[198] [202]An Bluhm zum Namenstage seiner Frau Sybilla

Herr Heinrich Albert, ich, Herr Fauljoch und darneben
Herr Robertin, sind heut entschlossen recht zu leben,
Und zwar bey euch, Herr Bluhm, als dem nichts liebers ist,
Denn daß man ohne Scheu, ohn Heucheley und List
Auf diesen Tag zu euch mag vor die Pfanne kommen
Und thun, was Redlichkeit und wahre Treu der Frommen
Zu thun erlaubet hat. Herr Robert, unser Hertz,
Bringt weise Tischgespräch, Herr Fauljoch treugen Schertz,
Herr Heinrich lässet wo ein Instrument herholen
Und spielet uns was auf. Ich streich auf der Violen,
Der Endschaft meiner Pein und Mutter meiner Ruh,
Und hätt ich eine Stimm, ich sing auch wohl dazu.
Wir Armen, die wir hier das Elend müssen bauen,
Was sind wir, wenn wir nicht einander wolten trauen
Und gute Freunde seyn. Die stets nur vor sich hin
Und Menschen-scheue sind, was thun die ihrem Sinn
Vor Leid und Pein nicht an! Sie haben sich verziehen
Des Rechtes der Natur, die anfangs uns verliehen
Vnd noch will, daß ein Mensch den andern suchen soll,
Mit welchem er, es geh ihm übel oder wohl,
Zusammenhalten mag. Wir sehen an den Sternen,
Wie daß sie Freunde sind. Die Wolcken ziehn von Fernen
Wie in Gesellschaft fort, die schnellen Fisch im Meer,
Die Vögel in der Luft beschließen auch ein Heer
Und streichen also hin, das Wild geht in den Wäldern
Gepart in großer Zahl, das Horn-Vieh auf den Feldern
Kan niehmals eintzeln seyn; der Mensch entschläget sich
Der Güter oft, wozu Gott ihn und mich und dich
Gar weißlich hat gemacht. Laßt uns zusammenhalten,
So wird die Freude mehr, das Unglück minder walten,
Als wo man einsam ist. Was aber fällt mir ein?
Wenn kommt Sybillen Tag? Ihr müsst gebunden seyn.
Frau Bluhmin, morgen will sich euer Fest ansagen,
Der Tag, an welchem ihr sollt dieses Bändlein tragen,
An Zier und Ansehn schlecht, doch wenn ihr wissen wollt,
Das Band ist unser Hertz, der Will in uns das Gold,
Das reinlich gläntzet trotz den köstlichsten Metallen
Und was dem Auge schön auch sonsten mag gefallen.
Nehmt dieses so vorlieb und tragt es unbeschwehrt:
Wer Tugend liebt, hat nie ein besser Band begehrt.

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TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Weltliche Lieder. Hochzeitsgedichte. An Bluhm zum Namenstage seiner Frau Sybilla. An Bluhm zum Namenstage seiner Frau Sybilla. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6801-B