Thamar

Es ritt ein Ritter über die Heide,
Sein Blick war tief und ernst sein Gesicht:
Da hört' er schrei'n wie in tödlichem Leide,
Er jagte herzu an den Buschwald dicht.
Dort hatten gebunden drei böse Schächer
Ein Mädchen in buntem, fremdem Gewand:
Hoch blitzte sein Schwert und sie flohn vor dem Rächer
Und er sprang vom Roß und zerschnitt ihr Band.
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»O Ariël, Asraël, Bote der Sterne,
O laß mich im Staube zu Füßen dir ruhn,
O nimm meine Seele: wie gäb' ich sie gerne!
Gebeut und befiehl, was soll Thamar tun?«
Wie blitzet das Auge, das dunkle, so mächtig,
Wie wallet das schwarze, das bläuliche Haar,
Wie erglühen die Pfirsichwangen so prächtig,
Wie woget die Brust ihr so wunderbar!
Lang ließ er den Blick auf dem schönen Haupte
Und flüchtig auch die Rechte ruhn: –
Dann wandt' er sich um, wo sein Rappe schnaubte:
»Zieh' hin und vergiß mich: – das sollst du tun.«

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Dahn, Felix. Gedichte. Balladen. Zweites Buch. Thamar. Thamar. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6858-9