[121] [123]Der Metzgerlehrling Paul

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Schön und nicht nur obenhin
Schien dem Paul die Metzgerin.
War er auch der Lehrling nur,
Trug er doch schon Schnurrbartspur.
An der blut'gen Schlächterbank
Machten ihn zwei Augen krank.
Schlug er Kälber ins Genick,
Leicht trug er den Todesblick.
Doch das Aug' der Metzgerfrau
Machte ihm den Blick voll Tau.
Und der Schleifstein fiel ihm hin,
Dran ers Messer sollt' abziehn.
Eingeweid' kroch um ihn her,
Kalb und Schwein verwechselt er.
Sieht die Metzgerin ihn an,
Unser Paul gleich sterben kann.
Und mal, mittags war's, im Laden
Seine Lehrlingskameraden
Neckten ihn: er wär' wie Teig,
Und vielleicht im Grunde feig.
Sie saß grade an der Kassen,
Und der Paul, er mußt' erblassen:
»Wollt Ihr einen Spaß schnell sehn?«
Rief er, tat das Messer drehn.
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Stieß sich's bis ans Heft ins Herze
Und fiel um, bleich wie 'ne Kerze.
Denn er wußte schrecklich gut,
Nur der Tod beweist den Mut.
Was half's, daß die Metzgerin
Tausend Schreie schreit um ihn!
Nichts mehr seine Leiche rührte,
Wenn er's noch so gern auch spürte.

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TextGrid Repository (2012). Dauthendey, Max. Gedichte. Neun Pariser Moritaten. Der Metzgerlehrling Paul. Der Metzgerlehrling Paul. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-738D-7