Venus Excelsior:
Ich träume oft von einer bleichen Rose.
Hell ragt ein Berg; sie blüht in seinem Schatten,
zum fernen Licht aufschmachtend mit dem matten
Traumblumenblick aus ihrem dunklen Loose.
Dann bangt sie mich; tief stockt mein Schritt im Moose.
Doch weiter muß ich, muß das Ziel erreichen,
den Gipfel mit den immergrünen Eichen;
so steh ich schwankend zwischen Berg und Rose.
Denn wie sich auch mein Fuß bemüht zu kämpfen,
ich kann die süße Sehnsucht nicht mehr dämpfen,
aus ihrem Kelch den edlen Duft zu schlürfen.
Da –: Flügel –: frei! – und an der Brust die Blume!
Schon naht der Hain mit seinem Heiligtume,
[48]wo auch die Rosen immergrünen dürfen.
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Aller Wunder wundersamstes,
wie ergründ'ich dich, du Macht,
die du uns den Lichtweg bahntest,
Seelenwelt, gehüllt in Nacht!
Du, o Du, welch Flehn, welch Stammeln
doppelter Bewältigung:
Seel in Seele stürzt zusammen,
Dämmerung in Dämmerung.
Seele, Seele, wie entbrannten
angstvoll dein und mein Gesicht,
bis wir ahnten und erkannten:
aus der Dämmerwelt wird Licht!
Fremde Seele, mir erzitternde,
mir aus all der Seelen Schaar,
Welt, die meine Welt erschütterte,
mich verwandelnd ganz und gar,
[49]
bis aus unserm bangen Bunde
auch das letzte Staunen wich –
ja, noch lebst du mir im Grunde,
lauschend, wie dein Blutgeist mich
aus dem Körperbann der Erde
los und in ein Lichtreich rang,
wo wir stammelten: es werde!
wo auch mein Blut in dich drang,