arbeit die wir tragen
Die Nachtruh uns befällt, die Glieder uns erquickt,
Vnd mählich newe Krafft dem schwachen Hertzen schickt
Die ihm der Tag geraubt, so stellt der Gottheit Stärcke
Im Tode sich auch ein, wie solches deine Wercke
Gnug geben an den Tag, du thust die Augen zu
Vnd damit kriegst du auch von aller Arbeit Rhu
So unsre Sünde dir vielfältig auffgeleget;
Doch weil der Hellen Reich sich wieder dich gereget,
Vnd an dem Creutze dir so hefftig zugesetzt
So bist du nun auch sehr auff deine Feind' ergretzt.
Du fährst zu ihnen hin, die Pforten sind verschlossen,
Du sprichst ein Wort und stracks ist alles unverdrossen
Vnd thut sich willig auff, die Riegel gehn entzwey,
Der Hellen-Wächter merckt daß Gott vorhanden sey,
Vnd hält die Rachen zu, der Augen lichte Kertzen
Sind bey ihm todte Nacht, er hat nicht Krafft im Hertzen,
Vnd muß gefangen seyn. Was speyt ihr Gifft und Glut,
Ihr bösen Geister, aus? stellt ein den stoltzen Muth,
Seht hier ist Gott, der Tag der Rach ist nun gekommen,
Nun wird euch ewer Zeug und Harnisch weg genommen.
Nun pocht auff die Gewalt, nehmt ein durch Trug und Mord
Den gantzen Erden-Kreiß, du, Christe, gehest fort,
Gleich wie ein starcker Mann bewehrt von allen Seiten
In einen Pallast fällt und darff nicht lange streiten,
Weil alles für ihm bebt, es zittert selbst das Hauß,
Er nimmt was jhm beliebt ohn alle Furcht daraus
Vnd gehet seinen Weg; dein Wort schlägt alles nieder,
Da liegt die Schlangen-Zucht zerstrewet hin und wieder,
Vnd siehet deinen Sturm mit Furcht und Schrecken an,
Man mercket nichts an ihr, als daß sie lästern kan
Dein grosses Werck und dich, doch lässest du sie bellen
Die Hunde, du durchfährst das offne Reich der hellen,
Nichts bleibt dir unerforscht, was je die Welt verführt
Vnd in Verdamniß setzt, wird von dir außgespürt.
Hie findest du die Künst und Fünde der Tyrannen
Die blos aus Herrschafft-sucht die Freyheit gantz verbannen
Vnd beydes Woll und Haut von ihren Schäfflein ziehn
Daß alles ihnen nur und ihren Lastern dien'.
Hie liegt der arge Geitz gantz daun und auffgelauffen,
Klagt Hunger in dem Fraß, kan in der Fluth nicht sauffen;
Die Vngerechtigkeit hat ihre Wohnung hier,
Das falsche Maaß, Gewicht und Elle liegt bey ihr.
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Da herbergt Völlerey befressen und besoffen.
Der Eigennutz läßt da die gute Zeit nicht hoffen,
In jenen Winckel ist die Faulheit eingekehrt.
Da fällt der wilde Zorn blind in sein eigen Schwerd.
Dort träget Venus auch die Fackel in den Händen,
Vmb sie her fleugt ihr Sohn der blind kan alles bländen,
Und weil die beyden sehr gestärckt ihr geiles Reich,
So hecket da herumb der Grewel Schar zugleich
Vielfältig' Hurerey, dann Ehbruch, stumme Sünden,
Blut-Schanden und was mehr den Himmel kan entzünden
Zum Eiffer welcher dich, O Sodom, außgebrandt
Vnd deine Städt' umbher in einen Pful gewandt
Der Stanck und Grawen hegt der Rache grosses Zeichen.
Der Meineid wohnet hier, dort unter jenen Leichen
Die wilde Grausamkeit, was Phalaris gethan,
Was Sulla, Marius, Tyber, Domitian
Ist dieses Orts gereitzt, von dannen ist genommen
Die That warumb Orest von Sinnen ist gekommen,
Herodes Tyranney, Caligula, Busir,
Mehr Diomed, Thyest und Atreus sind von hier.
Nicht weit von dannen ist die Werckstat derer Sinnen
Die anders eusserlich und anders sind von innen,
Vlisses, Sinon sind an diesem Ort erdacht,
Hie wird die Larve, hie die Mummerey gemacht
Ohn die voraus Tiber sein Tage nicht gewesen
Ohn wenn er grawsam war. Ein Berg ist außerlesen
Ein mächtig grosser Berg auff dem ein Tempel steht
In welchem man durch Dampff und dicken Nebel geht,
Hie hat der Götzendienst viel Bilder auffgerichtet,
Hie wird der wahre Gott geschändet und vernichtet,
Was Rom und was Athen für Götzen je geehrt
Wird hie mit aller Macht geeiffert und gelehrt.
Hie hört man wie man sich sol in der Kirchen zweyen,
Hie wohnt der Menschen Tand, hie alle Ketzereyen,
Hie sind Glaub, Hoffnung, Lieb und Sanfftmuth nur ein Spott
Vnd eines jeden Will und Lust die ist sein Gott.
Wie du nun so den Quell der Grewel hie vernommen
Warumb die Sündfluth hat die erste Welt beschwommen
Vnd gäntzlich außgetilgt, die Israel beschwert
So hart daß Gott gezürnt auff seinen FewerHerd,
Sein schönes Eigenthum aus Canaan vertrieben,
Vnd in der Feinde Land erbärmlich auffgerieben,
Warumb er auch sein Hertz von Juda hat gewand,
Die Priester weggeführt, die Tempel ausgebrand,
Warumb er Königreich und Völcker pflegt zu schlagen
Durch Hunger, Pest und Schwerd und tausent andre Plagen,
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Ja warumb auch der Weg zum Himmel ledig steht,
Vnd man in grosser Schaar zur Hellen täglich geht.
Die Grewel welche dich zu uns gezogen haben
Aus deines Vaters Schos, die Hände dir durchgraben,
In das Gesicht gespeyt, dich an das Creutz gehenckt
Vnd deinen Hellen-durst mit Gallen abgetränckt.
Wie du sie, sag ich, siehst, wirst du zu Zorn bewogen,
Hast, was die Finsterniß versteckt, hervor gezogen
Zertreten, außgelescht, zerquetscht und weggethan,
Als, sagt die Sonn uns nun den warmen Früling an,
Ein guter Gärtner sucht den Vnflat wegzureumen,
Die Aeste wol beschabt, und wann er auff den Bäumen
Ein Raupen-Nest erblickt giebt er der Rhu nicht stat
Biß daß er das Geschmeiß gantz tod getretten hat.
Die Geister, die voraus den lastern vor gestanden,
Sie in die Welt gebracht, hast du mit harten Banden
Ihr Meister fest verstrickt, sie hin und her zerstrewt,
Vnd ihnen erst gethan das was sie dir gedrewt.
