[Tief um Mitternacht - ich ruhte]

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Tief um Mitternacht – ich ruhte
Lange schon auf meinem Lager –
Da begann es schön zu spuken,
Da – ich hatt' es nicht erwartet –
Stellte sich das holdeste
Der Gespenster bei mir ein.
Mit Gelächter und Gesange,
Schelmischen, verliebten Auges,
In der Rechten einen Becher,
Trunkne Gluthen auf der Wange,
Nahte meine traute Wonne,
Setzte sich an meine Seite,
Faßte mich bei meinem Arme,
Neigte sich mit ihrem Munde
Meinem Ohr und rief hinein:
»Schläfst du schon, mein fauler Alter?
Mußt du schon so frühe sinken?
Hast du keine Lust zu trinken,
Hast du keine Lust zu küssen?
Werde doch ein wenig munter,
Koste diesen Becher Wein!«
Wenn der Sofi, dem ein Nachttrunk
Dieser Art wird zugetrunken,
Nicht den Wein anbetet, ist er
So beseelt, wie todte Klötze,
So lebendig, als ein Stein.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Daumer, Georg Friedrich. Gedichte. Hafis. Hafis. [Tief um Mitternacht - ich ruhte]. [Tief um Mitternacht - ich ruhte]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-7028-1