Gestern und heute

Ach, gestern schossen sie hier voll Wut.
Die Bäume stehen bespritzt mit Blut.
Was tun sie heute? Was tun sie dort?
Sie gehen im Gras umher ohne Wort,
Den Helm im Nacken, sie stehen gebückt,
Soldat bei Soldat heut Blumen pflückt.
Heut grub man den tapferen Toten das Grab,
Heut senkt man sie blumengeschmückt hinab.
[478]
Nicht eine Hand heut ans Töten denkt.
Sie sind ins Blumenpflücken versenkt.
Der Fluß geht vorsichtsvoll, nicht hart,
Und Wiesenhalme umwehen den Bart.
Sie pflücken alle. Sanft pflückt die Hand,
Die gestern nur Zeit zum Töten fand.
Und bald vielleicht liegt still und starr
Dieselbe Hand in der Blumenschar.

(Garoet 1915)

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Dauthendey, Max. Gedichte. Des großen Krieges Not. Kriegsgedichte und Lieder der Trennung. Kriegsgedichte. Gestern und heute. Gestern und heute. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-78EE-9