Nun liegen sie gesampt und beissen in die Ketten
Als wenn die, und nicht du, sie überwältigt hätten,
Vnd dieß ist sonderlich ihr Kummer und Verdruß,
Daß auch ihr frecher Hals muß leiden deinen Fuß.
Nun suchet, hebst du an: ihr Hund, euch zu empören,
Sucht wie ihr wisst und könnt, mein Erbe zu zerstören,
Dieß sey der Arbeit Danck die ihr mir habt geschafft,
Wo ist nun ewer Gifft, wo ist nun ewre Kraft?
Ihr sollt euch fort nicht mehr an meine Schaffe machen,
Ihr grimmen Wölffe, schawt ich brech' euch ewren Rachen,
Vnd samle nun zu mir was ihr bißher zerstrewt,
Ihr aber liegt davor und heult in Ewigkeit.
Wo bleibet dann der Tod? der hatte sich verkrochen
In eine Felsen-Klufft, du hast den Ort zerbrochen,
Ihn eilends übermannt, und in den Stock gebracht
Den er mit Arbeit, dich zu zwingen, hatt' erdacht.
Hast aus dem Halß heraus den Stachel ihm gerissen,
Durch den er beydes uns und dich hat wund gebissen,
Daß ihn durch deine Trew sein eigen Vnglück trifft,
Du bist der Hellen Pest, dem Tod ein starckes Gifft,
Wir können sicher nun durch seinen Stich erkalten,
Er wird uns darumb doch im Grabe nicht behalten.
Dein Tod hat sieghaft ihn verschlungen und verzehrt
Vnd seine gantze Macht in einen Schlaff verkehrt.
Wie könte deine Trew nach Gnüg' erhaben werden!
Wol kömst du sorglich nach dem was dich her auff Erden
Aus deinem Himmel bringt, des Vaters gantzer Raht,
Wie in dem Buch von dir geschrieben, ist nun That
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Vnd statlich außgeführt, du liessest dich auch hören,
Des Menschen Sohn der sey gekommen zu zerstören
Des Teuffels Werck, das ist, die Sünd und auch den Tod,
Dieß alles ist vollbracht. Wird aber diese Noht
Die Arbeit nicht gekröhnt? die in dem Wettlauff rennen,
Den Staub auffsamlen, sich die Hitze lassen brennen
Vnd erst das Ziel erreicht, bekommen ihren Krantz,
Auch waget ein Soldat sein Leben in die Schantz
Vnd kämpfft biß auff das Blut, so kriegt er seine Gaben,
Vnd du nur soltest nichts für deinen Angst-Schweiß haben?
So bald man dein Geschrey gehört, es sey vollbracht,
Stracks wird im Himmel dir der Danck auch zugedacht.
Dein Vater wie er hoch auff seinem Throne sitzet
Von heilger Majestät und Glantz erschrecklich blitzet,
In lauter Herrligkeit und Ehre sich gehüllt,
Daß seines Kleides Saum auch Erd und Himmel füllt,
Vnd lässt jhm fort und fort von hellen Cherubinen,
Der Antlitz seinen Pracht nicht kan ertragen, dienen,
Spricht so den Bohten zu, die umb ihn häuffig sind
Theils lichtes Fewer, theils noch schneller als der Wind:
Nachdem mein lieber Sohn des Himmels Thron verlassen,
Ein Menschen-Kind wird sich der Menschen anzumassen,
Mich zu begüten sucht, und in des Himmels Hauß
Sie wieder bringen wil, was stehet er nicht aus?
So bald die Jungfraw ihn nur an das Licht gebohren,
Hat Armuth, Schmach und Pein sich wieder ihn verschworen,
Der Kummer und die Noht lässt keine Stund' ihm Rhu,
Die Last der Arbeit nimmt, weil er sie träget, zu.
Er muß, ein kleines Kind, auff harten Stoppeln liegen,
Sein Pallast ist ein Stall, die Kripp' ist seine Wiegen.
Zwey Jahre gehn herumb, er muß schon in die Flucht
Vnd wird in Ephrata durch Kinder-Mord gesucht.
Was that er nach der Zeit nicht überall für Zeichen,
Es muste die Natur ihm stets gehorsam weichen,
Er macht' aus Wasser Wein und in der Hungers-Noht
Fünff tausent Männer satt, und hatte sieben Brodt,
Hat aber Hunger selbst wol viertzig Tag erlitten,
Mit Blösse, Kält' und Durst und Dürfftigkeit gestritten,
Die Füchse lauffen noch nach ihren Löchern zu,
Kein Ort, kein Eigenthum gab seinem Haupte Rhu.
Er war der Krancken Artzt, die Lahmen macht' er springen,
Der blinden Augen sehn, die Stummen Lieder singen,
Den Grind und Aussatz rein, den langen Blutfluß stehn,
Ja auch die Todten selbst frisch über ende gehn.
Der Gottheit klares Werck, ward er für Gott geehret?
Verächtlicher ist nichts gesehen, nichts gehöret,
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Der Neid hat ihn verfolgt, geschändet und verlacht
Vnd seine Wunderthat zum Teuffels-Werck gemacht.
Vnd alles umbgekehrt, biß seine Zeit war kommen,
Da er ohn alle Schuld gefangen ist genommen,
Man hat ihn fort geschleppt, sein heiligs Haar geraufft
Vnd lügen wieder ihn an Zeugen stat erkaufft,
Den Henckern hingetahn, die ihn gegeisselt haben,
Sein Angesicht verspeyt, die Hände durchgegraben,
Ihn an das Creutz erhöht, da er sie noch vertrat,
Vnd ihrer Boßheit es nicht zuzuschreiben bat.
So viel kam es zu stehn mich endlich zu versöhnen.
Vnd darumb ist es Zeit ihn nunmehr auch zu kröhnen
Mit Himmels-wehrtem Pracht, thut was ein jeder kan,
Ehrt seinen schönen Sieg und nehmt ihn herrlich an.
Er ist mein Ebenbild, mir gleich an Macht und Ehren,
Der meinen Rhum gesucht durch seinen Tod zu mehren,
Mein Hertz und gantze Lust, zwar Gott vor aller Zeit
Jetzt aber beydes Gott und Mensch in Ewigkeit.
Für seiner Stimmen Krafft, der sich kein Wetter gleichet,
Bebt Himmel, Erd und Meer, der Sonnen Wagen weichet
Vnd das Gestirn erschrickt. Sie haben sein Geheiß
Kaum angehört, und thun ein jeder was er weiß.
Theils schmücken prächtig aus der Sonnen schnelle Pferde
Vnd aller Sternen Tracht, theils machen daß die Erde
Bring eilends Laub und Graß, theils nehmen war der Lufft
Vnd sperren Wust und Sturm in ihre finstre Klufft.
