Wintersonne

Es geht ein Licht vom Himmel wie Rosenmilch. Geht durch die leeren Bäume über den Schnee, über das Schilfdach einer Hütte, über einen kauernden blauen Mann und eine gelbe ziehende Herde.

Der Schnee in blauen Scherben auf dem Hüttendach, um die Hütte in gelben Meerschaumwellen. Vergißmeinnichtblüten und Rosa in den Schneegruben. Der Schnee knistert fiebernd wie Seide. Seiden die Luft, goldweiß und goldrosig gestrählt.

Opalfarben schweben über den Schnee, kaum hörbar, zart wie der Atem der Perlen.

Aber über allem bricht rauschend das Licht im Duftguß aus weißem Kern. Steht in weißem Rosa und höher Gold, blasses Silbergold, und blüht entfaltet wie eine Blume.

Es wird lebendig der Schnee. In blauglimmenden Schatten steigen Flammen und aus Kristallbrüchen[40] Gase, blaue und rosige weiten die Luft. Mit ihnen summende violette Dämpfe, rauschen unter der Hütte, saugen sich im Baumgeäst hoch. Die kahlen Bäume stehen in der Luft, wie die rosigen Adern auf durchsichtigen Blütenblättern.

Es geht aus allem eine nadeldünne Kühle, eine streichelnde Weichheit, wie die Schiller auf kühlen Muschelschalen und Perlmutter.

Der blaue Mann steht gebeugt im Licht. An ihm vorbei zieht die Schafherde aus der Hütte und breitet sich über den Schnee.

Es geht warmer Lichtfriede über den kalten Schnee. Auf Engelfittichen eine kinderlallende Andacht. Im schmeichelnden Gießen von Düften das Entfalten einer Taube auf rosigem Silbergrund. Das wispernde Beten ganz kleiner runder Engel mit Veilchenaugen und Blütenstaub im Haar und Daunenflügel am Nacken. Und Musik von elfenbeinernen Harfen.

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TextGrid Repository (2012). Dauthendey, Max. Gedichte. Ultra Violett. Einsame Poesien. Wintersonne. Wintersonne. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-71F8-5