Romanze des Gefangenen

Hoch ob meinen Gitterstäben
Seh' ich rasche Vögel schweben,
Meergewohnte Möwenbrut:
Und sie scharen sich im Kreise
Und sie rüsten sich zur Reise
Nach des Nordmeers ferner Flut.
Ach! wie oft sah ich sie horsten
In Altenglands dunkeln Frosten,
An des Humber grünem Strand,
Wann ich ritt zu froher Beute,
Laut umtost von Roß und Meute
Und den Sperber auf der Hand.
In den Wald entflog der Sperber
Und die Mähne hängt der Berber
Und die treue Rüde klagt:
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Doch es jubeln die Barone:
Nach des Langverschollnen Krone
Wird manch' kühner Griff gewagt.
Rasche Vögel, auf, von dannen!
Wo in dunkelgrünen Tannen
Ruht ein stilles Königshaus, –
Dort an eine Frau vielsüße
Richtet tausend, tausend Grüße
Vom gefangnen König aus.
Hört ihr dann zum Trost der Schönen
Eine helle Stimme tönen,
Ruft dem Troubadour: »Halt ein!
Blondel, laß die holden Weisen:
König Richard liegt in Eisen,
König Richard harret dein!«

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Dahn, Felix. Gedichte. Balladen. Zweites Buch. Romanze des Gefangenen. Romanze des Gefangenen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-68CA-B