Dein ältstes Kind Natur wil auch dich, Jesu, schmücken
Mit einem Sieges-Kleid' aus wunderschönen Stücken,
Die deine Weißheit selbst für gut und köstlich schätzt,
Sie hat es umb und umb mit Sternen deicht versetzt
Vnd alle Kunst beschämt, und weil sie weiß zu mahlen
Was zu bedencken ist, so siehet man hie strahlen
So manches Wunder-werck, das Menschen übertrifft.
Was Moses in sich hält, was der Propheten Schrifft,
Der alt' und newe Bund, ist außgemacht so eben
Von Schatten, Licht und Art als hätt' es Geist und Leben.
Mach mit Minerven Rock, Athen, dich an die Seit,
Der umb und an gestickt den gantzen Riesen-Streit
Getragen haben sol, und so den Block gezieret,
Dieß ist ein ander Werck, das von dem Himmel rühret,
Nicht von des Künstlers Fleiß, hie ist nicht MenschenTand,
Die Warheit wird im Schein und Vorbild hie erkant.
Hie ist das Paradieß und Adam steht darinnen,
Der läßt sich durch die Schlang und durch sein Weib gewinnen,
Vnd frisset durch den Fraß des Apffels Hell und Tod
Vnd bringet beydes sich und sein Geschlecht in Noht,
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Die, Jesu, du allein durch deinen Tod must wenden.
Das hell-geflammte Schwerd blinckt in des Engels Händen,
Mit dem er sie erschreckt und aus dem Garten jagt.
Dort ist wie Adam schon sich mit dem Feldbaw plagt,
Wie stürtzet er den Pflug und schwächt die starcken Glieder,
Indessen setzt sich Ev' auff einer Erdscholl nieder
Halb nackt biß auff die Schos, und seugt ihr kleines Kind.
Die Brüder gehen dort, die schon erwachsen sind,
Hin auff das öde Feld, weil Abels Opffer flammen
Vnd Cains keine hat, gerahten sie zusammen,
Vnd jener wird erwürgt (was thust du, Cain?) käm'
Aus Vnschuld dein Geschenck, auch du wärst angenehm.
Nun baustu stets die Flucht, und wirst von dem Gewissen
Dem niemand kan entfliehn ohn ende wund gebissen.
Dieß ist der Mordthat Lohn, daß sie der Hellen-Pein
Zuvor kömpt, und muß ihr selbst Hell und Teuffel seyn.
Dort schwebet Noah schon im Kasten mit den Seinen,
Die Wässer nehmen zu, die schwangern Wolcken weinen,
Weil niemand seine Schuld zuvor beweinet hat,
Vnd Noah ist verlacht mit seinem trewen Raht.
Nun wär ein jeder gern bey ihm, und wolte leben,
Vmbsonst, die Gnad, auff die sie lange nichts gegeben,
Fleucht nun mit ihm davon, nimm ihrer fleissig war,
Denn ihre Zeit hat nur vorn an der Stirnen Har,
Im Nacken ist sie kahl. Dort fleugt daher die Taube
Die Noah trösten sol mit abgebrochnem Laube
Von einem OeleBaum. Dem Regen wird gewehrt,
Das Licht der Sonnen ist in seinen Stand gekehrt
Vnd lacht den Welt-kreiß an, und dort auff jenem Hügel
Lässt sie der Kasten aus, die Thür und das Geflügel
Beziehen ihren Ort, der Löw eilt in den Wald,
Die steilen Klippen sind der Gemsen Auffenthalt.
Dort sucht die junge Welt den Thurn-baw zu volführen
Der mit der Spitzen sol biß an den Himmel rühren,
Vnd wird in sich verwirrt und in die Welt zerstrewt.
Wer wieder Gott sich setzt und seinem Himmel drewt
Muß nur zu boden gehn. Für allen ist zu schawen
Wie Abram und sein Sohn hoch auff Moria bawen
Den BrandOpffersAltar, es lässt als wenn das Kind
Den Vater fragt: wo ist zum Opffer dann das Rind?
Vnd sol das Messer selbst jetzt an der Gurgel haben,
Von oben scheinet Gott zu ruffen: thu dem Knaben,
O Abraham, kein Leid, nun ist dein Glaube kunt,
Nun halt' ich ewig dir den zugesagten Bund.
Sie hat auch ausgedruckt wie blos aus Neid und Hassen
Die Brüder, Joseph, dich in eine Grube lassen,
[446]
Du flehest ihnen noch, es scheinet anders nicht
Als flössen Thränen ab von deinem Angesicht.
Vnd hie wirstu verkaufft, hie legt man dich gefangen,
Vnd hie bistu bereit der Kerckers Wust entgangen
Groß, herrlich, Pharaons Wunsch, Hertz und rechte Hand,
Vnd zwingst durch dein Geboht das gantz' Egypten-land.
Was aber brennet dort der Pusch in jener Heiden?
Wer ist der Mann, der ihm die Füsse wil entkleiden?
O Mose, das bist du, auch du kompst überein
Mit Jesu, du must auch sein schönes Vorbild seyn,
Es sey das Israel durch dich wird loß gelassen
Vnd aus Egypten zeucht, kan Muth und Kräffte fassen
Auff die gehabte Noht und schwere Dienstbarkeit,
Es sey daß dich dein Volck so offt zu tödten drewt,
Dich der du sie mit Sorg' und tausentfachen Plagen,
Wie Mütter ihre Frucht, im Busen hast getragen,
Es sey daß du dahin tritst zwischen Gott und sie,
Vnd so ihr Mitler wirst hoch auff dem Sinai.
So ist dein Bruder auch der stets vor Gott muß stehen
Vnd in das Heiligthum ein hoher Priester gehen,
Der für des Volckes Schuld dem Höchsten immer fleht,
Vnd opffert ihm bald Danck, bald Thränen und Gebeht.
Dort sitzet Jesse Sohn und spielet auff den Seiten,
Man sieht in jenem Thal ihn mit dem Riesen streiten,
Den er, ohn Spieß und Schwerd, nur mit fünf Steinen fällt,
Die er zu diesem End in seiner Taschen hält,
Vnd legt so alle Macht der stoltzen Feinde nieder.
Die Frawen bringen ihm zwar hievor schöne Lieder,
Ach aber daß er dort geht über den Kidron,
Vnd läßt betrübt sein Hauß und Weiber seinem Sohn
Der schändlich ihn verjagt, doch muß er wiederkommen
Vnd wird von seinem Volck mit Frewden angenommen,
Vnd kriegt den Segen weg, daß Israel allein
Bey seinem Samen soll' ohn maß und ende seyn.
Wie schön hat sie gemacht das Meer mit seinen Wellen,
Das einem wilden Sturm sich zu geboht muß stellen,
Jetzt steigt es Himmel an, jetzt fährt es Abgrund-ein,
Wie mag doch dir zu Muth, du armes Schifflein, seyn,
Vnd denen die du führst? wie mögen sie doch treten
Mit Schreyen hin vor Gott, die Noht lehrt erstlich behten
Vnd treibt das Hertz empor, so lang es gute Zeit,
Ist niemand der in Furcht zu seinem Schöpffer schreyt.
