[81] Heimweh in die Welt

Blieb es doch so lang' vor Liebe stumm;
kann ich doch mein Herz, mein Herz nicht töten.
War ich Dein, nur Dein in Glut und Nöten;
weißt warum?
Weil mein Herz so wild;
weil es Meere braucht,
wenn der Sturm ins Blut mir taucht;
weil es Deine Tiefen so gefühlt.
Doch wenn nun der Frühling wieder sprießt,
o ich fühl's, ich fühl's, so stumm ich blieb,
und im warmen Sturm der junge Trieb
schwillt und schießt:
wird mein Herz so wild,
weil es Meere braucht,
wenn der Sturm ins Blut mir taucht,
weil es so in alle Weiten fühlt.
Hast es doch gewußt. Es war im Mai:
als der schreckende Blitz uns rot umlohte,
als ich meinem Bruder Donner drohte,
wild und frei:
gabst mir deine Hand,
mein in Glut und Schmerz,
sankest mir ans junge Herz,
unten tief das ferne deutsche Land.
[82]
Und wenn nun der Frühling blühen will
und die wilden Blitze wieder glühn
und im Sturm die Meere wieder sprühn:
dann, oh still!
gieb mir deine Hand,
Einmal noch ein Schmerz,
Einmal noch ein deutsches Herz.
dann – leb wohl, mein Weib, mein Vaterland.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Dehmel, Richard Fedor Leopold. Gedichte. Aber die Liebe. Heimweh in die Welt. Heimweh in die Welt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/