[297] Wallada

1. Klage

Der Herbstwind braust, der Nebel zieht,
Das Buchlaub fällt, die Schwalbe flieht –:
O wie schaurig, frostig und trübe! –
Wo weilt der Geliebte? Wann hallt sein Gang
Die Heide, die Düne, die Klippen entlang?
Weine, ja weine, Wallada!
Sie sitzt am Geklipp, so einsam, so weh,
Sie blickt in die graue, die grausame See,
Vergessen, verlassen, verloren:
Da sah sie zum letzten sein fliegendes Boot:
Gefangen? – Versunken? – Treulos? – Tot?
Weine, ja weine, Wallada! –
2. Erlösung

Der Lenzwind rauscht, der Himmel glänzt,
Was wallt in die Bucht, maikranz-bekränzt?
Ein Schiff mit purpurnem Segel!
Was tönt so laut das Siegeshorn?
Was steht so stolz am Bugspriet vorn?
Jauchze, ja jauchze, Wallada!
Nicht gefangen, versunken, treulos, tot!
Nein, König Haralds Schwanenboot
Holt, hochgeschmückt zur Brautfahrt,
Dich fort vom Geklipp, von der Einsamkeit:
Die Hochzeitfackel leuchtet weit:
Jauchze, ja jauchze, Wallada!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Dahn, Felix. Gedichte. Balladen. Erstes Buch. Wallada. Wallada. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6898-C