Was werfft ihr da den Mann hin in des Fisches Rachen,
Begnüget dieß den Sturm, stillt dieß den Grimm der Wachen?
Was vngehewer speyt fern umb den Tigris-Strand
(Dieß muß die Gegend seyn) ihn wieder an das Land
[447]
Erst umb den dritten Tag? dieß ist nicht blos von Leuten,
Hie steckt ein Vorbild ein das solte was bedeuten,
Das jetzund ist erfüllt. Wo wil ich ferner hin?
Naturen Arbeit geht weit über Menschen Sinn,
Was sol die Zunge thun? Wie du vom Himmel kommen
Vnd hast, O Heyland, Fleisch und Blut an dich genommen,
Der Boht, durch den das Bild der Zucht den Gruß empfieng,
Dadurch sie Mutter ward und mit dir schwanger gieng,
Dein Wachsthum, deine Lehr und Wolthun, kurtz dein Leben,
Auch wie man dich zuletzt den Heyden übergeben
Vnd schändlich hingewürgt, auch deines Sieges Pracht
Der aus der Hellen dich zurücke hat gebracht.
Was biß auff diese Zeit du deinem Volck erwiesen,
Vnd in den Kirchen wird von dir, O Gott, gepriesen,
Dieß alles, sag ich, hat sie deine trewe Magd
Gesticket, und nicht schlecht dabey auch weiß-gesagt.
Der Mantel sol dich nun bey deinem Siege kleiden,
Im fall der Rock, den längst dein Purpurrohtes Leiden
Hat durch und durch gefärbt, nicht besser dir gefällt;
Die weil doch nichts so sehr begnüget einen Held
Als seiner Wunden Mal, die er im Streit empfangen,
In den er ist für Gott und für sein Recht gegangen.
Wie aber? gehest du so schlecht zu Fuß herein?
Dieß reumt sich warlich nicht zu einem Sieges-Schein.
Der Geist hat längst zuvor dir einen schönen Wagen
Bereitet, welcher dich, Herr, im Triumph sol tragen,
Ich irr', er stellt sich dir in einem Wetter dar
Vnd ist vom Winde leicht, vom Fewer ist er klar.
Denn ein Gewölcke kompt aus Mitternacht geflogen
Durch ungestüme Lufft mit Glantz umbher bezogen,
Mit Fewer angefüllt, darin viel helles Licht,
Von innen aber ist das ansehn anders nicht
Als wären es vier Thier': und zwar zur rechten blincken
Ein Mensch und Löw, ein Ochs und Adler zu der lincken,
Vier Angesichte hat ein jedes dieser Thier',
So sind der Flügel auch bey einem jeden vier,
Vnd die sind unter sich versehn mit Menschen Händen.
Im gehen dürffen sie sich keines weges wenden,
So daß sie ungelenckt stracks für sich können gehn,
Auch jhre Beine seh ich gantz gerade stehn.
Die Füsse sind wie rund, dem glatten Ertz fast eben,
Das wolgesaubert Glantz und Schein muß von sich geben.
Die Flügel theilen sich, zween halten außgereckt
Den Flug, von zweenen wird der gantze Leib bedeckt.
Sie können nicht ohn wo der Wind sie hin lässt weichen.
Die Thiere sind der Glut der Kohlen zu vergleichen,
[448]
Sehn wie die Fackeln aus die zwischen ihnen seyn,
Das Fewer aber geht wie eines Plitzes Schein.
Was seh ich ferner hie? ein Rad steht auff der Erden,
Gleich wie vier Räder sonst von uns gesehen werden,
Wie eines also wird das ander auch gespürt,
Ihr ansehn ist das sonst ein schöner Türkis führt,
Vnd scheinet es als wär je eines in dem andern,
Sie können alle gleich in die vier Oerter wandern,
Vnd keines lencket sich, seh ich die Felgen an,
Wer ist der ihre Welt und Höh' ermessen kan?
Daneben sind sie auch voll Augen alle viere.
Vnd diese Räder gehn nicht anders als die Thiere,
Sie geben ihnen nichts am Gang und Lauff zuvor,
Erheben diese sich, sie fahren mit empor.
Wohin der Wind, dem sie ohn ende müssen dienen,
Die Thiere treibt, da gehn die Räder gleich mit ihnen,
Denn in den Felgen ist ein lebendiger Wind,
Dem Thier und Räder stets im Lauff gehorsam sind.
Es lässt, im fall alhie die Flügel sich bewegen,
Als wenn ein Wasser rauscht, und sich die Waffen regen,
In einem Kriegesheer: wenn sie zusammen gehn
Erhebt im Himmel sich ein schreckliches Gethön
Vnd grosser Donner-Knall. Der Wagen wird dich fassen,
O Jesu, also bald du wirst das Grab verlassen
Vnd wieder aufferstehn. Und ist es nicht schon Zeit?
Des dritten Tages Glantz, der Morgen ist nicht weit.
Die hell-gestirnte Nacht beginnt sich zu verlieren,
Die Morgenröhte sucht mit Gold' ihr Har zu zieren,
Die güldne Sonne wünscht den Schaden wieder ein
Zu bringen, daß sie hat verfinstert müssen seyn
Bey vollem Monden-Licht, deß gleichen nicht geschehen
Seit daß sie umb das Feld des Himmels ist gesehen,
Sie hat sich nie zuvor so gülden angethan
Vnd jaget frisch herauss aus ihrem Ocean,
Daß Erd und Himmel lacht. Was kan dich länger halten
Im Grabe, Herr? der Todt kan über dir nicht walten
Weil du ihn hast erlegt: ob Lazarus gleich lag
In seinem Grab' erstarrt biß an den vierdten Tag,
So hat er doch gelebt auff deine Stimme wieder,
Du aber soltest nicht erheben deine Glieder?
Was nützt uns dein Verdienst und deines Leidens Noht,
Bliebst du ohn unterlaß in deinem Grab' und tod?
Nein, deine Seele muß nicht bleiben in der Hellen,
Gott hat dich mehr gesalbt als alle Mitgesellen,
Mehr Geistes dir ertheilt als einem je geschehn
Vnd soltest jetzund doch, Herr, die Verwesung sehn?
[449]
Brich an, du werther Tag, was seumst du unsre Frewde?
Erquick das arme Volck das lang genug im Leide
Ohn Trost gesessen ist, schleuß auff des Himmels Hauß,
Beweg' dich Erd' und laß den Heilgen Gottes aus,
Bequem dich dem Geheiß der beyden Himmels-bohten,
Thu weg den Stein, was macht das Leben bey den Todten,
Vnd bey der Finsterniß das Licht, der Engel Lust
Beym Grawen und das Hertz der Ehren bey dem Wust?
