[107] Und dennoch!

Und bist vom auserwählten Stamm
und liebst dein Volk und uralt Blut,
und fast wie Haß ist deine Glut
für deinen schwer gequälten Stamm;
und träumst von euerm Sinai
und der nur Euren Himmelsnäh',
und stehst wie Mose vor Jahwäh
und stehst und schwörst: ich wanke nie.
Und dennoch kam in deinen Mund
das Wort, das einst am Jordan klang;
da rang ein Mensch mit sich – und rang
sich weinend los vom alten Bund
und sprach, indeß sein blutend Herz
aus Schauern schwer gen Himmel stieg:
Nur dein Entsagen ist dein Sieg,
und eins und gleich ist Aller Schmerz.
Wie kam es doch, das Wort der Qual,
des Menschensohnes Siegesnot,
auf Deine Zunge – sein Gebot:
»Sei stark, zerbrich den Trieb der Wahl!«
und liebst ein auserwähltes Volk
und fast wie Haß ist deine Glut?!
Und siehe, um dich rauscht Ein Blut:
der Menschen schwer gequältes Volk ...

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TextGrid Repository (2012). Dehmel, Richard Fedor Leopold. Gedichte. Aber die Liebe. Und dennoch!. Und dennoch!. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/