Es ist durchaus nicht noht, daß erstlich durch die Erde
Was an ihm sterblich ist von ihm genommen werde,
Vnd daß er durch das Grab gelautert müsse seyn.
Dieß gab der Götzen-dienst den blinden Heyden ein,
Es wär Alcides erst den Göttern zugeflogen,
Als ihm des Fewers-brunst das sterblich abgezogen,
Die Welsche Numitz hätt Aeneen rein gemacht
Vnd nachmahls in die Zahl der Götter erst gebracht.
Dieß findet hier nicht stat. Der Herr ist außerkohren,
Ist heilig, keusch und rein empfangen und gebohren,
Das unbefleckte Lamm, schon Gott vor aller Zeit
Vnd bleibt auch, was er ist, ein Gott in Ewigkeit.
Vnd darumb müß er auch ohn seumniß aufferstehen,
Es müsse Joseph nun aus dem Gefängniß gehen,
Vnd David, welchen Saul so lang den Gemsen gleich
Gesuchet, komm' hervor und an sein Königreich.
Ich mein' er hat vom Bach getruncken auff dem Wege,
Vnd darumb ist es Zeit, daß er sein Haupt auch rege,
Vnd schweb' einmal der Angst entrissen frey empor,
Die LöwenGrube geb' jetzt Danieln hervor.
Was macht, ihr Wächter? habt ihr euch bestechen lassen
Des Herren Grab umbher in trewe Hut zu fassen?
Nehmt ewrer Sachen war, entsaget aller Rhu
Vnd bringt durch das Gespräch die langen Nächte zu.
Dieß thun sie, einer schwätzt von seinem Vaterlande
Da wo es besser sey als hier im Krieges-Stande,
Der ist dem Hauptmann, der den Priestern nicht sehr hold,
Der klagt die strenge Zucht, der den geringen Sold.
Sie kommen auch auff dich den sie anitzt bewachen,
Solt' er, hebt einer an: sich aus dem Grab auch machen?
Ein ander spricht: es ist nun fast der dritte Tag
An dem er wollt' erstehn, er käm' uns in den Schlag,
Vnd wär' er gleich nicht tod, jetzt warlich solt' er sterben,
Geht, spricht ein ander: kan das Leben der erwerben
Dem ich mit meinem Speer die Seiten durchgebort?
Vnd also reden sie von ihrem Frevel fort,
Der sagt: wie schmählich hab ich ihm den Kopff gezauset,
Vnd der: ich hab' ihm wol die Kolbe da gelauset
[450]
Als er gefangen ward, und Malchus schier sein Ohr
Durch eines starcken Hieb im selben Lerm verlohr.
Ein ander: hab' ich ihn nicht wacker angebunden,
Die Geisseln dar gebracht, die Ruthen selbst gewunden?
Vnd der: wie hab' ich ihn ohn alle maß geschmiert,
Vnd an des Scepters stat mit einem Rohr geziert.
Der: in das Angesicht hab' ich ihn offt geschlagen,
Vnd ihn gezwungen uns deßwegen weiß-zu-sagen,
Mit einem Dornen-Krantz hab' ich sein Haupt gekrönt,
Er ist durch mich so offt verspeyet und verhöhnt.
Er schrie: mich durstet! schreyt ein ander aus dem Hauffen,
Kein Wasser war zur Hand, da bin ich hin gelauffen,
Hab einen Schwamm mit Gall und Essig ohn gefehr
Gefüllt, und ihm gereicht auff diesem meinem Speer.
Er solt' uns wiederumb aus diesem Grabe kommen?
Ey wenn er mit Gewalt uns würde weggenommen?
Fängt sonst ein ander an, was thut nicht Macht und List?
Ihr wisst was grosses Volck ihm angehangen ist.
Ein Schluß wird auch gefasst sich eilends zu verstärcken,
So bald es morgen wird. Von deinen Wunderwercken
Wird nicht ein Wort gemacht, Herr Christ, ein jederman
Hat was er dir gethan noch seine Lust daran.
Dein frommer Wandel wird von keinem angesehen,
Noch was umb deinen Tod für Zeichen sind geschehen,
Als umb den Himmels-Saal die Sonn' ihr Licht verließ,
Des Tempels Vorhang selbst von sich in Stücke rieß,
Die Bäum' im Walde wie durch einen Blitz zersplittert,
Die Gräber auffgethan, das Erdreich ist erschüttert,
Die Felsen abgestürtzt, wer thut dem Hauptmann nach,
Der also bey sich selbst nicht schlecht bestürtzet sprach:
Es ist ja dieser Mann für allen außerlesen
(Die Zeichen thun es kunt) und Gottes Sohn gewesen!
Nein, diese lästern nicht, was einig sie erfrewt
Ist daß dein Rock zuletzt noch worden ihre Beut.
Dieß ist der Boßheit Art, die frembd ist von dem Leben,
Das Heil mag tausentmal vor ihren Augen schweben,
Sie schawet Gottes Werck und Wunder überhin,
Verkehrt ist ihr Verstand, verfinstert ist ihr Sinn,
Sie sieht ihn durch den Tag, sie sieht ihn an den Sternen,
Sie greifft ihn mit der Hand und kan ihn doch nicht lernen,
Trit ihre Seligkeit frech unter ihren Fuß,
Vnd giebt, wie Esaw, Gott hin umb ein Linsen-Muß.
Indessen werden sie an Salems hohen Zinnen
Vnd an der Berge Höh des Morgen-Lichtes innen,
Als unter ihnen sich der Erden Grund erhebt,
Sie werden Schreckens voll, die Klufft des Grabes bebt,
[451]
Der Stein wird weg gethan, die Riegel sind zersprungen,
Wo bleibet nun ihr Stoltz? wo sind die Läster-Zungen?
Da liegt ihr Zeug, und was ein jeder umb sich hat,
Sie geben Fersen-geld und fliehen in die Stad.
Die Thoren meinen dich im Grabe zu verschliessen
Vnd du bist deiner Grufft und ihnen längst entrissen
Mit schneller Eigenschafft des Geistes angethan,
Daß dich kein Schloß, kein Stein, kein Riegel halten kan,
Vnd bist doch kein Gespenst: du tritst auff deinen Wagen
Vnd lässest vor dir her Sieg, Furcht und Schrecken jagen,
Durch welche du bezwingst der Feinde stoltzen Muth
Gleich wie der Wind dem Rauch, dem Nebel Titan thut.
Die hohe Majestät hat umb dich hergeführet
Die Stralen ihrer Pracht und herlich dich gezieret.
Wo ist die Knechts-gestalt, die Armut und der Hohn?
Du trägst an ihre stat die ewig Ehren-Krohn,
Vnd deiner Feinde Schar, so je dir wiederstanden,
Zeucht deinem Wagen nach bestrickt mit harten Banden,
Heil, Friede, Leben, Trew, Lust, Huld, Gerechtigkeit
Lieb, Unschuld, Ehr und Zucht sind sämptlich dein Geleit.
Der Himmel lacht dir zu, die Sonne sprengt die Pferde
Frisch in die Frülings-bahn, und tröstet Lufft und Erde,
Die dir ihr Winter-Kleid erfrewlich von sich legt
Vnd sich mit Laub und Graß und tausent Kräutern regt.
Dir rauschet Wald und Feld mit silber-klaren Quellen,
Dir stillet sich die See und legt die stoltzen Wellen,
Mit denen auch der Sturm hat Stillestand gemacht,
Vnd alles Vngestüm in schöne Rhu gebracht.
Die Vögel sonderlich die durch einander singen
Im Wald und in der Lufft sind dir, Herr, danck zu bringen
Nach ihrer Art bemüht. Ja alles ist erfrewt,
Gott, über deiner Trew und Sieges-Herrlicheit.
Was machet denn der Mensch? sol er dahinten bleiben?
Sol ihn voraus sein Hertz nicht dir entgegen treiben,
Ihn deines Leidens Schuld? Denn seiner Vbelthat
Jerusalem doch nur die Hand geliehen hat.
Er hat dir (eigentlich von deiner Noht zu sagen)
Geursacht alle Schmach, er hat dich wund geschlagen,
Wir, sag' ich, haben wir den Tod auff dich gebracht,
Dein Vater hat ihn nur beliebt und wir gemacht.
Wo sind sie welche du geliebt biß an dein Ende,
Die also offt erkant die Allmacht deiner Hände,
Die zeugen deiner Trew, die alles angehört
Was du so fleissig hast gepredigt und gelehrt?
Heisst dieß biß in den Tod bey dir beständig halten?
Wie kan die Liebe doch so leicht durch Furcht erkalten?
[452]
Wer weiß wo die sie hin von sammen hat gejagt,
Du hast es ihnen längst bereit zuvor gesagt,
Der Ehrgeitz hatte sie zu grawsam eingenommen,
Sie wolten nur durch dich zu grossen Ehren kommen,
Wenn du der Römer Macht würdst haben abgewand
Vnd hättest Israel gesetzt in seinen Stand.
Als diese Hoffnung nun zu Wasser scheint zu werden,
Vnd du daneben selbst vertilgt wirst von der Erden,
Fällt ihnen auch der Muth, weil Vortheil sich eräugt,
So sind wir ingemein zur Freundschafft hoch geneigt.
Wir hengen alle gern den Mantel nach dem Winde,
Sind wie ein Wetterhan, und gleichen einem Kinde,
Das unbeständig ist und hasset was es liebt,
Vnd seinen Vatter wol umb einen Apffel giebt.
Der Wolfahrt hat es nie an Freunden noch gefehlet,
Wo grosser Vorraht ist, wo man viel Herden zehlet,
Vnd nirgends was gebricht an Einkunfft und Gewinn,
Da macht sich arm und reich mit grossem Hauffen hin.
Druckt mich die Dürfftigkeit, ich sitz' in keinen Ehren,
Es wird nicht leicht nach mir wer sehen oder hören,
Bey meiner armen Thür klopfft selten einer an,
Dieß thut ein Suppen-Freund und nicht ein guter Mann.
Jedoch dein Wort und Werck liegt ihnen noch im Hertzen,
Dieß reitzet ihren Sinn, dieß schaffet ihnen Schmertzen,
Aus lust zu wissen, wie es umb dich möge stehn,
Wolt auch ein jeder gern zu deinem Grabe gehn,
Die Furcht hält sie zurück, die manchen von dir lencket.
Dein Reich wär' hefftig groß, Gefahr hält es umbschrencket,
Sie schreckt die Menschen ab, wer hie beständig ist,
Nichts auff das Wetter giebt, der ist ein rechter Christ.
Wie ist die Mannheit nun bey Weibern eingezogen?
Wird etwa die Gefahr bey ihnen nicht erwogen?
Als deine Jünger sich gesampt davon gemacht,
Da haben sie durchaus an keine Flucht gedacht.
Du wurdest außgeführt, sie sind dir nachgegangen,
Vnd haben nichts gescheut die Schwerdter und die Stangen,
Die Lieb und Trew zu dir hat, dünckt mich, dieß gethan,
Die siehet weder Angst noch Furcht des Todes an.
Auch jetzund lässet sich ihr Fleiß nicht gnugsam schawen?
Sie schlagen die Gefahr, die öde Nacht, das Grawen
Behertzet in den Wind, der Römer starcke Hut
Vnd ihre Frechheit bricht durchaus nicht ihren Muth.
Sie haben über das aus sonderlichen Trewen
Sehr thewer eingekaufft die besten Specereyen,
Vnd nichts an dir gespart, O selig ist die Hand
Die ihr Vermögen Gott zu salben angewand!
[453]
Wiewol die Einfalt hie die Koste muß verlieren,
Was suchen sie, O Herr, an dir zu balsamieren,
An welchem nichts durchaus verwesen kan noch sol:
Denn heilig ist dein Leib und aller Gottheit voll!
Doch meinen sie es gut, die Vnschuld ist zu preisen,
Der Menschen Liebe kan sich reiner nicht erweisen,
Die aushält, und nicht mit, wenn wir gleich sterben, stirbt,
Vnd erstlich nach dem Tod ihr wahres Lob erwirbt.
Will ihre Glut nicht hie den kalten Stein durchdringen?
Ja ihre Hoffnung ist auch selbst den Tod zu zwingen:
Wie früh sind sie heraus? kein Seumnis hält sie ab,
Ihr Kummer und Gespräch ist das verschlossne Grab.
Jedoch kein Stein und war er selber die Pirenen
Scheint ihnen groß, voraus Marien Magdalenen,
Die, Herr, zu dir fast mehr als Helden-Glauben hat,
Durch welchen sie zuvor dir so viel gutes that.
Denn ob sie dich auch gleich begraben hat gesehen,
Wil ihr es doch nicht ein, es sey umb dich geschehen,
Sol, spricht sie bey sich selbst: der lieb' und fromme Mann,
Für dem die Vnschuld nicht des Tadels frey seyn kan,
Der sich so hertzlich hat der Sünder angenommen,
Durch den so grosses Heil den Jüden ist gekommen,
Der allzeit von sich gab der Gottheit hellen Schein,
Sol, sag ich, dieser hin und gantz verdorben seyn?
Ich hab' aus seinem Mund' es offt genug verstanden,
Nach diesem Leben wär' ein bessres noch vorhanden.
Es sey dahin gestellt, wenn alles ungestüm
Der Hellen sich gleich regt, ich lasse nicht von ihm:
Erst sieht sie, ob sie dich auch herrlich gnug begraben,
Sie mercket wo und wie sie dich geleget haben,
Sitzt gegen über stracks und rahtschlägt bloß dabey,
Wie umb den dritten Tag dir beyzukommen sey.
Vnd als sie nun den Stein schon abgewältzet schawen,
Du aber bist nicht da, beginnt sie mis-zu-trawen,
Weint draussen sehr, und spricht: O welche böse Hand
Hat meinen Herren mir doch so geschwind entwand?
Wo ist mein Auffenthalt? ich bin ihm nachzueilen
Bereitet, keine Glut, kein Schwerd sol mich verweilen,
Auch seh' ich ihn hinfort nicht mehr in diesem Licht,
Wenn ich ihm nur zuletzt erweise diese Pflicht.
Sie kan des Engels Spruch sich nicht bedeuten lassen,
Vnd weiß das Wort: er ist erstanden, nicht zu fassen.
Du selbst, Herr, schertzest sie, wirst ihr ein frembder Mann,
Sie spricht und redet dich für Josephs Gärtner an:
Entdeck uns, Herr, hast du ihn sonst wo hin getragen,
Daß ich ihn holen mag, verzeuch nicht es zu sagen?
[454]
Wie daß dein Hertz so lang sich gegen sie enthielt',
Es wird mit Kindern, Gott, in Warheit so gespielt.
So kunte Joseph auch lang in Begierde brennen,
Eh' er den Brüdern sich gab klärlich zu erkennen.
Dieß thust du noch anjetzt wenn du die deinen übst,
Vnd dich in ihrer Noht nicht zu erkennen giebst.
So bald sie aber hört dich ihren Nahmen sprechen,
Vnd dein Erkäntniß nun nicht länger kan gebrechen,
Du machest selbst dich ihr durch deine Stimme kund,
Wie wird ihr kranckes Hertz von aller Pein gesund!
Rabbuni, hebt sie an! mehr kan sie nicht für Frewden,
Die unverhofft und gantz vermischet sind mit Leiden,
Wie nach dem Sturm zur See, wenn bald die Sonne lacht,
Der Wellen Grimm nicht stracks gewünschte Stille macht.
Wie möchte sie so gern dir bieten tausent Küsse,
Als sie zuvor gethan, da sie dir deine Füsse
Mit vielen Thränen wusch, und ihr betrübtes Har,
Für allen Tüchern, wehrt sie abzutrucknen war.
Sie muß auff dein verboht es dieß mal lassen bleiben.
O wer kan ihre Frewd im Hertzen gnug beschreiben?
Wer ihre Gnüg und Rhu? wie lacht ihr süsser Mund,
Wie freudig thut sie dieß den andern Jüngern kunt!
Weg mit der Erden Lust, und allen schnöden Dingen,
Mit Venus, Tantz und Wein, mit Seiten-Spiel und singen,
Durch welcher Güte sich manch guter Mensch verdirbt,
Daß er noch Jüngling grawt, und eh sein Tod kömpt stirbt,
Die nirgends lauter seyn, nie lange können wehren,
Vnd sich im Augenblick in tausent Leid verkehren,
Die eine Wasserblaß, ein Dampff, ein schneller Wind,
Ein Ball, ein Mährlein, Traum, Schnee, Rauch und Schatten sind.
Die frewd in Gott besteht, kan mit der Zeit nicht fliehen,
Nicht Mißbrauch, Vnlust, Gram und Eckel nach sich ziehen,
Sie ist mit Eitelkeit mit nichten unterbawt.
Wenn alles dies vergeht, was unser Auge schawt,
Vnd dieser Erden Pracht sein Ende hat genommen,
So wird erst diese recht zu ihren Kräfften kommen
In deiner Lieb', O Gott, all' Augenblick vernewt,
Vnd in die wette stehn selbst mit der Ewigkeit.
Was thut dein Petrus denn? wie ist doch ihm zu muhte
Bey deinem Tod, O Herr? kömpt ihm es auch zu gute,
Dieweil er dich verneint, sich über dir verflucht,
Als er wird umb Bericht von wegen dein ersucht?
Er hat es gleichwol fast nicht gröber können machen,
Ihm war dein Lebenslauff, dein Wandel, deine Sachen
Für allen Jüngern kunt, er hatte selbst gesehn
Was je von Thaten war durch deine Krafft geschehn.
[455]
Ist auff des Thabors Höh selbst vierdter mitgenommen,
Vnd hat, wie der Thisbiht und Moyses zu dir kommen
In einer Wolck, erkant, der Stimmen Schall gehört
Sampt allem was dich da vom Himmel hat geehrt.
Er wolte dir sich trew biß in den Tod erweisen,
Für allen standhafft seyn; darnach schreckt ihn kein Eisen,
Kein Hencker, kein Tyrann, nein, sondern eine Magd
Als er von wegen dein wird etwas hart gefragt,
Er kenne deiner nicht. Hast du nun, Peter, dessen,
Von dem du selbst bekant, er wäre Gott, vergessen?
Der auff der wüsten See als auff dem Lande gieng,
Vnd als die Fluth dich wolt' ersäuffen, dich empfieng,
So bald der Hahn beginnt zum dritten mal zu krähen
Vnd du ihn hast darauff erbärmlich angesehen,
So bald erkennt er auch die grausam' Vbelthat,
Geht stracks hinaus und sucht in heissen Thränen Raht,
Der ihm auch eilends wird. Die Rew ist hoch zu schätzen
Für allem was man kennt, sie einig kan ersetzen,
Was unser böses Fleisch durch Boßheit wieder reisst,
O selig ist wer sich auff diese Kunst befleisst,
Vnd nicht thut wie Pilat der sich meint rein zu waschen
Mit Wasser; keine Laug wie scharff sie ist von Aschen
Vnd keine Seiffe, ja kein Strom, kein Ocean
Thut, was die thewre Fluth der Busse hie gethan.
Das wasser, so das Weib hat auff dein Haupt gegossen,
War nicht so wehrt als das, so häuffig kam geflossen
Aus ihren Augen her, das führte, Herr, die Krafft
Die deine damals zwang und nicht der Narden Safft.
Wie ist er nach der Zeit bekümmert deinet halben?
Wie umb die Weiber her als sie dich wollen salben?
Er kucket in das Grab, er geht bald da bald hier,
Trit den und jenen an aus Zuversicht zu dir.
Du nimmst auch seiner war, und lässest ihm dein Leben
Für andern die du liebst bald zu verstehen geben
Durch deine Magdalen', und dieß ist dir gemein,
Wer gläubig dir vertrawt muß nicht verlassen seyn.
Wie ist die Zeitung nun so tröstlich seinem Hertzen
Auff seine Missethat, auff die gehabten Schmertzen?
Indem er sich vor dir der Straffe wegen schewt,
Muß er der erste seyn den dieser Sieg erfrewt.
Fort, Peter, thu dir wol, nun ruhet dein Gewissen
Vnd wird nicht mehr von Rew, nicht mehr von Angst gebissen,
Der Herr ist dir versühnt, er hat mit dir Gedult,
Vnd schätzt die Busse mehr als alle deine Schuld.
Laß deine Brüder auch die grosse Frewd empfinden,
Sie sollen sich getrost der Furcht und Sorg' entbinden,
[456]
Daß sie geflohen seyn, des Herrn Sieges-Pracht
Hat' ihr' und deine That und alles gut gemacht.
Maria der das Schwerd ist durch das Hertz gedrungen,
Die lange gnug mit Gram und Kummer hat gerungen,
Sey nun einmal der Rhu und wahren Trostes voll
Den keines Wetters Last hinfort betrüben sol.
O Frewde die sie nun an ihrem Sohn wird haben!
Dem sie gesehen hat die Hände durchgegraben
Vnd an das Creutz erhöht, fährt nun mit Ehr und Schein
Ein Siegs-Fürst über Hell' und Sünd und Tod herein.
Er machet daß sie wird sehr hoch gepriesen werden,
So lang der Sonnen Rad jagt umb den Kreiß der Erden,
Daß weder Sarai sich ihr vergleichen thar,
Noch die, so, Amram, dir den grossen Sohn gebahr.
Sey froh du kleiner Hauff, jetzt kanstu dich bescheiden
Des allen, was der Herr von seinem Tod und Leiden
Vnd aufferstehn gesagt, es müste vor geschehn
Was der Propheten Zahl von ihm im Geist gesehn,
Vnd nachmals würd er erst in seine Herrschafft gehen,
Dieß seht ihr nun mit That an ihm erfüllet stehen,
Heut ist der wehrte Tag, heut ist die schöne Zeit
In der er völlig tritt in seine Herrligkeit.
In diesem Reich seyd ihr nun seine Mitgenossen,
Nicht welches Canaan mit Gräntzen hält umbschlossen,
Vnd jetzt das stoltze Rom durch seine Pfleger schätzt,
Vnd durch der Waffen Zwang in strenge Dienste setzt:
Sonst hätte diesen Feind zum Land hinaus zu schmeissen
Der Himmel nicht gedurfft noch erst sich zu zerreissen,
Es hätte nicht noch erst erfordert Gottes Sohn,
Nein, hierzu wäre gnug gewest ein Gideon,
Ein Jeptha, Athniel, ein Simson und dergleichen,
Auch eine Debora, der Jabin muste weichen
Ob er gleich Sisseram mit eisern Wagen schickt,
Davor der Thabor bebt, und Kisons Bach' erschrickt.
Sich aber an dem Tod und an der Hellen rächen,
Ihr Reich zerstören, sie sampt aller Macht zerbrechen
Vnd uns ein armes Volck befreyt von Fluch und Bann
Versetzen wiederumb in unser Canaan,
War keines Menschen Werck, Gott must' es selbst verrichten,
Must' unser Bruder seyn und unsre Sachen schlichten,
Das numehr, Gott sey Lob! durch seinen Sieg geschehn,
Vnd darumb könnet ihr nicht weiter trawrig sehn.
Kompt eilends, findet euch aus ewrer Flucht zusammen,
Schawt wir entbrennen auch mit euch in gleichen Flammen,
Vnd wollen durch die Glut der Andacht bey euch stehn,
Vnd ihm mit Palmen-Laub' im Sieg entgegen gehn,
[457]
Vnd hertzlich seyn erfrewt. Die Helle mag erbeben,
Der Tod entsetze sich, die Priesterschafft daneben
Die über newem Raht anjetzt zusammen leufft
Vnd Christum und ihr Heil mit Gelde von sich käufft;
Doch können sie den Mund der Warheit so nicht schliessen,
Das beste welches wir in diesem Leben wissen,
Vnd alle Kunst beschämt, ist blohs daß du, Herr Christ,
Ein starcker Sieges-Held vom Tod' erstanden bist.
Laß aller Wissenschafft und Weißheit Gut verschwinden,
Wenn wir in dieser Kunst uns nur gelehrt befinden,
Sie bleibt uns doch zu hoch, ob gleich die stoltze Welt
Sie und dein Creutz dazu für lauter Thorheit hält.
Gieb du uns nur darein Begierde zuzunehmen,
Daß wir die böse Lust durch ihr Erkäntniß zähmen,
Denn dein Erstehung scheint doch dahin bloß zu gehn,
Daß wir von unserm Fleisch und seinem Tod erstehn.
Wer sich der Sünden Tod noch stets wil halten lassen
Hat deiner Wiederkunfft sich wenig anzumassen,
Vnd wer den Lüsten dient und wandelt nicht im Liecht
Des Geistes der begreifft noch dein' erstehung nicht.
Hilff daß wir täglich uns in wahrer Busse kräncken
Vnd also an das Creutz den alten Adam hencken,
Der in der Finsterniß der Hellen-werck volbringt
Vnd mit dem schwachen Geist ohn ablaß sorglich ringt.
Laß uns durch deinen Sieg im Sieg und oben schweben,
Vnd dir ergeben seyn in einem newen Leben,
Thu allezeit von uns den Wust der Sünden ab,
Denn deine Tücher auch behält das finstre Grab.
In dessen sey gegrüsst, du grosser Schlangen-tretter,
Der Finsternissen Pest, und deiner Schar erretter!
Du hast das Paradieß uns wieder auffgethan,
Vnd bist uns selbst hinein die Leiter, Thür und Bahn.
Du bist mit deiner Krafft vor uns her durchgebrochen,
Wir dringen immer nach biß das wir durchgekrochen
Vnd sämptlich bey dir seyn, hast uns des Grabes Wust
Gemacht zum weichen Bett' und süssen Schlaffes Lust.
Wer nur aus einer Grufft sein Haupt empor kan bringen
Der weiß mit seinem Leib auch leichtlich nachzudringen,
Nun unser Haupt bist du, erstehst, und zeuchst gemach
Vns deines Leibes Theil und wahre Glieder nach
Volkommen wie wir sind, mit dieser Haut umbgeben,
Ohn was von Sünde war, und nicht in jenes Leben,
Das rein und heilig, taug. Wir gehn verweßlich ein
Vnd werden ohn verderb und unverweßlich seyn.
Wir sehen heßlich aus, wenn wir von hinnen gehen,
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Vnd werden angenehm und herrlich aufferstehen,
Wir werden schwach und schlecht den Schatten eingebracht,
Vnd sollen seyn begabt mit Krafft und grosser Pracht.
Man säet unsern Leib natürlich in die Erden
Der doch in Geistlicheit sol aufferwecket werden;
Mit dem bescheid, ihr Würm' und alles komm' heran,
Was mich zu kleinem Staub' und Asche machen kan!
Was Christus ihm von mir durch seinen Sieg erworben
Wird bleiben, wär' ich auch gleich tausentmal gestorben,
Davor von mir und sonst von allen ingemein
Dir, Gott, in Ewigkeit sol Danck und Ehre seyn.
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Geistliche Lieder. Trostgedichte.. Lobgesang Jesu Christi. Lobgesang Jesu Christi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6775-B